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Frtttag. 17. Februar 1V1 l di A«tmEqOck. d« >«tuns ttngchen. Vies« Na»»«- »ttß, t rette. Die vankvon England hat gestern den Diskont von 4 Prozent auf 3>/, Prozent ermäßigt. In der Bud getkommissio« de« SietchStage« wurde gestern über dir Ursache der Katastrophe de« Luft» schiffe« 2. II. verhandelt. Oberst Schmiedete er klärte, »« lieg« ein bedauerliche» Unglück vor, an dem ket ner Persönlichkeit «in» Schuld ,uzum«ssen sei. Am Donnerstag beschäftigte sich der Deutsch» Landwirt« s ch a f t« r a t mit den wirt s ch aktlt chen B»z i« h u u g« n zwtschen der deutschen Industrie und Landwirtschaft. 0«ran«wo,il>ch,r R»dakt»u, - feit, Hendvta. jdr die Inserat» verantwortlich, Mal«»» Ile»,». Beide in Au» i. Erzgeb. Spnchsdmd» der »edaktio» mit Ausmchm« der Sonntag« nachmittag» von «—» Uhr. — Telegramm-Adresse i Tageblatt Aawrzgrdtrg«. — Fernstnecher »». Für unverlangt «ingesandt« Manuskript« kann Gewähr nicht geleistrt werd«,. Herr von Tirpitz. Vor einigen Tagen konnte man in einer Sdethe von Blättern die etwa, seltsam anmutend« Meldung finden, de, Staatssekretär de» Reichsmarineamte», von Tirpitz, beabsichtigte demnächst in den Ruhest andzu treten. Wie oft schon hat nicht Herr von Tirpitz demnächst demissioniert l Trotzdem ist er immer noch im Amte. Bereits über zehn Jahr« sind in» Land gegangen, feit er an der Spitze seine» Ressort, steht und mit seltenem Geschick dessen Geschäft« führt. Gewiß hat «, nicht an scharst, Kritik gegenüber seiner Verwaltung gesthlt. Aber der Staat»- stkretär hat sachlich« Gegnerschaft niemal» verübelt. Im Gegen. Da- Wichtigste vom Lage. Der Kaiser stiftet« au« seinem Disposttionlfond« SO (XX) Mk. zur Bergung der Halber st Ldter Dinosaurier- Funde. Staatssekretär Dr. Delbrück ersucht« gestern die Reich«, tagskommission zur Prüfung dr« Verfassung«. entwurf«farda»Rtich«land, ihre Beratungen au«zusehen, bi« di« verbündeten Regierungen ,u der durch di« Kommissionsbeschlüsse ge- schaffrnen Lag« Stellung genommen hätte, Mielsstellung unbedingt zu respektieren. Hieran mttgewttkt zu haben, ist da» groß« Verdienst de» Herrn von Tirpitz, und w »st» nur im Interesse der weiteren Entwicklung unserer Mariae, wenn ihr di« Kraft «ine» Tirpitz noch laug» erhalte» blieb«. Vezuaspretsr Durch unsere Boten frei In» Hau, monatlich »opfg. Bei der Geschäftsstelle abgeb,lt monatlich 40 pfg. I und wöchentlich ,0 pfg. — Bet der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich >.»o Mk., monatlich »0 Pfg. — Durch den Briefträger frei in» Hao» vierteljährlich ,.-r Mr., monatlich «4 Pfg. — Einzelne Nummer 10 Pfg. — Deutscher I postzeitung»katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden ms' Nusii hmr no, ?on, nn^ teil, «enn er «Insa-, daß er sich nicht auf dem richtigen Wege befand, hat er niemal» gezögert, auch Belehrung «ntgegenzunH> mn und di« ihm vorgeschlagenen Direktiven, soweit irgend mög liche zu befolgen. Die» gilt im besonderen von seinen Matznah. men hinsichtlich der Werftverwaltung. Nachdem eine Reih, von Vorgängen gezeigt hat, datz hier Mele» reformbedürs. tig ist, ja, datz man mit den biHerigen Vevwaltung»grundssttz«n völlig brechen und dem kaufmännischen Prinzip mehr Gelegen- hrit verschaffen mützte, ist Herr von Tirpitz der GO« gewesen, di« Fehler eingusehen und Remedur zu schaffen. Der Staatssekretär ist eben «in Mann der Praxi», der auf dem Standpunkt« steht, datz gerade in der Marine «» nicht» verfehltere» geben könnt«, al» vom grünen Tisch« aup Alle» regieren zu wollen. Wenn er aber einmal etwa» für richtig erkannt hatte, dann steuerte er sicher auf sein Ziel lo», und fein« Beharrlichkeit