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WiMnOrÄgM« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da» Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Dar -Wilrdrusier Tageblatt* erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in »er Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Mb., bei Postbestellung L Mk. zuzüglich Abtrag- ..... . gebühr. Einzelnummern NPfg. AücPostansMlten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend PostdotenundunjereDus- AkLger und Geschäftsstellen - - nehmen zu jeder Zeit Be- Gellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung »er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 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Vor einiger Zeit hat bekanntlich die amerikanische Firma Harriman, die nach dem Kriege eine allerdings sür deutsche Interessen nicht unvorteilhafte Fusion mit der Hamburg-Amerika-Linie einging, es versucht, das größte deutscheZinkgewinnungs- und -verarbeitungsunternehmen, nämlich Giesches Erben in Breslau, zu sanieren und dabei so fest an sich zu ketten, daß es mit der Selbständig keit des deutschen Unternehmens r<>r allem nach der Er- zeugungs- und Preisfestsctzungsseit: völlig vorbei gewesen wäre. Diese amerikanischen Gesellschaften sind ja alle nicht bloß Bankuntenrehmungen, sondern besitzen ihre eigentliche Stärke in den Verschmelzungen mit amerikanischen Mon tan-, Stahl- und Eisenwerken, gleichzeitig haben sie aber auch große Eisenbahngesellschaften und Transportunter- uehmungen in ihrer Hand. Nun kommt soeben aus Amerika eine Nachricht von weit größerer Wichtigkeit. Da nach soll eine große T r ustv e r s ch m e l z u n g zwischen dem Bankhaus Dillon Reed u. Co., zu dem ein großer Teil amerikanischer Stahlwerke gehört, und den größten deutschen Eisen- und Stahlwerken erfolgen. Genannt werden hierbei die Gruppen Thysse n, Otto Wolff (die Kölner Eiscnhandelsfirma, zu der die Gruppe Phönix gehört), die N h c i n - E l b c - U n i o n, also die frühere Stinnes-Gründung, ferner Rheinstah l, der Klöckner-Konzern und — vielleicht — auch Krupp. Dieses plötzliche Interesse eines erst in jüngerer Zeit bekanntgewordenen amerikanischen Konzernführers soll in der Hauptsache aus seinem Kampf gegen die Vormacht stellung des auch uns Deutschen nach der guten und schlech ten Seite hin recht gut bekanuten Stahlmagnaten G. Schwab herrühren. Denn gerade der Krieg ist es ja gewesen, der der amerikanischen Industrie im allgemeinen, den Eisen- und Stahlwerken insbesondere einen unerhör ten Aufschwung brachte und damit auch die Grundlagen für eine überaus aüsgebreitete internationale Finan zierungstätigkeit. Dabei hat sich in letzter Zeit jene Bank firma Dillon Reed hinsichtlich Deutschlands ganz be sonders rührig gezeigt. Sie hat sich nicht bloß an der Dawes-Anleihe sehr stark beteiligt — die gewaltige wirtschaftliche Blüte Amerikas ermöglichte das ja —, son dern auch an der 100 Millioneu-Doüar-Änleihe, die, aller dings nur zur Hälfte für Deutschland, im vorigen Jahre für Mitteleuropa hergegeben wurde. Die Newyorker Bankfirma Warburg, deren Stammhaus in Hamburg steht und die vor kurzem erst aus dem beschlagnahmten deutschen Eigentum 2t- Millionen Dollar an „Entschädigungen" für die Versenkung der „Lusitania" zugesprochcn erhielt, hatte diese Anleihe aufgelegt. Die Voraussetzungen sür eine solche amerikanisch- deutsche Vertrustung sind an und für sich noch völlig um durchsichtig, eüe man nicht Einzelheiten der Pläne kennt. Das eine muß ja leider von vornherein gesagt werden: die finanzielle Lage der deutschen Gesellschaften ist eine außerordentlich schwierige. Seit langem stehen aber gerade