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/luer Tageblatt WMZ Er Has Errarölmk WLMW.L mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilaser Mer Sonntagsblatt. ZZKKH K«x u»s Nu„»»«z«u.i,,'s»»i! S»»chNm,»e -er N»»aktt»n mitstusnahm, »vk AemUag» nachmittags 4—- Uh». — LtNgramm-fttress», Lagettatt stuemMbirA«. -vmstzwchm». »'N? »N sZ«»A *Ä8«??" M» uavnlaagt «tng,faa»t» Manuskript» kam» Sm»LH» nicht geleistet »vwe«. nMisWMA Nr. 16. Dies» Nummer umfaßt S Selten. Das Wichtigste vom Tage. Die Budgetkommtssion de» Reichstage» be endete die Erörterung über da» Kaligesetz und ging -um Etat der Retch-justizvertvaltung über. * Der Vorsitzende de» Preutzenvunde» veröffent licht eine Erklärung, um die protestieren den Bayern -u beruhigen.*) Der Präsident der französischen Republik, Poinear«, lvar beim deutschen Botschafter in Pari» zu Gaste.*) Der französische Schriftsteller und bekannte frühere So zialtstenftthrer Pressens» ist im Alter von 60 Jahren gestorben. * Der russische General Holmsen Hat in der fer. bisch-bulgarischen Grenzstrettfrage dem bulgari schen Standpunkt fast vollständig aner kannt. » ES verlautet, daß der portugiesische EisenbaH- ne rstretk als m itzglückt betrachtet werden kann. Die Angestellten lehren zur Arbeit zurück. -1 Näher«. stehe an anderer Stell«. Die neue Zabernäebatte im Reichstage. >0? Morgen, am Donnerstag will der Reichs kanzler die beiden neuen Interpellationen über di« Zabernaffäre beantworten. Di« Parteien haben in den letzten Tagen bereits unter einander Fühlung über ihre ein zuschlagende Takiik genommen. Wie im elsaß-lothringischen Landtag ist auch im Deutschen Reichstag das Bestreben all gemein erkennbar, di« Angelegenheit so vorsichtig wi« mög lich weiter zu behandeln. Daß die Sozialde mokratt« an dieser stillschweigenden, aber deutlichen Verabredung keinen Anteil nehmen will, iist selbstverständlich. Sie hat bereits durch die Form ihrer Interpellation bekundet, daß ihr lediglich aus parteipolitischen Gründen eine rücksichts lose Ausbeulung der Sache erwünscht ist. Sie wird anti militaristischen Tendenzen die Zügel schienen lassen und die wohl-vorbereiteten Agitationen ihrer drei Redner nach Mög lichkeit im Laude verbreiten. Am liebsten setzte sie natür lich an den Schluß der neuen Interpellation noch einmal einen Amras, daß der Reichstag mit der Haft^-g Reichskanzlers in dieser Frage nicht zufrieden ist. Allein d»e Schere Aussicht auf Ablehnung eines derartigen An- Mittwoch, 21. Januar 1914. trag» wird sie -um Verzicht nötigen. Gin Mißtrauensvotum ist diesmal nicht zu erwarten. Die vier bürger lich« nP a r t«t« n, die am letzten Mißtrauensvotum vom 4. Dezember beteiligt waren, hatten zuerst ein gemeinsames Vorgarn tn» Auge gefaßt. Tagelang hat man darüber -wischen den Führern de» Zentrum», der National, liberalen und der Fortschrittler verhandelt. Da- -ei war man einig in zwei Dingen: daß man nach allem seither vorgefallenen Und Festgestellten ein« klare Ab grenzung der militärischen und zivilen Machtbefugnisse er. streben müsse, wi« fie auch die halbamtliche Kundgebung der Retcheregieruna vorige Woche in den Nordd. Allgem. Zta. in Aussicht gestellt hat, und daß man die Lokalereignisse und Einzelpersonen, di« bei den bt»herigen Erörterungen am meisten genannt wurden, möglichst ganz au» der neuen Reichstagsoerhandlung herauslass«. Wenn man trotz dieser wesentlichen Uebmeinstimmung der Ansichten keine gemeinsame Formel für da» vorgehen der vier bürgerlichen Parteien gefunden hat, so verwegen, weil die Geschäfts- ordnung de» Haufe» besondere Schwierigkeiten in den Weg