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WmM für MMf ThmMt, DM. Zikbkliikhn md die Umgegenden. ImtsölM für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk.55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 131. Sonnabend, den 6. November 1897. Tagesgerichte. Die öffentliche Meinung in Deutschland wird noch immer vorwiegend durch die plötzliche Wendung in der Frage der Militärstrafprozeßreform in Anspruch genommen, welche die bestimmte Aussicht auf die Vor legung der neuen Militärgerichtsordnung in der nächsten Reichstagssession und hiermit das vorläufige Verbleiben des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe iin Amte gesichert hat. Es fehlt natürlich nicht an allerhand Muthmaß- nngen über die Ursachen, die den Kaiser zu seinen nach Lage der Dinge überraschenden Entschließungen in Sachen der so lange schon schwebenden Militärstrafprozeßreform veranlaßt haben, indessen dürften alle diese Combinationen ebensowenig auf authentischer Grundlage beruhen, als dies von den aufgetauchten Zeitungsmittheilungen über den Inhalt der neuen Militärstrafprozeßordnung gilt. Man wird eben in letzterer Beziehung einfach das Weitere ab- zuwarten haben, und da die betreffende Vorlage dem Reichstag gleich bei Eröffnung seiner neueren Session zu gehen soll, so steht ja ihre Veröffentlichung baldigst zu erwarten. Aber erst der Inhalt des die Militärstraf- prozeßreform betreffenden Gesetzentwurfes wird dessen parlamentarisches Schicksal bestimmen; sollte der Entwurf nicht den vom Fürsten Hohenlohe seinerzeit im Reichstage gemachten Verheißungen entsprechen, so wäre sein Scheitern unzwetfelhaft zu gewärtigen. .. erbitterte Lohnkampf der letzten Jahre hat die Gegensätze zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in, vielen Geschäftszweigen leider unstreitig verschärft. Hiervon zeugt auch der Beschluß der Arbeitgeber, unter sich eme Gesellschaft zu gründen, um sich gegen Verluste aus Arbeitselnstellungen schadlos zu halten. Die Gesell- schaft ist bereits gegründet worden, doch hat hierbei die p eußlfche Regierung insofern zu Gunsten der Arbeitnehmer cmgegriffen, als auf ihre Veranlassung hin in die Ver- slcherungsbedmgungen die Bestimmung Ausnahme ge- Hot, dag iStreiks nicht unter die Versicher- uugvpflicht fallen, welche seitens der Arbeitgeber unbe rechtigter Weise provocirt werden. Parlamentarische Schaufrist, welche der 27stündigen Dauersitzung des Abgeordneten hauses vom 28. und 29. Oktober folgte, abgelaufen, am Donnerstag hat das Haus seine Verhandlungen wieder aufgen n. Die umlaufenden Gerüchte von angeblichen wichtigen Ministerrathsbeschlüssen, von Rücktrittsabsichten des Ministerpräsidenten Grafen Badem, von Differenzen zwischen ihm und der Polenpartei u. s. w. haben sich sammt und sonders als unbegründet erwiesen, Regierung und Rechte sind nach wie vor einig darin, daß der Ob- struktion der Opposition mit aller Gewalt ein Ende ge- macht werden müsse, der wilde parlamentarische Kampf Keller gehen. Die deutsche Linke ist fest ent- c fernerhin alle ihr zn Gebote stehenden , ms» i,^Bäung ihrer Stellung zu gebrauchen, es Volkshause abermals recht bemerkt wird die kräftige Kuud- äebuns! zu Ounstcn des bedrängten Deutschthums in Oesterreich, Profeyor Theodor Mommsen, der be rühmte durch seinen in der „Neuen Fr- Brief ins Werk gesetzt hat. Diesen ofteueu Buer, m welchen die heutigen Wirr sale in Oesterreich überaus scharf und doch so treffend beleuchtet werden, sollte der Kaper Franz Josef lesen, da würde der österreichische Herrscher es wohl endlich inne werden, wohin die heutige slavenfreundliche Wirth- schaft in seinem Reiche zu fuhren droht und führen "'^Wien 4 November. Abgeordnetenhaus. Nach- Mags 1 Uhr In Beantwortung einer Anfrage Das- Üuskys, betr. die Aufnahme von Interpellationen, die in fremder Sprache gestellt werden rn das Protokoll, erklär e Vizepräsident Abrahamowitsch, die.Geschäftsordnung ent halte keine hieraus bezügliche Bestimmung. Die Ent- 'cheidunq über diese Frage liege bei dem zukünftigen PräsidLen des ' Hauffs? dessen Entscheidungen er nicht borareifen wolle. Der Vizepräsident beantwortete hierauf v?-^Ene Anfragen, warum mehreren Abgeordneten wn ?