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vlrsr N»«»er >»k,ßt » öeltt». Das Wichtigste vom Lage. Der König von Sachsen ist am Sonntag früh mit Befolg» in Port Said eingetroffen. a Bei einem Stadtbahnunglack wurden heut« früh in Berlin sechs Personen schwer und elf leichter verletzt. (S. Tel.) O G estern erfolgte in B e r li n die B ee rd ig un g de» Slv» geordneten Paul Singer. An dem Letchenzug nahmen etwa hunderllausendMenschen teil. S. d. des. Art. kd Im Bjö r kösund sind 153 Fischer auf einer Eisscholle in» Meer getrieben worden. (S. N. a. a. Welt.) O Die Münchner Theologievrofefloren Schönfeld« r, Barden» hewer, Atzbergerund Seitz haben den Moder nisteneid geschworen. Die Gerüchte über Differenzen zwischen dem spanischen KöntgSpaar und eine beoorsteh-nde Scheidung werden von dem spanischenBotschafter inBerlin entschieden oementiert. Die Peustonsverficherimg ver Privatangestellteu. Von Dr. Gustav Stresemann, M. d. R. Der nach langem Harren veröffentlicht« Entwurf de« Pen. sionsverstcherungsgesetzes ist nirgends mit großer Begeisterung begrüßt worden. Die kritischen Stimmen überwiegen. Man ist enttäuscht darüber, daß die Renten verhältnismäßig gering find und sich weit entfernen von derjenigen Pension, welche die Staatsbeamten beziehen. Man ist enttäuscht über das Fehlen der erhofften Selbstverwaltung, und auf der anderen Seite er scheint es manchen Kreisen der Arbeitgeber hart, in einer Zeit, in der di« Reichsverficherungsordnung neu« Anforderung«» an sie stellt, eine so hohe Belastung auf sich zu nehmen, wie es di« Tra gung der Hälfte der Beiträge zu dieser Versicherung bedeutet, und man fragt, ob der gewollt« Zweck« nicht durch den Ausbau de» Jnvaltdenverstcherungsgesstze, mit Anfügung einiger neuer Klas. sen an di« jetzt bestehenden hätte erreicht werden können. Die Sozialdemokratie hat ihr alte« Lied bereit und variiert ihr« Verhöhnung der Bettelpfennige der Arbeiterversorgung auf ei- ner Mr die Privatbeamten neu eingesetzten Walze. Am schärf, sten aber wüten die privaten Klassen gegen den Entwurf. Teil» versuchen sie, sachlich di« Bur«aukrati« al» völlig unfähig zur Leitung der geplanten Reichs-Versicherungsanstalt hinzustellen, und lobten das bisher durch private Institution Erreicht«, teil höhnen sie über die in Aussicht gestellten Renten, die den Pri vatangestellten Stein« statt Brot brächten. Die großen Ange« stelltenverbände und der Siebener Ausschuß der deutschen Privat, beamten haben allerdings überhaupt noch nicht gesprochen, im ganzen ist es eine unfreundliche Temperatur, die den neuen Ge setzentwurf empfängt. Ist die Kritik in diesem Maße berechtigt? Sie setzt zunächst — wenn auch hier noch schwächer — «in bei dem Prinzipd«r Versicherung. Auf «iner früheren Tagung der Handels, kammer Saarbrücken hat der Syndikus der genannten Kammer, Herr Dr. Tille, da« Erlöschen der privaten Initiativ« und der Berufsstärke de« Kaufmann, von dieser Pensionsvevficherung be. fürchtet. In ähnlicher Weise haben sich früher einzeln« führende Persönlichkeiten de« Zenträvxrbünde« Deutscher Industrieller, ebenso aber auch Kreise de« Hamburgischen Kaufmannsstande» ausgesprochen. Dazu treten di« Diplom-Ingenieur«, di« sich kürzlich dagegen verwahrt halben, der Versicherung mit zu unter- liegen und di« staatliche Versicherung al, «inen ungewollt«» und unnötigen Zwang empfinden. Diese Bedenken würden berechtigt sein, wenn durch die Pensionsversicherung der Leben», und Exi stenzkampf im Kaufmannsstande ausgeschaltet würde. Da» aber ist nicht der Fall. Man geht von einer ganz falsch«» Voraus setzung aps, wenn man annimmt, daß nach dem Inkrafttreten die- fer Versicherung dem einzelnen Handelsangestellten