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KwmfferÄsebla« für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. rlnzei,<UPrcir: »ie 8 gespart»- A> Rpsg„ »tc1,efpalt«« ZkU« »«-Mtllchen Brk-notmachmi,« psenni,, dir Z grspalt-«- RetlaMrzrii« i» textlich«« TeU« 1 «eich,»«». Srach«eiIung»seb0hr A> «rich*ptr»»i«^. V«, geschx!«de»cGrschet»UN,»» ta,e u»d Platz» werden nach ML,Uchtz^t Fernsprecher: Ami Wilsdruff Nr. 6 dttü-kstchtt-t. annahmebiLvvr«.10Ubr. - Für dte «rchtig«tt k« durch Fernruf übermitteltenAu-eiGe» übernehmen wir keine Garantie. Jeder Siadattanspru ch erlischt, wen» der Betr», dnrch Klage eingezoge» werden mutz ober der Anstraggeber in Konkurs gerüt. Anzeigen nehmen alle Dermittlnugsstellenenttze-e«. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »« .Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werttagm nachmittags 8 Uhr. «^ng.prrl»! Bei «bholung in »« DeschSftsstelle und den Ausgabestellen r RW. im Wonat, bet Zustellung durch die Pate» r,30 RM., bel Poftbeftellnng r«M -nZüalich Abtrao- gebühr. Einzelnummern ««»fg. AllePostanstalten Wochenblatt sür Wilsdruff u. Umgegend Postboten und uns-r-Ans. tttacrnnd Geschäftsstellen — — nehme» zu Ieher Zeit Be ¬ stellungen entgegen. JmFallchSherer Gewalt, sdeieg odersonstige-Betriebsstörungen de^ht keinAnspruch »ns Lieferung der geitun, oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung ein^sandter Schrlftstüche -rf»lg« nur, wenu Port» b-tliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 233 — 90. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 6. Oktober 1931 Europas Sorgenlast. Wenn sich der französische Ministerpräsident Laval in den nächsten Tagen nach Amerika einschifft, dann trägt sein Dampfer als Fracht die Sorgenlast Europas. Es ist wirklich heute nicht mehr übertrieben, wenn man sagt, daß diese Sorgen schon den Charakter der Verzweife- lung erhalten haben, daß das Gold zum Fluch desjenigen Teiles der Menschheit geworden ist, dem heute der Mange! an diesem Gold den Hals immer fester zuschnürt. Furchtbar hat es sich gerächt, daß der massenpsychologisch so wertvolle Gedanke des Hoover-Feierjahres zermürbt und zerstückelt wurde, seine Wirkung auf die Welt so gut wie gaüz einbüßte. Er wollte das Vertrauen, den „Kredit" wieder Hineinbringen vor allem in die euro päische Menschheit; aber er hat, durch die Politik bis aufs äußerste geschwächt, das rasche Anwachsen des allgemeinen Mißtrauens in den goldüberfluteten Ländern nicht hem men können. Selbst Amerika unterliegt jetzt schwersten G o l d a b z ü g e n. Weiß man denn, ob nicht auch dieses Land stärker noch als bisher, nämlich entscheidend von der Weltkrise gepackt wird? Da ziehen vie langsam mißtrauisch gewordenen Geldgeber auch von dort die Kredite wieder zurück, stoßen die amerikanischen Wertpapiere soweit als möglich ab —, genau so, wie man es erst Deutschland, dann England gegenüber getan hatte. Schon hat Amerika mehr als anderthalb Milliar- ven Gold nach Europa, hauptsächlich nach Frankreich, ver schiffen müssen. Daran muß man erinnern, wenn der französische Ministerpräsident jetzt seine Reise nach Amerika antritt. Zahllose Gerüchte schwirren schon umher über das, was Laval und Hoover angeblich verhandeln wollen, wo bei so manches Mal sehr naheliegende Wünsche die Väter dieser Gedanken und Vermutungen sind. Noch im Juli, als man in Paris und London zu den internationalen Konferenzen zusammengetreten war, zum erstenmal auch amerikanische Staatsmänner offiziell daran teilnahmen, hat man als das einzige Mittel, um wieder Beruhigung, Vertrauen, „Kredit" in die Welt hinein zu bringen, eine politische Bereinigung des gespannten deutsch-französi schen Verhältnisses verlangt. Der Anfang dazu ist viel leicht gemacht worden. Aber von einer unmittelbaren Wirkung in dem gewünschten Sinne läßt sich noch nichts verspüren: die