Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag-, AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich 1 Mark so Ps. pr»n»m«>-»nan. Änrciger für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden TageS des Erscheinen- erbeten und die CorpuSspaltenzeUe mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit so Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Sladtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. LSI. Sonnabend, den 29. December 1883. 8. Jahrq. Aufforderung. Die Schulgeldpflichtigen hiesigen Orts werden andurch ersucht, die auf das letzte Vierteljahr 1883 entfallenden Beträge an Schul geld möglichst noch vor Ablauf des Jahres an die Schulcasse abzuführen, damit nicht allzuviel Neste in die mit dem 1. Jan. 1884 be ginnende neue Rechnung einzustellen sind. Zwönitz, am 28. December 1883. Der Schulvorstand. I*. Clautz. Sächsische Aachrichten. — Auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern ist von der Königlichen KreiShauptmannschafl zu Zwickau bestimmt worden, daß alle Leichen, an welchen deutliche Zeichen der Fäulniß wahrnehmbar sind, nicht über den 4. Tag (4 mal 24 Stunden) von der Stunde des eingetretenen Todes an im Sterbehanse zu belassen werden dürfen, sondern aus dem letzteren spätestens mit Ablauf der gedachten Zeitfrist zu entfernen sind, um entweder beer digt oder den Todtenhallen übergeben zu werden. Zuwiderhand lungen hiergegen sind mit Geldstrafe bis 100 Mk., beziehentlich im Unvermögensfalle mit entsprechender Haft zu bestrafen. — Stollberg, 25. December. Gendarm Günther hat in Gemeinschaft mit dem hiesigen Polizeiorganen einen nicht uninter essanten Fang gemacht. Es ist ihnen gelungen, die verehelichte Kunigunde Petzold aus Bayern, welche im Jahre 1878 ans einem Gefängnisse entsprang und seit der Zeit steckbrieflich verfolgt wird, als unbekannte Schwindlerin zu entlarven und festzunehmen. Die selbe stand zur Zeit unter Polizeiaufsicht, ist eine rafsinirte, zu Diebstählen und Betrügereien aller Art geeignete Persönlichkeit, sowie infolge ihres einschmeichelnden Benehmen eine höchst geriebene Gaunerin. Sie führte stets falsche Namen, als: Marie Günther, Schramm und Barthel. Unter dem letzteren Namen trat dieselbe in Stollberg auf, indem sie sich für die Eehefrau des sie begleitenden Wanderlehrers, angeblich Barthel aus Dresden, ansgab. Als solche hat sie auch die Städte Dresden, Chemnitz, Mittweida und Zeitz durchstreift. — Burkhardtsdorf, 25. December. Durch die Huld Sr. Majestät des Königs ward heute, am ersten Christfesttage, einem hiesigen alten bedürftigen Ehepaare, dem Strumpfwirker Fr. Klausner und seiner Ehefrau, eine große Weihnachtsfreude bereitet. Im Auf trage des Königs überbrachte denselben der Ortsgeistliche, Pastor Ende, am Nachmittag des ersten Feiertags ein Gnadengeschenk. Das betr. Ehepaar hat vor nicht langer Zeit sein fünfzigjähriges Ehejubiläum gefeiert; da nun nicht möglich war, dasselbe bei Ver- theilung der Zinsen des goldenen Jubiläumsfonds zu berücksichtigen, hat Se. Majestät dem betr. Paare aus allerhöchst eigenen Mitteln einen Geldbetrag als Weihnachtsgeschenk zugesandt. Die bejahrten würdigen Eheleute waren aus's Tiefste von der Huld des Landes vaters gerührt. — Chemnitz, 25. Decbr. Nachdem der muthmaßliche Mörder Schubert vorigen Sonnabend Mittag von Zeitz hier eingetroffen ist, erläßt der Untersuchungsrichter bereits heute eine Aufforderung zur Meldung an die nicht weiter bekannten Personen, welche die Er mordete zuerst aufgefunden und hinweggeschafft haben, sowie eine genauere Beschreibung des mörderischen Messers, dessen Klinge das der Firma Louis Perlmann in Leipzig gehörige Fabrikzeichen zeigt, um über die Erwerbung desselben seitens Schuberts Auskunft zu erlangen. — Nachdem der Nath der Stadt Zwickau sich in dankens- werther Weise bereit erklärt hatte, den 10. sächsischen Feuerwehrtag in den Mauern der Stadt Zwickau für das Jahr 1884 aufzunehmen, sind vom Landesausschuß sächsischer Feuerwehren die Tage des 19., 20. und 21. Juli, Anfang der Schulferien, hierzu in Aussicht ge nommen worden. Mit diesem sächsischen Feuerwehrtag soll eine