gewissermaßen sein ganze» Leben nach festen Regeln und Gehaltssätzen, so wie dem festangestellten Staat», oder Kommunalbeamten vorgezeich- net wäre. Der Wettbewerb wird aber auch durch diese» Gesetz nicht aus dem Kaufmannsstande herausgenommen. E» schützt kei- nen einzelnen Privatbeamten vor Arbeitslosigkeit. E» gibt keinem einzelnen Privatbeamten die Gewähr en«, steigenden oder auch nur sich auf der Höhe haltenden Einkommen». Nach wie vor wird der Tüchtig« weiter kommen al» der weniger Leistende. Nach und Anzeiger M das Erzgebirge verantwortlicher Redakteur -. srltz Rrnbolck. jtr die Inserat« verantwortlich! vllalter Reau». Beide in Aue i. Lrzgeb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Nuer Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Runnahm« der Sonntag« nachmittag» von » Uhr. — Telegrannn-Rdreffei Tageblatt Rueerzzebirg«. — Ferrchrech« w. Für unverlangt ringesandi« Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. m. b. h. in AmO i» Bezugspreis: Durch unsere Boten frei in, hau, monatlich so Vfg. Lei der Seschästrstelle abgebolt monatlich »o pfg. und wächentlich lo pfg.— Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich i.so Mk., monatlich »o Pfg. — Durch den Briefträger frei in, hau, vierteljährlich i.gr Mk„ monatlich pfg. — Einzelne Nummer <o pfg. — Deutscher Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in dm Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. - - - Insertion,preis: Vie siebengesvalten« Korxaszeile oder deren Raum für Inserate au, Au« und dm Drtschaftm de» Amtshauptmannschaft Schwarzenberg pfg., sonst pfg. Reklamepetitzeile r» pfg. Bet «räßeren Abschlüssen mt- sprechender Rabatt. Annahme von Anzeigen bi» spatesten, g'/i Uhr vormittags. Für Ausnahme von «räßeren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn st« am Tage vorher ort un» ringehen. wie vor wird eine Au»lese stattfinden unter denjenigen Per, sönlichkeiten, di« sich dem Kaufinannsberuf widmen. Der kauf männischen Beruftfreudtgkett, dem Vorwärtsstreben und Vor- wärtsdrängen Ist daher Noch wie vor der weitestgehende Spiel- I raum gegeben, und der hanseatisch« Geist braucht nicht auszu- sterben oder gehemmt zu werdsn, wenn diese« Gesetz in Kraft tritt. Wa» «» dem Kaufmannsstand« bringen soll, das ist dem geistig und körperlich Zusammenbrechenden, dem alten Privatbe amten mit Fra» und Kindern einen Notpfennig zu geben, der nicht immer reichen wird, um die Ansprüche d« Leben, zu be- friedigen, der aber vor drm Versinken bewahren kann und ein« Zuschubrente darstellt, die mancher vermißt hat, der im Kauf mannsstand« zugrunde gegangen ist. Es ist letzten Ende» dasselbe Prinzip, da» zur Lrbeitevverficherung führte. Der Kreis der Privatangestellten umfaßt heute bereit« mehr al» Millionen Menschen, die sämtlich gekennzeichnet find durch die Unselbständig keit ihre» Beruf«», durch di« g«ring« Möglichkeit, aufsteigen zu selbständigem Schäften in eigenen llnternchmungen. Diese» Le ben im Dienst« anderer «rzeugt «inen sozial«« Pessimismus, d«r sich in unserer ParteiLewegung in dem Sozialsmus als der Kampforganisation de» vierten Stande» niedergelegt hat. Di« soziale Gesetzgebung Mr die Arbeiterschaft sollte «in Mittel sein, diesem sozialen Pessimismus «ntgegenzuwirken. St« hat dort diese Aufgabe nur in geringem Maße vollführt, si, trifft aber bei der Prtvatbeamtenschaft auf ander« Schicht«», die sich -i» heut, im wesentlichen ftei gehalten haben von so-iav>emokratt> scher Beeinflussung, di« bi» auf gering« Brücktal, auch den Klas. senkampfcharakter gewerkschaftlicher Organisationen nicht gl» maßgebend fitt di« Führung ihre, sozialen Kämpft an«rkannt haben, Schichten aber, di« außerdem — und das ist da» Wichtigst« — in ihren Einkommens-Verhältnissen, wenn man den Durch schnitt nimmt, auch derartig wentg gefestigt dostshen, dost es al» sozial« Pflicht der Arbeitgeber Le^ichnet werden kann, ,« dem Leizutragen, wa» das Gesetz den Prioatangeftellten an Ren ten gewähren will. Das allgemeine Prinzip der Versicherung wird akso anerkannt werden müssen, wenn auch die Ansichten darüber auseinander gehen werden, bi» zu welcher Grenze di« Versicherung gehen soll. Der Entwurf schlägt dafür di« Gehaltsstufe von 8ÖV0 vor. Man kann hiergegen auf der einen Seite einwenden, daß Leut« mit einem solchen Einkommen nicht mehr zu den unbemittelten Schichten gehören, für di« ein, Fürsorge notwendig wäre, man weist auf der anderen Seit« darauf hin, daß es viele Handel», angestellte gäbe, denen e» gerade im Alter nicht -möglich sei, sich Der Trick des Marchese Temorri. Skizze von Adolf Stark. (Nachdruck iwrLotn«.) Kein Geld für mich angÄommen, Herr Direktor? Der Gefragte zog bedauernd die Schultern hoch: Leider nicht, Herr Marchese. Aber wenn es im Laufe de» Tage» kommen sollte, so —. Der schlank«, elegant gekleidet« Fremde zupft« ärgerlich an seinem Barte: Unbegreiflich! Dr. Luzzato ist doch sonst so pünktlich. Di« Sache ist sehr fatal, denn ich habe Mr heute ei nen Ausflug in großer Gesellschaft projektiert, und da bin ich nicht gerne zu knapp bei Kasse. Was tun? Halt, ich hab'». Gibt es hier nicht irgendeinen Juwelier, der, natürlich gegen gute Entschädigung, diesen Ring beleihen würde? — Gr zog einen Brillantring vom Finger, dessen herrlich geschliffener, feuriger Stein dem Hoteldirektor schon längst in die Augen gestochen hatte. O, gewiß, da» kann ich Ihnen besorgen, beeilt« er sich zu versichern: Wieviel wünschen Sie geliehen? — Sagen wir tausend Mark, da, wird genügen, denn der Geldbrtef muß ja doch bald kommen. Aber nicht wahr, St« lasten da» gleich besorgen. Ich warte inzwischen im Lesezimmer. Al, der Direktor nach einer halben Stund, wieder zurück, kehrt, — «r hatte den Weg persönlich gemacht —, war sein Le- tragen gegen den Gast noch um viel« höflicher und zuvorkommen der al, vorher. Der Juwelier hatte nämlich nicht nur prompt die geforderte Summ« gelichen, sondern auch bemerkt, er würde auf Verlangen auch da» Zehnfach« leihen. Der Ring sei unter Brüdern 14 000 bi» 18 000 Mark wert. Aber di« Hochachtung de» Hoteldtrektor» vor dem italienischen Grafen hatte damit noch nicht ihren Höhepunkt erreicht. Ei« steigert, sich in» An gemessene zw«t Tag« darauf, al» der erwartet« Brief «tnlan-te; «in dickleibige» Kuvert mit fünf großen Siegeln. Der Direktor nahm «, selbst in Verwahrung und Sberreichtt «» dem East«, al» er am Abend hetmkehrte. Mit lästiger »Herde riß der Marcheft den Umschlag auf, steckt« ein Bündel Banknoten, das darin enthalten war, achtlos in di« Tasche des UeLerrockes, überflog den GeleitLrief und. wollt« sich dann zum Sehen wendH, al. ihm auf der Schwell« noch etwas «infiel. Er wandte sich zum Hoteldirektor, zog mehrer« Banknoten hervor und sagte: Bitte: wollen Sie mein Pfand wieder auslöfen und dem Mann« für seine Gefälligkeit nebst meinem besten Danke dies« hundert Mark übermitteln! — Leicht verdiente» Geld, brummt« der Direktor, während er die Summe «ntgegennahm: So ein Juwelier ver- dient im Handumdrehen mehr wie unsereiner in acht Tagen, und noch dazu ahne jede Arbeit und ohne jedes Risiko. Schade, daß ich nichts von Juw«l«n verstehe, sonst hätte ich da» Geschäft selbst machen können. Da würden sich meine Ersparnisse Lester ver zinsen als auf der Bank, und ich könnte Höften, in absehbarer Zeit selbst Hotelbesitzer zu werden. Na, vielleicht ein andermal. Da will ich