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MsdmfferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 245. — 87 Jahrgang Tolegr-Ndr.: .Amtsblatt Wilsdraff-Dreadea Postscheck: Dresden 2«4f Donnerstag, deu 48. Oktober 1828 Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, I Tageblatt' erscheint an allen Werktagen Nachmittage 5 Uhr. B«n,»prei»: Bei Äbtzoiuvg in : ^qaslastelle unb den «srgodestelle» 2 AM. im W-nat, bei Fusielkmg durch die Boten 2,SV RM., bei Potideftellung ' ,, ,, . „ gebühr. Einz-Snumm-rn j Wochenblatt für Wilsdruff v. Umgegend Postboten und an,e-eklu-. ",-iiiud «eschzftrhellen -— u L—2 nehmen zu jeder Zeit Bk. , Nal? tbtge^n. Am Faste HLHerer Gewalt, Krieg oder sonstiger BetriedostSrnngen besteht kein Anspruch aus Lieferung otttung oder Kürzung de» Brrugapreises. — NLchseudungieingesandter Schriststübke erfolgt nur, wenn Porto bsiliegt. Anzeigenprei«: die 8 gespaltene Raum,eile W Rpfg., die 1 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen «V Aeicho. pseunig, die Lgcspaltene Sieklamezetle im teMche» Teile 1 Aeichomark. Nachweijungsgebübr 20 Reichspsenutge. Poe- geschriebeneLrscheiunng,. tage und Platzoorschriften werden nach WLglichk-it Fsrnsprscher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, anuahm-birvorm.loUhr. — - d! Für die Richtigkeit »et durch FernrusübermittrltenAnzeigen übernehmen Wit keine Garantie. Jeder Aabattansprnü erlischt, wenn derVeiragdurch ... ... .... . . Klage eingezogea werdeumußoderderLuitraggeberiuKonkurogerüt. AnzeigeunehmenalleBermittluns-stellenentgrgen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts» ^rchts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des ^orstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt. Das gescheiieris Volksbegehren. N«r 1 14 Millionen Stimmen. der gesetzten Frist für das von der veranlaßte Volksbegehren auf in der Panzerkreuzcr- «rncht politische Aktion als abgeschlossen be- beaebran ^enn auch alle aus dem Volks- festgestellten Ergebnisse noch 'M bekanntgegeben werden können, unterliegt es doch Panzerkreuzer und Volksbegehren. reicht bloß in den Kreisen der Kommunisten hatte damit gerechnet, daß das Volksbegehren ^gen den künftigen Bau von Panzerschiffen die Zustim- Mng von mindestens 4,1 Millionen deutscher Wähler er- würde und damit der Weg zu einem Volksentscheid ^öffnet wäre. Es hat aber nicht dazu gereicht. Selbst , / Stimmenzahl, die von den Kommunisten bei der ätzten Reichstagswahl aufgebracht worden ist, ist nicht ^beträchtlich höher als die jetzt für das Volksbegehren ^relte. Natürlich wird es an Kommentaren nicht fehlen 'M man schiebt in jenen Kreisen, die für das Volks- Mehren eintraten, die Schuld für die Niederlage haupt sächlich der Bestimmung zu, wonach die Eintragung beim Volksbegehren bekanntlich in aller Öffentlichkeit "folgen muß, es sich also beispielsweise durch Über- Achung feststellen läßt, wer für ein Volksbegehren ist. M Ablehnung eines solchen Begehrens erfolgt ja nur Dadurch, daß man sich der Eintragung fernhält. Vielleicht haben öfters aufgestellte Behauptungen, daß viele Wähler M wirtschaftlichen oder sonstigen Gründen es nicht wagen, in aller Öffentlichkeit für das Volksbegehren einzu- "oten, etwas Richtiges für sich: hat man doch ähnliches ?Uch beim Volksbegehren über die Fürstenabfindung be hauptet; beweisen läßt sich das natürlich allerdings nicht. Andererseits kann man dem aber cntgegenhalten, daß auch 'n Großstädten, wo sich eine solche Überwachung der sich für aas Volksbegehren Eintragenden praktisch gar nicht durch führen läßt, die Stimmen dafür beträchtlich hinter jener 3M Zurückbleiben, die dort am 20. Mai der Kommu- Mischcn Partei zufielen. Obwohl auch andere Parteien den Bau des Panzerkreuzers sind, haben sich ihre Anhänger von dem Volksbegehren ferngehalten. Die ^»sialdemokratische Partei z. B. hat sich aufs schärfste ge- dis Eintragung zum Volksbegehren ausgesprochen M ihre Anhänger scheinen in der Hauptsache dieser Mwle Folge geleistet zu haben. Vielleicht war es ein , ^Uscher Fehler der Kommunisten, ihre Angriffe .dkgen des Panzerkreuzerbaues weniger gegen die bürger- "chen Parwicn als gegen die Sozialdemokraten zu richten; dadurch erhielt die ganze Geschichte ein parteipolitisches Ziehen. Nit dem Mißerfolg beim Volksbegehren geben nun Mr die Gegner des Panzerkreuzerbaues ihren Sturm- "Ugriff „och längst nicht verloren. Die nächste Gelegenheit einer Entscheidung hierüber ist übrigens gar nicht mehr ffr«. Bekanntlich ist die Bewilligung der ersten Nate M-den Bau anläßlich der Beschlußfassung über den Atchshaushalt 1928 im letzten Reichstag erfolgt; die Rate wäre nun also zu bewilligen oder — abzu- 'Men bxj kommenden Etatsberatnng für 1929; dann der ganze Streit um den Panzerkreuzer zweifellos große Rolle spielen. Vielleicht sogar schon vorher. ^Mmt es nämlich zu Verhandlungen über eine Kabi - Umbildung, wie sie im Juni vorgesehen Mrvr, so wird man dabei um so weniger an der Frage, ob de,« n^en Kabinett die zweite Rate bewilligt werden wu »der nicht, vorübergehen können, weil ja die p a r l a - rische Entscheidung hierüber schon nach späte- fünf Monaten erfolgen mutz. Käme es dann im um^tag zu einer Krise der Negierungskoalition, so fä'hr^ d'M ein vor kurzem erst gebildetes Kabinett ge- .An und für sich liegen jetzt diese Dinge kaum anders m7,"" alten Reichstag: die Parteien, die damals die erste b».. Panzcrkrcuzerbaues bewilligten, besitzen auch A »w „och die Mehrheit: wenn behauptet worden ist, daß ^ue der Zentrnmspartei sich zu einer Ablehnung des AMs entschlossen hätten, so ist dies parteioffiziett stark Anntten worden, würde außerdem auch nicht dafür ge igen, eine Kabinettskrise hintanzuhalten. Mr -)? besonders schwieriger Lage sind natürlich jene .AMner, die der Sozialdemokratischen und der Demo- Partei angehören und die im August dem Partei!« s Panzerkreuzerbaues zugestimmt haben. Ihrs lch '>^Een bestimmt die zweite Nate ab- mit einer' daß man mit einiger Sicherheit imWinter ^cnn die I u b i n e t t s k r i s e wird rechnen- müssen. Nate für d»^ wird dadurch kompliziert, daß die zweite der __ Benns.- "zerkreuzerbau überhaupt nur mit Hilfe kann- Sttrr Exposition in den Etat hineingebracht werden di-l,'Politisch-parlamentarische Schauspiel um am Na»« Verum kann für den Außenstehenden ganz r werden. Da außerdem auch nene Steuer - 9 e n angekündigt sind, außenpolitisch überaus Pppc.» Muristen herannahen, so dürften die Pro- P »si d'-e einen ziemlich stürmischen p'littschcnWinter prophezeien. kostbares Lut (les vaterlancker General Heye an Stelle Hindenburgs in Hannover. Der Erweiterungsbau der Kavallerieschule in Han nover wurde Dienstag feierlich eingeweiht. Anfänglich war die Teilnahme des Reichspräsidenten v. Hindenburg an dieser Feier vorgesehen. Da aber der Reichspräsident durch den unerwarteten Tod seines Schwiegersohnes im letzten Augenblick verhindert wurde, selbst in Hannover zu erscheinen, ließ er sich durch den Oberkommandeur der Reichswehr General Heye vertreten. General Heye brachte bei der Feierlichkeit die An sprache, welche Reichspräsident v. Hindenburg halten wollte, in seinem Namen zur Verlesung. Sie stellt sich sozusagen dar als eine Art Botschaft des Reichspr äsidenten an diejenigen, welche auf der Kavallerieschule ihre Eig nung als Osfiziersersatz für die Kavallerie der Reichs wehr erweisen sollen, im weiteren Sinne aber als eine Erklärung über die wünschenswerte Pflichtaufsassung bei den Führern der Reichswehrmannschaften überhaupt. In der Ansprache heißt es: „Am eigenen Kommen verhindert, lasse ich nachstehendes bekanntgeben, um zu zeigen, welchen hohen Wert ich der Er