Volltext Seite (XML)
Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, «R. A" Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend -id »rsch-U-fteLeii »U-, oder souftiz-r Bclrikd,ftSr»n,c» drftrhi dein «nsv^» aus L'eterunn d" »«,»a»»rei,r». — «ü-dsendu», u»,t,°»dln SchUUtS<«c ersal,l nur, wen, Po Nu °eMe,t. «nil-veaffer Tageblatt enthält die amtliche» Bekanutmachnnge» der Amtshaupimaunschaft Meißen, de« Amtsgerichts und Stadtratv za Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Raffen. Nr. 286. — 85. Jahrgang. Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Mittwoch, den 8 Dezember 1N26 für Äüraertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. tinzngrnprn»: dic»gespai!rnc«,u»iz-llk20 Boldpsrnnig, die L xespLNeu« Zeile der amllichen Bcdlln>nmurr,un^cn Iv tSold. Pfennig, die 3 gespaltene Äedtaiaeeeite im textlichen Teile tl)O Holdpfennig. Bachweisungsgel üdr 20 Goldpsenniy. Boe- geschriebene Tischeinung-. „ tage und Plaxporschrist«» i-erdeu nach WSglichkei, Fernsprecher: Amt WjlSdkUff Nk. ß dcrüchstchtig». Anzeige», anaahme di, vorm.to Uhr b! Zijr di, Nicht,gbeit »a, durch Fernruf übermirtelten Äuzerge« übernehmen wir Kerne Garantie. Jeder Aabatranipruch rrlischt, wenn der Betrag durch Kiage eiuge-oge« werden »utz »derber Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Rußland und wie. Aus Berliner diplomatischen Kreisen wird uns gr- schrieben: Der russische Volkskommissar für die auswärtigen Am gelegenheiten, Tschitscherin, weilt zurzeit in Berlin, obwohl sich der deutsche Außenminister augenblicklich in Genf befindet. Vielleicht aber gerade darum, weil sich der Leiter der deutschen Außenpolitik zur Völkerbundrats, tagung begeben hat, hat es Tschitscherin für notwendig befunden, nach Berlin zu gehen. Rußland hat ja die von ""E ^"geschlagene politische Linie über Locarno, Genf und ^hoiry in der ersten Zeit in auffallend scharfer Form verurteilt, hat geglaubt, daß wir uns nach dem Westen onenneren würden; aber mitten in diese deutschen Ver handlungen hinein ist die Mitteilung von dem Abschluß des im vergangenen Jahre zwischen Deutschland und Ruß land abgeschlossenen sog. Berliner Vertrages hinemge- Platzt. Rußland befindet sich immer noch sozusagen außer halb des Konzerts der europäischen Mächte, sein Ver hältnis zu England ist außerordentlich gespannt und die Beziehungen zu Frankreich sollen erst durch die jetzige Reise Tschitscherins nach Paris besser gestaltet werden. Tschitscherin hat sich nun bei seinem Berliner Auf enthalt ausführlich über die russische Außenpolitik geäußert und aus seinen Darlegungen geht hervor, daß Rußland als seinen Hauptgegner immer noch die englische Regie rung betrachtet. Denn England wolle eine Einheitsfront aller europäischen Staaten gegen die Sowjetregierung zu sammenbringen. Alle gegenteiligen Äußerungen englischer Diplomaten scheinen in Moskau ohne jeden Eindruck ge blieben zu sein. Weder im Westen noch im Osten gibt es einen Sowjetagenten, der nicht über die systematische Feindseligkeit der britischen Diplomatie berichtet. Jnsolge- dsssen versucht nun Rußland dem dadurch entgegcnzu- arbeiten, daß es mit den Nachbarn ein System von Bund- nisverträgen aufbaut. Allerdings fühlt sich Polen viel zu sehr als französischer Sachwalter, um nicht alles daran- zusetzen, die Bildung eines Ostblocks zu verhindern. Be sonders unangenehm wird daher in Warschau das ge- besserte Verhältnis zwischen Deutschland und Rußland be- trachtet und man geht Wohl nicht fehl, in Polen die Ur- sprungsstätte von allerhand Gerüchten zu suchen, die von einer mehr oder minder lockeren Art eines militärischen Zusammenarbeitens beider Länder wissen wollen. Be kanntlich haben diese angeblichen militärischen Vor bereitungen auch eine Rolle in der deutschen Parteipolemik gespielt. Eine englische Zeitung