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IS. Iahr-ao-. Mittwoch, Soq 8. Dezember I-20. Isrus«r4mrLün«msnu^^ Huer Tageblatt... Vc7 l,,»«I.i Vu^ch »nftz« »Mi» fv«1 I« »«W HM Mk. 0«I »« O.fihHfMsti». »d,«h»U M,n<MIch HM «». »»«»»«» «,»«Int «a°U» In »in Ua«»M-i.stun»»n »I« Ko.na»m» »oa «»»»im» »U.kto,«n. Ui>t»i« -»>«»»,,01t»trüH», U»H n«.,adifi,ll«», st»>, »I!, p,sia»flolt«o U»H »ktiftrüs«» «ihm,» 0»IMtUm,« «atgr^a. Nr. 2S4. Das Wichtigste vom Tage. Der sächsisch« Landtag wählt« Fräddors (Soz.) Mm Präsidenten^ T«. Wagner (Dschntl.) »um ersten und D«. Düna»«r 6b. BP.) »nm »wei ten BlzeprSssdenten. » Ta» Genfer Journal erfährt, baß -er von den Dei.ts.chen gestellt« Antrag auf Ausweisung Korfanth» au» vverschl«si«n adgelehn t wo-den ist. ' O Dem Matin zufolge sind zwischen Vari» und Lvvdon Verhandlungen ausgenommen, die bis herig« Entente al» militärisch.politisches Bündnis auszubauen. * Der Führer der argentinischen Delega tion Puehrredonist TienStojg abend von Genf nach Po!ris abgereist, während di« beiden anderen argentinischen Delegierten vorläufig noch in Genf bleiben. ' Rönig Aonstantins Ariegspolitik. Sin Interview des chriechischen König«. Der Berichterstatter -es Matin ist nach Luzern ab gereist und hat dort den König interviewt. Ter König har interessante Erklärungen abgegeben im Sinne einer ausführlichen Rechtfertigung und Wider legung Legenüber den Ententestaaten. Von diesen Er klärungen sei folgendes Hervorgehoben: Ich warte auf das offizielle Telegramm der griechischen Negierung. Vielleicht wird man Mik auch eine Delegation entgegen schicken. Ich habe einen Sonderzug bestellt, um mich nach einem italienischen Hafen zu begeben. Die italienische Eisenbatznverwaltung verlangt aber eine fünftägige Frist, und unter diesen Umständen glaube ich nicht daß ich vpr Anfang nächster Woche abreisen kann. Sobald ich in Athen bin, werde ich versuchen, die Entente von meinem guten Willen zu überzeugen sowie meine völlige Ergebenheit im Dienste der Interessen meines Vaterlandes zu beweisen« welche Interessen die gleichen sind wie die der Entente im Orient. Tie englische Regierung hat erklärt, daß. sie darauf rech ne. daß die griechische Armee ihre Arbeit in Kleinasien fortsetzen werde. Ich rechne ebenfalls darauf. Die Ar mee befindet sich iU vorzüglicher Verfassung und in ausgezeichneten Stellungen. Ich erhalte Hunderte von Telegrammen, worin die Soldaten und Offiziere mich ihrer Ergebenheit versichern, z. B. mit den Worten Sie erklären sich bereit, unter meiner Führung noch 10 Jahre unter den Fahnen zu bleiben, wenn es sein Müsse. Ich , Mr immer populär in der Armee. Wir werden unser Werk in Kleinassen fortsetzen und nichts aufgeben von dem, was wir erhalten haben, l Was die Ereignisse während de» Kriege» betrifft, so kann ich Ihnen Mitteilen,.daß ich dek Entente fünfmal Meine Hilfe ange boten habe. Tas erstemal im August 1914, soviel ich weiß, am 18. August. Der russische Außenminister er suchte den Ministerpräsidenten DentzeloS, yb wir nicht 180 000 Mann an die Donau zur Unterstüt»' zung der Serben gegen Oesterreich schicken könnten. Eine solche Unterstützung, die den tür kischen und bulgarischen Angriffen ausgesetzt gewesen wäre, erschien zwar nicht gerade klug, und der Minister des Aeußern reicht« auch seine Demission ein, .weil er der Ansicht war, wir müßten wenigsten» eine Garantie verlange». Ich stimmt« aber grundsätzlich zu, und Rußland dankt« mir lebhaft dafür, Frankreich aber und England baten mich,, neutral zu bleiben. Man darf nicht vergessen, daß während der ersten Monate de» Krieges die französisch« Regierung mit den Bulgaren liebäugelte. Das war natürlich.nicht dazu