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Wochenblatt für Mckujs Tharandt, Wen, Ziebenlehn nnd die Umgegenden. Imlsblak für die Rgl. Amtshauptmannschast Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Ro. 24. Donnerstag, den 2». Februar 1897. Verbot. Das Betreten des neuen Rathhanses ist, solange die Expeditionen noch nicht dorthin verlegt sind, Unbefugten verboten. Zuwiderhandlungen werden bestraft. Wilsdruff, 20. Februar 1897. Bursian, Bürgermeister. Nutzholz - Versteigerung. Mittwoch, den 3. März 1897, von Bormittags !-11 Uhr an sollen im Gasthofe zum bei Klingenberg 1 ., vom ülsunüonksn Uevien — Herr Oberförster von Lindenfels — 141 buchene und 220 fichtene Stämme, 247 buchene und 37 fichtene Klötzer, 10,8 Nm. buchene u. 2,6 Nm. fichtene Nutzscheite und 2., vom ki-iUsnbungLn Uevisv — Herr Oberförster Bräsel — 261 buchene und birkene Stämme, 605 buchene und birkene Klötzer, 273 buchene und birkene Derbstangen und 354 buchene, birkene, ebereschene und aspene Stangenklötzer versteigert werden. Näheres enthalten die bei den Ortsbehörden und in den Schankstatteu der umliegenden Orte aushängendeu Plakate. Königs. Höerforßmeisterei HMentmrg und Königs. Iorstrentamt Marandt, am 18. Februar 1897. Tittmann. Lvslfframm. Redner > strecken bringen werde. Dinge Mittheilungen mache. Unsere Interessen in der kretensischen Frage liegen in erster Linie in der Erhaltung des europäischen Friedens. Wenn eine Verschiebung der allgemeinen Lage erfolgt, so werde hoffentlich auch den deutschen groß ¬ kommt sodann aus eine Reihe einzelner Fragen zu sprechen. Es sei wünschenswerh, eine weitere Unterstützung der deutschen Schulen im Auslande, ferner eine Regelung des Militärdienste- unserer Kolonien. Redner bringt sodann Wünsche bezüglich unserer auswärtigen Handelsbeziehungen vor. Redner schließt, ein europäischer Zollverein sei zu erstreben. Staatssekretär Frhr. v. Marschall: Auf die Anfrage des Herrn Vorredner- bezüglich der kretensischen Frage bemerke ich: S. M. S. »Kaiserin Augusta' ist vorgestern vor Kanea eingetroffen und hat sofort 50 Mann in der Stadt gelandet. Nachdem ist da« Schiff in Aktion getreten. Auf Grund von Vereinbarungen der kowmandirenden Offiziere haben russische, österreichisch- ungarische, englisch- Schiffe und auch unser Schiff geschaffen auf eine kretenstsche Jnsurgentenschaar, die unter griechischer Flagge von Osten her gegen Kanea in feindseliger Weise vor rückte. Die Jnsurgentenschaar wurde durch die Schüsse ver trieben. So begreiflich ich auch die Wünsche des Hause- finde, Näheres über den Stand der Dinge zu erfahren, so muß ich doch in diesem Augenblicke darauf verzichten, über den Stand dieser Frage eingehende Mittheilungen zu machen. Was ich sagen kann: Die Linie der deutschen Politik ist auch hier klar vorgezeichnet, entschlossen eintretend zur Erhaltung de« Frieden-. Deutschland hat im Orient keinerlei Interessen zu verfolgen. (Sehr richtig!) Um so fester und rückhaltloser können wir un« der großen Aufgabe widmen, nach unseren Kräften beizutragen zur Erhaltung des Friedens. Das Werk der Pacificirung, da« die Mächte mit allem Ernst unternommen haben, ist gestört und unterbrochen durch das völkerrechtswidrige Vorgehen Griechenland«. (Sehr richtig!) Aus den Berichten, die mir vorliegen, erhellt, daß die Landung regulärer griechischer Truppen, weit entfernt, die Insel zu beruhigen, im Gegentheil eine in jedem Augen blick wachsende Anarchie daselbst herbeigeführt hat. Die Fort dauer dieses Zustandes enthält an sich und in seiner Rück wirkung auf andere Völker eine schwere Gefährdung de« Friedens. Diese Gefährdung des Frieden« müsse mit ent sprechend wirkungsvollen Mitteln beseitigt