ziehung des Offiziersersatzes beimesse. Die Kavallerie ist in unserem kleinen Heere verhältnismäßig zahlreich ver treten und ihre Aufgaben haben sich gegen früher wesentlich verändert und erweitert. Um so größer sind die Anforde rungen geworden, die an die Offiziere dieser Waffe gestellt Werden müssen. In Ihren Leistungen zu Pferde sollen Sie Jyren Untergebenen ern Vorbild sein. Das genügt aber nicht. Sie müssen auch deren sichere, zielbewutzte Führer vor dem Feinde werden. Schulen Sie daher nicht nur Ihren Körper, sondern auch Ihren Geist und festigen Sie Ihren Charakter. Denn bloß derartig durchgebildete Offiziere können ihre Untergebenen zu der höchsten Leistung, dem Einsatz des Lebens, mit sich fortreißen und zum Siege führen. Wer in solch hohem Matze befehlen will, der mutz aber vorher selbst gehorchen gelernt und sich körperlich, geistig und charakterlich ans seinen hohen Beruf vorbeitet haben. Erblicken Sie in Ihren Mannschaften ein Ihnen anvertrauies kostbares Gut des Vaterlandes. Machen Sie aus ihnen brave, pflichttreue Männer, zeigen Sie bei aller militärischen Strenge ein Herz für Ihre Leute, werden Sie ihr Berater. Dann erwecken Sie in ihnen Vertrauen und Dienstfreudigkeit. Gute Leistungen werden Sie dafür belohnen." Herr v. Hindenburg betont sodann den rechten Sinn der Kameradschaft, warnt vor Überhebung, spricht für Reinhaltung der Ehre, deren innerster Kern Liebe und Treue zum Vaterlands ist und wünscht zum Schluß, daß die Kavallerieschule die Pflanzstätte aller militärischen Schulen sein werde. Dann würden Männer aus ihr her vorgehen, deren Arbeit dem Vaterlande zum Segen gereicht. Mm über den SzeMustmLehr. Neuyork, 17. Oktober. Dr. Eckener erklärte in einer Unterredung, daß die Einrichtung eines regulären Ozeanverkehrs mit Lustschissen vor Ablauf von wenigstens drei oder vier Jahren unmöglich sei, da zunächst hie Aufbringung vm Geldmitteln für den Bau von vier Luftschiffen in Deutschland und Mei Lustschiff ballen in der Nähe von Basel und Washington oder Baltimore notwendig seien. Der Bau einer Halle in der Nähe von Basel sei notwendig, da Friedrichshafen auf einem Höhengrahe liege, der bei dem Aufstieg eines Luftschiffes den Verlust von mindestens vier Tonnen Hebekraft bedeute, während Lakehurst wegen seiner starken Winde als Landungsplatz ungeeignet sei. Dr. Eckener er klärte ferner, haß zwei neue Steuerflügel in Len Graf Zeppelin eingebaut würden und die Reparaturen bis Sonnabend mittag beendet seien. Das Luftschiff werde wahrscheinlich einen Rund slug nach Cleveland, Akron, Chikago und Detroit machen und dann nach WiSderauMlung des Brennstoffes sobald als möglich nach Deutschland zurückkehren. Die Rückreise werde wegen des schlechten Welters im Norden wiederum auf der südlichen Route erfolgen, wenn auch der Weg doppelt so lang sei. Eckener fügte hinzu, daß der „Gras Zeppelin" bereits am Sonntag nachmittag in Neuyvrk eingetrosfen sein würde, wenn unterwegs nicht einer der Steuerflügel beschädigt worden wäre. Die Beschädigung sei vielleicht darauf zurückzuführen, daß von der Küche aus eine Zinkkanne geworfen wurde, die den Sieuerslügel getroffen habe. Die velgische Regierung und die Reparationsregelung. Paris, 17. Oktober. Wie der Temps aus Brüffel meldet, hat der belgische Miwisterrat in seiner Sitzung vom Dienstag eine sehr energische Haltung gegenüber den bevorstehenden deutsch- alliierten Verhandlungen eingenommen. Insbesondere der bel gische Finanzminisler von Houtgart habe mit großem Nachdruck darauf hingewiesen, daß der Dawesplan unter Men Umständen durchgefiihrt werden müsse. Die belgische Regierung würde einer allgemeinen Regelung aller schwebenden Fragen, falls diese ge meinsam erfolgen sollte, zustimmen. Nach Ler Information des Temps spreche man davon, die Meile RheinlanLzons bereits im Januar 1929 zu