Krise geht weiter, verbreitert sich zusehends. Und man braucht nur das Wort „Abrüstungsfrage" an zuführen, um daran zu erinnern, daß es neben den un erträglich gewordenen Wirtschafts- und kreditpolitischen Spannungen auch noch so manche rein machtpolitische gibt. Mehr als nur ein Gerücht ist aber die aus Amerika kommende Mitteilung, ein weiterer Fortschritt in den deutsch-französischen Beziehungen solle dadurch herbeige führt werden, daß man in Washington dem französischen Ministerpräsidenten folgendes politische Handels geschäft Vorschlägen wolle: Einen amerikanischen „Sichcrheits"pakt mit Frankreich — wobei auch wieder die Abrüstungsfrage mit hineinspielt —, und dafür eine Revision der Bestimmungen des Versaillers Vertrages über den „polnischen Korridor". Derartiges wird in zahlreichen amerikanischen Blättern plötzlich sehr eifrig diskutiert; man hat also drüben das nicht ganz un richtige Empfinden, daß es sich bei dieser „Korridor"frage um eine der am schwersten blutenden Wunden Deutsch lands handelt. Voreilige Hoffnungen sollte man als Deutscher an diese gewiß erstaunliche Mitteilung aber doch nicht knüpfen. Selbst wenn Frankreich und Polen damit einverstanden sein sollten, so würhe es sich bestenfalls nur um gewisse „G r e n z r e g u l i e r ri n g e n" handeln. Das „schwelende Feuer", der „Gefahrenherd" an der Weichsel hat übrigens den Engländern — auch wieder aus wirtschaftlichen Grün den — schon längst allerhand Sorgen gemacht und so manches bereuen lassen, was 1918 und später bei der Zer reißung Oberschlesiens als Grenzziehungen beschlossen und dem ohnmächtigen Deutschland ausgezwungen worden ist. In einer beneidenswerten Lage befindet sich der ame rikanische Präsident aber auch nicht. Er muß Rücksicht nehmen auf das im Dezember erfolgende Zusammentreten des Repräsentantenhauses und des Senats. Außerdem auf die im nächsten Jahre vor sich gehende Neuwahl. Wohl hat er den Trumpf der interalliierten Schulden in der Hand, — aber es ist jetzt, nach der effektiven Zahlungs einstellung Deutschlands und Englands, mehr als zweifel haft, ob dieser Trumpf noch sticht. Und doch liegt die Ent scheidung über Has Schicksal Europas und des damit jetzt zusammengeschmiedeten Amerika aus dem Verhandlungs tisch in Washington, zwischen Hoover und Laval. Dienstag - nur vertrauliche Anssprache im Reichsrat. Amtlich wird nyitgeteilt: Entgegen anderslautenden Nachrichten wird amrMierseits mitgeteilt, daß am Diens tag keine öffentliche' Sitzung des Reichsrates, sondern eine vertrauliche Aussprache zwischen Neichsregierung und den Lünderreaierunc^en und preußischen Provinzial- vertretcrn stattsindet. Us handelt sich vor Vorlage des end gültigen Entwurfes e^ner neuen Notverordnung an den Aerrn Reichspräsident«: n um eine Erörterung bedeutsamer ore Länder interessicrlender Einzclfragen. Vor Wildling der Kabinetts Vriining Gerüchte um Brüning. Vor schweren Entscheidungen. Die Verzögerung einer durchgreifenden Winterhilfe der Reichsregierung hat die Fülle der zahllosen Wünsche und Beschwerden laut werden lassen, die eine Rotzen stets in verschwenderischem Maße gebiert. Der Reichs kanzler wird am Dienstag vor den im Reichsra 1 ver sammelten Vertretern der Länder einen kurzen Bericht über die Lage erstatten, und die Parteien empfinden es als eine Zurücksetzung, daß dies nicht zuerst im Reichs tag geschieht. Ausgehend von einer vermuteten De mission des Reichsaußenministers, der von ge wissen Seiten bereits seit der Aufgabe der deutsch-öster reichischen Zollunion gefordert wurde, spricht man in parlamentarischen Kreisen von einer Umbildung des gesamten Kabinetts Brüning zum Zweck einer Sicherung der Regierungsmajorität in den bevorstehenden Parla mentstagungen. Ja, man geht sogar soweit, den Rück tritt des ganzen Kabinetts anzudeuten und verschiedene neue Männer zu prophezeien. So werden