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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint . ... « Abonnement L-LS- öegrk des Amtsgerichts Libmllock L-Z-- sertionSprei«: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Zeile 10 Pf und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 81. Donnerstag, den 12. Juli 18S4 Bckanntmachilnil. Im zweiten Vierteljahre rs. Zs. sind eingegangen n) vo n Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen die Stücke 4-7 vom Zahre 1894, d) vom Reichsgesetzblatt Rr. 10-27 vom Zahre 1894. Diese Gesetzblätter, deren Znhali aus den im Eingänge des Ralhhauses be findlichen Anschlägen ersichtlich ist, liegen 14 Tage lang zu Zedermanns Einsicht an RalhSstelle aus. Eibenstock, den 10. Juli 1894. Der Rath der Stadt. I. V.: Landrock. Hans. Freitag, den 13. Juli 1894, Vormittag 10 Uhr sollen jm hiesigen AmlSgerichtsgebäude 50 Flaschen WeitzWtin, 49 Kästchen mit Perlen, i Doppelschreibpnlt, 3 Comptoirtafeln, 1 Copirpresse, 1 Blitzlampe, 1 Tafelwaage mi: Gewichten, 1 lange Tafel, 2 K lo Silbersaden, 1 Thürmer sches Pianino, l Pfeilerspiegel mit Consol, i Vertiko, i Kleiderschrank, l Taschenuhr mit Kette und l Ring gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 7. Zuli 1894. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Akiuar Diebmann. Nein, Herr Pontifex! Von Zeit zu Zeit geht durch die Tagespresse die Nachricht, der Papst arbeite wieder an einem Rundschreiben, er studire diese «der jene Frage; solche Notizen sollen die Welt in Spannung versetzen, welche neuen Strahlen von dein lumou «I« ooolo in die Gegenwart falle» werden. Allein, ich glaube, die Neugierde ist nicht sehr groß. Wir kennen die Worte im Voraus, die Rom spricht. Es ist immer dasselbe, was von dort her verkündigt wird : Nur das Papstthum kann die kranke Menschheit curiren; unterwerft euch dem römischen Pontifex, und das goldene Zeitalter, das Reich Gottes ist da. Freilich, wer solche Behauptungen aufstellt, muß annehmen, daß die Völker nur geringe Kenntniß von der Geschichte besitzen, oder daß sie im Lärm der Gegenwart die Stimme der Vergangen heit überhören. Der Papst war schon einmal unumschränkter Herrscher über ein Stück Land, den Kirchenstaat. Da hatte der römische Bischof Gelegenheit, ideale Zustände zu schaffen. Aber nirgends war eine schlechtere Verwaltung, nirgends mehr Willkür, nirgends mehr Unfreiheit und Unsittlichkeit, als im Kirchenstaat; dieser war ein leuchtendes Beispiel dafür, wie wie ein Staat nicht regiert werden soll. Als der Kirchenstaat 1815 wieder hergestellt wurde, wurden Straßenbeleuchtung und Kuhpockenimpsung als revolutionäre -Neuerungen sofort be seitigt und die Absperrung der Juden im Ghetto wieder ange ordnet. Wenn heute vielleicht der stärkste Theil der Italiener von den Segnungen des Papstthums nichts wissen will, so ruht diese Abneigung sicher mit aus der genauen Kennlniß von den Zuständen im ehemaligen Kirchenstaat. Aber können die anderen Völker, in denen dec Romanismus die Gewissen und die Verhältnisse beherrscht, uns von der Culturmission des Papstthums überzeugen? Etwa Spanien? Etwa Frank reich? Etwa Belgien - Etwa die südamerikanischcn Republiken? Marschiren diese Staaten an der Spitze der Arbeit für die sociale Frage? Zeichnen die päpstlich beeinflußten Völker sich aus durch ihre religiöse Kraft, durch ihren sittlichen Ernst? Nirgends giebts mehr Atheismus und religiöse Gleichgültigkeit unter den Gebildeten, nirgends mehr Aberglaube in den