räumen, um die Politik der Entspannung des Friedens zu begünstigen, Loch sei ein diesbezüglicher Beschluß noch nicht gefaßt. Es handele sich vielmehr um eine Möglichkeit, Lie in Gens von den dort versammelten Staatsmännern der Großmächte ins Auge gefaßt wude. Was dagegen die vorzeitige Räumung der dritten Zone anbelange, so halte man sie in Brüssel für einen schweren Fehler, wenn sie ohne eine ernsthafte Gegengabe er folgen sollte. keinem Zweifel mehr, daß das Volksbegehren ge scheitert ist, da die nötigen Stimmen zur Insze nierung des Volksentscheids bei weitem nicht aufgebracht wurden. Zehn Prozent der wahlfähigen Bevölkerung hätten sich für das Begehren einzeichnen müssen, also etwa 4,1 Mil lionen Wähler, getan haben es kaum 2, vielleicht nur 1)4 Millionen, soweit es sich jetzt übersehen läßt. Somit Wird der Reichstag gar nicht in die Lage kommen, sich mit einem Volksentscheid zu befassen, an dem sich wieder die Hälfte Wähler, also etwa 20)4 Millionen, beteiligen müßten, um ihn wirksam zu machen, ganz abgesehen da von, ob er sich für oder gegen den Panzerkreuzer aus spräche. Vorliegende Resultate. In Groß-Berlin, das den Wahlkreis 2 und Teile deS Wahlkreises 3 umfaßt, haben sich (nach vorläufiger Zählung) 413 949 Personen eingezeichnet. Die Stimmenzahl der Kommu nisten bei Len Maiwahlen betrug 611190. Nach Mitteilung des Landeswahlamtes haben sich in Hamburg sür das Volksbegehren rund 40 LOO Personen, das sind 4,9 Prozent der Wahlberechtigten zur letzten Reichs tagswahl, eingetragen. In Leipzig wurden nach der vorläusigen amtlichen Fest stellung 35 811 Eintragungen für das Volksbegehren gegen den Panzerkreuzerbau bewirkt. Bei der letzten Wahl wurden 70 088 kommunistische Stimmen abgegeben. In Plauen sind insgesamt 2651 Eintragungen sür das Volksbegehren sestgestellt worden. Bei der letzten Reichstags wahl wurden 10 398 kommunistische Stimmen abgegeben. Für das Volksbegehren sinv in Chemnitz 15831 Stim men aufgebracht worben. Bei der letzten Wahl in Chemnitz erhielten die Kommunisten 38 000 Stimmen. Die Endziffer der Eintragungen zum Volksbegehren be trägt in der Stadt Halle 13130 gegenüber 28 500 Stimmen der Kommunisten zur Reichstagswahl am 20. Mai 1928. In der Stadt Dresden haben sich 17 557 Personen zmn Volksbegehren eingetragen. Die am 20. Mai bei den Reichs tagswahlen für die Kommunisten abgegebene Stimmenzahl be trug 42 637. Das Ergebnis des Volksbegehrens ist in Bremen- Stadt 9119 Eintragungen. Bei der Reichstagswahl er hielten die Kommunisten 19 622 Stimmen. In München wurden 5669 Stimmen aufgebracht gegen über 29 000 Stimmen, die die Kommunisten bei der letzten Reichstaaswahl erhalten hatten. Im 22. Stimmkreis (D ü s s e l d o r f - Ost) sind tnneryaw der Eintragungszeit vom 3. bis 16. Oktober 81 495 Eintragun gen abgegeben worden. Die Zahl der Stimmberechtigten be trug 1455171. Hans Joachim v. Brockhufen 1". Der Reichspräsident in Trauer. In Bad Reichenhall verschied im 60. Lebensjahre der Schwiegersohn des Reichspräsidenten v. Hinden burg, Dr. phil. Hans Joachim v. Brockhusen. Der Ver storbene war vor der Umwälzung preußischer Landrat und batte ständigen Wohnsitz auf dem ihm gehörigen Rittergut Groß-Justin im Bezirke Stettin. Herr Hans Joachim war geboren am 20. März 1869 in Hannover Er studierte Rechtswisfenfchaft und wurde nach mehrjähriger Tätigkeit als Regierungsassessor 1903 Landrat in Grünberg (Schlesien) und 1911 in Kolberg. Im Kriege diente er als Hauptmann d. R., wurde Adjutant des Ober befehlshabers Ost und spater Stellv. Verwaltungschef des Baltenlandes. 1902 hatte sich v. Brockhusen mit Irmengard v. Beneckendorfs und v. Hindenburg, der ältesten Tochter des Reichspräsidenten, vermählt. Aus dieser Ehe sind drei Sohne entsprossen. Der Abgeschiedene widmete sich nach dem Kriege hauptsächlich literarischen Arbeiten.