geeignet, Sm Griechenland zu veranlassen,, mit Frankreich zu Mr schieren. Das zweit« Mal, al» ich müne Hilfe anbot, war im^ Frühjahr 191ö. Tie Türken waren in den Krieg «ingetreten, und w 1 r b oten unsere Unterstützung für da» Tardanellenunternehmen an. Wir wollten un» nicht dem gefährlichen und schlecht gelei teten Unternehmen von Gallipoli anschließen, sondern wir schlugen vor, nach dem vorn! griechischen General stab ausgearbeiteten Plan vorzugehen und an der tür kischen Küste zu landen. Al» Bedingung -erlangt« ich die Garantierung unserer territorial» Integrität und die Zusicherung der Aufteilung de» türkischen Reiche». Man gab mir aber keine Antwort. Einen dritten Vorschlag machte ich der Entente au» Anlaß -er An wesenheit des Herrn Guillemtn, de» spätere« französi schen Gesandten in Griechenland. Eü handelte sich wie derum um ein« Mitwirkung unserer Flotte. Einig« Tag« später telegraphierte Äh direkt an Potu-ave. ES war «in Meinungsaustausch hon Staatsoberhaupt zu Staatsoberhaupt. Ich verlangte wied»r«m die Garan tie unserer territorialen Integrität. Potn- care antwortete, mein Vorschlag sei unannehmbar, da man die bulgarisch« Empfindlichkeit schonen müsse. Amt fünften und letzten Mal« bot ich «ein« Hilf« im Sep tember ISIS 'an. Da» ««gebot wurde in letzter Linie von Talogeropulo» formuliert, dessen Kabinett de» Be dingungen de» Ententeultimatum- vom 21. Juli ISIS nicht ganz entsprach. Darauf erfolgte auch keine Ant- wort. In der Kolge-eit, al» der Krieg sich Anzog, macht« sich im griechischen Volk» »in« Sttm- mund geltend, die gegen Jede Intervention im Krieg« gerichtet war. War di« Vorwürfe be trifft die man gegen Nn» erhoben hat, so sind sw Un berechtigt. Ti« Geschichten von der Verpflegung.der deutschen Tauchboote sind erfunden. Ti« Kapitulation des Arrneekorp» Radjopulos war unvermeidlich. La» Heer wär vollständig «eingeschlossen. Di« Uebergab« de» Fort» Ropel kann un» ebenfalls nicht zur Last gelegt werd«». Ich hatte der Besatzung de» Fort» die Anwei sung .erteilt, keinesfalls gegen die Truppen der Zentral mächte irgendein« feindliche Handlung zu unterirehmen. Man beschuldigt mich auch, ich.sei' nicht vertraaSgemtäß Seite an Seit« mit 'Serbien in den Krieg gegangen In diesem Vertrag war eine Klausel enthalten, derzu- fotze Serbien verpflichtet war, 150 000 Mann an der bulgarischen Grenze stehenzulassen. VenizeloS hataber selbst zugegeben, daß diese «laus»! do» dm Serba» wicht erfüllt wurde, wo» schließlich di« Er«ignis.se do» Anfang Dezember ISIS b«trifft, sp bin Ich ftb« Verantwortung enthoben. In unserem Nein«» He« Hatz te sich «in« außerordentliche Erregung -«merkbar ge macht, di« -uw Teil von den Ententemächten provoziert wurde. ' Wenn König Konstantin seine während de» Kriege» getriebene Politik fetzt nicht frisiert«, dann hat «r da-' mal» tatsächlich k«in« Toppelrolle gespielt. Gr war ein guter Soldat und sein« BoUdtümlichkeit wurz«lt in dieser Tugend. Ein tüchtiger Politiber ist.er nie ge wesen, da» wurde ihm auch von seinen Freunden schon vor Jahren gesagt. Die Erklärungen, die er dem fran zösischen AuSfrager gab, sind ebenfalls reichlich unge schickt. > !, - ü ! ! i ! ! !. !' I 11 l ver LlllamMiMitt Her neuen sächsischen LsMa-r. Rücktritt des Kabinetts. — Das neue sächsische Ministerium. Ter neue sächsische Landtag ist gestern nachmittag 3 Uhr zusammengetreten. Das Aeußere des Landtages hat sich gegenüber der Volkskammer stark verändert. Tie neuen Gesichter scheinen in erdrückender Ueberzähl zu sein. Vor allem aber fällt es auf, daß die Sitze der Bürgerlichen, die in der Volkskammer in hoffnungs loser Minderheit waren, sich sehr erheblich nach links verschoben