un mündig gehaltenen Massen, nirgends faulere Zustände als da, wo man unbedingt dem jesuitischen Romanismus zugethan ist. Aber trotzdem wagt man, die Protestanten aufzufordern, zur Einheit der römischen Kirche zurückzukehren. Leo Xlll. hat diese Einladung in einen, wie üblich lange vor seinem Erscheinen angesagten Erlaß neuerdings an »ns ergehen lassen. Auch dieser Zuruf ist nichts Neues. Noch ist uns in Erinner ung, wie vornehin Kaiser Wilhelm I. die kühne Meinung Pius des IX., der alle getauften Christen sür den Papst in Anspruch nahm, mit glaubcnsinniger, evangelischer Krait abwies. Noch haben wir nicht vergessen, daß so manche protestantische Kirchen regierung und viele evangelischen Vereine eine kräftige Antwort gaben, als die Evangelischen bei der Einladung zum vatikan ischen Concil ermahnt wurden, wieder katholisch zu werden. Kann Roni heule eine andere Ausnahme seiner Einladung er warten? Sind vielleicht in den letzten Decennien im deutschen Reich die ultramontanen Thaten derart, daß sie in uns die Sehnsucht nach römischer Pricsterherrschaft erwecken? Gewiß, man ist drüben rege gewesen und hat das Innerste feines Herzens offenbart. Aber der rohe, hetzerische Ton, der in der ultramontanen Literatur erklingt, die verlegene Art, mit der man den Protestantismus bekämpft, der Eifer, mit dem man Schmutz auf alle evangelischen Heldengestalten wirst, das Feuer der Intoleranz, das drüben da und dort aufglimmt, das Alles verräth wenig davon, daß der Sinn des demüthigen und sanft- müthigen Menschensohnes, der Geist dessen herrscht, der sich die Wahrheit nannte. Und auch die im Bereich des VaticaniS- muS immer inehr zunehmende Verehrung der Maria, die Massen wanderung zu dem Rock in Trier, die geringe Kenntniß und Schätzung der heiligen Schrift und des in ihr gegebenen Glaubensbegrifses können uns nicht die Gewißheit bringen, daß bei den Römischen die Person des Herrn, in dem allein das Heil ist, die ihr gebührende Würdigung und den Einfluß, den sie auf alle Gebiete beansprucht, neuerdings inehr als früher gesunden hätte, und daß das alte Dictum, in Rom sei der Herr Christus der letzte Mann, nicht mehr zutreffend wäre. Und wenn man noch dazu den Finger aus die patriotische Stellung legt, welche die Ultramontanen zu dem uns theuren deutschen Vaterland einnehmen, oder wenn inan die ganze wissenschaftliche Arbeit und Freiheit drüben bedenkt, die über all im Banne des UnsehlbarkeitSdogmaS liegt, so wüßte ich wahrlich nicht, was uns bestimmen könnte, der Einladung zum Katholischwerden auch nur ein halbe» Ohr zu schenken. Wir sind überzeugt, daß der Protestantismus eine höhere Form in der Entwickelung des Christenthums ist, als der KalholiciSmus; die höhere Form giebt man nicht auf, um dafür die Culiurstufe einer zurückliegenden Periode einzu tauschen. Oder wüßte das Papstthum nichts davon, wie test und zähe die Evangelischen an ihrem Glauben hangen? Wie viel haben protestantische Völker für diesen geopfert, erduldet! Wie viel, wie angestrengt, wie tief und allseitig ist sür ihn gearbeitet worden! Wie ganz anders, wie viel glücklicher haben sich die Staaten entwickelt, in denen evangelischer Geist der bestimmende Factor war! Wie viel rascher und mächtiger ist in den letzten 100 Jahren aus der Erde der Protestantis mus gewachsen als der Katholicismus, trotz aller Jntriguen, kleinlichen Mittel, diplomatischer List, demagogischer Mühe, gemeiner Anstrengungen und auch statistischer Künste, welche die Ultramontanen