hat ihm noch stet» «inen Erfolg gebracht. G» sei beispielsweise nur an die Frage de, Unterseeboot« erinnert. M« da von mancher Seit«, der di, Einrichtungen de» Lu»lande» aus diesem Gebiet« in di« Lugen stach, gegen seinen Standpunkt Sturm gelaufen «vor- den ist! Herr von Tirpitz wartet« vchtg weit«, lieh in aller Still« Versuche anstellen» und al» man dann schließlich so «eit war, zögert«« kein« Minute läng«, fand«« trat »it sein«» For derungen hervor, und wir haben heut« Unterseeboot«, welch« die de» Lu»lande» in ihren Einrichtungen weit übertreffen sollen. Wär «» nach den Stürmern und Drängern gegangen, so hätten wir heut« verschieden« Typ», di« zum Teil große Unzulänglich keiten aufzuweiftn hätten. Da» Gleich« galt von der Einführung der schwersten Schlachtschiff«, zu der sich da» RttchamarkNeamt gleichfall» «ft nach langen eingehenden Untersuchungen entschloß. Richt in letzter Linie ist «» Henn von Tirpitz zu danken, wenn allmäh lich in den Anschauungen der Parlamentpmehrheit gegenüber Flottenforderungen «in« Wandlung ttntrat; auch di« Opposition sah, datz «» sich bet den Mdrinesorderungen darum handelt«, dem Machtritzel Genüg« zu leisten und datz man keine uferlosen Pläne verfolge, sondern datz Deutschland «in« starke Flott« benötig«, die « für all« Eventualitäten sichert. Bon hettzen Stürmen wie früher ist bei Marinedebatten im Reichstage nicht» mehr zu spüren. Alle» geht seinen ruhigen und fachlichen Gang, selbst di« schräfsten Krittler kargen jetzt nicht mit ihr« Anerkennung für di, Leistungen de» Staat»seketär». G» steht autzer Frag«, datz «in« derarttg« Haltung auch auf da» L»»land ihren Ein druck macht, denn wenn man sieht, datz di» grotze Mehrheit de» deutschen Volke» hinter der Marine steht und deren Ausbau sympathisch begleitet, so ist da» ein« deuUtch« Mahnung, Deutsch- land nicht durch übermäßig« Forderungen zu reizen und sein« Here »ou Hey»ebr«i» haut tm sich. s> Di, Sächsisch« Nattonalliberale Korrespondenz schreibt in ihrer neuesten Luogab«: Herr o. Heydebrand hat in sein« Donnernde im preußischen Abgeordnetenhaus« auch die sächsi schen Nationalliberalen schlimmer Neigungen ver dächtigt. Sie sollen der Sozialdemokratie Beistand geleistet haben, ja, mit ihr tm Lunde stehen. Der Führ« der Konservativen griff damit «ine üble Nachrede auf, die ihm wohl von feinen säch sischen Freunden zugetragen worden sein mag; « hätte ab« di« Pflicht gehabt, sie vor-« zu fragen, ob si« Imstande feien, th« Vehauplung zu rechtfertigen. St« haben sie niemal» gerecht, fertigt und ««den sie niemal» rechtfertigen. Po kann fich doch nur um di« letzten Landtag-Wahlen handeln. Der Fall hat sich «eignet, daß in einem ländlichen Wdhlkreise di« Sozialdemokra ten den nattonalltbmalen Kandidaten in der Stichwahl gegen den konservattv^rgrartschen Kandidaten unterstützten. Dies« Unterstützung ist aber weder verlangt worden, noch haben über haupt irgendwelche Abmachungen in diesem »der andern Wahl- kreisen pattgefunden. Wenn es di« Sozialdemokratie in einem Wahlkreis« einmal für gutbitt,ttne» Ratton-Lihiwlen für da, ÜOlkOVK Slt KküükGN, DA AHkkÜH WEM DutsK dagegen Verwahrung «tnlegen wollten. Odtthätt» vielleicht der gewählt« nationalliberal« Abgeordnete die Wahl M«hn«n sol len, weil in d« Stichwahl Sozialdemokraten für ihn gestimmt hatten! Tr hatte st« mit keinem Wort, aufgef«d«t; keinen Augenblick waren sie im Zweifel, datz fia «inen politischen Geg ner wählten. Wa» find da» also für Lächerlichkeiten? Oder hat He« v. -eydebrand irgendeinen anderen Vorgang im Tug«? Dann mag er e» doch deutlich sagen» So oft in d« sächsischen koiyervattven Press« di« Veschuldt. MUgw auftauchtmr, di« jetzt