legt. Di« Fortschrittler wollen einen Initiativantrag in Form eine» Gesetzentwurf» -einbringen, worin sie reichsgesetzlich festlegen möchten, da» militärischer Wckffenge brauch in Friedenszeiten nur gestattet ist bei militärischen Hebungen aller Art, im Falle der Barhängung de» Be lagerungszustands» oder auf Ansuchen der Zivilbehörden. Damit soll vor allem «in« Wi«derhülung de» Falle» unmög lich gemacht werden, daß «in einziger mtlttckvMher Befehls haber au» sich heraus im guten Glauben, wie Oberst v. ReUter, die DefehlsgSwalt an sich nimmt. Nach der Ge schäftsordnung de» Reichstage» können aber Initiativan träge der Parteien nur an sogenannten Schwerinstagen zur Verhandlung gebracht werden. Da die Senioren die Ab haltung von Schwerinstagen vorläufig hinourgeschöben haben, würde erst nach Wochen «in« Möglichkeit der Be handlung dieses Antrages gegeben sein. Deshalb schlagen Zentrum und Nationalliberale den Weg der Einbringung von Resolutionen vor. Jede Partei für sich wird eine Resolution einbringen, worin der Reichskanzler aufge. fordert wird, «inen Gesetzentwurf zur besseren Abgrenzung der Befugnisse von Militär- und Zivklbehörden vorzulegen Da in solchen Resolutionen dem Reichskanzler die Initia tive nicht nur, sondern auch der Inhalt -des Gesetzenr- wurfe» Überlassen bleibt, ist diese Form für ihn natürlich die beguemste. Das Bedenken der Parteien gegen diesen Weg besteht nur darin, daß ebenso wie den anderen zahl reichen Resolutionen de» Reichstage» zum Mdlitäreiar auch diesen vom Bundesrat keine Beobachtung geschenkt werden könnte. Don den Konservativen verlautet noch nicht» Über ein besondere» Dorgchen. Mau weiß aus den letzten Verhandlungen im Preußischen Abgeordnetenh«. und au» der Haltung ihrer Press«, daß sie genau so viel un mehr al» di« SoziaÄemorruLie gegen den Reichskanzler aus d-nn Herzen haben. Es fragt sich nur, ob -nicht auch sie aus höheren als Partei rücksichten bereit sind, di« bevorstehenden 9. Jahrgang. neuen JnterpellationsdeVakten so ruhig und fachlich wie möglich durchführen zu helfen. So «erden di« bevorstehenden Erörterungen, die der Zabernaffäre hoffentlich endgiltitz «in Ende bereiten, zwar große, aber voraussichtlich und hoffentlich sachliche Tage -eiligen, die der Beruhigung dienlicher sind al» die verflossenen De-emberdebcktten de» Reichstag«». Postlagernäe Briefe. (Von Unserem Berliner Mitarbeiter). Da» System der postlagernden Briefe ist schon öft des öffentlichen Kritik unterzogen worden. Zu irgend welchen gesetzgeberischen Aktionen hat e» freilich bi« jetzt diese Kritik noch nicht gebracht. Reichstag wi« Postverwaltung lassen di« diesbezüglichen Klagen in den verschiedenen Papierkörben verschwinden. E» ist auch keine so rechte Instanz da, die sich zum wirkungsvollen Vertreter bestimmter Forderungen gegenüber diesem System machen könnt«. Die Sittlich- keitsverein«, Li« sich der Sache noch am rührigsten bi» jetzt angenommen haben, verdienten gewiß in mancher Beziehung mehr Beachtung, al» sie in Wirklichkeit finden. Aber der Politiker -kann leider nicht immer mit dem moralischen Verdienst rechnen, sondarn braucht al» Stütze für sein Vorgehw auch die praktisch vorhandene Macht. In vielen Punkten schießen die Stttlichkeitrwereine zuweit über da» Maß dessen hinaus, was das allgemein» Urteil für sitt lich anstößig hält. Di« modern« Zeit erfreut sich nun ein mal einer gewissen Bewegungsfreiheit auch atzf dem Gebiet, da» man «l» La» der sexuellen Gefahr bezeichnen kann. Ueber Li« wirklich vernünftigen Grenzen -wischen sexueller Sittlichkeit und llnjfittlichkeit sind Zweifel »ft mög