ausüben! Welche Unkenntniß von der Entsaltung protestantischer Krast, von evangelischer Ueber zeugungstreuc, von dem Geist evangelischer Völker, von ihrer Abneigung gegen römisches Wesen und gegen mechanische Frömmigkeit der Jesuiten muß von der Curie Besitz ergriffen haben, wenn sie meint, die Protestanten mahnen zu können: Werdet doch wieder katholisch! Nein, Herr Pontifex! Und diese Einladung kommt in einer Zeit, in der der Protestantismus lebhafter als je sich auf seine hohe Eigenart besinnt. Ueberall sucht inan die Consequenzen der Reformation weiter zu ziehen und die reformatorischen Gedanken fester aus zubauen. Fast alle evangelischen Kirchen haben jetzt eine Ge meindeverfassung. Die Kirchcnvorständc und Synode» werden keine Lust haben, das allgemeine Priesterthum der evangelischen Christen dem Oberpriestec in Rom zu opfern. In der Litur gie will man das evangelische Princip und nicht römische An- dachtsformen berücksichtige». Auch aus dem Gebiete der Archi tektur strebt man nach einein evangelischen Kirchenbaustil. In der theologischen Wissenschaft ist man darüber, den ursprüng lichen Gehalt des Christenthums immer inehr aus der Um hüllung zu lösen, in die ihn der griechisch-römische Geist ge bracht hat. Der Gustav - Adolfverein, der evangelische Bund arbeiten unter begeisterter Zustimmung von Tausenden und Abertausende» tüchtiger Männer sür die Befestigung des evan gelischen Geistes gegen römischen Ansturm. Und auch in der äußeren Mission empfindet man es, welch ein tiefer Gegensatz zwischen römischer und evangelischer Methode in der Bekehrung der Heiden klafft. Wenn irgend wann, so ist jetzt die Auf forderung des Papstes zur Rückkehr in die vaticanische Herde zur Unzeit gekommen; wenn irgend wann, so wird sie jetzt bei den Protestanten auf ein lächelndes Schweigen stoßen oder auch da und dort die entschiedene Abwehr finden: Rein, Herr Pontifex! Wahrlich, viel eher könnten die Evangelischen um der Liebe und um der Wahrheit willen erwägen, ob es nicht ihre Pflicht sei, unter den Katholischen zu missioniren, um diese zu der reiferen und tieferen evangelischen Auffassung des Chriftcn- thuins heranzuziehen. Und die Zeit wird kommen, wo nach der echaussirten Ueberanspannung des katholischen Volkes in Deutschland durch die ultramontane Agitation der Rückschlag eintreten und darüber Auge und Ohr für das Werk der Re formation sich öffnen wird. Wir warten diese Stunde ab; wir suchen sie nicht durch unsere Agitation gegen den Katho- licisinus zu beschleunigen, weil wir glauben, daß auch drüben Bahnen zur Seligkeit emporsühren, und weil wir der Ueber- zeugung sind, daß noch große, religiös unselbständige Massen der äußeren Autorität bedürfen, nur um etwas vom Christen- thüm zu haben. Aber die Erkenntniß wird doch einst tagen, daß die römische Art von dein reinen Evangelium, von Christo abgewichen ist und dann wird sicherlich in Deutschland und, vielleicht auch in Italien, nach verheißungsreichen Anzeichen das Wort der Curie, im Gehorsam gegen das Papstthum zu verharren, weithin die Antwort finden: Nein, Herr Pontifex! (Leipz. Tgbl.) Hagesgeschichte. Berlin, 9. Juli. Der BundcSralh Hal in seiner heutigen Plenarsitzung dem Gesctzenlwurf wegen Aushebung reS Gesetzes, belrcfsenv den Orden der Gesellschaft Jesu, die Zusnmmung versagt. Der Antrag Bayern«, betreffend die Zulassung der Re demptoristen, wurde angenommen. Der »Köln. Ztg." wird dazu noch au« Berlin gemeldet: »Der BunveS- rathlv^r in seiner heutigen Nachmittag«-Sitzung