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s. Jahrgang. /luer Tageblatt UW Anzeiger für -as Erzgebirge, MZiMMD mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. M EprechstunS» -er NeSaktton mit Fiwnahm» »er Sonntag« oachmtttag« 4—- Uhr. — r»l»gramm-ft-r»ff«, Tageblatt Murrzgrbtrgr. ftmfpwch« SS. r^i - ,«hm,a »,st.üun,,a Zür unverlangt «lngefan-t« Manuskript* kann Sewllhr nicht -»leistet «eröru. Nr. 21S. Sonnabend» 19. September 1914. M der kntscheiclungzslunlle in IrankiM. Eine Reih« erwartungsvoller Tage liegt hinter uns. Unsere Armeeleitung hat un» — zweifellos au» vollbe rechtigten Gründen — außer ein paar Einzelheiten, die den Uebertreibungen unserer Gegner widersprechen soll ten — nur ganz allgemein gehaltene Mitteilungen über die Schlacht zwischen Oise und Marne gemacht, die vor läufig genügen sollten, uns zufriedenzustellen. Sie konnten auch genügen und hätten genügt, wenn nicht in der Zeit der Zu ÜIH ltnnn der Nachrichtenstelle unsere Großen Generalstrbee der franzö ische um so geschwützi ger gewesen wäre und von einer bedeutsamen, nahezu entscheidenden Wendung der K.irgSlage zugunsten Frank reich- gesprochen hätte. Holländisch« und schweizerische Blätter, deren Redaktionen die Verpflichtung zu habe, scheinen, täglich einen fachmännisch klingenden Artikel über die Vorgänge auf dem Kriegöschaup.'ahe zu produ zieren, benutzten die französischen Siegesmeldungen al Unterlage für ihre Betrachtungen und malten nur düster« Bilder von der kritischen, fast trostlosen Situation der deutschen Armeen und dem jammervollen Zustand- unserer Truppen. So hieß es in einer amtlichen Meldung aus Bordeaux vom 12. d.: Die zurückgehenden deutschen Streitkräfte werden energisch verfolgt. Ihr Rückzug war besonders hastig bei Montmirail, FromentiereS, Sermaig« und Revig- nh. Sie ließen viel Artillerie im Stich. Sie leiden Mangel an Lebensmitteln und Munition und ihre Pferde sind erschöpft. So blieb di« S. feindlich« Ka- valleriediviston vier Tage lang ohne Lebensrnittel und Autler. , Es ist begreiflich, daß solche von Blättern, di« in neutralen Ländern erscheinen und nicht gerade al- deutschfeindlich angesehen werden können, verbreitete und für wahr genommene Nachrichten auch bei deutschen Le sern schließlich eine Stimmung erzeugen, die di« bis herige frohe Zuversicht erschüttert. An diesem Punkte war Man in manchen Kreisen des Volkes bereits ange langt. Da kam denn gestern nachmittag eine SiegeSnach- richt zur rechten Zett, die wir bereits durch Sonderblatt verbreiteten und also lautet: Großes Hauptquartier, IS. September. Ergänzung üer Meldung von gestern fibend. Vas französische 13. un- -as 4. Armee korps un- Teile einer «eiteren Vtvkston stn- gestern stl-lich von Nopon entfchei-en- gefchlagen un- haben mehrere Satterlen verloren. Zein-lkche Angriffe gegen versthle-ene Stellen -er Schlachtfront stn- blutig zu sammen gebrochen. Ebenso ist ein vor gehen französischer Alpenjäger km Vogesenkamm im Sreuschtal zu rück gewiesen. Sek Er stürmung -es Ehateau Srimont bei Keims stn- 2500 Gefangene gemacht wor-en. fluch sonst «ur-en kn offener Zel-sthlacht Gefangene un- Gesthütze erbeutet, -eren Zahl noch nicht zu übersehen ist. Vas <dstheer seht seine Gpr- ratkonen im Gouvernement Suwalki fort. Teile gehen aus -le Zestung Gsowkec vor. Diese Nachricht verscheucht die Nebel der Ungewißheit und des Zweifels, die uns umsponnen, und erfüllt« die Gemüter mit neuem Vertrauen. Die deutsche Offen sive ist wieder eröffnet und bald werden wir von weite ren Fortschritten hören! Nur Geduld! Der gegenwärtige RiesenkaMpf im Westen setzt sich aus zahllosen Einzel zügen zusammen, deren Ausführung und Weitergestal tung stets von der Antwort abhängt, die der Gegner ftbt, oder von der neuen Kenntnis der Verhältnisse im feindlichen Lager, die unseren Führern zugeht, lieber alledem aber steht der große Krieg-Plan, die verbindende Idee, an der unsere Heeresleitung festhält. Bon den Ein zelvorgängen hören wir wenig und das mag gut sein, denn wir würden doch die meisten falsch deuten, aber über den Abschluß einer einheitlichen Aktion haben wir iwch immer di« Wahrheit gehört und sie war jeweils «ine große Freud«. Der gestern gemeldet« Tieg War jedenfalls mehr als «in bloßer Einzelvorgang, der von Erfolg ge krönte Beginn neuer Operationen einer ganzen Armee und wir haben allen Grund, ihn zu feiern. Zwei Ar- meekorps und Teile einer weiteren Division sind ent- scheidend geschlagen — da» Wort entscheidend wird von unserer Heeresleitung nicht leichtfertig ge braucht. * einMeiien über äie Schlacht MrHen Oire unä Maar. Wie verlustreich die Kämpfe an der Aisne für de ver bündeten Franzosen und Engländer waren, geht aus nach folgenden P'ivattelegramimen hervor, die zwar, wie immer die französischen und englischen Bei chte, die Niederlage nicht zugeiben, aber doch erkennen lassen, daß die Lage der Ver bündeten sich weiter verschlechtert: Eftie französische amtlich« Mitteilung vom Donners- tagnaichmittag, p« Ult e Rotterdam kommt, besckgt; Auf der ganzen Front von de, O.V« bi» zur M «p dauert di« Schlacht an. Die Derschen hassten ihr« Stellungen fest, di« aus die Verteidigung eingerichtet und mit schweren Geschützen persehen sind. Nm französischen "linken Flügel find die Deutschen, dir quf jener Seite die Höhen nördlich der Nss»nr besitzen, an «infiben Punkt« «in wenig zurückgewichen. (7) Die französische Nmnee haft überall Fühlung mit dem Feind. Zn dieser Meldung werden die französischen Mißerfolge noch nicht zugegeben, man hört aber doch ' den elegischen Unterton durch. Die französische Regierung vermeidet offen bar krampfhaft, di« Bevölkerung durch Enthüllung der blanken Wahrheit wieder zu entmutigen, nachdem sie an den vorhergegangenen Tagen immer von grotzen Siegen gespro chen hatte. Der Wahrheit näher kommt folgende» Tele- gvamm au» der Schweig: Nach Privatmeldungen bewährte Vie deutsch, Höhen, stellung nördlich der Nimm sich am Donnerstag vorzüglich. Die Verlust, de» ev-lfifche« K»ijp»i dem der Hauptangrift galt, wrpen bedeutend. Der frkfche deut sche LrupPenzu, wird bestätigt. Besonder» kräftüz soll er bei dem Nqchtangp.ften mUgewrrkt habe«. Ruch die nachfolgenden englischen Meldungen über dieigvoß« Schlacht lassen erkennen, daß in jener Gegend die deutschen Truppen überlegen rümpften. G» wird ge meldet: > Tn^isch« Berichterstatter schildern dse heftige« Mmpf«^ Pie um Soissoja stwttspnden. Dies« Kämpfe daperten vijer Tage. Die Ass »ne führte infolge de» am. haltenden Regen» Hochwasser, spdaß e» de« Verbünde, den unmöglich wftr, in di» Stadt einzurücken. Da» hef tigst« Feuer wpk am den Punkten» wo die französisches und englischen Genietruppen rin« Brücke zu bähen versuchten. Dort wurde unter den Engländern und Franzospn Btn schrteSIßche» vlmtbgd hngersichtch. Mehrpch Reg». nr«nter, di« die» mörderisch« Feuer erreichte, Hatten ent, setzlstch« Verlust«. E» «ar ei« furchtbare» Duell zwischen englisch,« Bittet len. ist« dich Uebergrng der brü. tischen Truppen beschützten, und deutscher Artillerie. (Dar, ah», daß der U^berchrng nicht gelang, geht hevior, daß did chutschtz Artillerie siegreich m». D. R.) Der Bericht, erstftter de» Daily EhroNitte sagt, daß Vie Deutschen eiinn sehr vorteilhafte Stellung dtzr EjftnbahNM« entttzng einwchmen. Der BePchterstchtte» her Time» teilt mit, patz schrtck sche Schilderungen Pari» «,«eichen. Reihen von Toten und verwundeten blecken stt« Schlacht, selber. Dss« Etsenbahnzvg« nach Pah!» sind überfüllt mit verwundeten. An esner Stelle verteidigten Vie Deut, schm sich hinter einer sech»Fußhoho»varrier« von Lfessche«, hinter der fie Pen NiPviffm der Frqn- -äsen Mderstrnd leisteten. -000 Liejchen bezeichneten fpä. t«, den Schauplatz dtiese» Kampfe». Royon, da» in diesen, Kämpfen genannt wird, liegt et wa, mehr al» 20 Kilometer nördlich von Tompidgne; unser rechter Flügel ist also ziemlich wett zurückgenommen war- den und «» ist daher verständlich, daß die Franzosen sich schon in dem Traume wiegten, die deutschen Armeen wieder ganz au» Frankreich -urückdrämgem gu können. Au» diesem schönen Traume werden sie durch die Botschaft aus dem gro ßen Hauptquartier au» Myon recht unsanft ausgerüttelt worden sein,. Sie beweist auch daß die Annahme, es fehle den Deutschen an Proviant und Munition, ein arger Irr tum war. > ««»rüstung