lich. Vielleicht auf keinem Gebiet hat e» die Natur Uns Menschen so schwer gemacht, da» rechte Maß, di« goldene Mitte -wischen Gesetz und Freiheit -u finden. An den Sitt- lichkeitsvereinen hat man gegen viel« Dinge Be dacht, die auch d«r sittlich stark« modern« Mensch nicht für verdächtig halt«» kann. Die Darstellung de» Nackten in der Kunst, da» ungezwungen« Zusammensein der Geschlechter, Sportpfleg«, da» alle» find Dinge, die durchs», nicht unbedingt di« Vev- oammnt« verdienen, in di« st« gewiß Fanatiker gern «rklären möchten. Trotzdem wär« «» auch vewlchrt, sich gar zu rück haltlos jedem Begehren nach Freihett hinzugeben. G» gibt Ding«, in denen sogar der Fanatiker einmal Recht haben kann, und es gibt auch manches Verlangen nach Frei heit, auf da» nicht gerade der ideale Sinn diese» Begriffs patzt. Man sollte deshalb auf keinem Gebiete mehr wie gerade auf diesem mit der uneaWitterltchen Objektivität des Arztes öder des Philosophen urteilen. Kein Problem verträgt es schlechter, als gerade dieses, wenn es zur schab- 'one„Mäßigen Parteifrvge gemacht wird. So find wir von den postlagernd«» Briefen schon plötz- ich mitten in di« Erörterung sexueller Fragen hineinge- kommen. Da» könnte al» »in Grdankmspvung erscheinen, ist aber keiner. Denn was die postlagernden Briese so ven- däcktigt macht, ist eben die», daß st« vielfach der Pflege un ¬ begegnete man den Truppen. Im Handgemenge erhielt, di« da» Kabinett -u besitzen wünscht. Gin« Ausgabe, die Recker «inen Sebelhieb über den Kopf und flog in tausend nicht immer ganz leicht genannt werden kannl Der be- Stücke; der Herzog dagegen wurde gerettet. Infolge des' deutende Künstler oder Staatsmann, die illustre Frauen- Las E.^olissement mit seinem fürchterlich authentischen In halt di« neugierigen und sensationslustigen Pariser in Scharew anzog. Nach dem Tode de» EurttU» heiratete Mari« Gresholz «inen gewissen Tussaud und verlegt« ihr Museum nach England, wo es noch heute besteht und unten der Leitung .... „ Lode» de» beliebten volk»sührer» geriet di« Baoölkenmg rechtlerin oder Theater-Diva haben in der Regel wenig von den Plänen, Daten Und seltsamen Peripetien de» Leben», noch mehr in Aufregung; — drei Tage später wurde di« Zett, und sie find bisweilen nicht einmal geneigt, Mr da» ' halten. Gin» von ihnen, das in der Faubourg Poissonier« bestand, erwarb der Zeichner GrSvin um da» Jahr 1860, gestaltete es völlig um und schuf so da» berühmte Wachs figurenkabinett, dem kein Fremder seinen Besuch abzu statten -versäumt und das den Parisern selbst al» einer der populärsten Anziehungspunkte der Stadt gilt.- Plaudern wir noch ein wenig von den Geheimnissen de» Muss GrSvin! Zunächst: Wi« entstehen die Köpfe und Wach»gnippen de» Kabinett», wie werden sie kostümier^ historisch getreu ««»gestattet und, fei -es allein Mr sich, Mi «»in Szenen, dem Besucher vorgeführt? Mit der wichtigsten Aufgabe, di« darzustellenden PerföNlichkeittn zu modellieren, ist feit der Gründung de» Museum» der russische Bildhauer vernstamm beaust-agt. E, hat, wohlgemerkt, nicht bloß di« historischen Persönlichkeiten geschahen, sondern modelliert auch nach dem Leben all« berühmten Männer de» Tage», alten Palais Royal, es enthielt di« Figuren der hervor ragenden Männer; da» ander«, ein richtige» Schreckens kabinett, wurde in der Borstadt T«mple ausgetan; es zeigte die Köpfe der Verbrecher und großen Bösewichte der Welt geschichte, dazu eine erlesen« Kollektion von Mordwaffen und Folter-Instrumenten, —- war also bereit» «ine richtige Schreckenskammer im modernen Sinns de» Wortes. Das Wachsfigurenkabinett von