diese Gesellschaften miteinander in Verhandlungen zur Bildung eines „Montantrusts", der aber bisher immer noch nicht zustande kam, und zwar hauptsächlich aus steuer- technischen Gründen. Es war dabei abgesehen auf einen wirklichen Trust nach amerikanischem Muster, d. h. aus Produktionsverteilung und Verkaufskartellierung, also auch auf Gewinnverteilung. Das geht weit hinaus über die bisherigen Syndikatsmethoden der deutschen In dustrie, wie sie beispielsweise beim früheren Kohlensyndi- kat, das nur Preiskartell war, und beim jetzigen Kali- syndikat bestehen, wo nur Quotenverteilung der Produk tion aus die Einzelunternehmungen besteht. Auch erst dann, wenn man Näheres über die Einzel heiten Mr Vereinbarungen erfährt, wird man sagen kön nen, Sb wirtschaftlich für uns ein solcher amerikanisch- dentschor Stahltrnst einen Gewinn bedeutet oder nicht Vielleicht kommt alles nur auf einen langfristigen K rs-d i4 hinaus, der den deutschen Werken gegen übcr- gatze eines entsprechenden Anteils ihrer Aktien an das Batzkhkms Dillon Need eingeräumt wird, wie cs z. B. bei der holländischen Beteiligung bei „Phönix" der Fall ist. Damit wäre aber natürlich auch ein entsprechender Ein- flnß Amerikas durch den Besitz größerer Aktienpakete nicht bloß in der Aufsichtsratsversammlung, sondern damit auch auf die Zusammensetzung der Direktionen, weiter der Preisfestsetzungen, Betriebsorgauisationen usw. gegeben. Das alles wäre schließlich doch nichts anderes als eine Ver breiterung der Produktionsbasis jenes — Bankhauses, eine Stärkung seiner finanziellen Grundlagen, also ein Kampf gegen die Konkurrenz. Wir werden damit noch weiter hineingerissen in diese schon völlig international gewordenen Strömungen und Gegenströmungen, die vor allem jenseits des Staates stehen, natürlich auch viel stärker als der Staat, namentlich als Deutschland sind. Polizeiliche Aufhebung einer KPD.-Vcrsammlung. München. Nach einer polizeilichen Mitteilung wurde eine ln München tagende erweiterte Bezirksleitungsversgmmlung der K. P. D. aufgehoben, da der Inhalt der Tagesordnung den Bestimmungen des Reichsstrafgesetzbuches zuwidcAanse. Elf Personen, unter ihnen auch ein Reichstagsabgeordneter, wurden fest genommen, aber mit Ausnahme eines Münchener Kommunisten wieder auf freien Fuß gesetzt. polttileke Wirren aut dem Kalkan. MUMM W Griechenland. General Pangalos als Diktator. In Griechenland hat ein neuer Staatsstreich stattge- funden. Ministerpräsident General Pangalos proklamierte auf einem in Athen von der republikanischen Garde z» seine» Ehren gegebenen Bankett die Militärdikta- t u r. Vor der aufmarschierten Mmüzipalgarde hielt Pan galos eine Rede, in der er verkündete, das? der Parla. mentarismus eine Niederlage erlitten habe, und das? der Zusammenbruch in Kleinasien auf die Rück kehr Veniselos' nach Athen im Jahre 19ZÜ und aus die von ihm bewirkten Wahlen zurückzuführen sei. Pangalos will die angekündigten Wahlen für den Senat nicht vornehmen lassen. Kürzlich noch hätten einige Führer der republikanischen Parteien in Genf den Bul- garen Argumente gegen ihr eigenes Vaterland geliefert. „Ich werde," so rief Pangalos, „das Vaterland allein mit Hilfe des Heeres retten. Bald wird dieses Heer zu den ersten auf dem Balkan zählen. Auch die Flotte wird mich bei meinem Wiederaufbau des Vaterlandes unterstützen, nachdem sie reorganisiert und zur unbedingten Herrin des östlichen Mittelmeeres geworden sein wird." Nach der Rede Pangalos' defilierte die Mu- nizipalgarde in den Straßen von Athen und brachte Hochrufe auf Pangalos aus. * Regierungswechsel in Bulgarien. Ein neues Kabinett Ljaptschew. Die wegen Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Kabinett