^ort Mr formellen Geschäftsbehandlung nicht ertheilt worden sei, verweist auf die stürmischen Szenen der letzten Sitzung, sowie auf die Bestimmungen der Geschäftsordnung und erklärte, das Präsidium des Hauses werde auch weiterhin die Geschäftsordnung so handhaben, wie sie gehandhabt werden soll, uneingeschüchtert durch oie Vorkommnisse und Drohungen, weil das Prä sidium von der Ueberzeugung ausgehe, durch eine der artige Handhabung der Geschäftsordnung in erster Reihe dem Wohle der Allgemeinheit, dem Wohle des Staates zu dienen, vor allem aber die Verfassung in Schutz zu nehmen. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen rechts, Lärm links.) Abg. Schönerer beantragt namentliche Ab stimmung über eine Petition, worauf eine zweite nament liche Abstimmung für einen ähnlichen Antrag des Abg. Herbst folgt. Nach fünf namentlichen Abstimmungen unter brach Vizepräsident Kramarcz die öffentliche Sitzung und beraumte eine geheime Sitzung an zur Richtigstellung des Protokolls der letzten geheimen Sitzung. Die geheime Sitzung dauert fort. -- Die „Neue Freie Presse" meldet, die Regierung beabsichtigt, falls es in der heutigen Nacht sitzung zu großem Tumelt kommen sollte, den Reichsrath sofort zu vertagen; passirt das Ausgleichs-Provisorium die erste Lesung, dann erfolgt die Vertagung Mitte November. In der letzten Sitzung des Wiener Gemeind e- rathes kam es zn einem tumnltuarischen Zusammenstoß zwischen den Christlich-Sozialen und den deutsch-nationalen Antisemiten. Der deutsch-nationale Gemeinderath Dr. med. Gruber sprach gegen den Antrag, die Verpflegung der Pfründner im Bürgerversorgungshaus einzuschränken und rief den Christlich-Sozialen zu: „Sie thäten besser, für anständige Persorgung und Verpflegung der Pfründner zu sorgen, denn Sie werden nächstens alle selbst in Ver sorgung kommen müssen." Die Christlich-Sozialen er hoben sich zu stürmischen Widerspruch. Bürgermeister Lueger erklärte Gruber für ausgeschlossen aus der Sitzung, Grüber erklärte aber, er verlasse den Saal nicht. Lueger unterbrach die Sitzung auf kurze Zeit, Gruber wiederholte dann seine Weigerung, den Saal zu verlassen. Der deutsch-nationale Lehrer Tomanek erhob Protest gegen Grubers Ausschließung, worauf Lueger auch Tomanek ausschloß. Dieser weigerte sich gleichfalls, den Saal zu verlassen. Die christlich-soziale Majorität verlangte lärmend Grubers und Tomaneks Entfernung. Lueger forderte nun die Rathsdiener auf, Ordnung zu schaffen. Die Diener zögerten aber, einzuschreiten. Hierüber brach eine solche Entrüstung aus, daß Lueger die Sitzung schließen mußte, nachdem er erklärt Hatth gegen Gruber und Tomanek strafgerichtliche Anzeige wegen gewaltsamer Störung etner öffentlichen Körperschaft erstatten zu wollen. — Im Verlauf der Sitzung wies Dr. Lueger die in dem Briefe des Professors Mommsen enthaltenen Angriffe auf die Wiener Bevölkerung, welche in den Worten liegen, die Bevölkerung sei lendenlahm, volklos und ehrlos, ent schieden zurück und rief Mommsen zu: „Hand weg von Oesterreich!" Nach einem Telegramm der „Neuen Freien Presse" aus Graz ist es in der Nacht zum Sonntag dort zu einem blutigen Krawall zwischen deutschen und slavischen Studenten gekommen. Die Slaven überfielen die Deut schen ohne jede Ursache. Sechs Personen erlitten Ver letzungen, eine größere Anzahl wurde verhaftet. Der Stadtrath der Stadt Saaz hat in seiner am Sonnabend, dem 30. v. M., abgehalteuen Sitzung folgende Entschließung einstimmig gefaßt: „Der Stadtrath von Saaz spricht dem Abgeordneten Dr. Lecher und allen Abgeordneten, die für die bedrohten Rechte des deutschen Volks so mannhaft eingetreten sind, für ihre aufopfer ungsvolle und unerschrockene Haltung seine dankbare An erkennung und Bewunderung aus mit der Bitte, in dem harten Kampfe weiter und so lange auszuharren, bis unserer gerechten Sache der Sieg zu Theil geworden ist. Der Stadtrath von Saaz kann aber auch nicht unterlassen, dem Dr. Lueger, Bürgermeister der deutschen Hauptstadt Wien, sein tiefstes Bedauern darüber anszusprechen, daß er als Abgeordneter sein bedrängtes Volk in den kritische sten Augenblick verlassen hat. Stadtrath Saaz." Die Stadtvertretung von Rumburg hat, wie die „Rumb. Ztg." schreibt, in ihrer letzten Sitzung folgenden Antrag einstimmig angenommen: „Angesichts der bedrohten !Lage