Gurttu», und zwar da» seriös«, spielte sogar «ine Rolle zu Beginn der großen Revolution. Al» Ludwig XIV. am 11. Juli 178S di« MckberuMng de» populären Minister» Recker verfügt hatte, entstand ein Auf ruhr in Pars». Die Menge b«gab sich zum Muss« Gurtiu» und verlangte dort di» Büsten Recker» und de» Herzog» von Orlean», Philippe GgalttS. Die beiden Köp« wunden mit einem Trauerflor umgeben und durch di« Straßen der Haupt stadt getragen. In der Näh« der Opfer, am Platz Bendom« rechtlerin oder Theater-Diva haben in der Regel wenig Kabinett der Unsterblichkeit eine Pofe auszüstehen. Wa» bleibt zu tun? Monsieur Bernstamm weiß schon di« Ge schichte und ein paar interessante Vorläufer. Bsereit» zu! figurenkabtmttt de» Gurttu» gleichwohl güän-end» Geschälte, legenheit wahr-unehmen, um di» betreffende Perfönlichkett Zetten Ludwig» XIV. kannte man tn Frankretch die -Kunst, Die Nicht« de» Besitzer» scheute sich nicht, auf der Plac d« la im öffentlichen Leben au» möglichster SW» und genügend Ma»k«n in Wach» zu fqvinen. Go -«findet sich km Schloß! Concorde den Hinrichtungen hervorragender Persönlichkeiten lange zu beobachten. Und da» bewundernswert sch-'M von LsrtatllM an der Wvvd «st« d»m WM de» Govomr-I kuiVimahnen uud di» eutt« d« «MLsstu» MM»»» «ug, do» Minstdm» foratt dann nach» als »st» «M» W- Königs «ine Profilmarke des Herrscher», di« zu dessen Leb- Köpft an Ort und Stelle zu modellieren. Kein Wunder, daß -eiten von Antoni« Benoist angcherttgt wurde und als ein kleine» Meisterwerk bezeichnet werden kann. Im 18. Jahr hundert wurde in Pari» da» erste WachSriguren-Kabinett gegründet. Der Schweizer Arzt Eurtiu» kam damal» mit feiner Nichte Mari« GreSholz nach der französischen Haupt stadt und richtet« zwei Museen «in, in denen« er die börühm- der Nachkommen Tussaüds einen großen Rus besitzt. Di« teste» Leute der Vergangenheit und der Epoche ins Wachs I Tradition de» alten Etablissement» Eurtiu» wurde in und Kostüm zeigt«. Da» eine Museum etablierte sich im Frankreich durch eine Reihe kleiner Kabinett» aufrechter- 2m PanserWachsfigurenrAabinett Skizze von Baron Noguebruue-H rault. S-uck v--rb»«e»j Wünschen Sie mit Kaiser Napoleon zu sprechen? Einen Augenblick. Seine Majestät unterhalten sich gerade mit den Herren vom Generalstab. Sie wissen, die Schlacht von Waterloo, kürzlich — aber nein, fürchten Sie keine Lwnge- weil»! Inzwischen könnte ich Sie vielleicht Rodin vor stellen, oder Sie könnten, wenn Sie e» vorziehen, Herrn B.-rlioz, oder Monsieur de Müsset Ihne Aufwartung zu machen? Ganz nach Belieben. Sollte Ihnen aber die Ge sellschaft all dies«' Götter und Halbgötter weniger behagen, so steht einer Audienz bei Papa FalltSre», unserem allbe liebten Landesvater a. D., oder bei den Stepnen der Tomö die Franyaise wirklich nicht» im Wege; bitte, be mühen Sie sich in den Saal zur Linken I —- Wenn ich Por tier wäre im altberühmten Muss« Gvevtn, würde ich so oder ähnlich die sehr geehrten Besuchen- empfangen uno ihnen dann noch (vorausgesetzt, daß Monsieur Napoleon oder Herr Berlioz nicht» dagegen hätten) mit historischen Anekdoten aufwarten, daß thnew di« Haare -u Berg« ständen, oder auch manchmal di« Lachmuskeln wehtun sollten. Denn gruselig und lustig ist da» Pariser Wachsfigurew-Kaktnett schon ganz und gar. St« sind alle hier beieinander, die mehr oder minder großen Leute der Weltgeschichte und die au» der französischen Historie im besonderen. Sie geben sich «in Stelldichein, da» pittoresker nicht gedacht werden, kann, weil! nur ein» bestehen blieb: die historische Maske. Da» Müsse Trevtn hat übrigen» schon selksst ein« Ge- >