bringt jetzt Vorwürfe, die schließlich auf nichts anderes hinauslaufen als auf die wirklich allgemein bekannte Tatsache, daß die deutsche Industrie in Rußland Filialen gegründet hat. Wenn unter diesen Jndustriewerken auch die bekannte Flugzeug- ""treten ist, so geht daraus natürlich in e'se hervor, daß nun in Rußland für die deutsche behm^ geschaffen wird, wie man . .hat ausdrücklich betont, daß die veutl ^-russischen Beziehungen gute seien. Der 300-Mlluonen-Kredit, den wir den Russen einge- bedeutet eine sehr beachtliche Festigung dieser Beziehungen, besonders da der Kredit schon fast genommen worden ist. Auch der -der Sowjetrepublik hat eine Festigung würde es bleiben, wenn wir bei der V des neuen Rußlands uns politisch noch Sentimentalitäten hingeben würden; man ÄoedeÄ 5!" dem rechnen, was ist, und wir haben das geringste Interesse daran, uns in dl« ,E^°l"nchen Auseinandersetzungen Rußlands einzumiichen. Rußland macht die größten Anstrengun gen, rn das Konzert der europäischen Mächte aufgenom- men zu werden, allerdings erleichtert es sich diese Auf gabe nicht dadurch, daß es, wie beim englischen Bera- Leiterstreik, aus Gründen der kommunistisch?» ProM- ganda eine jene Bestrebungen hinderliche Politik treibt. "Friede ist für uns dav erste Gebot", meint Tschi- t s ch eri " , aber dieser nüchterne und illusionsfreie Leiter der ruffischen Außenpolitik vermag doch jene Auswer tung kommunistischer Aupchten nicht ganz zu verhindern. Er lebnt es aber ab, etwa rn den Völkerbund hineingehen zu wollen, und er scheut nicht die gewisse Isolierung, die dieses Verhalten bedeutet. Sein Ziel ist klar: Er will auf Grund der einfachen Tatsache, daß das heutige Rußland mit seinen 100 Millionen Einwohnern einen wirtschaft licken Koktor ersten RäNges bedeutet, daß dort ein Be- varfsgebict allergrößten Umfanges besteht, daß die wirt schaftlichen Ausnutzungsmöglrchkelten Rußlands einen überaus großen Umfang haben, die Besserung Be ziehungen zu den anderen Landern wirtschaftlich be gründen, wobei die Art, wie man sich m Moskau mit Deutschland geeinigt hat, ein Beispiel abglbt. „ Diese Politik der Tatsache hat Rußland zu manchen Erfolgen geführt und es ist anzunehmen, daß bei oer Verfolgung dieser politischen Linie weitere Erfolge g^ zeitigt werden können. Denn schließlich ist Rußland anch ietzt noch und trotz der kommunistischen Staatsverfassung bon einer Wirtschaftsbedeutung, die man nicht übersehen kann und die sich durch ihr eigenes Schwergewicht wird durchsetzen können. Uor einer begierungskrilis im Reiche? Die parlamentarische Lage im Reiche scheint sich ivieder zuspitzen zu wollen. Wenigstens muß man das aus Ausführungen des der Sozialdemokratischen Partei nahestehenden Sozialdemokratischen Pressedienstes ent nehmen, der zu melden weiß, daß die Sozialdemokraten die seinerzeit mit den Regierungsparteien im Reiche ge troffenen Vereinbarungen über die stille Koalition als nicht mehr bestehend ansehen. Diese stille Koalition war Mitte November zwischen der Reichs regierung, den Regierungsparteien und den Sozialdemo kraten bei der Beratung über die Frage der Krisenfür sorge vereinbart worden. Sie zielte daauf hin, die Reichs- rcgierung bei Beratung wichtiger Gesetze auch in den Aus schüssen nicht in die Minderheit versetzen zu lassen und so die parlamentarische Lage nicht in Verwirrung zu bringen. Die stille Koalition wurde in politischen Kreisen vielfach als der Beginn der Bildung der Großen Koalition ange sehen. Den Anstoß zu dem Vorgehen der Sozialdemokraten bildete eine Rede des volkspartcilichcn Abgeordneten Dr. Scholz, die dieser in Insterburg auf einer Konfe renz der Kreis-, Vereins- und Ortsgruppenvorsiüendrn der Deutschen Volkspartei gehalten hat. Dr. Scholz lau, bei dieser Gelegenheit auch auf die Frage der Re- gierungserweiterung