haben. Ministerpräsident Buck begrüßte zu nächst den neuen Landtag und ersuchte den früheren Präsidenten der Volkskammer in nüchternen Worten, die notwendigen Geschäfte zu erledigen/ Er teilte dann dem Hause die Demission des! Kabinett» mit, das bi» zur Bildung der neuen Regierung die Geschäft« weiterführen werd«. Herr FräSdorf stellt« zunächst fest, daß 95 Abgeordnete anwesend sind, va auch -er zweit« Ersatzmann für Geher fen. da» Man- dal nicht angenommen hat und der Lande-Wahl- kommissar erst den nächsten Ersatzmann feststellen muß. Sodann schritt man zur Präsidentenwahl. Sie ergab, . . -, r' 92 Stimmen für Fräodorf und -rei unbeschriebene Zettel. Mit Recht konnte Herr Fräsdorf darauf Hinweisen., daß. noch »le «ine solche Einigkeit bei einer Präsidentenwahl der sächsischen Volksvertretung vorgekommen sei wie dieses Mal. Als er aber die Hoffnung aussprach, Laß auch zukünftig solche Einigkeit herrschen möge, löste sich die leise Spannung, die über dem Hause lagerte, in befreiend« Heiterkeit auf. Wie diese Einigkeit aus-sehen. wird, davon gab gleich -er weiter« Verlauf.der Wahlhandlung eine Kost probe. Der Abgeordnete Fellisch stellte nämlich den Antrag, zum ersten Vizepräsidenten einen Teutschna- ttonalen. zum zweiten Vizepräsidenten einen Bolks- parteiler, zum ersten Schriftführer einen Rechtsunab hängigen und Mm zweiten Schriftführer einen Mehv- heitssozialisten zu wählen. Aber Fellisch hätte seine Rechnung ohne die Kommunist« n gemacht. Triefe meldeten ganz energisch ihre Forderungen an und ließen sich auch durch das beste Zureden nicht davon abbrtngen. Im Gegenteil, der Kommunist Weimer verstärkt« da» Gewicht der kommunistischen Forderungen durch di« ruhige Drohung, daß die Kommunisten sanft nicht bet der Stange bleiben würden. Die Sache wird *a.talr man sieht, daß der Chemnitzer Kitt schon bet der leise sten Belastung Aringt.' Fellisch .wußte sich nicht ander- zu helfen, al» daß er die Vertagung de» Landtages auf ein« Viertelstunde beantragt« und nach Vieser Viertel stunde verkündete, daß er zum ersten Male glücklich in Kanossa angekommen ist. Ti« MehrheitSsozialdemokra- ten haben nachgegeben und die Kommunisten haben ihren Willen und ein Mitglied im Präsidium!. Der weitere Teil der Sitzung verlief programmätztg. Bei -er Abstimmung wurden gewählt al» 1. Vizepräsident Dr. Wagner (Dntl.) mit 77 Stimmen, 16 Stimmen sind ungültig, zum 2. Vizepräsident Abg. Dünger (L. Vp.) mit .79 Stimmen, davon waren '16 Stimmen ungültig. Bel der Wahl der Schriftführer erhielten di« Abg. Mucktzr (Unabh.) 70, Eränk (Komm.) 53, Winkler (Soz.) .24 und Eller oth 1 Stimme. Gewählt wurden infolgedessen di« Abg. MuMe und Cuaintz. Zu stell vertretenden Schriftführern wurden durch Zuruf ge wählt di« Abg. Wehr mann (Dem.), Winkler (Sog). Ramtnelsberg (Lutl.) und Dr. Herman» (D. B.V). Schluß V,ö U-r. - Rächst« Sitzung: Mittwoch, den 8 Dezember, mittag 1 Uhr. Tagesordnung r Wahl der vu-schükft. « Da» irene sächsische Ministerium. Nach langwierigen Verhandlungen habe» die beiden sozialistischen Fraktionen nunmehr die endgültige MV ntsterlistr aufgestellt.' Sie steht.folgendermaßen au»: Ministerpräsident: Buck (Sog.) WirtschaftSminifterium: Schwarz (So») Justizministerium: Dr. Harnisch /Soz.) Ministerium de» Innern: Ltpin»ki (Unabh.) Kultusministerium: Fleißarer (Unabh.) Arbeit-Ministerium: Jaeckel (Unabh.) Finanzministerium : H'eldt (Soz.). Der Dresdner Anzeiger, der al» RatSblatt dem Ob«r- bürgermeister Blüher, dem FraktionSführer der Deut- schen Volkspartei im Landtage, nahesteht, schreibt: Die Lage ist reichlich kompliziert geworben und sie wird durch das Bevorftehen der p reu ßi k.che n Land- t ag S w a h I e n noch