Volltext Seite (XML)
WM, Wo, Ackckhn M die KqWdtL ArnLsbLcrtt für die Kgl. UmtshauotmamMaft zu Meißen, das Kgl- Um Ls g nicht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementprsis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Monta»» und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 1. Freitag, den 3. Januar 189» Zum ReuMhv Bei Gläserklirren und Glockenklang, Bei fröhlichem Jauchzen und ernstem Sang Ist still gekommen der neue Gast Und hat das goldene Szepter erfaßt, Das'seinem Vorfahr entsunken war: Die Herrschaft beginnt das neue Jahr. Und wenn der rauschende Jubel verhallt, Der grüßend den jungen Herrscher umschallt, Dann tritt wohl Mancher mit ernstem Sinn An seines Thrones Stufen hin Und legt ihm die Frage bescheiden dar: „Was wirst Du uns schenken, Du neues Jahr?" Das aber lächelt freundlich und lind: „Du neugiervolles Menschenkind, Es ist nicht gut in die Zukunft zu schau'n, Doch will ich Eines Dir vertrauen: Ich bringe der köstlichen Gaben viel Für den, der sie verstehen will. Ich bringe den Frühling und milde Luft, Den Sonnenschein und der Blumen Dust, Ich bringe Dir Blüthen ohne Zahl Und springende Brünnlein im grünen Thal Und singende Vögel in Wald und Feld Und glitzernde Sterne am himmlischen Zelt. Ich bringe den Gräsern erquickenden Thau Und milden Regen der durstigen Au, Ich lasse Dir Korn und Obst gedeih'», An sonnigen Hängen auch goldigen Wein, Und was Dich sonst noch erfüllt mit Lust, Das darfst Du hoffen in stiller Brust. So reiche Fülle geb' ich Dir — Sprich, Menschenkind, was giebst Du mir? Nur wenig ist es, was ich begehr' Und meine, es fällt Dir nicht gar zu schwer Nur Liebe verlang ich und Geduld Und Nachsicht mit des Bruders Schuld!" Durch Liebe wird ja alles erreicht, Geduld macht auch das Schwerste leicht, Und Nachsicht thut uns allen noth ! Vor Menschen und noch mehr vor Gott. Demüthig bringen die drei vir dar: I Gieb uns Deinen Segen, Du neues Jahr! (CH. Tgbl.) Bekanntmachung, de» Bezirkstag betreffe«». Freitag, den 1». Januar 189« von Vormittags zzVr Uhr an wird im Sitzungssäle der Königlichen Amtshauptmannschast hier Bezirkstag abgehalten werden. Die Verhandlungen sind öffentlich. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 23. Dezember 1889. Königliche Amtshauptmannschast. v. Airchbach. Bekanntmachung, die Anmeldung der Wehrpflichtige« z«r RekriNirungsstammrolle betr. Auf Grund der Bestimmungen in § 23 der deutschen Wehrordnung vom 28. September 1875 fordern wir alle am hiesigen Orte aufhält lichen männlichen Personen, welche im Jahre 1870 innerhalb des deutschen Reichsgebietes geboren sind oder deren Eltern oder Fsmilienhäupter an irgend einem Orte desselben ihren Wohnsitz haben, sowie alle diejenigen, welche bei früheren Gestellungen vom Militärdienste zurückgestellt worden sind oder ihrer Militärpflicht überhaupt noch nicht Genüge geleistet haben, bei Vermeidung von Geldstrafe bis zu 30 Mark oder Haft bis zu 3 Tagen andurch auf, in der Zeit Vom 15. Januar bis zum 1. Februar 18SV unter Abgabe ihrer Geburts- oder Loosungsscheine sich persönlich zur Aufnahme in die Rekrutirungsstammrolle in der hiesigen Rathsexpedition anzu melden. Diejenigen Militärpflichtigen, welche keinen dauernden Aufenthalt haben, oder von hier, als dem Orte, wo sie ihren dauernden Aufenthalt haben, zeitig abwesend sind — wie auf