in dieser Ver bindung die Namen Hugenberg, Geßler, Bracht oder Stegerwald als kommende Reichskanzler ge nannt. In einem solchen neuen Kabinett soll eventuell Dr. Brüning das Außenministerium übernehmen, das man ihm auch zuschreibt, wenn er Reichskanzler bleiben und nur Curtius demissionieren würde. Zu einer bevor stehenden Umbildung des Kabinetts Brüning ver lautet, daß außer dem Wechsel im Außenministerium noch Geheimrat Schmitz von der I. G. Farben das Reichs- wirtschaftsministerium übernehmen und der Staats sekretär im Reichsjustizministerium, Joel, Reichsjustiz minister werden soll. Inwieweit diese Vermutungen zutreffen, läßt sich natürlich bei der augenblicklichen verworrenen innenpoli tischen und parteipolitischen Lage nicht feststellen, jeden falls ist es nicht ausgeschlossen, daß man in den nächsten Tagen ein oder das andere dieser Gerüchte verwirklicht sehen wird. Rücktrittsgesuch des Reichsautzenministers. Berlin. Amtlich wird mitgsteilt: Der Reichsminister des Auswärtigen, Dr. Curtius, hat am Sonnabend, dem 3. Ok tober, an den Reichskanzler folgendes Schreiben gerichtet: „Sehr verehrter Herr Reichskanzler! In der Unterredung, die wir am Tage nach meiner Rückkehr von Genf halten, habe ich Ihnen erklärt, daß ich ohne Rücksicht auf die parlamentarische Lage aus der Reichsregierung aus scheiben wollte. In unserer Besprechung blieb die Frage des Zeitpunktes und der Form offen. Ich halte es nunmehr all seits für erforderlich, über mein Ausscheiden alsbald Klarheit zu schaffen, deshalb bitte ich Sie, bei dem Herrn Reichspräsi denten meine Entlassung zu beantragen." - * Nayrische Volkspariei gegen Brüning. Kampfansage gegen die Notverordnungs politik. In der Herbstkreisversammlung der Bayrischen Volkspartei in München sprach der Führer der Partes Schäffer, über die politische Lage. Er äußerte die schärfsten Bedenken gegen die Notverordnungspolitik der Reichs regierung. Der gegenwärtige Zustand sei für die Ländei geradezu unwürdig. Sie, nm die es gehe, erführen erst die fertigen Dinge in den Ministerpräsidentenkonferenzen. Um Deutschlands und der deutschen Länder willen werde hier die Bayrische Volkspartei bei Wiederzusammentreten des Reichstages eine wichtige Aufgabe zu erfüllen haben. Man solle in Berlin nicht glauben, daß alles mit Notver ordnungen geregelt werden müsse, nnd daß auf diese Weise Reichsreformen gemacht werden könnten, für die kein sach licher Anlaß bestehe. Hus äer neuen Berlin, 5. Oktober, lieber den voraussichtlichen Inhalt der Notverordnung berichtet das „Berliner Tageblatt" u. a.: Die Verordnung bringt in ihrem ersten Teil Aenderungen der früheren Notverordnung vom 1. Dezember 1930 und vom 5. Juni 1931, die sich auf steuer- und sozialpolitische Gesetze beziehen, lieber die Erleichterung der Wohlfährtslasten der Gemeinden wird bestimmt, daß die Neichshilfe auf 150 Millionen erhöht werden soll, wovon die städtischen Fürsorgeverbände drei Vier tel, die ländlichen ein Viertel erhalten. Zur Unterstützung von Gemeinden in besonderen Fällen werden weitere 80 Millionen NM. bereitgestellt. Das Finanzausgleichsgesetz wird dahin geändert, daß die Landesregierungen für das Jahr 1931 dem Wohnungsbauanteil der Hanszinssteuer nach Vor nahme der ReÄsteuersenkung weitere Beträge für Zwecke des allgemeinen Finanzbedarss entnehmen dürfen. Der Vorstand der Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung erhält die Voll macht, anzuvrdnen, daß die Arbeitslosenunterstützung bis zu einem Drittel in Sachleistungen gewährt werden kann. Bis zum 31. März 1934 sollen Neubauten von Verwaltungs gebäuden sür Zwecke der öffentlichen Verwaltung nicht in An griff genommen werden. Die Hauszinssteuer soll vom 1. April 1932 an um 25 v. H. gesenkt werden, und zwar berechnet nach dem vollen Iahresertrag. Die Notverord nung enthält ferner außerordentlich umfangreiche