Zankow und der Sobranje seit längerer Zeit bestehende latente Regierungskrise in Bulgarien ist dieser Tage durch heftige Parlamentsdebatten akut geworden. Die Krise endete mit dem Rücktritt des Kabinetts Zankow und der erfolgten Bildung eines neuen Kabinetts unter Führung des Abgeordneten Ljaptschew, des bekannten Fiuanzpolitikers. Ljaptschew ist politisch bereits mehrfach hervorgetrcten. Verschiedenen Kabinetten gehörte er als Minister an und unterzeichnete im Februar 1918 in Saloniki den Waffenstillstand. Der Sinn des Regierungswechsels liegt darin, daß^ nach fast völliger Beruhigung des Landes und der Stabi lisierung der äußeren Lage das seit zweieinhalb Jahren regierende Nevolutionskabinett jetzt in ein rein parla mentarisches Kabinett umgebildet werden konnte, an dem sämtliche Führer der Regierungspartei teilnehmen. An Regierungsstelle treten jetzt wieder auch die sogenannten „alten Politiker" und früheren Minister. Die Regicrungs-! Periode Ljaptschew dürfte mit einer umsangrc chcn Poli» tischen Amnestie eingelcitet werden, die schon Zan-- kow vorbereitet hat. Prinz Ludwig Windisch-Grütz verhaftet. Budapest. Vor ciniger Zeit sind im Haag drei mr» garische Persönlichkeiten verhaftet worden, die bei der Der. auögabung gefälschter Ta nscndfran knoten betroffen wurden. Die Angelegenheit, in die auch weitere hochgestellte Budapester Persönlichkeiten verwickelt sind, er hält jetzt eine sensationelle Wendung durch die Verhaftung des Prinzen Ludwig Windisch-Grätz, dem ebenfalls Mittäter schaft an der Notcnfälschung zur Last gelegt wird. Wie es Hecht, so« die Notenfülschung nicht aus persönlicher Gewinn-! sucht, sondern aus von den Tätern für patriotisch gehaltenen Beweggründen begangen worden sein. Im Zusammenhang mrt dieser Angelegenheit hat der ungarische Minister des Innern den Landcspol izeichef Emmerich Nadvsv > "sc'"c»i Amte suspendiert und gegen ihn die ^isziplmaruntcrsuchung wegen in seiner Amtstätigkeit be gangener Unterlassungen angeordnet. Oer Höhepunkt -es Hochwassers überschritten. Der Rhein fällt. Der Rhein und seine Nebenflüsse fallen weiter stündlich nm drei Zentimeter. Von allen Pegclstationen des Mains wird ein weiteres langsames Fallen des Wasserstandes um stündlich etwa einen Zentimeter gemeldet. Die Kinzig meldet fallenden Wasserstand. Auch Nidda und Wetter ginge» weiter zurück, doch sind immer noch beträchtliche Landflächen überschwemmt, — Während an der Unterelbe das Hochwasser seinen Höhepunkt anscheinend überschritten hat und mit einem Fallen des Wassers gerechnet werden kann, ist die Weser noch im Steigen begriffen. Sämtliche Nebenflüsse von Unterweser und Elbe führen starkes Hoch wasser; die Aller und die Fuhse sind durch starke Schnee schmelze im Harz angeschwollen und haben einen Teil der sogenannten Masch bei Celle unter Wasser gesetzt. Der Hochwasserschaden im Harz. Nach einem Bericht des Quedlinburger Magistrats beläuft sich der durch das Hochwasser in Quedlinburg allein angerichtete Schaden auf drei Millionen Mark. Es sind Zwei Brücken zu bauen und Gebäude, Deiche und Uferbefestigungen wiederherzustellen. Furchtbare Verwüstungen am Niederrhein Der Kreis Cleve zur Halste überschwemmt. Cleve, 4. Januar. Das durch das Hochwasser hervorge- rusene Elend am Niederrhein, besonders in dem zur Hälfte über schwemmten Kreise Cleve, ist fürchterlich. Die Gefahr ist hier so groß, daß die ganze Bevölkerung, selbst der zum großen Teil sicher gelegenen Stadt Cleve, in der stärksten Aufregung lebt. Die Rettung der bedrohten Bewohner von Warbeyen und Huis berden gelang durch die Heldentat mehrerer Lmmericher Lotsen, die mit Nachen über das