werden. Die« er scheint als die nächste Aufgabe und damit wird gleichzeitig Raum verschafft bis zu einer definitiven, dauernden Ordnung der Dinge auf Kreta, zu einer Befriedigung der berechtigten Forderungen der christlichen Bevölkerung, die sehr wohl möglich ist, ohne die Integrität deS ottomanischen Reiche« anzutasten. lleber dir Mittel, die zu ergreifen sind, um da« gemeinsame Ziel zu erreichen, schweben bereit« Unterhandlungen unter den Mächten, über die ich, wie gesagt in diesem Augenblicke nicht sprechen möchte. Ich bin aber vom Reichskanzler ermächtigt, zu erklären, daß der Herr Reichskanzler, sobald die Zeit ge kommen sein wird, über alles, wa« von Seiten Dentschland« unternommen worden ist, dem Hause nähere Aufschlüsse zu ge währen. Man appellirte in jüngster Zeit sehr häufig, und nicht ohne Erfolg, an die christliche Humanität. Ich meine angesichts dieser Thatsache ist der Hinweis wichtig, daß wir der Forderung einer richtig verstandenen Humanität am sichersten und im weitesten Umfange gerecht werden, wenn wir alle Kräfte einsetzen, um der Gefahr eines Krieges vorzubeugen, der nach menschlicher Voraussicht namenloses Elend über weite Länder* Boetticher laut seiner Erwiderung auf die Interpellation! Levetzow die Einbringung erstgenannten Gesetzentwurfes im Parlamente nunmehr für Mitte März in Aussicht gestellt, ob jedoch wenigstens letzterer Zeitpunkt endlich innegehalten werden wird, erscheint selbst jetzt noch fraglich. Offenbar begegnet die Handwerker-Vorlage nach wie vor besonderen Schwierigkeiten im BundeSrathe, und genau dasselbe gilt von der Reform der Militärstrafprozeßordnung, es bleibt allo die Eindringung beider bedeutungsvoller Vorlagen im Reichstage durchaus abzuwarten. Ferner harrt letzterer jedoch auch noch des umgearbeiteten Aus- wanderungsgesetzes und der Novellen zur Seemannsordnung und zum Alters- und Jnvaliditätsversichcrungsgesetz, welche Berathungsstvffe ebenfalls schon längere Wochen im Bundes- rathe ruhen. Sollten auch die genannten 5 letzteren Vorlagen sämmtlich noch im Reichstage eingebracht werden, so wäre er neut eine bedenkliche Ueberlapung dec schon weit vorgeschrittenen Session vorhanden und es müßte dann schon jetzt mit der be dauerlichen Wahrscheinlichkeit gerechnet werden, daß abermals ein Theil des Arbeitsprogramms des Reichstages nicht zur Er ledigung gelangt. Der Stand der Neichstagsarbeiten. Schon stark in den 4. Monat hinein dauert die Thätig- keit des Reichstages, der bekanntlich am 10. November 1896 nach Ablauf seiner langen sommerlichen Vertagung wiederum zusammengetreten war; es dürfte daher an der Zeit sein, ein- mal einen kritischen Blick auf den Stand seiner Arbeiten zu werfen. Da muß denn gleich von vornherein betont werden, daß das Reichsparlament in dieser verhältnißmäßig langen Frist seit seinem Wiederzusammentritte gerade noch nicht allzuviel vor sich gebracht hat, wobei allerdings als „mildernder Um stand' geltend gemacht werden kann, daß durch die Plenarverhand lungen des Hauses wiederholt durch kleinere wie größere Pausen unterbrochen wurden, während außerdem auch die umfangreiche Novelle zu den Justizgesetzen und dann der ja noch nicht er ledigte Etat viel Zeit in ihrer Emzelberathung beanspruchten. Ganz und gar sertiggestellt wurde vom Reichstage bislang überhaupt nur erst eine einzige Vorlage, der noch vor den Weihnachtsferien gutgeheißene Handelsvertrag mit Nicaragua. Dagegen ist gerade eine der Hauptvorlagen des jetzigen bessionabschnittes, die dreitheilige Novelle zu den Reichsjustiz gesetzen, gescheitert, da sich Regierung und Reichstag über die zwischen ihnen in dieser wichtigen gesetzgeberischen Frage ent standenen strittigen