Ausstellung von Lösch- und Rettungsgeräthen verbunden und solle» ebenso wissenschaftliche Prüfungen analog derjenigen zum deutschen Feuerwehrtag in Dresden vorgenommen werden. — Das Verdienst der Aufgreifung des Mörders Carl Friedrich Schubert aus Gesau gebührt in erster Linie dem Gendarm Hofmann in Meerane, welcher am 8. December mit einer in der Wohnung der Ehefrau Schubert in Gesau beschlagnahmten Photographie von < einem Mädchen aus Zeitz nach Zeitz gereist ist, dort der Polizeibe hörde die Sache bekannt gegeben und mit dem Polizeiwachtmeister Meutz in Zeitz bei dem Bruder des Mädchens recherchirt hat, wo durch dann am 21. December die Verhaftung Schuberts von der Polizeibehörde zu Zeitz ermöglicht worden ist. politische Zahresrundjchau. Im raschen Wechsel der Zeiten ist wiederum ein Jahr dahin gerauscht, in schneller Folge flossen Ereignisse auf Ereignisse aufein- ander und ehe das neue Jahr beginnt, liegt es wohl nahe einen Rückblick auf das alte zu thun. Es wird Niemand behaupten wollen, daß das Jahr 1883 der Welt und dem Vaterlande besonders großartige Ereignisse bescheert hat, aber es blieb in diesem Jahre die Menschheit auch von großen Calamitäten verschont, denn die Erdbeben auf der Insel Ischia und Sumatra, sowie die Choleranoth in Egypten trafen nur einen ver schwindenden Bruchtheil der Bewohner unserer Erde und wir dürfen das abgelaufene Jahr als ein befriedigendes, daß manche Segnung und manchen Fortschritt aufzuweisen hat, bezeichnen. Schon ein Blick auf unser geliebtes Vaterland, das deutsche Reich, genügt, um dies zu bewahrheiten. Die Friedenspolitik Deutschlands, der sich vor längerer Zeit Oesterreich und Italien angeschlossen hatten, fand im verflossenen Jahre in dem Königreiche Spanien, Rumänien und Serbien neue Verbündete und auch Ruß land fand es für gut, seine Beziehungen zu Deutschland herzlicher zu gestalten, sodaß in Europa unter Deutschlands Führung ent schieden der Friede dominirte und für alle wirthschaftlichen und socialen Reformen den ersten Hebel abgab. In den Kreisen von Deutschlands Handel und Industrie sah man daher, wenn auch eine langsame, so doch immer eine weitere Besserung im letzten Jahre, befriedigend zeigten sich auch die Verhältnisse der deutschen Finanzen und zur Beseitigung socialer Mißstände wurden durch die Aenderung der Gewerbeordnung und die Krankenversicherung, der Arbeiter werthvolle Schritte gethan. Diese Umstände in Verein mit dem stets wachsenden Ansehen des deutschen Reichs, was noch vor Kurzem durch die Reisen des deutschen Kronprinzen in Spanien und Italien glänzend bewiesen wurde, müssen alle Deutschen das vergangene Jahr als ein gesegnetes und die Aussichten für das neue als gut bezeichnen lassen. Auch für unseren nächsten und verbündeten Nachbarstaat Oester reich-Ungarn gestaltete sich das vergangene Jahr ziemlich günstig. Vom Nassenkampfe und Deficit hörten wir zwar wiederholt aus Oesterreich, aber der erstere hat auch schon seine Grenzen empfinden müssen und die wirthschaftliche Lage hat sich in Oesterreich im letzten Jahresabschnitte entschieden gebessert und das noch vorhandene Deficit läßt sich auf den Bau von Staatsbahnen und die abnormen Zustände in den occugirten Provinzen Bosnien und Herzogewina zurückführen. Doch auch in diesen Gebietstheilen hat eine wesent liche Besserung der Verhältnisse "während des letzten Jahres stattge funden und die Lage ist dort beinahe normal. Ungarn, Oesterreichs zweite Hälfte, kam im letzren Jahre etwas schlechter weg, es zeigte sich in Croatien wegen der ungarischen An maßungen und die ungarische Regierung hielt es nach Unterdrückung des Aufstandes für gut, Croatiens alte Rechte unangetastet zu lassen. Auch Italien Deutschlands zweiter Verbündeter, hat ein ge segnetes Jahr hinter sich, denn die italienische Regierung konnte während desselben das lange Zeit entbehrte Gleichgewicht in den Staatssinanzen Herstellen, der Wohlstand des Landes hob sich und Italien konnte trotzdem einige sehr wesentlichen Verbesserungen in seinem Heeres- und Kriegsflottenwesen durchführen. Ganz ohn mächtig zeigte sich in den italienischen Kammern auch die demokra-