Vorschriften über Siedlungswesen. Besonders gefordert werden sollen die landwirtschaftliche Siedlung, die vorstädtische Kleinsiedlung und die Errichtung von Kleingärten für Erwerbslose. Für diese Zwecke sollen die Länder von 1932 an bestimmte Beträge, die die Neichsregierung festsetzt, aus dem Hauszinssteueraufkom men an das Reich abliefern. In jedem beteiligten Lande soll ein Staatskommissar gestellt werden, der die landwirtschaftliche Siedlung einheitlich durchführen soll. Für die vorstädtische Kleinsiedlung soll ein dem Neichsarbeitsminister unterstellter Reichslommissar bestellt werden. Er soll die Eigentümer geeig neten Siedlungslcndes anhalten, Land zur Verfügung zu stel len. lieber die Herabsetzung hoher Bezöge in der Privatwirtschaft soll die Notverordnung folgendes bestimmen: Hat ein Dienst- berechtigter sich in einem bestehenden Dienstvertrage zur Zah lung einer Vergütung verpflichtet, die mit Rücksicht auf seine Geschästs- oder Vermögenslage oder die veränderte allge meine Wirtschaftslage als übermäßig hoch anzusehen ist, und deren Weiterzahlung ihm deshalb nach Treu und Glauben nicht zugemutet werden kann, so ist er berechtigt, die Vergü- Nowerorcknung tung durch schriftliche Erklärung gegenüber dem Dienstver pflichteten um einen angemessenen Betrag herabzusetzen. Dies soll nach drei Monaten möglich sein. Die Bestimmung soll nur Bezüge treffen, dis 15 000 RM. jährlich überschreiten. Weiter enthält die Notverordnung Vorschriften über die Vereinfachung der Rechtspflege. Für Verbrechen und Vergehen, die an sich zur Zuständigkeit der Amtsgerichte gehören, sollen als erkennende Gerichte der ersten Instanz die großen Strafkammern zuständig sein, wenn eine Voruntersuchung stattgesunden hat und die Staatsanwalt schaft die Eröffnung des Hauptversahrens vor der großen Strafkammer beantragt. Uebertretungen sollen nur verfolgt werden, wenn es das öffentliche Interesse erfordert. Eine An zahl weiterer Bestimmungen bezweckt die Beschleunigung der Prozeßführung. Das Privatklageverfahren wird vereinfacht. Die Wertgrenze für die Zuständigkeit der Amtsgerichte in Zi vilstreitigkeiten wird auf 1000 Reichsmark erhöht. Bezüglich der Sondergerichte beschränkt sich die Notverordnung auf eine Ermächtigung an die Neichsregierung zu Aburteilung bestimm ter strafbarer Handlungen in Bezirken, in denen ein Bedürfnis dafür hervortritt, Sondergerichte zu bilden. Eine große Anzahl von Paragraphen der neuen Notverordnung beschäftigt sich er neut mit der Bekämpfung politischer Ausschreitungen. Die Herstellung, Verbreitung oder Vorrätighaltung illegaler Schriften soll in Zukunft mit Gefängnis bis zu einem Jahr be straft werden können. Die Bestimmungen über die Presse wer den ebenfalls erneut verschärft, vor allem dadurch, daß jetzt auch die Ersatzlieferung von Druckschriften verhindert werden kann. Sogenannte Ersatzdruckschriften können verboten werden. Personen, die solche Herstellen, können mit Gefängnis bestraft werden. Wer auf frischer Tat bei einem Verbrechen oder Ver kennen. Die Notverordnung enthält ferner eine Bestimmung über die Schließung von „Sammelstätten staatsgefährlicher Betätigung". Derartige Sammelstätten können künftig polizeilich geschlossen werden. Wer auf frischer Tat bei einem Verbrechen oder Ver gehen betroffen wird, das mittels einer Waffe begangen ist, oder dessen Strafbarkeit durch unbefugtes Führen oder unbe fugtes Erscheinen mit einer Waffe begründet wird, kann in poli zeiliche Haft genommen werden, wenn dies im Interests der Sicherheit erforderlich ist, und ist solange festzuhalten, als diese Voraussetzung vorliegt. Die Notverordnung enthält ferner eine Reihe von wirtschaftlichen Neuregelungen. Sie enthält eine umfangreiche Bestimmung zur Reform des Sparkastenwesens. Die Spar- und Girokassen haben danach unter anderem 30 v. H. der Spareinlagen und 50 v. H. der