gescheiter sein. Die Gelegenheit Lot sich früher, al» er glaubte. Am dritten Tage schon, spät abend«, kam der Marchese mit allen Zeichen der Aufregung nach Haus« und ließ den Direktor auf fein Zimmer rufen. Sofort sagte er: Lieber Herr Direktor, ich muß Sie wie. derum um rin Gefälligkeit bitten. Ich hab« Pech gehabt, Pech Leim Spiel. Mein ganz«, Geld ist futsch, und Überdiw muß ich bi» morgen zehntausend Mark Ehrenschulden bezahlen. Der Direktor machte «in bestürzte» Gesicht, al» er diese Summ« nen. nen hörte, daß der Italiener hell auflacht«: Nun, nun, St« brau chen mich nicht zu bemitleiden, Herr Direktor. Schlteßltch hab« ich'» nicht ander» gewollt. Zum Glück «bin ich reich genug, um den kleinen Aderlaß kaum zu spüren. Nur, daß ich da» Geld bi» morgen haben muß! Wollen Ei« also, Litte, an meinen Sach, vermalter Dr. Luzzato in Rom Lieft» dringende Telegramm ab- senden, und -war noch dies« Nacht. Bi» morgen früh kann di« telegraphisch« Anweisung da sein. Zeitlich am Morgen traf auch richtig ein Telegramm au» Rom «in. Der Direktor trug «» persönlich in da» Zimmer dqs Marches«, der «Len aufgestanden war. Aergerlich warf dieser di« Depesche auf den Tisch So «in Pech! Da ftftn St«: Der Luz- zato ist für zwei Tag« verreist, ohne sein« Adreste zu Hinterlasten. Und ich muh da» Geld bis -eute mittag haben. Ehrenschulden. Da gibt « kein Fackeln und Deuteln. Also muß wieder der Ring daran glauben. Er hat mich seinerzeit bar« zpoanzigtauftnd Frank«» gekostet. Glaub«« Ei«, daß d«r Juwelier daraüf -ehn- eL tge- x'. - tausend Mark borgen wird? In drei Tagen gebe ich ihm elf tausend zurück. Eine Sekund« lang überlegt« der Direktor, aber nicht länger. Eilt Narr hätte er sein müssen, um die Gelegen heit zu versäumen, im Handumdrehen di« tausend Mark zu ver dienen. Gr nahm den Ring und versprach, di« Sachs sofort zu besorgen. Aber diesmal ging er nicht zum Juwelier, sondern auf die Bank, wo er sein« Ersparnisse ltegen hatte, und behoL zehntausend Mark, die er dem Grafen Überbrachte. Den Ring < verschloß er sorgfältig in der große» eisernen Truhe, di« in - seinem Bureau stand. Am nächsten Tage kehrt« der Marchese überhaupt nicht nach Hause zurück, wa» niemanden wunderte, weil die« schon öfters vorgekommen war. Al» aber auch der zweit« und dritte Ta« verging, ohne daß der Fremde sich sehen ließ, wurde der Direktor unruhig, Gr lief zur Polizei und erstattet« «bgang-anzeige. Di« Sachen de, Marches«, mehrere groß« Koffer, die er im Hotel zu- , rückgelasten hatte, wurden amtlich geöffnet, aber sie waren leer. ' Nun stieg auch dem Direktor der verdacht auf, daß er einem Schwindler in di« Hände gefallen sei. Er holt« den Ring au, - der Kassette und eilt« damit zum Juwelier. S«in Verdacht be stätigte sich. Der Ring war falsch wi« der Auwelt«, behauptet: «in« täuschend« Nachahmung jene, echt«» Ringe», den er selbst vor einigen Tagen belehnt halt«. Der Hoteldirektsr durchlebt« «in paar bös« Tage. Glücklicherweise kam er mit de, Angst da von. Der falsche Marchese wurde schon zweit Wochen später, dank der ttefsltchen Organisation der internattonalen Polizei, fest«, nommen, al« «k den gleichen Tttck «in zweite« Mal versuckst«. Der größte Teil da» Geld« «ar noch vorhanden, und di, fürst- liche Ausstattung de» Hochstapler» genügt«, um den verbrauchten Betrag zu ersetzen. So kam der Direktor mit einem blauen Auge, davon, ja einig« Wochen später erhielt er sogar ganz wider Er warten di« versprochenen -tausend Mark, freilich nicht von dem/ Marchese-Tentorrt, sondern von einem rächen Amerikaner, dem- der echt« Ring von dem Hochstapler gestohlen worden war, und i der nun, dank der Anzüge des Direktor», wieder zu feinem Eigen- tu« kam.