der Reise begriffene Handlungsdiener oder auf der See befindliche Seeleute u. s. w. — sind von ihren Eltern, Vormündern, Lehr-, Brod- oder Fabrikherren, bei Vermeidung der angedrohten Strafen, während des oben festgestellten Zeitraumes zur Stammrolle anzumelden. Wilsdruff, am 2. Januar 1890. Der Stadtqenmnderath. Acker, Brgmstr. Bekanntmachung. In Gemäßheit des Gesetzes vom 18. August 1868, die allgemeine Einführung einer Hundesteuer betreffend, hat behufs Erhebung dieser Steuer am 10. Januar jeden Jahres eine genaue Consignation aller steuerpflichtigen Hunde zu erfolgen. Es werden demgemäß alle hiesigen Bewohner, welche im Besitz von Hunden sind, hierdurch aufgefordert, dieselben bei Vermeidung der auf die Hinterziehung gesetzten, auf den dreifachen Betrag dieser Steuer sich belaufenden Strafe am 19. Januar 189» in der hiesigen Stadtkämmerei anzumelden. Wilsdruff, am 2. Januar 1890. Der Stadtgemeinderath. Kicker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Ein neues Jahr und mit ihm das letzte Jahrzehnt des laufenden Jahrhunderts hat begonnen. Im Rückblick auf das vergangene Jahr können wir mit Genugthuung feststellen, daß es trotz mancher Unheil drohenden Wolke, die am politischen Himmel aufstieg, die Welt vor größeren Er schütterungen bewahrt und die friedliche Entwickelung der Verhältnisse in Staat und Reich nicht unwesentlich gefördert hat. Das Vertrauen in die Friedensliebe des Deutschen Volkes und seiner Verbündeten ist, man könnte fast sagen, zusehends gewachsen, und dazu hat das Meiste und Wesentlichste Kaiser Wilhelm II. beigetragen, indem er durch die That bewies, daß es ihm heiliger Ernst sei, „Frieden zu halten mit Jedermann, soviel an ihm liege". Die Reisen nach England, Griechenland und Kon stantinopel haben dem jugendkräftigen hochstrebenden Herrscher Gelegenheit geboten, sich als Friedensfürsten zu zeigen und ein Mehrer des Reiches zu sein an moralischen Eroberungen und in der Stärkung des Ansehens des deutschen Namens. Und die wiederholten Zusammenkünfte mit Kaiser Franz Joseph von Oesterreich und König Humbert von Italien sind ganz dazu angethan gewesen, das hwzliche Einvernehmen zwischen den drei ver bündeten Monarchen und den von ihnen beherrschten Völkern in unzwei deutigster Weise der Welt zu offenbaren. So hat sich der Dreibund alt sicherster Friedenshort bewährt und es ist gegründete Hoffnung vorhanden, daß auf seiner Grundlage der Friede auch im nächsten Jahre erhalten bleiben wird. Eine Zeit lang schien cs, als sollte der immer schärfer in die Erscheinung tretende Gegensatz zwischen Arbeitern und Arbeitgebern in offenen Kampf ausbrechen und die wirthschaftliche Entwickelung der Völker auf's Schwerste gefährden. Im Reiche ist es gelungen, das Aeußerfte zu verhüten und die Erkenntmß zu fördern, daß im Interesse des Einzelnen wie der Gesammtheit, die Versöhnung der Gegensätze und nicht die Ver schärfung derselben angestrebt werden muß, und daß Diejenigen am Ganzen sich auf das Schwerste vergehen, welche Unzufriedenheit stiften und die ver schiedenen Klassen der Bevölkerung gegen einander verhetzen. Das Reich hat mit dem Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetze, welches im ab laufenden Jahre zu Stande gebracht worden ist, von Neuem bewiesen, daß ihm die Sorge für die wirthschaftlich Schwachen gar sehr am Herzen liegt