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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint . . . „ e «b-nnement iSesirk -es Amtsgerichts Cibenßock »WL sertionSprei»: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- ZeilelOPf und dessen Amgekung. P°st-nst-ltew Verantwortlicher Redakteur: E. Hanvebohn in Eibenstock. 41. Zayrgaug. —— S8. Dienstag, den 21. August L8S4. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Müllers und Oekonoms tzmmsaiiel in Sofa ist in Folge eines von dem Ge ¬ meinschuldner gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvcrgleiche Bergleichstermin auf den 3. Seplemöer 1894, Vormittag 9 Mr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst anberaumt. Eibenstock, den 18. August 1894. 8 t « «K» , stellvertr. Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Bekanntmachung. Verordnungsgemäß ist die Abhaltung von Kinderfesten an öffent lichen Orten, gleichviel, von wem solche veranstaltet werden, ferner die Betheil igung von Schulkindern an den öffentlichen Festen Erwachsener, namentlich aber an solchen Festen, die gleichzeitig mit Tanzvergnügen in dem selben Grundstücke verbunden sind, in Zukunft in jedem Falle von der vorherigen Genehmigung der Bezirksschulinspektion, beziehentlich wenn diese Feste mit öffentlichen Auf- und Umzügen verbunden sind, auch von der Erlaub- nitz der Polizeibehörde abhängig Wir machen dies mit dem Bemerken bekannt, daß die Veranstaltung von Schulkiuderfestcn ohne die erforderliche vorgängige Genehmigung der vorgenann ten Behörden, sowie Zuwiderhandlungen gegen die Erlaubnißbedingungeu oder gegen etwaige Anordnungen bez. Verbote der Aussichtsbcamten an den Veran staltern rc. mit Geldstrafe bis zu 60 M. oder entsprechender Haft bestraft werden. Eibenstock, den 17. August 1894. Der Rath der Stadt. I»r. Körner. Gnüchtel. Französischer Rationalcharaktcr. Au« Anlaß de« Besuches, den der Deutsche Kaiser jüngst der Exkaiserin Eugenie gemacht hat, erschien in der „Kölnischen Zeitung" ein Artikel, in welchem dieser Schritt u. A. als ein neues bedeutende« Moment zur Versöhnung mit Frankreich gepriesen wurde. Diesen Auslassungen de« rheinischen Blattes treten die, bekanntlich ab und zu vom Altreichskanzler in- spirirten „Hamburger Nachrichten" in folgender sicher lich sehr beachtenswerthen Weise gegenüber: „Die menschlich schönen Empfindungen, welche in den hier angeführten Handlungen ihren Ausdruck finden, haben auf allen Seiten mit Recht Anerkenn ung hervorgerusen; aber wir glauben, daß die „Köln. Ztg." Unrecht hat, wenn sie meint, der deutsche Kaiser und König von Preußen könne irgendwo als „Enkel der Königin von England", als „englischer Offizier" erscheinen. Nach unserer Ansicht ist dies mit der Stellung und Würde eines deutschen Kaisers und König» von Preußen nicht zu vereinbaren. Deshalb glauben wir, daß die „Köln. Ztg." sich irrt. In der Sache selbst möchten wir davor warnen, die Wirkung kaiserlicher Höflichkeiten auf die Franzosen zu über schätzen. Welchen irrigen Auffassungen die edlen Ab sichten des deutschen Monarchen jenseits der Vogesen ausgesetzt sind, dafür war der Satz charakteristisch, den nach der Begnadigung der in Glatz inhaftirt ge wesenen französ. Offiziere ein Pariser Blatt schrieb: „Bei dem nächsten nationalen Trauerfall erhalten wir Elsaß-Lothringen zurück." ES liegt im französischen Nationalcharakter, daß hochherzige Handlungen unter Umständen leicht als VersöhnungSbedürfniß aufgefaßt werden, das aus dem Gefühle des Unrecht« oder der Schwäche hervorgehe; dadurch werden die französischen Ansprüche und Erwartungen nur immer höher hinauf geschraubt. Die natürliche Folge ist, daß, wenn dann die Erfüllung auSbleibt, die angebliche Verminderung der Spannung in ihr Gegentheil umschlägt und die Gereiztheit heftiger als je zum