komplizierter. Wenn das preußische Volk bei dieser Wahl sein Votum analog dem Votum des gesamten deutschen Volk«» am 6. Juni 1920 ab-» geben wird,.dann wird dzg Rückwirkung einer evertt. bürgerlichen Regierungsbildung in vreu- ßen auch auf Sachsen nicht auSbleiben und dann wird sich das Problem der reinen sozialistischen Regierung In Sachsen noch schärfer zu spitzen, al» «S ohnehin setzt schon der Fall ist. Tie jetzige Lösung bedeutet somit «in be dauerliches Zwischenstadium und Sachsen ist Zurch sie zum Versuchsobjekt geworden, ob wir in Deutschland endgültig in da» Fahrwasser der betonten Frontanpolitik oder im Fahrwasser einer aekund«n. friedlichen KoalitionSpolitik zwischen bürgerliche« Mitte oder Arbeiterschaft einlenken werde». Die neuen Männer. Ministerpräsident Wilhelm Buck sMehrheit-soziallst) wurde 1869 in Bautzen geboren und war bi» MM Jahre 1905, wo er zum Gewerkschastssekretär Leim Ge- werkschastSkartell in Dresden gewählt wurde, von Beruf Stukkateur. 1908 wurde er in Dresden GtavtoerorN- neter. .1909 unbesoldeter Stadtrat'. Rach Au-bruch der Revolution übernahm er al» BolkSbeauftragtm dt« Lei tung des Kultus- und UnterrichtSminiftertmn-. Al» Kultusminister gehörte er auch dem ersten KabtnMt Gradnauer an, da» im März 1919 gebildet wurde. (Im zweiten Kabinett Gradnckuer trat an sein« Stell« der Demokrat Dr. Sehfert.) Nach Gradnauer» Rücktritt am 4. Mai 1920 wurde Buck MM sächsische» Minister präsidenten gewählt. Wirtschastsminister Albert Schwarz (Mehrhsitssazlallst) ist 1874 geboren und von Beruf Metallarbeiter, ga der gewerkschaftlichen Bewegung spielt er al» Geschäfts führer und Bevollmächtigter de» Deutsche» Metallar- betterverbandeS in TxeSden schon seit Jahren «in« füh rende Rolle. Beim Ausbruch der Revolution übernahm er als Volksbeauftragter vaS damals neu gegründet« ArbeitSministerium, da» er im Januar 1919 MU dem WirtschaftSminifterium vertauschte«, während da» Ar» bettSmintyLrium dem Mehrheitsfozialifte» Heidt zerfiel. Schwarz behielt da» Wirtschaft-Ministerium auch in de» beiden Kabinetten Gradn.auer und im Kabinett Buch. Sein« Stellung innerHalb der mehrheit-sozialistische« Partei ist erst letzthin wieder dahin gekennzeichnet, .daß er dem am weitesten link» stehenden Flügel angehüre. Justizminlster Dr. Rudolf Harnisch (Mehrheitesozialisp ist in Chemnitz 1864 geboren. Btp 1893 stand «r ÜM staatlichen Justtzdienst, dann widmete «r sich dem Recht» anwattsberufe, in dem er .sjch Mt Vorliebe al» Anwatt sozialdemokratischer Parteigenossen betätigte. Beim Ba» ginn der Revolution Übernahm er in Chemnitz da» Po« lizeipräsidium. Im Januar 1919 übernahm « a» Dolksbeauftragter di« Leitung d«S Justizmtntsterimn». In der Eigenschaft al» Justiz Minister gehört« « sawdhä den beiden Kabinett«» Gradnauer al» auch de« Kote nett Buck an. i Minister d«« Innern Richard Lipinski (Nechteanedhäugtß) wurde 1867 in Danzig geboren und widmet« sich -em kaufmännischen Beruf, von 1891 bi» 1961 wirkt« «r als Schriftleiter an der Leipziger volkSzettüng. Seit 1901 ist pr Buchhändler und Schriftsteller in Martz- Ottendorf bei Wurzen, von 1908 bi» 1998 gehört« er dem Reichstag« an. Im November 1918 übernahm «r als Volk»b«auftragt«r die Leitung der Ministerien de» Innern und de» Aeußern- trat aber von diesen Pop«« bereit» im Januar 1919 wieder zurück. In der sächsi schen Volkskammer hatte Lipinski do- Amt de» stellver tretenden Präsidenten inne. Am 14. November Word« er auch in den Reichstag gewählt; « Hot ab« da» ihm zugefallen« Mandat ntedergettgt. Kult«»mlnist«r Hermann Meißner (Recht,n««b-ängt,) wurd« 186ö in Dresden geboren und erlernte da» Tisch- lerhondwerk, da» er 1896 mit dem Beruf eine» Schrift-