Volltext Seite (XML)
Nr. Dresden, den Lo. April rgis. 30. Ueber den Obstbau in Sachsen. (Fortsetzung.) ^in Haupthindernis' aber der allgemeinen guten Wir kung dieser landesherrlichen Befehle und Anordnungen und des eignen Eifers für diesen einem Jeden so nützli chen Gegenstand liegt in dem Vorurthcile, daß die allge meine Einführung des Obstbaues nicht für alle Gegenden Sachsens passe; denn viele wären zu kalt dazu, und an dern fehlte wieder der dazu erforderliche Beden. Jenes trifft höchstens die Gegenden des obern Erzgebirges- Dort gedeiht freilich kein Obstbaum. Ich erinnere mich/ in Oberwiesenthal keinen einzigen Obstbaum gesehen zu ha ben/ außer an der Pfarrwohnung, wo einige erst da mals gesetzte Pflaumenbäume als eine große Seltenheit deS Orts gezeigt wurden, die aber vielleicht nicht mehr existiren- Aber kaum ein Paar Meilen weiter herab/ um Scheibenberg/ Elterlein u. s. w. steht man schon alte und junge gesunde Obstbäume. Und gesetzt auch/ daß in den kältesten Strichen des Erzgebirges die weichen veredelten Sorten nicht fortkommen/ so würden sich doch die harten Sorten dorthin schicken/ und besonders das sogenannte wilde Obst/ was von so großem Nutzen und reichlichem Ertrage ist. In allen übrigen kalten Gegen den Sachsens gcräth selbst das gute Obst vortrefflich. Ich berufe mich auf die hohen Gegenden der sächsischen Schweiz/ welche mit dem untern Erzgebirge in einem Grade der Kälte stehen. Da dürfte man sich B. nicht mehr/ wie Churfürst August, abhalten lasse»/ der Kalte wegen den Plan einer beträchtlichen Obstbaumzucht dort fahren zu lassen. Nimmt man dort gezogene junge Baume dazu/ so kann es keinen vortrefflichem Platz zu einem sehr großen Obstgarten geben, als den von der Morgen-, Mittag - und Abendsonne ununterbrochen be schienenen Thiergarten bei Stolpen. Das Klrma der ganzen sächsischen Schweiz ist seit jenen Zeiten weit wär mer geworden, indem große Waldungen ausgerodet und eine Menge Teiche in Wiesen umgeschaffen worden sind. Vor iOO Jahren säete man um Neustadt und Sebnitz noch kein Winterkorn/ weil cs stets auswinterte^ Und welche große Ouantitätcn davon werden jetzt dort er baut? — Selbst der Winterweizen geräth jetzt dort sehr gut. Wie sollte also das Obst nicht auch eben so gut i» Gegenden eines eben so kalten Klima gerathcn, als cs hier geräth? Denn in Lauterbach, eine Stunde über Stolpen/ und in Langwolmsdorf am Fuße davon, wei ter hinauf in Oberottendorf, Burkersdorf, Schönbach und andern dortigen Orten (kleinere Obstbaumanlagen nicht zu gedenken) stehcn schon seit 30 bis 40 und Meh rern Jahren nicht unbeträchtliche Obstgärten und Alleen, welche (so wie auch in Neustadt und Sebnitz) die schön sten Obstsorten, als Borsdorfer, Pipping, Renetten, Herren, Stettiner, Danziger und andere fein Aepfel- sorten, ferner die feinsten Franzbirnen und Pflaumensor- ten liefern, wie nicht weniger Pfirsichen und Ouitten, und in Rugiswalda, dem kältesten Orte der sächsischen Schweiz, gerathcn Kirschen und Pflaumen vortrefflich. Das ist ja Beweis genug, daß das hiesige gewiß sehr kalte Klima Niemand weder hier, noch in andern eben so kalten Himmelsstrichen abhalten darf, sich besser, als zeither, auf Obstbau und Anlegung von Baumschulen zu legen; denn in Bühlau bei Stolpen, in Polenz,