Ausdruck kommt. Wir sind der Ansicht, daß selbst wenn der Kaiser offiziell in Paris einen Besuch abstattete und er dort mit allseitigem „Vivo I^'emporeur!" begrüßt würde, dies zu einer Preisgabe der französischen Revanchege danken und des Anspruchs auf Elsaß-Lothringen in keiner Weise führen könnte. Jede andere Minderung der Spannung wäre aber praktisch so gut wie werth- lo«. DaS Hamburger Blatt führt sodann den auch von un» gestern zilirten Wuthausbruch der Pariser „Nation" anläßlich der kameradschaftlichen Begegnung deutscher und französischer Soldaten an der Grenze al« Beweis für die Fortdauer der chauvinistischen Stimmung an der Seine an und fährt dann fort: „Bei aller guten Meinung, die wir von der Höflich keit der Franzosen haben, halten wir e» doch für räth- lich, politische Wechsel auf ihr Konto nicht zu ziehen, sondern die Augen offen und daS Pulver trocken zu halten. ES gehört die volle Unkenntniß der deutsch französischen Geschichte der letzten 300 Jahre dazu, um für glaubhaft zu halten, daß auf dem Wege de» freundlichen Entgegenkommen« zu einer nützlichen und dauerhaften Verständigung mit Frankreich zu gelangen sei. Wir halten die Gesammttendenz der französischen Strömungen nach wie vor für chauvinistisch und Frankreich al« Staat für geneigt, bei jeder sich dar bietenden günstigen Gelegenheit über Deutschland her zufallen. Dies schließt keineswegs vorübergehende Höflichkeiten auS; im Gegentheil. Der Chauvinismus ist eine spezifisch französische Eigenthümlichkeit und durch nicht« zu beseitigen. Die Rolle, die jetzt Elsaß- Loihringen in den französischen Träumen spielt, hat früher die Rhcingrenze inne gehabt und würde sie sofort wieder inne haben, wenn Frankreich in Folge europäischer Umwälzungen Elsaß-Lothringen zurück gewänne. Wir müssen al« Nachbarn Frankreichs auf ein plötzliches Ueberkochen des französischen Topfes jederzeit gefaßt sein; das ist eine Nothwendigkeit, die Deutschland vom Geschick auferlegk worden ist, und es wäre leichtfertig, sich durch rein äußerliche Vor gänge, wie sie die „Köln. Ztg." aufführt, darüber täuschen zu lassen." Hagesgeschichle. — Deutschland. Ob die Meldungen über den Umfang des Anarchistenherdes, den die Berliner Polizei in der Hauptstadt aufgedeckt hat, sich als über trieben ausweisen oder nicht, in jedem Falle ist jetzt auch dem blödesten Auge klar geworden, daß die Gefahr nahe genug liegt, um ihr nicht weiter mit dem ruhigen Lächeln der Negation begegnen zu dürfen. Die Or ganisation ist nicht so unbedeutend, wie mau in der Theorie anzunehmen geneigt war, seit dem Herbst 1893 haben sich anarchistische Lese- und DiSkutirklubs speziell in den Vororten in größerer Zahl aufgethan, besonders werden Weißensee und Rixcorf als günstiger Boden für die Bewegung genannt, und für die Beziehungen, die zwischen den deutschen Propagisten der That und den Pariser Genossen bestehen, giebt es unwiderlegbare Zeugnisse. In Altona sollte am letzten Sonntag ein neuer Anarchistenklub gegründet werden, in Halle a. S. ist seit längerer Zeit eine lebhafte Agitation im Zuge, die Verhaftung de» Anarchisten Bender, der speziell für Mitteldeutschland „wirkte," hat darüber bestimmte Beläge geliefert. In Süddcutschland wie im Westen hat sich auch die Uniwandlung sozialdemokratischer Klubs in anarchistische Gesellschaften ganz offen vollzogen, so bei dem Klub „Vorwärts" in Mannheim. Jedenfalls ist der Zweifel darüber gewichen, daß die Anschauung, bei uns sei die Gefahr vorläufig nur einer akademischen Erörterung Werth, endlich beseitigt werden muß. — Berlin. Der Kaiser hat sich nach einer Zusammenstellung des HofberichtS innerhalb Jahresfrist, seit dem 1b. August v. I., an welchem Tage die Herbstparade de» Gardekorps auf dem Tem pelhofer Felde bei Berlin stattfand, bis einschließlich 14. August d. I. an 166 