Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Hmrpt- und rageszettung Mr die Stadt mW den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dhchr AeAnng erscheint täglich mit Kl«Anähme der gesetzüchM Wmn- WO sliKiimn «hlnng nchchenütch « OA, MOcher«» ftMHgM «lOi.. VchWeMg monatlich L« «M. S« Fähe h»h«r «e»M^ hmstin« ^»W^»stör««g«, ha» der Bezieher keinen ««sprach ans ««r«, «r ZMkmg oder .i^«ahlu»g d-S Bezugspreises. — Preise and NachlahsStz« bet «tedech^eagen n«h !reiSNst« Nr. » — Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimm«, Nammern and an bestimmt«, Plützen keine Gewähr. Anzeigen stab an den SrfcheiaaugStagen bt» norm- 10 Uhr aaszugeben. - Verlag: Mohr L Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann -- »ebrtwn Mohr. Hauptschristleiter: Walter Mohr, PulSnitz; Stell».: Walter Hoffmann, PnlSnch. Berantwortlich für den Hetmattetl, Sport a. Anzeigen Walter Hoffmaan, PvWaitz; sür Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz. D. N. H- 2^0. Geschäftsstellen: Albertstraße 2 und Adoli-Hitler-Straße 4. Fernruf !N5 und !»» Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen BeKamümachrmgert der Amtshauptmannschast zu Kamenz, des tadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates z« Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt Md enthält BeKanntmachMge« des Amts- gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamen- Nr. 257 Dienstag, den 3. November 1936 88. Jahrgang Das Echo des Mussolini-Appells Englische Zurückhaltung — Bestürzung in Paris Mussolinis bedeutsame aussenpolitische Rede auf dem Domplatz von Mailand, in der er die Achse Berlin-Rom als bestimmend für den Frieden Europas bezeichnete, hat begreiflicherweise ein starkes Echo gefunden. Besonders ausführlich ist die Stellungnahme in Paris und Lon don. Während die englische Presse, besonders was die Regierungsblätter anbclangt, zurückhaltend ist, hat die Rede des italienischen Regierungschefs in der französi schen Oesscntlichkeit graste Bestürzung und Mitzstimmung Hervorgernfen. Die Rede Mussolinis in Mailand hat in London starke Beachtung gefunden. Der römische Reuter-Kor respondent ist der Ansicht, daß eine englisch-italienische Verständigung leichter möglich sei, da man in Rom zur Zeit wohl nicht auf der offiziellen Anerkennung des neuen Imperiums bestehe. Möglichkeiten einer Verständigung Für den „Dailh Telegraph" ist die Rede des Duce eine kalte Dusche hinsichtlich aller Bemühungen, durch ein Abkommen eine größere Sicherheit für Europa zu schaffen. Zur Mittelmeerfrage erklärt das Blatt, daß von englischer Seite einer völligen Verständigung auf der Grundlage der Anerkennung der gegenseitigen Rechte keinerlei Schwierigkeiten bereitet werden würden. Eine derartige Verständigung sei aber nur in freundschaftlicher Weise möglich und dürfe nicht mit der Forderung nach englischen Zugeständnissen verknüpft werden. Auch in der „Times" kommen ähnliche Gedankengänge zum Aus druck, wobei betont wird, daß England nicht daran denke, die italienischen Interessen zu bedrohen, sondern seine Politik lediglich darauf richte, sich den Seeweg im Mittel meer offenzuhalten. Der diplomatische Berichterstatter der „M orning Post" bezeichnet die Ausführungen Musso linis als den Anfang eines ernsthaften Versuchs, die Kluft zwischen England und Italien zu schließen. Die „Daily Mail" fordert im Zusammenhang mit der Besprechung der Mussolini-Rede eine Verständigung zwischen England, Deutschland und Italien. Ein Nichtzustandekommcn einer solchen Eini ¬ gung würde für die Zivilisation eine Katastrophe be deuten. Von den Ausführungen Mussolinis über den Kampf gegen den Bolschewismus ist das Blatt besonders befriedigt. Mussolini, so schreibt das Blatt, fühle genau, daß der Boschewismus Europa