bewegte Hochwassergebiet fuhren und die Leute in Sicherheit brachten. In beiden Orten ist viel Vieh ertrunken. Das Wasser fällt feit heute früh. Bis jetzt ist der Schaden nicht zu übersehen. Im Emmericher Eiland stürzte Sonn tag das Haus eines Landwirtes ein. Die Dammbrnchgefahr wächst durch den starken Weststurm. An der Äußerst gefährdeten Dammstelle sind 100 bis 200 Pioniere bei Stützungsarbeiten beschäftigt. Heute früh überschritten holländische Pioniers bei Lranenburg die deutsche Grenze, um dem gefährdeten Gebiet um Gennep Hilfe zu bringen. Sie mutzten den deutschen Boden betreten, da längs der deutschen Grenz: in Holland alles überschwemmt ist. Crefeld, 4. Januar. Amtlich wird bekanntgegeben: Achtzig Quadratkilometer Gelände sind überschwemmt gegen über zwanzig Quadratkilometer im Jahre 1924. Das Wasser ist kilometerlang in die niedrigen Deiche in Eversael und Emme rich in fruchtbares Gelände, teilweise sogar auf die Provinzial- t landstraßs von Rheinberg nach Xanten und bei Birten einge- s drungen, von wo es bis Alpen und Veen geflossen ist. Dar- Hinterland ist durch Rückstauungen in den fruchtbarsten Ge bieten bereits stark in Mitleidenschaft gezogen. Zahlreiche Ort schaften und einzelne Gehöfte stehen unter Wasser. Mehrere hundert Millionen Hochwasserschäden in Frankreich. Die durch die Überschwemmungen der letzten Tags ver ursachten Schäden lassen sich erst jetzt übersehen. Rach den vorläufigen Angaben belänft sich der Schaden für ganz Frankreich auf mehrere hundert Millionen Frank. Zn den Rettungsarbeitcn wurden mehrfach Marinebataillone und Landtruppen herangezogen. Besonders bedrohlich ist die Lage in Soissons. Die Aisne ist im Steigen be griffen. Die meisten Straßen stehen unter Wasser und die Bevölkerung kau» nur durch Boote zu den Häusern ge langen. — Ans Belgien wird gemeldet, daß zahlreiche Fa briken wegen des Hochwassers ihren Betrieb einstellen mußten. Die Hochwasserkatastrophe in Holland. Tie Lage in: überschwemmten Gebiet in Holland bleibt weiter ernst. M a a s t r i ch t, R o e r m o n d und Venlo stehen größtenteils nnter Wasser. Am ernstesten ist die Situation ans dem Lande und in den kleinen Dörfern. Die Bauern, die ihre Wohnungen nnr im äußersten Not fall verlassen wollen, haben sich auf die Dächer geflüchtet und können nur mit großer Mühe gerettet werden. Das ganze Land zwischen Maas und Waal steht gegen wärtig nnter Wasser. Maastricht ist vom Ver kehr vollkommen abgeschnitten. Der Bahnverkchr ist teil weise unterbrochen und mnß umgeleitet weroen. Die Königin und der Prinzrcgent haben die überschwemmten Gegenden besticht. Zahlreiche Opfer der Hochwasser in Rumänien. Ans Bukarest wird gemeldet, daß dem Hochwasser etwa hundert Personen znm Opfer gesallen sind. In einem Bezirk wurde eine große Flaschenfaürik durch die cindringcndcn Fluten zerstört, wobei 18 Arbeiter er tranken. An einer anderen Stelle wurde eine eiserne Brücke sortgeschwcmmt, ans der sich nenn Soldaten befanden; keiner von diesen konnte gerettet werden. Das Hochwasser der Themse. Die Überschwemmungen im Themsctal geben zu großer Beunruhigung Anlaß, da das Wasser weitersteigt nnd große Verwüstungen verursacht. Der Verkehr spielt sich auf Kähnen ab und die Bevölkerung ist genötigt, ihre Möbel in die oberen Stockwerke zu retten. Die Farmer in der Umgegend von Maidenhead sind ausgefordert worden, ihre Viehherden in größerer Entfernung vom Fluß in Sicherheit, zu bringen. In der Nähe von Oxford dehnto sich eine sccartige Wasserfläche von anderthalb Meilen Breite aus. Artsetzung der Aeppeim-Mener-Ssrnde Im Auftrage Les Herrn Dr. Eckener erklärt der Neichsansschnß der Zepvclin-Svendc, daß von einer