der Deutschen, des stetigen, systematischen Vordringens ! des Tschechenthums und der wachsenden nationalen Gefahr richtet die Gemeindevertretung Rumburgs an die deutschen Mitbürger der Stadt und der Umgebung die dringende Bitte und Aufforderung, zur Wahrung des deutschen Charakters unserer Stadt bei der Deckung ihrer Bedürf nisse in erster Reihe die deutschen Gewerbetreibenden, Handwerker und Geschäftsleute zu berücksichtigen und zu unterstützen. Die deutschen Familien sollen nur deutsche Dienstboten, die deutschen Gewerbetreibenden nur deutsche Gehülfen und Lehrlinge anstellen, fremdnationale Arbeits kräfte sollen nach Thunlichkeit durch deutsche ersetzt werden. Nur durch einträchtiges und inniges Zusammengehen aller- Deutschen kann es gelingen, das weitere Vordringen der Slavisirung zu hindern und damit zugleich unser ge- sammtes deutsches Wirthschaftsleben zu erhalten und zu kräftigem" Wacker! Der neue spanische Oberbefehlshaber auf Cuba, Marschall Blanco, scheint eine recht optimistisch veranlagte Natur zu sein. Er hat alsbald nach seiner Ankunft in Havannah ein Telegramm nach Madrid gerichtet, in dem er die günstige Meinung ansdrückt, die er hinsichtlich der Wiederherstellung der Ruhe auf Cuba gewonnen habe. Vorerst ist indessen unerfindlich, worauf Marschall Blanco diese seine günstige Meinung stützt, wenn erst einige Wochen ins Land gegangen sein werden, dann dürfte seine zuversichtliche Auffassung von ^der Lage auf Cuba denn doch eine etwas andere geworden sein. Auf Kreta wird keine Ruhe. In letzter Zeit sind wiederholte Ausschreitungen der dortigen Bevölkerung gegen die fremden Truppen begangen worden, infolge dessen die Mächte beschlossen, ihre Truppenkontingente auf Kreta zu verstärken. Von dem wachsenden Uebermuthe der kretischen Insurgenten zeugt auch .die Meldung, daß sie einen französischen Soldaten gefangen nahmen, welcher den Cordon überschritten hatte. Bei der gegenseitigen Erbitterung zwischen Christen und Mohamedanern auf Kreta mußte man dem Ausgange der Gerichtsverhandlung, welche für Mittwoch in Canea gegen jene 6 Mohamedaner angesetzt war, die der Ermordung mehrerer Christen in Zikalaria beschuldigt sind, mit Besorgniß entgegenblicken; die Admirale hatten denn auch für genannten Tag um fassende militärische Vorsichtsmaßregeln getroffen. Vaterländisches. Wilsdruff, 5. November. Das Königlich Sächsische Statistische Bureau versendet an die Krankenhausverwalt ungen einen Sonderabdruck aus Jahrgang 43 seiner Zeitschrift über die Bewegung in den sächsischen öffent lichen allgemeinen Krankenhäusern während der Jahre 1886 bis 1895. Unter den 110 sächsischen Anstalten nimmt darnach unser Wilsdruffer Krankenhaus mit 3716 ver pflegten Personen (2110 Männer und 1606 Weiber) die 17., mit 54 905 Verpflegtagen (32 235 für Männer und 22 670 für Weiber) die 32. und mit einem Tagesbestanve von 15 Kranken im Mittel die 30. Stelle ein. Mit 81 Sterbefällen (55 Männer --- 2,6 Proz. und 26 Weiber 1,6 Proz.) steht es numerisch an 48., hinsichtlich des Prozentsatzes (2,2 Proz. beider Geschlechter) an 1. Stelle in der (1.) Gruppe mit sehr geringer Sterblichkeit. — Nr. 10 bis 12 des Gesetz- und Verord nungsblattes für das Königreich Sachsen und Nr. 38 bis 46 des Reichsgesetzblattes sind beim Stadtrath ein- gegangeu und liegen 14 Tage lang zu Jedermanns Einsicht in der Rathhauskanzlei aus. Das Jn- haltsverzeichniß ist in der Hausflur des Rathhauses an geschlagen. — Wir verflhl^n nicht, die Mitglieder des Kgl. Sächs. Militärvereins darauf aufmerksam zu machen, daß die abschließende Jahresversammlung am 13. November stattfindet. — Diejenigen Personen, welche um Ertheilung von Wandergewerbescheinen auf das Jahr 1898 nachsuchen wollen, seien darauf hingewiesen, daß sie die bezüglichen Anträge bereits jetzt beim Stadtrathe stellen können. Beim Begmn des neuen Ja'reS sind sie dann im Besitze der Scheine und können ihr Gewerbe ohne Unterbrechung ausüben. — Theater. Mit großer Befriedigung verließen wir am Mittwoch Abend die Hallen Thalias, die die Direktion Schmidt im Saale des Hotels zum Adler auf gebaut hat- Der zahlreiche Besuch dürfte der besteste Beweis dafür sein, daß die Direktion es vorzüglich versteht, die Sympathien unseres theaterliebenden Publikums zu