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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerst«!! und Sonnabend (Vormittag,. Abonnementspreis betrag: vierteljährlich I Mark 20 Pi >nlc:me > erden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tageü veS «Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit Ps., unter „Eingesandt mit 20 '(f berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stablgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Redaction, Druck und Verlag von C. Bernhard Olt in Zwönitz. .E 8«. Dienstag, den 22. Juli 1884.9- Jabra. Sächsische Mchiichten. — Das vom „D. Neichsanz." soeben publicirte Gesetz über die Abänderung der Maß- und Geivichtsordnung vom II. Juli 1884, hat folgenden Wortlaut: § I. Die Artikel 1, 3, 6 und 14 der Mab- und Gewichtsordnung vom 17. August 1868 wurden durch die nachstehenden ersetzt: Artikel 1. Die Grundlage des Maßes und Ge wichtes ist das Meter. Das Meter ist die Einheit des Längenmaßes. Alis demselben werden die Einheiten des Flächenmaßes und des Körpermaßes — Quadratmeter und Kubikmeter — gebildet. Das Gewicht des in einem Zehntel des Meter Seitenlange enthaltenen destillirten Wassers im luftleeren Raume und bei der von -s- 4 Grad des hunderttheiligen Thermometers bilden die Einheit des Gewichts und heißt das Kilogramm. Artikel 3. Es gelten außer den im Artikel 1 aufgesührten Namen der Maßeinheiten zur Bezeichnung von Theilen und Vielfachen derselben folgende Namen: Längenmaße. Der tausendste Theil des Meter heißt das Millimeter. Der hundertste Theil des Meter heißt das Centimeter. Tausend Meter heißen das Kilometer. L. Flächenmaße. Hundert Quadratmeter heißen das Ar. Zehntausend Quadratmeter oder Hundert Ar heißen das Hektar. 0. Körpermaße. Der tausendste Theil des Kubikmeter heißt das Liter. Der zehnte Theil des Kubikmeter oder hundert Liter heißen das Hectoliter. Zulässig ist auch die Bezeichnung von Flächen oder Räumen durch die Quadrate oder Würfel des Centimeter und des Millimeter. Artikel 6. Es gelten für Theile und Vielfache der im Artikel I genannten Gewichtseinheit folgende Namen: Der tausendste Theil des Kilogramm heißt das Gramm. Der tausendste Theil des Gramm heißt das Milligramm. Tausend Kilogramm heißen die Tonne. Artikel 14. Zur Aichung und Stempelung sind zuzulassen: diejenigen Längenmaße, welche dem Meter oder seinen ganzen Viel fachen oder seiner Hälfte, seinem fünften oder seinem zehnten Theile entsprechen; diejenigen Körpermaße, welche dem Kubikmeter, dem Hectoliter, dem halben Hectoliter oder den ganzen Vielfachen dieser Maßgrößen oder dem Liter, seinem Zwei-, Fünf-, Zehn- oder Zwanzig fachen oder feiner Hälfte, seinem fünften, zehnten, zwanzigsten, fünf zigsten oder hundertsten Theile entspechen; diejenigen Gewichte, welche dem Kilogramm, dem Gramm oder Milligramm oder dem Zwei-, Fünf-, Zehn-, Zwanzig- oder Fünfzigfachen dieser Größe oder der Hälfte, dem fünften oder dem zehnten Theile des Kilogramm oder des Gramm entsprechen. Zulässig ist ferner die Aichung und Stempelung des Viertelhectoliter, sowie des Viertelliter. Z 2. Der Bundesrath wird bestimmen, bis zu welchen Terminen Maße, Meß werkzeuge und Gewichte, welche in Gemäßheit der bisherigen Vor schriften hergestellt sind, den vorstehenden Bestimmungen aber nicht entsprechen, auch ferner a) zur Aichung und Stempelung zuzulassen, d) zur Wiederholung der Aichung und Stempelung zuzulassen, o) im öffentlichen Verkehr zu dulden sind. — Lößnitz. Zufolge einer hier eingegangenen Privatdepesche sind der Sattlergeselle Gustav Emil Austel und dessen Bruder, der Schmiedegeselle Karl Emil Austel von hier des an dein Sattler gesellen Kurtze aus Wiesbaden verübten Raubmordes in der Sitzung des k. Landgerichts zu Würzburg vom 17. und 18. Juli für schuldig erachtet und der Erstere zum Tode, der Letztere dagegen zu sechs jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt worden. — Streitwald, 21. Juli. Gestern Nachmittag verunglückte der Strumpfwirker Herold mit seinem Sohne beim Kirschenpflücken durch einen Sturz vom Baume. Da H. mit dem Kopfe auf die Erde siel, erlitt er nicht unbedeutende innere Verletzungen, das Kind dagegen erlitt einen Armbruch. — Ehrenfriedersdorf. Am vergangenen Mittwoch Mittags gegen 12 Uhr ist der bei hiesiger Vereinigt Feld Fundgrube als Häuer beschäftigte Ehr. Aug. Schierig von hier durch einen in seiner unmittelbaren Nähe explodirenden Dynamitschuß lebensgefährlich ver letzt worden. Der Verunglückte erlag bereits am Nachmittag seinen Leiden. — Dresden. Die ersten Vorbereitungen für das im nächsten Jahre hier in Dresden stattfindende deutsche Turnfest sollen bereits nächste Woche ihren Anfang nehmen. Ein großes