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MsdrufferTageblatt für Mrgerlum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: Lie8gespaltene Nou«zeileL0<r>»ldpscnnig, die I geipallenr Zeiie der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold« Pfennig, die S gespaltene Rcdlamezeile im textlichen Teile 100 Loldpfennig. Rcchwetfung-gedühr 20 Goldpsennig. Vor» geschriebeneErschcinungr« — , .. tage und Platzvorschriste» werde» nach Möglichkeit AerNlvkechLk: Amt TöikSdvUfs Nk. H berücksichtigt. Anzeigen« annahme bi» vorm. Ivuhr - ' — - >> -- — Für die Aichtigdeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radalt-nspruq erlischt, wenn der Betrag drcrch Klage ei»gezoge» werd en muft oder der Auftra ggederin Aondur» gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen ent,ege». Nr 237. — 85 Jahrgang. Telegr Adr: .Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Sonnabend, den s Oktober 1926 Nationale Tageszeitung für die ^andwirlschast, . 5 Uhr für de» «e». Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in »a« ,Wilsdruffer Tagedlau» erscheint täglich ? d,, Zustell»», durch die Bote» 2,M Mk., bei Poftbestellun, d« Geschäftsstelle und den Ausgabestelle» 2M . gebühr. Einzelnummern » Mk. zuzüglich Abtrag. . „„r.r^tt rgr Wilsdruff u. Umgegend Postboten und unsereAus. »Vfg. «ll-Poftanst-lte» Wocyenviokk I»» — u nehme» zu jeder Zeit Be. DIger »»d Geschäftsstelle» mrwalt, Krieg oder so»sti,rrBetriebsstörungen besteht kein Anspruch aus L'eferu», Gellungen greises- — grückseudu»» cingesandtcr Schriftstücke erfolgt nur, wen» Porto veMe,t. Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanutmachunge« der Aurtshauptmannschast Weihen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Raffen. Schiffsunglück im Hafen von Le Havre. Paris, S. Oktober. Am Freitag abend stieß im Hasen von Havre ein französischer Amerika-Dampfer mit dem Schlepp- SG^* „Ursus" zusammen. Der Schlepper wurde in zwei «erissen und sank sofort. 8 Monn der Besatzung ertranken. Herbstkrisen. Langsam sinken die Blätter, gelb und braun gefärbt, von den Baumen, als waren sie es müde geworden, noch Ves hcrchll-qen Sonnenscheins in sich aufzunehmc^ au die Vergänglichkeit alles irdischen ^erdens und Reifens erinnert. Mit der gleichen Punkt- lichkeit, wie wir so vom Sommer Abschied zu nehmen ge- mahnt werden, stellen sich auch diesmal wieder in der Hayen Politik die Krisen ein, die den Übergang zum hinter nun schon seit Jahren anzukündigen pflegen. In der Kaiserzeit war es nachgerade sprichwörtlich geworden: Mit den Herbststürmen gerät nicht nur die Natur noch einmal in Aufregung, gibt es nicht nur draußen in Wald und Flur noch ein letztes Aufbäumen gegen winterliche Erstarrung und Fesselung, auch in Staat und Gesellschaft begann es zu rütteln und zu schütteln, und was den Sommer über sich an ungelösten Problemen, an persön lichen Reibereien und Unstimmigkeiten in den hohen Stellungen und Ämtern angesammelt hatte, das drängte, sobald die Tage kürzer und kürzer wurden und die groß städtischen Salons mitsamt den Parlamcntsstuben sich wieder fnfiten, zum Anstrag, nnd wo es nicht anders ging, zu .Konflikten. Mit dieser Überlieferung hat die neue Zeit nicht gebrochen; der Wechsel der Jahreszeiten ist eben doch wohl mehr als ein bloß für die leblose Natur bedeutungsvoller Vorgang. Jedenfalls haben wir es des öfteren nun auch schon in der Republik erlebt, daß Sommersende sich als gleichbedeutend erwies mit Krisen anfang, Herbststimmungen in der Politik. * Immerhin ein seltener Vorgang, wie der Rücktritt des preußischen Innenministers Severing und das Abschiedsgesuch des Chefs unserer Heeresleitung, Gene ralobersten von Seeckt, an ein und demselben Tage die Öffentlichkeit überraschten. Die bloße Zufälligkeit des Zusammentreffens der freiwilligen Amtsniederlegung desjenigen sozialdemokratischen Ministers, der als