zu sprechen, wobei er aus führte, daß die innere Übereinstimmung zwischen den Teutschnatioualcn und ven bürgerlichen Parteien der Mitte entschieden größer sei als mit den Sozialdemokraten. Der Stein des Anstoßes für die Große Koalition sei eine Frage der Arbeitszeit, über die niemals eine Verständi gung zwischen der Deutschen Voltspartei und den Sozial-^ demskraten möglich sein werde. Ebenso unmöglich sei eine Verständigung mit ihnen über die Verhältnisse in der Reichswehr. Sollte die Große Koalition wirklich zu stande kommen, so wäre cs nur ein Gebilde von Wochen, aber keine dauernde Regierung. Man müsse daher nach oer anderen Sette gehen und hoffe», daß die Deutsch- nationalen sich zu praktischer Mitarbeit zurückfinden werden. > Diese Ausführungen des volksparteilichen Abgeord neten Dr. Scholz haben nun die sozialdemokratische Parteileitung veranlaßt, bei Reichskanzler Marx sofort vorzusprechen und ihn auf die Gefahren der politischen Situation aufmerksam zu machen, zumal, wie der Vor wärts im Sperrdruck meldet, die Sozialdemokraten ihr bisher gegen den Reichsinnenminister gehegtes Miß trauen gegen das Gesamtkabinett er weitert haben. Reichskanzler Dr. Marx ist bemüht,, einen Ausgleich zu schaffen, wobei er betont, daß^ Dr. Scholz nicht beauftragt gewesen ist, für die Deutsche, Volkspartei politisch entscheidende Erklärungen abzu geben. Es handle sich vielmehr um eine private Mei-^ nnngsäußerung des Abgeordneten. Auch der Abg. Dr. Scholz nimmt bereits zu dein Vorstoß der Sczialdemokraten in einer kurzen Erklärung I Stellung, in der er die Haltung der Sozialdemokraten! für um so unverständlicher bezeichnet, als er an der Spitze seiner Darlegungen ausdrücklich betont habe.s daß die Deutsche Volkspartci entsprechend ihrer bis-^ hcrigen Haltung zu Verhandlungen über die Große Koalition durchaus bereit sei. Daß er persönlich die Aussichten eines etwaigen taktischen Zusammengehens mit der Sozialdemokratie unter den augenblicklichen Umständen skeptisch beurteile, sei sein, gutes Recht, das ihm nicht bestritten werden könne. Der Vorsitzende der Deutschnattonalen Volkspartei, Gras Westarp, hat angesichts der Ausführungen des Abg. Scholz auf einer Tagung der deutschnationalen Partei- Vertretung eine schleunige Klärung der durch sie hervor- ! gerufenen völlig neuen Situation gefordert. Diese Klä- ! rung wird allerdings erst am Donnerstag beginnen können, wenn die Parteiführer beim Wiederzusammen- ! tritt des Reichstages wieder in Berlin anwesend sind. Langlsmr Oerbanälunqrn in Senk. Aus der Suche nach dem Kompromiß Vertreter der Botschafterkonferenz beim Völkerbund. Die Besprechungen in Genf nehmen nur langsam ihren Fortgang, über die zwischen den Außenministern Dr. Stresemann, Chamberlain, Briand, Vandervelde und dem italienischen Völkerbunddelegierten Sciajola über die Kontrollfrage und die Frage der Rheindlandräumnng stattgefundene Sitzung, die etwa zwei Stunden dauerte, wurde von der deutschen Delegation ein Kommunique her? ausgegeben, in dem festgestellt wird, daß das Ergebnis der Besprechungen als befriedigend angesehen werden kann und daß man hofft, in weiteren Unterhandlungen zu einem Abschluß zu gelangen. Dieser Optimismus spricht auch aus den Verlautbarungen der anderen Konferenz teilnehmer. Wie der Vertreter der Agentur Havas in Genf mit- zutcilen weiß, sind bei den Verhandlungen der Minister des Äußeren drei Fragen besprochen worden, die Entwaffnungsfrage, die Jnvestigationssragc und die Frage der Sondcrlontrolle der Rheinlandzonc. Mu» hu», so versichert Havas, große Fortschritte erzielt. Der Genfer Vertreter des „Petit Journal" berichtet, daß nach seiner Kenntnis folgendes Kompromiß ins Auge gefaßt worden sei: 1. Die Militärkontrolle wird in Kürze beseitigt, wahr scheinlich bereits im Laufe des Januars. Deutschland verpflichtet sich, vorher die strittigen Fragen zu regeln. 