per gftmnktireuu» mft Dumdumgeschossen. Wie dem Schwüb. Merkur mitgeteitt wird, wurde in der «Kaserne de- frangöstschmn JNfanterte^Rsgiment» Nr. 126 eine Kiste mit Dumdum-Geschossen gesunden. Aus der Kiste stand di« Weisung: Bei der Mobilmachung sind diese Ge schosse an die Schützengesellschaft in, Monzay auszul'esern. Daraus ist zu schließen, daß die französischen Behörden die Ausrüstung der Franktireur» mit Dumdum- EssHoffen veranlaßt hat. Eine französisch» Anerkennung Mr die deutsche Heerführung. Der Pariser Matin bsstreitet das von vornherein völlig unglaubwürdige, in Paris umgehende Gerücht, daß die Ge nerale v. Kluck und v. Bülow Befehl erhalten hätten, behufs Anbahnung von Verhandlungen um Waffenstillstand zu bitten. Der Matin hebt dabei die Umsicht und Schneidigkeit dieser beiden deutschen Ge nerale ehrlich hervor und bezeichnet die Lage der Deut schen nördlich der Aisne als vechältmismätzig vorteilhaft. Der französische Fieger vedrin«, »egen Hochverrat» erschösse, 7 Der französische Flieger Vüdrine», der krank in Pari» gelegen hat, ist von seinen Landsleuten wegem Hochverrat» erschossen worden. In einem von der Zeitung Stockholmer Aftonpasten veröffentlichten Privatbriöf eine» Freunde» de, Flieger» heißt es, es «fiel aus, daß Vedrin« schon vor Ankunft de» Munitionswagen, Bomben in Besitz hatte, die sich al» Mhren au» Hartgummi herausstellten und Aus- zeichirumgen über die franzüsiychen Stell langen enthielten. Die Srkranku«, de» Se»echIDD«ste, von HavstB. Di« Sächsische Etvatszeitung schreibt: Generalobest Freth. von Hausen hat, wie wir schon meldeten, da» Kom mando über die S. Armee, die unter seiner bewährten Füh rung frischen Lorbeer an ihre Fahne geheftet hat, au» S «- sundheitsrücksichten niederlegen müssen. Gr ist an Ruhr erkrankt und befindet sich zurzeit zur Meder. Herstellung seiner Gesundheit in Wiesbaden. Der Kai. ser hat den hochverdienten Heerführer für die Dauer der Krankheit vorübergehend von seinem Posten enthoben und ihm ein sehr gnädige» allerhöchstes Handschreiben unter wiederholter Anemennung der hervorragenden Lei, stungen der sächsischen Korp» -ugehen lassen. Die Ver wundung des Kommandierenden General» de» 12. Armee- traps, d'Elsv, ist, wie wir von amtlicher Seite hören, nur leicht, sodaß er sein ^Kommando nicht erst abgegeben hat. Kroupvin, Georg und Pein, Friedrich ThristiM von Sachsen Ritter de» Eiserne« Klreu^. König Friedrich .August hat dem Kronprinzen und dem Prinzen Frichrich Christian dar Ritterkreuz 2. Klaffe de» Albr'echtsordens verliehen. Der Kaiser hat dem Kron prinzen und dem Prinzen Friedrich Christian, Herzögen zu Sachsen, da» EiserneKreuzS. Klass« verliehen. Bon dieser erfreulichen Auszeichnung hat der Kaiser dem König Mitteilung zugehen lassen. " Die «nvetträglichen Vundvagenosten. Gefangene Franzosen und Engländer von Maubeuge find in den sichten Tagen in Berlin einge troffen und teil» in dem Truppenlager zu Wilnsdorf bei Zoffen, teil» in Döberitz untergebracht worden. Die Eng länder werden nach Döberitz gebracht, wo sich schon viele ihrer gefangenen Landsleute befinden. Eine Zeitlang waren in Döberitz auch Franzosen und R uss e n. Sie sind aber Nach SKchleben LLergesühtt morden, weil sie sich mit den Engländern nicht vertragen rönnen. — Gerade deshalb hätten sie eigentlich -Hwmmenbleibeni sollen! von dem anderen Gegner, dm wir im Westen haben, Aar üelgieü find Heute, ebenfalls einige Nachrichten zu verzeichnen, die, wenn sie auch von neuen Fortschritten nicht berichten, doch recht wesentliche Erläuterungen zur Lage gebens Sie be sagen: Köntitz Alberit von BeWen über den Krieg. Dem Antwerpener Korrespondenten de» Londoner Chronicle hat König Albert gesagt: Wir Haven das feste Vertrwuon aus den Sieg der Verbündetem. Der Krieg Ist eine Folge der Reaktion und de» Militarismus in der Umgebung de» Deutschen Kaiser». Ein unabhüng ge» Parlament «Mrde Europa in eine derartige furchtbare Kata, stvophe nicht gestützt haben. — Dazu bemerkt die Tägliche Rundschau: Jedermann in Deutschland könnte -König Albert darüber belHrm, wie schlecht auch ein König in einem par lamentarisch regierten Lande über andere Bölker unter-