der besondere Träger des republikanischen Staatsgedankens in Preußen gefeiert wurde, mit dem Rücktritt der höchsten Militärischen Spitze der Reichswehr kann in den Tat sachen noch so sehr festgelcgt sein, das allen Vorgängen in Deutschland besonders begierig folgende Ausl a n d möchte zum Teil zu gern beweisen, daß hier Zusammen hänge vorliegen, deren Deutung der unbegrenzten Er findungsgabe mancher restlos tätigen Spürnase weitesten Spielraum läßt. Wir wehren uns mit vollem Recht da gegen, daß hinter einem Vorgang, der an unabänderlichen Grundsätzen der Disziplin seine hinreichende Erklärung finden kann, Beweggründe anderer, insbesondere außen politischer Art gesucht werden. Wenn wir es dabei nicht verhindern können, daß jenseits unserer Grenzen, in erster Reihe sicherlich in Frankreich, der Rücktritt des Herrn von Seeckt mit dem Thoirygespräch der Herren Strese- in irgendeine Verbindung gebracht nichts ändert .der Eigenart der Franzosen eben einen solchen Rü^^^^^rästdent wäre gewiß der letzte, Scheren Chefs der Heeresleitung aus anderen al^ zwingenden Gründen zuzulassen; wie er um gekehrt auch unter kernen Umständen eine Einflußnahme militärischer Kreise auf wichtige politische Entscheidungen dulden wurde. Wenn er also das Abschiedsgesuch des Herrn von Seeckt genehmigt hat, so sollte damit auch für das Ausland der vollgültige Beweis erbracht sein, daß wir es hier lediglich mit einem innerdeutschen Vorgang zu tun haben, genau ebenso wie beim Rücktritt des Ministers Severing in Preußen. * Als einen willkommenen Ausgleich gegen diese plötz lich aufgetauchten Konflikte kann auf der anderen Seite der neue Vertrag begrüßt werden, den die preußische S t a a t s r e g r e r u n g soeben mit dem Hoben- z o ll e r n h a u s e über dessen vermögensrechtliche An sprüche abgeichlosten hat. Nach so schweren Irrungen und Wirrungen auf diesem heiklen Gebiet scheint sich jetzt mit einem Male alles sozusagen in Freundschaft und Ver ständigung auslösen zu wollen. Der Staat soll im wesent lichen erhalten, was er verlangt, das frühere Königshaus noch aber noÄ so gestellt bleiben, daß von einer restlosen Enwianuna n cht ent ernt die Rede sein kann. Man möchte Ls -LL Die maßgebenden Parteien des Landtages scheinen rcr setzt vorgeschlagenen Lösung zustlmmen . düs-ste da sich auf der Rechten doch wohl niemand finden durfw. der kaiserlicher wird sein wollen als der fr"^ .. s , dessen Beauftragter dem Vertrag zugestimmt hat, io l man die Aussichten für den neuen Vergleich wohl ms günstig bezeichnen. Um die Fürstenenteignung Haven wir ja wirklich genug Krisen im Lande gehabt. Brei Kreuze hinter der Sache, wenn sie endlich aus der Welt geschafft sein wird! Dr. Sy. Reichskanzler Sr. Marr m oem Beamtenbund. Sie Seanlleoeioigtmg endgültig vollzogen. Berlin, 8. Oktober. «on dem 5. Bundestag des Deutschen Beamtenbundes wurde, nachdem noch belanntgegeben worden war, daß sich auch der Bcamtcnring grundsätzlich zu Einigungsverhand lungen bereit erklärt habe, folgender Antrag, der den Zw sammenschlutz anerkennt, angenommen:Die am 8. Oktober in Berlin versammelten gewählten ertreter der int Deutschen Beamtenbund und dem Gesamtverbande Deut scher Beamtengewcrkschaften organisierten Mitglieder konstituieren sich als Gründungsversammlung des durch den Zusammenschluß der vorgenannten Spitzenorgauisa- tioncn entstandenen neuen gewerkschaftlichen Beamten- Hundes und geben diesem den Namen „Deutscher Beamten bund". Der zweite Verhandlungstag brachte eine große Kund gebung zu dem Zusammenschluß des Deutschen Beamten bundes usid des Gesamtverbandes deutscher Beamtengewerk schaften. Unter den Erschienenen bemerkte man u. a. den Reichskanzler Dr. Marx, den Reichsminister des Innern, Dr. Külz, den Reichspostminister Stingl, den preutzi- f sehen Ministerpräsidenten Braun, den preußischen ' Finanzminister H ö p k e r - A s ch o f f, den