K«r v. Heyd «brand in gröbster Form erneuert^ haben «tr di« nöttgen Nachweis« gefordert. Wir haben ab« auch diesen Beschuldigungen stet» Tatsachen gegenübergestellt, di« bess« «härtet sind, al» da», wa» von kon- sedativer Sette vorgebracht wurde. Wie steht e» um di« 100 weihen Zettel, die bet der Stichwahl im 17. städtischen Wahl kreis« lGeqer-LößnijpStollb«-) abgegeben wurden, um den Sieg de» nationalliberolen Kandidaten üb« den Sozialdemokra ten zu Hintertreiben? Unvergessen ist die -ei d« Rttchttag». Nachwahl in Plauen vom Lund« der Landwirte an diaver Insertion,prei»! Vie fiebengehialten« Aorpuizril« ob« der«, Baum für Inserat« au» Au« und den Ortschaft«, Amtihauptmannschast Schwakenberg ,0 Pfg., sonst ,5 psa. ReNamevBttzetl« pft. Bei gräßeren AbschlLffen sprechender Rabatt. Annahme van Anzeigen bl» spätesten» Uhr vormittag». Für Ausnahme van «ößi iineiaei an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn fie am Tag» vorher ' Der Präsident der PartetfürTinheit und Fortschritt Halil Bey entschloß sich, da« Portefeuille de« tür k is ch « n Minister» de« Innern an,»nehmen. und Anzeiger Mr das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Äuer Sonntagsblatt. , Kr ch« SechüterF 5luer ^agebla ) Karneval in «io de Janeiro. mW»»«») Der Brasilianer ist «in Fanatiker im Feiern von Festen. Wie so manche» ander«, da» bet unseren Antipoden auf d«n Kopf gestellt zu sein scheint, ist di« auch mit dem Bidelwort der Fall: Sech« Tag« sollst du arbeiten und am siebenten sollst du ruhen. Durch einen Fehler de- Uebersetzer» scheint die» biblische Wort in veränderter Form seinen Weg nach Brasilien gefunden zu hoben. Dort lautet «»: Sech» Tag« sollst du ruhen und am sie benten Tage sollst du arbeiten. Jedenfall» nimmt e, der Brasi lianer, der sonst durchau» nicht zur Frömmigkeit neigt, mit d« Einhaltung de» ersten Teil, dich« falsch übersetzten Vorschrift peinlich genau, über den Pass»»: am siebent« Lag, sollst du «- -eiten setzt er fich, al» frei« Bürg« ein« Republik, mit d«r stolzen Begründung hinweg, datz « fich darüb« van niemandem Vorschriften machen lass«. Kirch, und Regierung wettttftrn darin, sich bet dem Volk, angenehm zu machen, indem si» fein« Freud« am Y«i«n von Festen durch Anschplng von unzähligen kirchlichen und politischen Feiertagen liebevolle» verständni» ent, gegenLringen. Man hat in Brasilien ganz-, halb» und vierttt. tägig« Feste. Am LeliebtOen sind die mehrtägigen. Unter die sen ist der Karnwal da» Fest, da» fich mit feinen vor- und Rach fet«» üb« den längsten Zeitraum «wdehnt; und au» diesem und manchem anderen Grund« beteiltgt man sich mit «in« Ung* zwungenheit und einem Gnthuflamnu» an Mn« Verherrlichung, di» bet jung und alt, t«i arm und reich Ww Unterschied der Hautfarbe, der politischen od« d« religiösen «Onnung, die gleich, ist. wir haben in Deutschland in GSln di, Stadt, di» fich «ch« durch ihr wohlriechend« WO« durch ihren Karneval btttebt und angenehm macht; auch d« Kariwval ft» MM gentetz ei«» «echlbrgründtt-n guten Ruf. Der Karneval in Rio d« Janet« ist wenig« bekannt, da « naturgemätz »W d« tzww von Fremden bestimmt ist, sondern dte Bemchnersch-ft d« Stzdt, an d« herrlichsten Vai der Wüt, bet ihrem KarneoalofO mm, auszulesen oder Messerhelden vor d« Lolk-fiHttg zu Witzen. Die Polizei ftt«t den Kemwoal, so gut e» geht, mit; denn auch jed« Wchbute, der noch ttn »ipch« auf fich hält, «rnwGet «, an diesem Lag« sein« Arbeit nochzugähen, sonder» wirkt lieb« in einem Karnevalezug mit, wo « sich btt d« LuOhmückung von Wagen od« der Zusammensetzung von Gruppen nützlich machen kann. Di« Vorbereitungen für da» Karn«al»fest nehmen in Rio de