Tage in Berlin oder im Neuen Palais bei Potsdam aufgehalten, während die übrigen 199 Tage für Reisen in Anspruch genommen worden sind. Die Reisen wurden theil» zum Zwecke militärischer Besichtigungen, Beiwohnung von Ma növer» und au» Rücksichten der Repräsentation unter nommen, theil« waren die Abhaltung von Jagden und da» Bedürfniß der Erholung Veranlassung zu denselben. Manöver und dergleichen führten den Kaiser in dem vorgenannten Zeitraum nach Perlcberg, Jüterbog, Salzwedel, Koblenz, Trier, Metz, Straß burg, Karlsruhe, Stuttgart, GünS in Ungarn, Kiel, Wilhelmshaven, zusammen 27 Tage. An Repräsen- lationSreisen in Deutschland kommen in Betracht die Fahrten nach Schwerin zur Denkmalsenthüllung Friedrich Fran; II., Koburg zu den BeisetzungSseier- lichkeiten des Herzog» Ernst, Bremen zur Denkmals feier für Kaiser Wilhelm I., Dresden zum Dienst jubiläum und Geburtstag des Königs, nach Hannover in Gemeinschaft mit der Kaiserin, nach Koburg zu der Hochzeitsfeier deS Großherzogs von Hessen, zu sammen 16 Tage. Der Kaiser jagte bei FriedrichS- moor, Rudow, Mohücz in Ungarn, Herljunza in Schweden, in der Rominter Heide, bei HuberkuSstock, Bebenhausen in Württemberg, in PieSdorf, Kuchelns in Oberschlesien, in der Göhrde, bei Neugattersleben, Springe, Barby, Bückeburg, in Baden, bei Wasungen und schließlich in Pröckelwitz. Einem dreiwöchigen FrühjahrSaufcnthalt in Abbazia mit Fahrten nach Pola, Venedig und Wien folgte im Sommer die Reise zu der Regatta in Kiel, der sich die NordlanvS- reise anschloß. Demnächst folgte der Ausflug nach England, von dem die Rückkehr unmittelbar vor der diesjährigen Berliner Herbstparade erfolgte. Im Ganzen sind durch den Kaiser während der Reisen mit Eisen bahn und Schiff 30,000 Kilometer zurückgelegt worden; die Fahrten von Potsdam nach Berlin, Spandau, sowie die Ausflüge auf den Reisen find in dieser Zahl nicht mit inbegriffen. — Bei der auf den 20. August einberufenen Sitz ung der ReichS-Cholerakommission werden, wie die „Nat.-Z." hört, die Berichte zur Vorlage und Be- rathung gelangen, welche in den letzten Wochen über den Verlauf der Cholera aus dem Deutschen Reiche selbst und aus dem Auslande eingegangen sind. Diese Berichte zeigen, daß von der Cholera eigentlich bedroht nur der Osten der preußischen Monarchie ist; indessen sind auch die bisher von dort gemeldeten Zahlen ver- hältnißmäßig so gering und die dort sofort getroffenen sanitären Maßnahmen haben einer Weiterverbreitung der Seuche bisher so wirksam entgegeugearbeitet, daß zu einer Beunruhigung kein Anlaß vorliegt. Immer hin lassen die eingegangenen Berichte der letzten Wochen, die wir zum Theil bereits mitgetheilt haben, doch er kennen, daß die Erkrankung»- und Sterblichkeit-Ziffern an Cholera eine geringe und langsame Zunahme auf weisen. Namentlich bezieht sich die« auf den Kreis JohanniSburg in Ostpreußen, auf da» Grenzstädtchen Gollup im Kreise Briesen, wohin die Cholera über die russische Grenze eingeschleppt wurde, ferner auf da» Stromgebiet der Weichsel und auf den Netzc-Warthe- Distrikt. An die bedrohten Orte sind bereit» Medi zinalbeamte entsandt, e» sind DeSinfeklionS- und Quarantäne-Einrichtungen getroffen, auch für da» Oder- Gebiet ein Reichskommissar ernannt, kurzum mit dankenSwerther Beschleunigung alle jene Maßregeln getroffen worden, welche sich bei Bekämpfung der Cholera bereit» in den letzten Epidemiejahren bewährt haben. Nächst Rußland kommen für uns in diesem Jahre die Niederlande al» Choleraherd in Betracht. Zwar ist bi» jetzt nur ein vereinzelt gebliebener Cholerasall in Köln vorgekommen, aber bei der stetigen Zunahme der Cholera in Maastricht rc. und bei dem regen Schiffsverkehr mit den Niederlanden dürsten demnächst wohl Abwehrmaßrcgeln auch für die Rheinlande ge boten sein. Wie verlautet, soll demnächst wieder ein