Volkswohl- s fahrtsminister Hirtsieser und den Landwirtschafts- i Minister Dr. Steiger. Im Verlauf der Kundgebung nahm nach der Begrüßung durch den Bundesvorsitzender^ Flügel-Berlin, das Wort Reichskanzler L)r. Marx. Er führte u. a. aus: Unsere staatliche Geschlossenheit, unser deutscher Volksstaat, hat wiederum einen bedeutenden Schritt vorangetan zu feiner Festigung und zu seiner Stär kung. Die Reichsregierung hat alle Veranlassung, den heuti gen Tag ganz besonders frohen Herzens zu begehen und allen denen, die zur Vereinigung dieser großen Beamten organisationen bcigetragen haben, den allerherzlichsten Danl auszusprechen. Der Herr Vorsitzende hat einen Gesichtspunkt berührt, der mir so ganz aus dem Herzen gesprochen ist. Er hat als Ziel des Deutschen Beamtenbundes die politische Neutralität ohne Rücksicht aus Konfessionen, ohne Rücksicht aus die einzel- nen Bestrebungen, die Wir in unserem Lande zu verzeichnen haben, nur im Interesse der Überparteilichkeit und des Volks ganzen betont. Dieses Ideal soll erstrebt werden auch aus dem parteipolitischen Boden. Es mit immer, um das Wohl des Volkes und des Staates zu ri' gen. Es gibt nur ein Ziel: das Wohl der Gesamtheit, die Einheit unseres Reiches, die Wohlfahrt der Länder, die Wohisahrt des gesamten deutschen Volkes. Es darf für euren deutschen Beamten und sür den Beamtenbund keine Frage der StaatSform mehr geben. Die Staatsform ist da, rechtlich, moralisch un angreifbar. Die Verfassung ist zu schützen, zu achten und zu ehren. Das ist eins der Hauptziele des Bcamtenstandes. Ter Beamte, der ruhig die Entwicklung der Dinge übersieht, muß seinen Weg beleuchtet sehen von der großen Vergangenheit, die auch in den letzten Jahren hinter uns liegt. Ich denke mit Stolz an die schlimmen Zeiten von 1918 und 1919, wo man kaum einen Moment sicher war, ob das deutsche Volk erhalten bleiben würde. Unser Beamtcnwesen und unser Beamtentum haben damals einzig den Gang der Staatsverwaltung ruhig und fest weitergeführt. Damals ist das deutsche Beamtentum der Retter unseres Vaterlandes in ganz besonderem Maße gewesen. Ob man mit der Enl- wickluna einverstanden ist oder nicht, jetzt sollte jeder Beamte, Lord d'Mnwn beim Reichspräsidenten. Bei der Abschiedsaudienz des aus Berlin scheidenden englischen Botschafters Lord d'Abernon beim Reichspräsi denten hielt der Botschafter eine Reoe, in der er feiner Bewunderung für den schnellen Wiederaufstieg Deutschlands aus dem finanziellen und Politischen Chaos der letzten Jahre Ausdruck gab. Der Botschafter versprach, daß er stets eine lebhafte Er innerung an Berlin bewahren würde. In seiner Erwiderungsrede hob der Reichs präsident hervor, daß Lord d'Abcrnons Berliner Mission mit einem bcdeutungsvollenAüschnitt in der europäischen Nachkriegsgcschichte endet. Der Reichspräsident wies hierbei auf das Inkraft treten der Locarnoverträge und aus den Eintritt Deutsch lands in den Völkerbund hin und betonte, daß Lord d'Abernon an dieser Gestaltung maßgeblichen Anteil ge nommen habe. Reichspräsident von Hindenburg gab schließlich seinem Bedauern über den Fortgang des Bot schafters Ausdruck. Reichspräsident von Hindenburg hat außerdem den neuernannten bolivianischen Gesandten und den neuen japanischen Botschafter in Berlin zur Entgegennahme ihrer Beglaubigungsschreiben empfangen. oem oocy ur allererster mme vas Ziel vorschweben muß, dem Volke zu dienen, sich sagen: Alles andere tritt zurück. Wir müssen am Vaterlande festhalten. Die Verfassung halten wir hoch in Ehren. Ich stehe aus dem Standpunkt, daß unsere Republik zurzeit befestigt ist und daß — abgesehen von einigen wahnsinnigen Ideen — kaum mehr jemand wagt, sie anzu greifen. Was die Reichs- und die Länderverfassungen angehl, muß unbcriihrbar sein von jedem Hauch der Verachtung und Geringschätzung. Ob man an sich anders denkt und manches für verbesserungsfähig hält, sind