Janeiro den Teil de, Jahre» ein, d« Mischen dem Ende de» alten und dem Anfang de» neue» Karneval» liegt, Mehr«« hundert groß« und klttne Gesellschaften sammeln da» ganze Jahr hindurch, um dem Prinzen Karneval einen würdigen Empfang zu bereiten. E» gibt Lerttne, dir im Lauf« de» Jahre» einig« hunderttausend Mark zufammenbttngen; ander«, die Mit weni gen hundert Mark ««»kommen müssen. Jede Etratze, jed« Gäß chen hat seinen Karnevaloorrein, der die vorberttttchgen sü, da» bedeutung-voll« Fest mit Umsicht zu treffen hat. vorerst find e» di« Häuf«, die bunten Schmuck erhalten müssen, von -au» zu -au», immer qu« üb« die Straß, ««den unzählig« farbig« Wimpel und Wimpelchen gespannt, die schr lttstig' wirken, und dem Etratzenbild den karnevalistischen llharakt« verleihen. Für «ine glanzvoll« Illumination nach Dunkelwerden wird natürlich ebenfall« gesorgt. In den belebteren Straßen haben die Hau» ttgentümer, den«» da» An. und Abrttßen der Jllunttnattonnlör- p« di« KLuserftonten verschandelt« — den» btt welch«» Fest, wird man t» Brasilia, nicht illumintmen? Und 1« weühen Tagen hat man in diesem glücklich»» Land, nicht einen Festtag z» r«sptttt«en? —, zu einem ttnfochen Mittel gegriffen, um für Festilluminationen immer gevXMwt zu sttn: Si, hab« näm lich qu« über di, Straße in Höh, d« «sie» Etage, «aoröhren angebracht, di« in schwungvollen Bog« den Straßendamm üb«, spanne» und mit einer Meng« bunt« Lämpchen tesrtzt sind, so datz man in bitte« Straßen fich g«n der «enwianischen Rächte »nt« fich bleibt. Der Fremd«, der nach Göl» oder Nizza fährt, um dort die Freuden de» Karneval» zu genießen, um für sttn Geld Narrheit ttnzutauschen, ist in diesen Städten zumeist nur Zuschauer, nicht Mitwirken-«. In Ni» d« Janeiro fehlt da» zuschauend« Publikum, dafür wir« ab« «kn jed« Einheimisch« kräftig mit, so datz während der Karneoalotage di« Stimmung nicht einen Augenblick verloren geht. Der Brasilianer ist unter den tributzahlenden Untertanen de» Prinzen Karneval sicher der freigebigste, der opferfreudigste. Di« Liebenawürdigkeit seines Eharaktey», sttn« angeboren« Sorglofigkttt, sttn Sinn für Witz und Satire prädestinieren ihn -um Untertan per euoeUenoe Sttn« närrische» Hoheit. Im Feiern von Festen von frühest« Jugend an geübt, ist d« Brasilianer ttn au»gesprochen« Feind von sogenannten störenden Elementen btt diesem lustigsten aller Frondienst«. Ri« fitzt ttn Ministerium sch« im Sattel al» in den Zeiten de» Karneval», und der beruftfteudigftr Revolu tion««» erb!« tut gut, seinen Tqrannenhaß während der Lag, de» Karneval» zu beherrschen. Ein« Störung d« Karneval», fteuden würde ihm al» grob« Taktlosigkeit auegelegt werden und ihm für all« Zeiten da» Geschäft gründlich »«derben. Der Respett, den d« vrastlian« vor sich selkst in d« vnch trägt, und di« v«ständnt«volle Nachsicht, di« « seinen Rebenmenschen gegenüber zu üben pflegt, besah«» ihn auch im tollsten Karne- valttruttt vor Ausschreitungen. Ab« noch ttn «ch«« Punkt spricht da mit, d« für »n» Deutsch, ganz besonder» lehrreich ist. Der vrastlian« ist Wsttneiml«. Gr Lcharf, um sich zu freuen, um lustig und «wgelassen bi» Mr Tollheit M sttn, nicht de» StttnuwnMmacher» Alkohol. Da, klingt soft unglaublich aber w ist wahr. Di« ungeheuren Mmgen von Pt« und Wttn, di« auf d« LI zu dienen müssen, den Durst würden btt einem Karneval verfehlt haben. Dort trinkt «an Limonade. Di, Schattenseite diese» verfahren, liegt in den Magenträmpfen, die der Neuling beim Genüsse d« stark gettsW Vrausewässer tekommt. D« Vorzug wird besuch«, von d« Poliztt angenehm empfunden, die nicht leöttahat, bttrunken« Narren und Närrinnen auf öffentlichen Straßen und Plätzen