Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Ps. prssnuwvranäo. ÄMM für Inserate werden bis spätesten- Mittags deS vorhergehenden TageS de» Erscheinen« erbeten und die Corpus spalten zeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. K. Jahrg. Dienstag, den 26. April 1881. Tagesbericht. — Zwönitz. Ain 22. d. Mts. Abends 8 Uhr versammelten sich auf dem Feldschlößchen die Mitglieder des „Kriegervereins" und die von demselben eingeladenen Gäste zu einer Borfeier des Ge burtstages Sr. Majestät des Königs Albert. Nachdem das Fest durch Concertstücke, vorgetragen von einigen Mitgliedern des hiesigen Musikervereins, eröffnet wurde, hielt Kamerad Thomas folgende Ansprache: „Geehrte Kameraden und Festgenossen! Als im Jahre 1849 der Feldzug gegen Dänemark wegen Unterdrückung der deutschen Provinzen Schleswig und Holstein beschlossen wurde, da zog mit einem Theile der sächsischen Armee ein junger Prinz in den Krieg und schlug, vereint init seinen Landsleuten, bei Düppel den Dänen gründlich auf's Haupt. Dieser junge Prinz aus dem Wettiner Königshause war unser König Albert, und mancher Ka merad, der 1849 als Soldat in dem schleswig-holsteinschen Feldzuge mit focht, erinnert sich noch mit Stolz und Freude des ritterlichen, tapfern Majors Prinz Albert. Als abermals nach einem Zeitraum von 17 Jahren die Kriegstrompete auch die sächsischen Truppen wieder zu den Waffen rief und leider ein Krieg, in welchem Deutsche gegen Deutsche kämpfen mußten, auf den Feldern Böhmens ausgefochten wurde, da stellte sich Kronprinz Albert an die Spitze seiner treuen Sachsen und theilte mit ihnen die Leiden und Strapazen des unglücklichen österreichischen Feldzugs. Bei Git- schin und Königgrätz entfaltete unser Kronprinz sein Feldherrntalent; mit seinem Häuflein Krieger deckte er den Rückzug der großen österreichischen Armeen, so daß sich Freund und Feind bewun dernd über die Leistungen der sächsischen Armee und ihres tapfern Heerführers anssprachen. Kameraden, die Ihr auf den blungen Schlachtfeldern Böhmens mit kämpftet, Ihr wißt es ja am Besten, was Euch Euer Heerführer in diesen Tagen der Noth war! Wieder vergingen 4 Jahre, die deutsche Nation war durch „Blut und Eisen" geeinigt, wir sahen aus der blutigen Saat von Sadowa die Frucht reifen, die deutsche Einheit stieg aus derselben empor und wieder entbrannte ein heißer Krieg gegen den Erbfeind Deutschlands, gegen Frankreich, daß übermüthig durch seine Siege in Afrika, Italien und China den Krieg gegen Deutschland provocirte; es galt, deutsche Ehre gegen französische Anmaßung und deutsches Land gegen fran zösische Eroberungsgelüste zu schützen! König Wilhelm, als oberster Kriegsherr, ließ die deutschen Heere zu ihren Fahnen versammeln und auf seinen Ruf erschienen einmüthig die Preußen, Baiern, Sachsen und alle deutschen Stämme, um vereint den Uebermuth des Franzmanns zu brechen! Auch Kronprinz Albert zog als Com- mandant des 12. Armcecorps gegen Frankreich. Kameraden, die Schlachten bei Gravelotte, Beaumont, Sedan und Paris brachten dem sächsischen Heldenprinz immer neue Lorbeeren. Nach dem Sturme von St. Privat wurde dem Führer der sächsischen Armee die höchste Auszeichnung durch den obersten Kriegsherrn zu Theil, Kronprinz Albert wurde Commandant der Maasarmee und unter seinem Be fehle stand das Elitö-Corps der preußischen Truppen, das Garde corps, das 4. und 12. Armeecorps. Wie viele Heldenthaten sind von dieser Armee in dem Bliche der Weltgeschichte verzeichnet. Nach Beendigung des glorreichen Feldzugs, nachdem König Wilhelin von den deutschen Fürsten als Kaiser proclamirt worden war, als unsre tapfren Heere in ihre Heimath einrückten, da wurde Kron prinz Albert von seinem Kaiser als Generalfeldmarschall ernannt, also mit der höchsten militärischen Charge Deutschlands als Feld herr belohnt. Nachdem unser sächsisches Vaterland durch den Tod seines edlen Monarchen, des Königs Johann, in tiefe Trauer ver setzt wurde, übernahm sein ritterlicher Sohn, unser König Albert, die Zügel der Regierung; er wurde, dem Beispiele seines erlauchten Vaters folgend, ein Beschützer der Künste, ein