Fragen, die später erörtert werden können. Eines mutz feststehen: Die Verfassung ist die Grundlage unseres Ausbaus. Wir dürfen das nicht gezwungen oder unfreiwillig betonen, sondern müssen auch nach außen hin die Verfassung als die Grundlage achten, auf der wir zum Wohle unseres ganzen Volkes zusammengehen wollen. Nach der mit großem Beifall aufgenommenen Rede des Kanzlers beglückwünschte der preußische Ministerpräsident Braun den Bund zu seiner Tagung und unterstrich insbesondere die. Worte des Reichskanzlers. Der Beamte solle künftig nicht nur mittelbar, sondern auch unmittelbar im Dienste des Volkes stehen. Die gesamte Beamtenschaft mützte zu einem wichtigen Bestandteil des Volkes werden, und nur durch die Einheit von Beamtenschaft und Volk könnten wir zu Höchst leistungen gelangen, die wir erringen müßten, wenn wir unser schwerringendes Vaterland einer Hellen Zukunft zusühren wollen. Es sprachen noch Vertreter des Reichstags, des Preußi schen Landtags, der ostpreutzischen und der Danziger Beamten und der Beamtenschaft der besetzten Gebiete. Der preußische Slasttral stimmt dem ffoveupllernverlkag zu. Eigener siernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 8. Oktober. Der preußische Staatsrat stimmte heute dem Gesetzentwurf über die Vermögensauseinandersetzung zwischen dem preußischen Staat und den Mitgliedern des ehemals regierenden preußischen Königshauses gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten zu. Der Berichterstatter teilte mit, bah sich der Ausschuß davor, überzeugt habe, hast der Vergleich und die Verträge vom 12. Oktober 1925 und vom 6. Oktober 1926 sür den preußischen Staat nicht nur vorteilhaft sind, sondern daß sie eine politische Notwendigkeit sind. Der Ausschuß schlägt daher in seiner Mehrheit vor, Einwendungen nicht zu erheben und den kommunistischen Antrag auf entschädi- gimgslose Enteignung abzulehnen. Wahrscheinliche Einwände der bevor stehenden Noischasterkonferenz zu der Ab rüstungsfrage Deutschlands Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 9. Oktober. Nach Mitteilungen des Temps wild sich die in etwa 14 Tagen stattsindende Botschasterkonserenz mit der Prüfung jener Punkte der Abrüstungsfrage Deutschlands beschäftigen, hinsichtlich deren die Alliierten trotz ihrer wieder holten Vorstellungen noch keine hinreichende Befriedigung er halten hätten. Die Einwände der Botschasterkonserenz würden sich aus folgende Fragen beziehen: Auflösung des Generalstabes, illegale oder kurzfristige Aufnahme in die Reichswehr, Ausfuhr und Erzeugung von Kriegsmaterial, Aushebung der früheren militärischen Unternehmungen, die effektiven Bestände, die Kaser nierung und Entmilitarisierung der Polizei, die Ausrüstung der Festung Königsberg und die geheimen militärischen Vereini gungen. VeMmsung Im englischen Berga« deiterstrell. Eine Rede Baldwins in Scarborough. Der mit überwältigender Mehrheit gefaßte Beschluß der Konferenz der Vcrgarbciterdelegierten, die Bermitt- lungsvorschläge der Regierung zu verwerfen und deck Kamps sortzusctzen nnd zn verschärfen, verursacht eine sehr ernste Lage, besonders die Entscheidung zu- gnnsten einer Zurückziehung der Ticherheits - leute aus den Gruben. Eine solche Maßnahme war von dem Verbände bisher stets abgelchnt worden. Der Beschluß wird von den Bergarbeitersührern als eine Er klärung dafür angesehen, daß der Verband jetzt zu schärferen Kampfformcn übergehen werde. Mi nisterpräsident Baldwin erklärte auf dem kouservativen Parteikongrctz in Scarborough, der Staat sei seit dem Kriege niemalsso starkbedroht worden wie durch den Generalstreik. Wenn der Streik erfolgreich gewesen wäre, würde er die parlamentarische Institution vernichtet haben. Die Negierung werde die auf dein Gewerkschafts kongreß gefaßte Entschließung einer sofortigen Prüfung unterziehen. Die Negierung sei sich der Wichtigkeit der ganzen Frage bewußt.