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Adorker Wochenblatt. Mittheil««gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Dreizehnte Jahrgang. Preis für ten 2«hrg««g bei Bestellung von der Post; I Tbaler, bei Bestellung de« Blattes durch Botengeleaenheit: rv Ncugrofchen. 22. »I. Mol. 1848. Zerstreut, Gedanken Merkwürdig! Den Mannern, die ihr ganzes Leben hindurch gegen den deutschen Zopf gestritten und ge kämpft haben, ist der fatale Streich passirt, dass ihnen unbemerkt selbst einer berauSgewachsen ist. Ja, ja, — wenn man hoch hinaussteigt, wird man leicht schwind lick und daun ist eS allerdings besser, wenn solch' ein Ast vorhanden ist, an welchen der Schwebende sich sesihalten kann. Wer hätte geglaubt, dass daS höchste Ziel eines .Basscrmann'S, eines Todt's, und wie die 17 Vertrauensmänner am Bundestage alle heißen mö-^ ge«, die das neue Grundgesetz herauSgediftelt haben,— »in erblicher Kaiser sei? Wer hätte von solchen Männern, die in den Ständekammern um das Nadel geld einer Königin gemarktet haben, vorauszusagen sich ^kübnt, dass sie ganz Deutschland durch ein erbliches Kaiserhaus glücklich machen wollen?— durch ein Kai serhaus, dass zu den unzählbaren Prinzen und Prin zessinnen des deutschen Landes noch viele hinzufügen u ird, damit ihre Zahl Legionen werde, durch ein Kai serhaus, dast aui'v Neue jährlich Millionen braucht, damit zu den 70 Millionen der vorhandenen Fürstcn- gelder noch allmählich so viel kommen möchten, dass das deutsche Volk auch in Zukunft ja nichts Anderes zu lhun habe, als Höfe zu erhalten!— Unerhört ist eS, t»i den jetzigen Zeiten, wo fast jeder Einzelne mit sich und den Scinigen zu thun har, dem Volke die Zumu- tsinng zu machen, einen neuen Kaiser zu fabriziren. !7st das der einzige Industriezweig, äusser Waffen- und Arommelfabrikazion, — der jetzt blüht? — und der eS r crlohnt, dass die besten Kraue des deutschen Vater landes für seine Verwirklichung arbeiten? — Schämt euch, ihr Vertrauensmänner, schämt euch — in euer Herz hinein, dass ihr die Stimme eueres Volkes so wenig versteht! Kehrt um — oder es werden Be da u e r n s m ä n n e r aus euch! Kehrt um — oder inan sangt an zu vermulhen, dass ihr euch endlich überlebt habt, dass ikr glaubt, genug getlan zu haben für euer Volk und dass ihr g^mählich auf eueren Lorbeeren auszuruhen gedenkt, in der Nähe eines Kaisers, den ihr mit jedem Blicke zurufen könnt: „siehe, — wir sind Manner, — du bist blvs Kaiser, aber wir — wir sind die Götter, die dir das Leben gaben!" — v n» der Kaiser wird ein Einsehen haben und ihr wer det die Ersten sein, die mit dem Tvdgeglaubten, in kaiserlicher Parade, am deutschen Volke vorüberdefi- liren! — ? Aber, prosit Mahlzeit, meine Herren! — Das deut sche Volk ist viel zu geschcid geworden, als dass es nicht wüste, waS ihm gut und heilsam sei! — DaS deutsche Volk will nicht das alte Lied von vorne an. fangen, das deutsche Volk will keinen erblichen Kai ser. ES will eine Staatsform, die da gut und sicher hinüberführt aus der monarchischen Gegenwart in die republikanische Zukunft! Sagt, was ihr wollt, die ihr in der Republik Blut, Raud, Mord und Todschlag seht — wir gehen doch der Republik mit Riesenschritten entgegen; jammert, wie ihr wollt, über die dahin gegangenen schönen Tage von Aranjuez, wo eines Königs Gnade euch zu Ehren und Orden erhob und euch emporzog über das gemei ne Volk — die Zeiten kommen nicht mehr wieder; denn das Volk ist auf den Weg, selbst König zu wer den und hat bereits die Mauern durchbrochen, die man schützend um den Thron gebaut hatte! — Das ist und bleibt ausgemacht, dass nur die Republik allein im Stande ist, die niedergetretenen Völker wieder zu er heben und sie dahin zu stellen, wohin man vernunft begabte Menschen stellen soll!— Die großen Fragen aber sind dabei: „Wollen wir die Republik auf der Stelle?"— oder „erst in Zukunst?"— „Wollen wir sie mit dem Schmert erringen oder nur an der Zeit und am Volksgeiste schüren, damit sie sich aus dem Volke selbst, von innen heraus, entwickele?" Der fürchterlichste Wahnsinn wäre es, wenn wir behaupten wollten, jetzt schon sei die Zeit zur Repu blik! — Man schaue um sich; man betrachte sich und sein Volk und gestehe sich dann aufrichtig und ohne Eitelkeit zu; ob man selbst und ob unser Mitbürger auf der Stufe stehe, von der aus wir, ohne Gefahr, Deutschland als Republik erklären könnten! — Der Republikaner must Gemein sinn haben; er must sein eigenes,Interesse stets dem der Gesammt- maste zu unterordnen im Stande sein! — Besitzen wir diese Eigenschaft, die vor Allem nö» thig ist, eine Republik zu gründen und zu erhalten? — Nein! Ein deutlicher Beweis dieser Behauptung sind die säuern Gesichter der Bürger und Bauern,