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93l ßen, eben so wenig ist das wilde Kastanien holz seiner Substanz und Struktur nach ge eignet zu springen, man müßte denn die aller größte Gewalt brauchen , um es zum Zer springen vorsätzlich zu bringen. Welche Vor- theile für Gew.hre, die mit diesem Holze ge schäftet sind! Welche Vortheile endlich für ei nen großen Bedarf von Gewehren ! Ein Flin tenkolben von altem wilden Kastanienholze halt mehr, denn zehen und zwanzig Flinren- sehäfte und Kolben des besten leicht springen den Nußbaumes aus, der selten und kostbar geworden. Auch unbeschlagen, wenn man nicht auf Zierde sehen will, gewahrt ein Schaft oder Kolben von wilder Kastanie die Dienste, die zeh n und mehrere beschlagene Kolben von Nußbaum nicht gewähren. Ja, Wird man mir entgegnen, dazu ist die Roth buche da. Du hast recht, Freund! Die Roth buche ist haltbar und auch wohlfeil, doch glas artig und bei großer Gewalt in Prallschlagen dem Springen ausgesetzt, und steht der wil den Kastanie an Zähigkeit und Unverwüst lichkeit, ob sie gleich im Gegentheil der Noth buche ein weicheres Holz ist, charakteristisch weit nach. Aber kannst Du, Freund, der blei schweren Rothbuche die specifische Leichtigkeit 932 geben, w'ie dieses ganz vorzüglich bei der wck- den Kastanie der glückliche Fall ist? Leichtig keit und Unverwüstlichkeit — — sind dieß nicht Tugenden, die man hoch in Anschlag und Berechnung im Gegensatz zu erfordernder Kraft bringen muß — ? «lud ist es nicht zweckmäßig und Pflicht, den belasteten Sol daten auf seinem oft forcirten und weiten Marsch , auf welchem er unaufhörlich bald mit Hitze und Frost, bald mit Hunger und Durst, bald mit Regen und Staub u. s. w. bis zur Ermattung zu kämpfen hat, seine Bürde selbst bis auf das Loth leichter zu machen, um seine Kräfte zu sparen, da, wo er sie zur Entscheidung nöthiger braucht — — ? Welchen bedeutenden Vorrath von Flintenschästen selbst die kleinste Anlage von Kastanienbäumen, ja welch eine Anzahl ein einziger Daum, wenn er zu Pfosten geschnit ten worden, gewährt, kann Dir, Freund, glaubwürdiger, als ich, nur der Mechamkus sagen. *) Eine nicht bedeutende Anzahl von alten Kastanienbäumen versorgt ein ganzes Regiment mit entscheidenden leicht zu dirigi- renden Flintenkolben. Außer den genannten Eigenschaften der Zähigkeit, Leichtigkeit und Unverwüstlichkeit dieses Holzes nimmt auch *) Hier kann ich nicht umhin, einen wahrhaft geschickten und denkenden Künstler als Mechanikus zu nennen, um den es ewig Schade ist, daß er sein schönes grosses Talent au cmem Orte vergrabt, wo sein es^ick weder nach Verdienst belohnt/ noch aeweckt und genährt wird, und mit dem zugleich eine große Erfindung zu Grabe gehet, die nur Könige würdig bezahlen und auch nur Könige aebrauchen können. Es ist dieses der Mechanikus Herr Nagel in Meißen, ein in allem Betracht nicht nur geschickter, sondern auch denkender Mann voller Erfindung. Jetzt arbeitet dieser schöpsnsche Künstler an einer Flinte, die von hinten geladen wird, und mit der man in kurzen Intervallen schneller zu schießen vermag. Eben dieser achtungswerthe Mann wird alles zur Gnüge aus hinlänglicher Erfahrung bestätigen, was ich von den Eigenschaften des wil den Kastanicnbaumes in diesem Aufsatze zur Sprache gebracht habe.