ein stimmig beschlossen den Beschluß de« Reichstag«, be treffend die Aushebung de« Jesuilengesetze«, abzulchnen. Auch die bayerischen Stimmen sind im Sinne der Ablehnung abgegeben worden. Da gegen hat der Bunvesrath beschlossen, den Orden vom „Heiligen Geist" (schwarze Väter) und den Redemptoristenorven von dem Jesuitengesetz auszu nehmen." — Beide Beschlüsse des Bundesrath« sind nicht ohne Tragweite. Die Nichtzulassung der Jesu iten wird die evangelische Bevölkerung des Reiches beruhigen, es ist damit ein neues Verstimmungs moment beseitigt, welche« voraussichtlich ein ebenso allgemeines al« tiefgehendes Mißtrauen wachzerufen haben würde. Andererseits erwächst den verbündeten Regierungen durch die Wiederzulassung der Redemp toristen die Pflicht, die Thätigkeit dieser „schwarzen Väter" sorgsam im Auge zu behalten. Die CentrumS- prefse betrachtet diese Concession so wie so nur als Abschlagszahlung und weithin in der protestantischen Welt ist die Meinung verbreitet, daß die Redemp toristen nur die Avantgarde der Jesuiten darstellen. — Betreff« der Begnadigung der beiden sranzösischcn Offiziere in Glatz ist ein Korre spondent der „Trierischen Lances-Ztg." in der Lage, au« „zuverlässiger" Quelle zu berichten, daß eines der ersten Bittgesuche — wenn nicht das erste — um Gnade für die beiden französischen Offiziere von einem Seelsorger der deutschen Katholiken in ver St. Josephs- Mission in der Rue Lafayette in Paris auSging. ?. Nix wurde nämlich so inständig um seine Vermitt lung von Verwandten der Gefangenen angegangen, daß er zuletzt in ihrem Namen in der Weihnachtszeit ein Schreiben direkt an den Kaiser richtete und im Namen der schwer niedergedrückten Familien für die Gefangenen um Gnade bat. Die huldvolle Weise, in der bas Schreiben angenommen wurde, und die Art, wie die Antwort erfolgte, ließen schon damals die Hoffnung bei den Verwandten entstehen, der Kaiser werde bei günstiger Gelegenheit einen Gnadenakt er weisen. — Die „Nat.-lib. Korr." schreibt: „In allernächster Zeit werden die spanischen Corte« geschlossen werden, was bei der herrschenden Hitze freilich nicht verwunder lich ist. ES ist damit jede Aussicht verschwunden, daß der deutsch-spanische Handelsvertrag in diesem Jahre noch zur Erledigung gelangt. Die Angelegenheit hat seit Monaten nicht den geringsten Fortschritt gemacht. Hoffentlich thut die deutsche Regierung jetzt gar nicht« mehr in der Sache, sondern wartet ruhig ab, bis die Spanier mürbe sind. Das wird nicht auSbleiben, wie verschiedene Berichte über die schlimme Lage wichtiger spanischer Produktions zweige, des Korks, de« Weins, der Südfrüchte und des überseeischen Tabaks erkennen lassen." — Eine weitere Nachricht in dieser Angelegenheit besagt: Der hier akkreditirte spanische Botschafter hat am 8. d. den Reichskanzler Grafen Caprivi besucht, um ihm die Bitte der spanischen Regierung vorzutragen, ein vorläufiges Abkommen über den Handel«verkrag ab zuschließen. Der Reichskanzler Hal der „Köln. Ztg." zufolge diese Bitte envgilkig abgeschlagen. — Bestätigt sich diese Nachricht, so darf der Herr Reichskanzler hierin der allgemeinen Zustimmung sicher sein. — In den letzten 10 Jahren hat sich die deutsche Einfuhr an frischem Obst auf 163 Millionen Mark, an Back- und Dörrobst auf 102 Millionen Mark belaufen. Dazu kommen dann noch Südfrüchte (Apfelsinen, Limonen u. f. w.) sür etwa 46 Millionen Mark, getrocknete Südfrüchte (Feigen, Korinthen, Rosinen, Datteln, Mandeln) sür 159 Millionen,