zugrunde richten werde, wenn Europa den Bolschewismus nicht ausrottet. Gemischte Gefühle Die große außenpolitische Rede Mussolinis wird von der Pariser Presse mit sehr gemischten Gefühlen aus genommen. Die linksgerichteten Zeitungen lehnen die Ausführungen des italienischen Regierungschefs natür lich rundweg ab, während die Rechtsblätter ihm in ver schiedenen Punkten zustimmen, andere aber ebenfalls als ungerecht oder sogar als unannehmbar zurückweisen. Das „EchodeParis" vertritt die Auffassung, daß eine Zu sammenkunft der Mächte der römischen Protokolle mit den Vertretern der Kleinen Entente nach den Ausfüh rungen des Duce unmöglich geworden sei. Das „Jour nal" stimmt dem Duce wohl bei seiner Abrechnung mit dem Völkerbund, dem unteilbaren Frieden und der Ab rüstung zu, erklärt aber weiter, daß man ihm ein ener gisches „Halt" zurufen müsse, wenn er dieses große Reine machen auch auf die Kleine Entente auszudehnen wünsche. Auf den von Mussolini vorgeschlagenen Grundlagen sei ein Aufbauwerk nicht möglich. Auch der „Petit Puristen" zeigt sich um die Kleine Entente besorgt und meint, daß sie sich angesichts der Einstellung des Duce enger denn je zu einer Abwehr front zusammcnschließen müsse. Wie nicht anders zu erwarten, holt das linkgerichtetc „Oeuvre" bei der Besprechung der Rede Mussolinis die ältesten Ladenhüter seiner Phraseologie hervor und empfiehlt einer» möglichst engen Zusammenschluß der französischen und englischen Demokratie, um den kleinen und mittleren Staate»» das Vertrauen wiederzugeben, das sie bezüglich der Genfer Friedensorganisation verloren haben. Ablehnende Haltung in London Eden wird Mussolini antworten An amtlicher englischer Stelle wird jede Aeußerung zur Rede Mussolinis in Mailand abgelehnt. Es wird nicht abgestritten, daß es sich um eine Rede von außerordentlicher und grundsätzlicher Bedeutung handele, es wird jedoch dar auf verwiesen, daß die Rede erst einer eingehenden Ueber- vrüfung bedürfe. Zweifellos werde Außenminister Eden in der nächsten Sitzung des englischen Parlaments zu dieser Rede Stellung nehmen. In einer Meldung des diplomatischen Reuterkorrespon denten wird die Annahme bestätigt, daß die britische Regie rung vorerst nicht geneigt ist, auf den von Mussolini in seiner Mailänder Rede gemachten Vorschlag eines Mittelmeerpaktes einzugehen. Das einzige Interesse Englands im Mittelmeer bestehe darin, den bestehenden Zustand aufrechtzuerhalten. Diese Auffassung bedeute kei nerlei Bedrohung Italiens, es sei denn, daß Italien die Absicht habe, den jetzigen Zustand zu ändern. In britischen Kreisen zeige sich daher der Wunsch, die italienischen In teressen, soweit sie auf Gegenseitigkeit beruhten, anzuerken nen. Man glaubt aber nicht, daß ein zweiseitiges oder auch ein mehrseitiges Abkommen diesem Zweck dienlich wäre. Man hält es in London für besser, nicht an schlafende Dinge zu rühren, denn man befürchtet, daß die Aushandlung wei terer Pakte im Mittelmeer alle möglichen alten Wunden öffnen und damit die Sache des Friedens schädigen könnte. Der Korrespondent bestätigt auch, daß England zur Zeit an e.ine förmliche Anerkennung des Kaiserreiches Abessinien nicht denke. Es müsse jedoch darauf hin gewiesen werden, daß die italienische Eroberung bereits in gewissem Sinne „praktisch" anerkannt worden sei, indem die britische Gesandtschaft in Addis Abeba die diplomatischen Beziehungen mit dem Vizekönig Marschall Graf Ciani aus genommen habe. Die energische Ablehnung der Abrüstung und der Völkerbundsideale durch Mussolini werde in Lon don bedauert, wenn man auch offen zugebe, daß diese Ideale gegenwärtig nicht von großer praktischer Bedeu tung feien. Ungarns Dank an Mussolini Begeisterter Widerhall in Ungarn Der ungarische Ministerpräsident Daranyi richtete an