Schirmherr der Wissenschaften, der Industrie, der treueste Bundesgenosse des ver ehrten Kaisers und Mitbeschützer des neu erstandenen deutschen Reichs. Darum verdient unser König erst recht, daß wir seinen Geburtstag festlich begehen. Möge König Albert noch lange zum Heile und Segen unseres engeren Vaterlandes regieren! Kameraden und Festgenossen! Erhebt Euch und bringt dem tapfern Feldherrn, dem milden König und Beherrscher des Sachsenlandes, ein dreifaches Hoch! Seine Majestät, unser verehrter König Albert, er lebe hoch!" An diese Rede knüpften sich verschiedene Toaste, gehalten von Herrn Rector Birn, Herrn Organist Dörfel, Herrn Steueraufseher Kretschmar und mehreren Anderen, würdig an und trugen selbige wesentlich zur Erhöhung der festlichen Stimmung und zur ange nehmen Unterhaltung der Mitglieder und ihren Gästen bei. Als nun gegen Mitternacht Kamerad Thomas die Kapuzinerpredigt aus „Wallensteins Lager" in Costüm recitirte, da brach ein an haltender Beifallssturm unter den Anwesenden hervor. Erst spät nach Mitternacht trennte sich der Kreis von Kameraden und Güsten und Jeder war entzückt über die angenehmen Stunden, die er in der Mitte des Kriegervereins verlebt hatte. — Se. Majestät der König Albert hat anläßlich seines dies jährigen Geburtstages 600 M. an das Direktorium von Sachsens Militär-Vereins-Bund zur Vertheilung an hilfsbedürftige ehemalige Soldaten überwiesen. — Die sächsische Regierung hatte bekanntlich im Bundesrathe den Antrag gestellt, für alle gewerblichen Arbeiter Arbeitsbücher obligatorisch einzuführen. Der Bundesrach hat indessen den Antrag abgelehnt, weil die Mehrheit der Bundesregierungen noch immer an der Ansicht festhält, daß die obligatorische Einführung von Arbeitsbüchern für alle gewerblichen Arbeiter gerade jetzt mit Rück sicht auf den fluktuireuden Charakter unserer Arbeiterbevölkerung, welche je nach den Konjunkturen der Arbeit den Wohnort ändert und von dem einen zu anderen Arbeitszweigen übergeht, außer ordentliche praktische Schwierigkeiten habe und daß die aus dem französischen Rechte stammende Einrichtung den Neigungen und An schauungen der älteren gewerblichen Arbeiter nicht entspreche, und, bei lins eingeführt, viele Konflikte zwischen Arbeitern und Arbeit gebern herbeiführen würde. Es verlautet, daß die sächsische Re gierung sich bei Ablehnung ihres Antrags nicht beruhigen, sondern denselben später von neuem einbringen ivird. Verschiedene der neu begründeten Innungen haben sich bemüht, diese Frage für ihren Theil zu lösen, indem sie in ihren Statuten bestimmt haben, daß nur solche Gehilfen, welche sich im Besitze eines Arbeitsbuches be finden, von den Mitgliedern der betreffenden Innungen in Arbeit genommen werden dürfen. — Gartenbesitzer seien darauf aufmerksam gemacht, daß jetzt der geeignetste Zeitpunkt zur Vertilgung der Stachelbeer-Naupe ist. Die kleinen Raupen sitzen jetzt noch vereint gewöhnlich an einem Blatte in der unteren Krone des Stachelbeer- oder Johannisbeer strauches; sie fressen dieses Blatt netzartig bis aus die Blattrippen aus und breiten sich dann über die anliegenden Blätter aus. Solcha kleine netzartige Blätter verrathen ihre Anwesentheit und ermög lichen ihre Vernichtung, so lange sie noch beisammen sind, während das später sehr schwierig wird. — Dresden, 24. April. Vorgestern Nachmittag hatte man Ge legenheit, auf dem unterhalb Ratheil gelegenen Matthes'schen Grund stücke mehrere Magdeburger Ingenieure zu beobachten, welche bis zur späten Abendstunde damit beschäftigt waren, die zum Bau der projektirten Drahtseilbahn auf die Bastei erforderlichen Messungen und Absteckungen vorzunehmen. Mit Bestimmtheit erwartet mail außerdem nächsten Montag, den 25. d. M., Mittags, den Remor- quer, welcher auf seiner Tourfahrt von Hamburg nach Außig das anderweit bestellte Drahtseil in Magdeburg aufnehmen und direkt am vorgenannten Grundstücke bei fltathen zur Ausladung bringen wird. Zur sicheren Bergung des Drahtseils und der Maschinen für die Bahn ist bereits ein größerer Schuppenbau fertig gestellt und wird uns hoffentlich zum Pfingstfeste bestimmt der vielversprechende