Feldstück zur Seite der Herkulesallee des Großen Gartens ist zum Festplatz ausersehen worden. Nachdem der Fruchtbestand soeben beseitigt ist, wird sofort an die Nmackerung des Bodens und an die Einbringung von Gras- sameu gegangen, um dem Rasen noch die Bewurzelung in diesem Jahre zu ermöglichen. — In der gesummten Umgebung von Dresden herrscht auf den Feldern reges Leben. Die in den letzten Wochen durch die anhaltende Sommerhitze so ungemein begünstigte Reife des Getreides ist besonders dem Roggen zu Gute gekommen, der nun mehr „vollwichtig" unter der Sense des Mähers zu Boden fällt. — Die Zahl der Theiluehmer au der Geucke'- und Wagner'schen Extra fahrt nach Tirol betrug von hier aus ca. 450, während auf den Unterwegsstationen Freiberg, Flöha, Chemnitz, Glauchau, Zwickau rc. uoch weitere 150 Personen erwartet wurden,' so daß der Zug ins- gesammt ca. 600 Reisende nach Hof gebracht haben dürfte. Gleich zeitig wurde Nachmittags I Uhr 15 Minuten auch von Leipzig ein Extrazug abgelassen, welcher mit ca. 400 Personen besetzt war und welcher unterwegs uoch ca. 50 Personen auszunehmen hatte. Ab Hof erfolgte nach kurzem Aufenthalte die Weiterfahrt nach München. — Leipzig, 20. Juli. Der Zuzug der Schützen von nah und fern dauerte gestern den Abend über bis in die Nacht hinein fort. Die Gesammtzahl aller Festtheilnehmer läßt sich zur Zeit mit Gewißheit noch nicht angeben. Ein völliger Ueberblick ließ sich ins besondere deshalb nicht gewinnen, weil eine große Anzahl Schützen in „Civil" hier eintrafeu. Auf dem Festplatze werden zwei stati stische Beamte die Zahl der Schützen genau anfnehmen. Auf den hiesigen Bahnhöfen herrschte gestern ein so starker Verkehr, daß stellenweise kaum hindurchzukommen war, und zwar nicht nur in Folge der Ankunft der Schützen, sondern es reisten auch die Schul kinder in langen Zügen in die Ferienkolonien ab; außerdem hatten zwei studentische Korporationen, der akademische Gesangverein „Arion" und die Landmannschaft „Budissa" Sommer-, bezw. Stiftungsfest, zu denen auch zahlreiche Gäste, insbesondere aus der Umgegend, her zukamen und von den Deputationen empfangen wurden. Endlich reisten eine stattliche Anzahl Turner nach den Alpen. Gestern Abend wurden ^8 und ^9 Uhr die Fahnen sämmtlicher hierhergekommenen Schützengilden in feierlichem Zuge unter Musikbegleitung nach der Buchhändlerbörse gebracht, woselbst sie heute Vormittag um 10 Uhr wieder abgeholt und den einzelnen Schützengruppen bei Aufstellung des FestzugeS überbracht wurden. Vom Balkon des Theaters sah sich der hierhergekommene Prinz Emanuel von Bayern, k. Hoh., den Zug mit an. — Am Börsenneubau hatte sich eine große Menge Publikum auf ein schwaches Gerüst gestellt, trotz wiederholten Verbots. Schließlich brach das Gerüst zusammen und wurden 15 Personen verletzt. Ein weiterer Unglücksfall ist glücklicherweise nicht vorge kommen. — Punkt elf Uhr begann der Festzug sich zu bewegen, zu nächst beim Palais vor Sr. Maj. dein König vorbei, nach dem Augustusplatz. In 16 Abtheilungen, unter Vorantritt je eines Musik chors, entwickelte sich die stattliche Reihe des prächtigen Schauspiels. Jede einzelne Gruppe allogorischen Inhalts war gefolgt von einem langen Zuge Schützen, welche nach den verschiedenen Ländern einge- theilt waren. Den lebhaftesten Beifall erregten von den Gruppen der Wagen der Germania, der Blumenwagen, das Schiff, welches die Stadt Leipzig versinnbildlichte und die auf weißem Zelter ein herreitende „Saxonia", dargestellt durch Fräulein Saalbach vom Stadt- theater. Der Zug insgesammt ist offenbar der schönste Festzug ge wesen, den Leipzig je gesehen hat. Sämmtliche Entwürfe stammten von Künstlern her und wurde der Zug auch von solchen geleitet. Das Ganze bot ein wahrhaft schönes Schauspiel. Das Wetter war sehr günstig, drohte auch einmal der Regen, so ging er doch nach wenig Minuten wieder vorüber und die Sonne brach wieder durch. Auf dem Augustusplatz erfolgte die Uebrrgabe der Bundesfahne. Derr deutsche Schützenmstr. aus München, Gröber, überreichte mit herzlichen kräftigen Worten das Banner, daran knüpfte der Vertreter der letzten Fest stadt, München, Rechtsrath Ehrhardt, Worte freudigen Dankens für die herzliche Aufnahme. Oberbürgermeister Dr. Georgi nahm das Bundesbauner namens der Stadt Leipzig in Empfang und hieß die Schützen willkommen. Darnach nahm der Zug seinen Weg nach dem Festplatz durch die mit einer ungeheuren Menschenmenge angefüllten Straßen. Alsbald nach Entwickelung des Festzuges auf dem Fest platze begann das Festbankett. Dasselbe verlief in höchst animirler Stimmung. Die Musik wurde vom Trompeterchor des 1. Feld artillerieregiment Nr. 12 ausgeführt. Bürgermeister Justizrath Dr.