der» italienischen Ministerpräsidenten Mussolini nach Mailand folgendes Telegramm: „Die Mailänder Rede Eurer Exzellenz hat im ganzen Lande einen begeisterten und dankbaren Widerhall gefunden. Gestatten Sie mir, daß ich als Dolmetsch der ungarische»» Nation Euere Exzellenz aus diesem Anlaß mit größter Wertschätzung und in freund schastlicher Liebe begrüße." Lest Eure Heimatzeitung! Deutsch-englische Freundschaft Ein bemerkenswerter Artikel im „Observer". Die bekannte englische Zeitung „Observer" ver öffentlicht einen grundlegenden Aufsatz, in dem Garv»n, der Herausgeber des Blattes, die Zukunft der deutsch englischen Beziehungen untersucht, die er als die Kern frage der internationalen Politik überhaupt bezeichnet. Es handelt sich hier, wie Garvin ausführt, um ein Problem, von dessen Lösung letzten Endes Krieg oder Frieden abhänge. Nunmehr sei die Zeit gekommen, um an diese Frage ohne Sentimentalität und Voreingenom menheit, sondern im vollen Ernst heranzugehen. England könne unmöglich für eine lrnbestimmte Reihe von Jahren seine bisherige Politik des Zweifels, des Ausbalancterens und der Zeitvergeudung fortsetzen. Innerhalb der nächsten zwölf Monate müsse daher eine klare englisch-deutsche Regelung herbeigeführt werden, wenn nicht eine weitere Kricgscxplosion das gesamte europäische Gebäude in einer Weise erschüt tern solle, von der cs für England kein Entkommen gebe. Aus diesem Grunde habe die britische Ration zwei klare Pflichten zn erfüllen. Erstens müsse sie in vollem Um fang aufrüsten, und zweitens müsse sie eine baldige Re gelung mit Deutschland auf einer Grundlage herbeisühren, die sich mit den Anforderungen der Ehre und der Ver nunft vereinbaren lasse. Es sei die klare Pflicht der bri tischen Staatskunft, ebenso wie es auch zweifellos der Wunsch der breiten Masse Englands sei, unverzüglich den Versuch zu machen, eine dauerhafte Regelung und Freund schaft mit Deutschland herbeizuführen. Kolonialsrage kein Hindernis Garvin stellt fest, daß auf beiden Seilen der gute Wille vorhanden sei, „er sollte aber auf englischer Seite deutlicher gezeigt werden". Im weiteren Verlauf unter sucht Garvin die angeblichen Hindernisse, die einer Re gelung im Wege stehen sollen. Er sieht in der kolonialen Frage nicht ein derartiges Hindernis. Zusammenfasscnd kommt er zu dem Schluß, daß das britische Weltreich Mit tel und Wege zur Verfügung stellen müsse, damit die deutsche Rohstoffversorgung aus den zahlreichen britischen Hilfsquellen erheblich erleichtert werde. Von mindestens ebenso großer Bedeutung wie das Kolonialproblem, so heißt es in dem Aufsatz dann weiter, sei die Frage der Sowjetpakte, die nur den Krieg bedeuten könnten. Wenn England diese verhängnisvollen Vertragsinftru- mente beschirme oder sich in irgendeiner Form an ihnen beteilige, oder wenn es sich hinter Frankreich und die Tschechoslowakei als die potentiellen Verbündeten Sowjet- rußlands und des Kommunismus gegen Deutschland stelle, dann werde die Lage für den Frieden tödlich. Die leere Phrase von der kollektiven Sicherheit würde dam» in eine kollektive Katastrophe ausmünden. Jede nur denkbare Verbindung Englands mit Sowjciruß- land und dem Kommunismus gegen Deutschland sei der großen Mehrheit des englischen Volkes zuwider. Das englische Volk werde, wie Garvin erklärt, hierzu nie mals seine Zustimmung geben. Die britische Regierung müsse von einer solchen Politik ausdrücklich Abstand neh men. Solange dieses nicht geschehen fei, könne die Luft nicht als gereinigt angesehen werden. Die sowjetrussischen Pakte mit Frankreich und der Tschechoslowakei seien ein verschleiertes Bündnis gegen Deutschland im Ramen des Völkerbundes. Deutschland müsse notgedrungen die äußersten Vorsichtsmaßnahmen hiergegen ergreiscn. DaS Amtlicher Teil Seite 6