2. Deutschland stimmt zu, daß die zukünftige Kontrolle der entmilitarisierten Rheinlandzonc solidarisch durch die Signatare der Abkommen von Locarno außerhalb des Völkerbundes ausgeübt wird. Es handelt sich hierbei im Grunde genommen um ein neues Abkommen mit Deutsch land, das den Versailler Vertrag ergänzt. Dieses Abkommen wird alle berechtigten Einwendungen der Reichsregierung hinsichtlich der Interpretation des Artikels 213 berücksichtigen. 3. Weiter wird Deutschland die durch die Entscheidung des Völkerbundes festgesetzten Grundfordcrungcn erfüllen. Im übrigen berichtet der Korrespondent, daß Briano zur Frage einer demnächstigen Räumung der Rhcinlaudc «urj erklärt habe, daß er geneigt sei, alle Möglichkeiten mit Wohlwollen zu prüfen. Der Berichterstatter des „Echo de Paris" bestätigt im großen und ganzen die Mitteilungen des „Petit Jour nal", fügt aber zur Frage der Räumung der besetzten Gebiete hinzu: Der Plan, der sich bei den Besprechungen abgezeichnet hat, ist nur eine logische Folge von Locarno und Thoirh. Ohne Aufhebung der interalliierten Militär kontrolle und ohne Aufgabe von Koblenz und Mainz ist keine d e n t s ch - f r a n z ö s i s ch e Annäherung denkbar, übrigens ist Deutschland im Recht, die Räumung der Rheinlande zu fordern,, sobald die Militärkontrollkommission Berlin verlassen' hat. Dies ' entspräche Art. 431 des Versailler Vertrages. Frankreick hat auch kein Interesse daran, noch länger französische Soldaten^ in den Brückenköpfen zu halten. Heute kann man noch gut verkaufen, was man morgen billig abzu- gcbcn gezwungen sein wird. Denn im Grunde genom men ist das Äquivalent für die Räumung schon gesunden, nämlich, in der Bildung einer besonderen Kommission für die Kontrolle der Rheinlande. Slrestmmm fordert Aufhebung der Mitärlonttolle. Diese Auffassung des französischen Blattes nach Aus hebung der Militärkontrolle wurde auch vom Reichs- außenministcr Dr. Stresemann in einer Besprechung der Vertreter der Nheinpaktmächte hervorgchoben, wobei der Ncichslrußcmninister betonte, daß die deutsche Regierung ihre Stellungnahme zum Jnvcstigationsvrvtokoll des Völkerbundes von ihrer Forderung nach Aufhebung der Militärkontrolle streng auseinandrrhaltc. Sie verlange die Aufhebung der Miltärkontrvlle, da Deutschland seinen Entwaffuungsvcrpflichtungen in vollem Umfange nach gekommen fei. über diese Frage der Abrüstung wird nun bald in Genf die Entscheidung fallen. Der Generalsekretär der Botschafterkonferenz, die sich in diesen Tagen mit der deutschen Abrüstung in Paris eingehend beschäftigt hat, hat sich nach Genf begeben, wo er den Vertretern der interalliierten Mächte die jüngsten in Paris eingetroffe nen Berichte des Vorsitzenden der Interalliierten Mili tärkontrollkommission, General Walch, vorlegen wird. Einzslbejprechungen Inzwischen haben sich die Ministerkonferenzen in Einzelbesprechungcn aufgelöst. Am Sitz der deutschen Delegation fanden Unterredungen statt zwischen Reichs- oußenminister Dr. Stresemann und dem belgischen Außen minister Vandervelde und ferner zwischen Ministerial- drreltor Gaus und dem italienischen Ratsmilglied Scia-, loja. Der Generalsekretär der Botschaftcrkonferenz, Mas- sigli, hat sich auch mit der deutschen Delegation durch einen Besuch beim Staatssekretär von Schubert in Ver bindung gesetzt. Gegen dis Kohmmg-zwangewirWafi. Eine Entschließung der Wirtschaftsverbände. Die siebe» namhaftesten Spitzenverbändc der deutschen Wirtschaft, u. a. der Zentralverband des deutschen Bank- und Bankiergewerbes, der Neichsverband der Deutschen Industrie und der Zentralverband des Deutschen Groß handels veröffentlichen eine Entschließung zur Frage der Zwangswirtschaft aus dem Gebiete des Wohnungswesens, in der deren Beseitigung im Interesse der Ausge-