Volltext Seite (XML)
Freitag, den 19. November 1841. 42. Mit König!. Sachs. Concession. Verantwortlicher RcLactcur und Verleger: Albert Reinhold. Don dieser Wochenschrift erscheint alle Zr-itag« eine Rammer. Der Preis für den Dierteljahrgang beträgt ro Rgr. Bekannt machungen aller Art werden ausgenommen; die gespaltene .Zeile oder deren Raum wird mit 6 Pf. in Anrechnung gebracht. Aufsätze, die im nächsten Stuck erscheine» sollen, werden in Tharand bis Montag Nachmittags 2 Uhr und ' in Wilsdrus bis Montag Abends 7 Uhr angenommen. Auch können bis Mittwochs Mittag eingehende Zusendnngen Nils Verlange» durch die Post all den Druckort befördert werden und in der nächsten Nummer erschein»». Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: ,,an die Redaktion des Wilsdrus-Tharandcr Wochenblattes zn Wilsdrus (Dresdener Gasse im Hause des Herrn Stadtrichters Damme, r Treppe,) oder: „an Lie Agentur des WilLLruf-Tharandcr Wochenblattes zu Tharand," die Herr Buchbinder Lauscher übernommen hat. In Meißen nimmt Herr Klinkicht jun. Aufträge und Bestellungen an. Etwaige Beiträge, welch- der Tendenz des Blattes entsprech-», sor«» stets mit großem Dank« angenommen werden. Die Redaktion, Weltbegebenh eiten. Rußland. Schritt vor Schritt, aber um so sicherer, verfolgt Rußland seinen großen Plan, die seiner Herrschaft unterworfenen polnischen Provinzen ganz und gar mit sich zu vereinigen und den letzten Resi der polnischen Nationalität zu vertilgen. Als das bcsie Mittel zum Zweck betrachtet es mit Recht die Einführung der rus sischen Sprache im ehemaligen Königreiche Po len, die auch bereits daselbsi Eingang gefunden hat und hat finden müssen, da nach einem, vor nicht gar langer Zeit erschienenen Gesetze kein polnischer Unterhalt eher auf cinc öffentliche Stelle als Beamter Anspruch machen darf, bevor er nicht seine vollkommene Kcnntniß der russischen Sprache dargcthan hat. Auch erscheint die pol- Nische Staatszeilung zu Warschau in russischer Sprache nur mit polnischer Uebe^sctzung. Eben so ist die Einführung des russischen Münzfußes im Königreich Polen ein bedeutender Schritt weiter zur gänzlichen Verschmelzung mit dem großen Kaiserreich. Das Papiergeld der pol- Nischen Dank darf die Werthsangabe nur nach russischen Rubeln enthalten und die im Lande künftig zu verbrauchenden Stempel sollen nur nach russischen Rubeln und Kopecken berechnet werden. Bei dieser Ausbreitung und Befestigung russischen Wesens, der beharrlichen Consequenz, unterstützt durch gleiche Starke als Geschick, wo. mit dieser Zweck verfolgt wird, bleibt für den Beobachter die Frage übrig, wie weit dieses System zum Ziele gelangen werde, und welches, wenn es geschieht, dje Folgen davon sein können. Traurig aber ist cs zu bemerken, wie die Han. delssperre an der polnischen Grenze immer stren ger wird, indem die bisherigen Chaussccabgaben in Polen auch auf die Wasserstraßen ausgedehnt sind. Für jeden ausgcführten kiefernen Balken betragt die Abgabe mit Einschluß des Ausgangs, zollcs 12 polnische Groschen und für jedes Stück cicheijos Nutzholz 22 polnische Groschen. — Daß bei diesem Verfahren auch die angrenzenden prcu» ßifchcn Provinzen außerordentlich leiden, liegt auf der Hand. Doch erstrecken sich die Uebcrgriffe der russischen Regierung nicht blos auf den Han del, sondern auch auf den persönlichen Verkehr und die Freiheit der preußischen Grenzbewohner. Zur Beglaubigung des eben Gesagten möge ein der L. A. Z. entnommener Vorfall eine Stelle in diesem Blatte finden. Königsberg. „Man hört gegenwärtig öfter als früher von bedeuten den Grenzcollisionen mit unsern russischen Nachbarn. Vor kurzem gingen aus der prcu» ßifchcn Grenzstadt Ncidcnburg etwa 60 Personen katholischen Glaubens, Männer und Frauen, nach einer auf dem nahen russischen Gebiete ge legenen kathol scheu Kirche, wie dies an Fest, tagen schon früher geschehen, weil in Ncidcnburg und der nächsten preußischen Umgebung sich keine solche befindet. Dort angclangt werden sie plötz lich von russischen Polizcibeaunen und Soldaten überfallen, fcstgenommen und in einen Stall gesperrt. Indessen gelingt cs 03 von ihnen zu entspringen und durch unwegsame Wälder sich nach Preußen zurückzuschleichcn. Von diesen er fährt der dortige Landralh, Herr von Pcguilhcn, das Vorgefallcne, fahrt sogleich über die Grenze und verlangt von den russischen Behörden die Freilassung der Gefangenen. Durch das anfangs impertinente und beleidigende Benehmen russischer Beamten keineswegs zurückgeschreckt, obwohl längere Zeit durch ihre leeren Ausflüchte hingc- halten, erzwingt zuletzt sein entschlossenes Auf