Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich dret Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. prwnumeroncko. Än;eiaer für Inserate werden bis spätesten- Mittags de« vorhergehende» Lage« des Erscheinen« erbeten und die Corpusspaltenzeile mit w Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Ilmgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. «4^ 132. Dienstag, den 9. November 1880. 5. Jahrg. ' ... - — — — —— ' 1 ILI—1 Bekanntmachung. 5 Die diesjährige Herbst-Control-Versammlung für die Mannschaften der Stadt Zwönitz erfolgt Freitag, den IS. November Bormittags V^O Uhr, in HMer's Garten zn Stollberg. Da Gestellungs-Ordre nicht mehr ausgeschickt werden, so hat jeder Mann vorstehender Bekanntmachung gleich einer Ordre Folge zu geben, widrigenfalls er sich der Bestrafung nach den Militärgesetzen zu gewärtigen hat. Zwönitz, am 3. November 1880. Der Bürgermeister. / / Schönherr Bekanntmachung, Aeten-Maeulation betreffend. Von dem unterzeichneten Stadtgemeinderath soll eine Anzahl zumeist ältere Acten, welche nicht weiter in Gebrauch kommen, zur Maculirung gebracht werden. - In Gemäßheit der Verordnung des Königlichen Ministerium des Innern vom 28. December 1877 wird Solches hierdurch bekannt gemacht und wird denjenigen Korporationen und Privatpersonen, welche an der Erhaltung einzelner Actenstücke ein Interesse zu haben vermeinen oder deren Ausantwortung wünschen, freigestellt, bis zum ' IS. November dieses Jahres von dem an hiesiger Rathsstelle öffentlich ausliegenden Verzeichnisse dieser Acten Einsicht zu nehmen und diejenigen Acten, welche sie von der Vernichtung ausgeschlossen zu sehen wüufchen, zu bezeichnen und beziehentlich zur Aushändigung zu erbitten. , Zwönitz, am 29. September 1880. Der Stadtgemeinderath. Schönherr, Bürgermeister. Tagesgcfchichte. Deutschland. Ueber das längst widerrufene Gerücht von dem Rücktritt des Reichskanzlers kann die Presse immer noch nicht zur Ruhe gelangen und das hat darin seinen Grund, daß es eine Partei im Reiche giebt, welche dem Fürsten Bismarck, weil er mit den Wirth- schaftsreformplänen hervorgetreten ist, von denen sie Unheil erwartet, gerne den Abschied geben möchte, aber auch die andere Partei, , welche in Bismarcks Fähigkeiten ein so unbedingtes Vertrauen setzt, daß sie von seinen neuesten Maßnahmen eine völlige Umkehr zum besseren aus unserer wirthschaftlicheu Nothlage bestimmt erhofft, hat ebenso Veranlassung, die Frage eines ev. Rücktritts und die daran sich knüpfenden Besorgnisse zu erwägen. Jedenfalls verläßt der Fürst jetzt seinen Posten nicht, und daraus wird sowohl Feind wie Freund selber seine Schlüsse für die Zukunft ziehen können. — In Bezug auf die Reform des „Civilstands-Gesetzes" wird dem Reichstag eine Petition zugehen, weiche wünscht, das Civilstands-Gesetz dahin ab zuändern, „daß 1) der Trauung — sofern bei derselben alle An forderungen des Staates erfüllt worden, worüber das Trauprotocoll des Geistlichen Nachweis zu liefern hat — dieselbe rechtliche Giltig keit wie dem Civilact zuerkannt, mithin der für Eheschließungen ein geführte Zwang zur Vollziehung des Civilacts beseitigt, sowie 2) Mich bei Geburten und Todesfällen der allgemeine Zwang zur An meldung derselben bei den Standesämtern aufgehoben und die Anzeige bei den zuständigen Geistlichen wieder als genügend anerkannt werden. — Im preußischen Abgeordnetenhause hat der Finanz-Minister, wie officiös hervorgehoben wird, in seiner Rede ausdrücklich der Ueber- zeugung Ausdruck gegeben, daß bei gleich vorsichtiger und sparsamer Verwaltung die Staatsfinanzen auch in den kommenden Jahren solche Einnahmen bieten werden, um mindestens einen gleichen Steuererlaß wie den gegenwärtigen in den Etat aufzunehmen. " , Oesterreich.Ungarn. In der letzten Sitzung der österreichischen Delegation hob der Minister des Aeußern, Baron Haymerle, hervor, daß, man sich keineswegs der Illusion hingebe, das europäische Con- cert werde alle Schwierigkeiten im Orient beseitigen, aber man hofft, die sich gegenüberstehenden Ansichten so vereinigen zu können, daß ohne Verletzung der zyr Existenz nothwendigen Juteressey des einen oder anderen Theiles doch eine friedliche Lösung herbeigeführt wei den könne Der Minister führte sodann aus, daß die Interessen der österreichisch-ungarischen Monarchie den Einspruch in der Dulcigno- frage erheischt hätten. Für die Pforte sei es höchst wichtig, die Situation zu beenden, in welcher sie sich allen Mächten gegenüber in einer schiefen Stellung befinde. Das griechische Element auf der Balkan-Halbinsel betrachte die Regierung als ein altes Kultur-Ele ment. Was aber die beschlossene Grenzlinie für Griechenland an- gehe, so sei dieselbe keine Zwangslinie, und es liege eine bestimmte Verpflichtung, diese Grenze Griechenland zu erwerben, für die Mächte nicht vor. — Das Land Tyrol, welches den aus Deutschland und der Schweiz ausgewanderten katholischen Ordens-Gesellschaften Zu flucht gewährt hat, wird auch jetzt durch die französischen Decrete in Mitleidenschaft gezogen. Bisher erfolgten dort drei Niederlassungen, und zwar je eine von den Dominikanern, den Jesuiten und einem weiblichen Orden. Man ist begierig, wie sich die Taaff'sche Regier ung benehmen wird, wenn diese Orden Lehranstalten errichten wollen. Frankreich. Die weitere Ausführung der französischen März decrete hat in Paris begonnen. Nähere Nachrichten darüber besagen: Gegen die Dominikaner, die Franziskaner, Kapuziner und Mariften sind die Decrete vom 29. März d. I. zur Ausführung gebracht morden. In allen Ordensniederlassungen wurde die Ausführung mit passivem Widerstande und mit lebhaften Protesten begegnet, zur gewaltsamen Oeffnung der Thüren wurden Pompiers requirirt. ES haben einige Verhaftungen siattgefunden. Unter den Eivilpersonen, welche sich den Dominikanern in der Rue St. Honorä an die Seite stellten, befand sich anch der Herzog v. Broglie. Die Ordenshäuser der Ausgewiesenen waren von Menschengruppen umgeben, welche von den Polizeiagenten zum Räumen des Platzes aufgefordert wurden. Auch in der Provinz haben weitere Ausführungen der Märzdecrete stattgefünden.— Neuerdings haben wiederum mehrere richterliche Be amte EntlassüngSgesuche eingereicht. — In Lyon fand bei der Schließung des Kapuzinerklosters ein bedauerlicher Vorfall statt. Ein junger Mann, welcher einigen Leuten begegnete, die einen aus getriebenen Kapuziner begleiteten, erhielt von einem derselben mit einem Stockdegen einen Stich in die Brust, in Folge dessen er bald verschied. ' England. Die Entlassungsgerüchte, den deutschen Reichskanzler betreffend, sind in London nicht ernsthaft genommen worden. Man