Punkte leider nicht zu einigen vermochten, die übrigen dem Reichstage bisher unterbreiteten Vorlagen aber sind in ihrer parlamentarischen Behandlung theilweise noch nicht besonder« weit gediehen. Von ihnen ist in der Spezialberathung erledigt nur der Gesetzentwurf über die Umwandlung der vier- procentigen Neichsanleihe, während der Etat gegenwärtig noch m diesem Stadium steckt. Wenigstens in der Commission Er ledigung haben gefunden, die mit dem Bürgerlichen G-setzbuche i^aalmenhängenden Entwürfe einer Grundbuchordnung für das deutsche Reich und eines Gesetzes über Zwangsversteigerungen und Zwangsvollstreckungen, dagegen unterliegen noch der Commissionsberathung das neue Handelsgesetzbuch, sowie die Novellen zum Reichspostdampfergesetz und zu den Unsall- versicherungsgesitzen; noch gar nicht zur Erörterung gelangt ist die Vorlage über die Tilgung von Reichsschulden im laufenden Etatsjahre. Im klebrigen wurde der Reichstag auch durch die Berathung mehrerer Initiativanträge in Anspruch genommen. Es ist nicht denkbar, daß alle diese gesetzgeberischen Be- rathungsstoffc bis zum Beginn der parlamentarischen Osterpause in den Reichstagsarbeiten zur völligen Verabschiedung kommen sollen, zumal, da manche von ihnen in der zweiten Lesung eine ganze Reihe von Sitzungen erfordern dürften, wie das Handelsgesetzbuch und die Novelle zu den Unsallversicherungs- gesetzen. Demnach wird die eine und die andere der betreffenden Materien den Reichstag auch nach Ostern noch in Anspruch nehmen, obwohl es nachher schon stark auf den Mai zugehen wird. Nun muß man aber dem gegenüber erwägen, daß ge rade jenen beiden Vorlagen, welche sich zu den eigentlichen Parlamentarischen Brennpunkten des im vergangenen Epätherbste Tagesgeschichte. Wie schon gemeldet, wird Se. königliche Hoheit der Prinzregent von Bayern an der Centenarfeier für Kaiser Wilhelm I. in Berlin persönlich theilnehmen. Die „Münch. Allgem. Ztg." schreibt aus diesem Anlasse: „Se. königliche Hoheit der Prinzregent wird sich, einer sehr herzlich gehaltenen Einladung Sr. Majestät des deutschen Kaisers folgend, zu den aus Anlaß des 100. Geburtstages Kaiser Wilhelms I. am 22. März stattfindenden Festlichkeit nach Berlin begeben. Ueber die Abreise und den Aufenthalt in Berlin sind noch nähere Be stimmungen zu erwarten. Diese Nachricht wird im ganzen Deutschen Reiche große Freude Hervorrufen. Wie bei der feier lichen Eröffnung des Reichstages im Jahre 1888 werden sich auch am 22. März die deutschen Fürsten in Berlin versammeln um so dem deutschen Volke ein glänzendes Beispiel und er hebendes Bild der deutschen Einheit zu geben.' Deutscher Reichstag, 22. Februar. Etat des Aus wärtigen Amts. Prinz Ahrenberg berührte in seinem Referate die Frage der griechischen Staatspapiere. Man habe in der Commission die Ansicht vertreten, das Auswärtige Amt müsse Griechenland anhalten, in der Bezahlung seiner Schulden so ehrlich sein zu wollen, als es vermöge. (Heiterkeit). Abg. D. Hasse (nat.-lib.) bemerkt, die Zurückhaltung, die der Deutsche Reichstag in den Fragen der auswärtigen Politik bewahre, würde doch nicht so weit gehen, daß von den Angelegenheiten die heute das ganze deutsche Volk bewegen, der Reichstag keine Notiz nehme. Redner erinnert daran, daß der deutsche Kreuzer „Kaiserin Augusta' nach Kreta gesandt ist, und sagt, er hoffe daß der Staatssekretär v. Marschall über den Stand der eröffneten neuen Eessionsabschnittes gestalten sollen, diejenigen über die ZwangSorgamsation des Handwerkes und über die Reform der Militärstrafprozeßordnung, überhaupt noch nicht an den Reichstag gelangt sind. Zwar hat der Staatssekretär von I mächtlichen" Interessen Rechnung getragen werden.