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MMufferTageblaii tür Äürgertum, Äeamte, Angestellte u. Arbeiter Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Rarnnzeile 2V Rpfg., die 4 gespalten« Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Reich«- Pfennig, die 3 gespaltene Neklamrzeil« i« textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgeb1>hr 20 Reichspfennige. Bo«, geschriebene Erscheinung»- —, tage und Platzvorschrift«« werden n-ch M-,iichk«tt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 b-?ückstchtt,t. »M«! annahmebiroorm.lvUhr. — l Für dt« Richt»,keil »« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn derBetrag dnrch «läge eingezogen werdenmutzoderderAufträggeberinKonkurs gerät. Anzeigeunehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. tMil-drnffer Taorblatt» erschkint an allen Werktagen nachmittags s Uhr. «e,n,,prei»! Bei «bhaUtn, in ^S^chSfl-st-lle und den AusgabArll.n 2 RW. im Manat, bei Zustellung durch di. Baten 2^»RM., d-^P°ftb^ft-llung »R^g.«lleP°st°nft°l°?n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgehend ^llungen entgcg" n^JmFallc höherer Gemalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Licserung Atung oder Kürzung des Bezugspreise,. - Rücksendung ein,«sandte, Schriftstücke «salgt nur, wenn Porto deiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 200 90. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 28. August 1931 Am Krankenbett Europas. Schwere Winterszeit steht nicht nur Deutsch land sondern ganz Europa bevor. Die Arbeits losigkeit Hai sich gleich einer schweren, schleichenden Seuche über alle Länder ausgedehnt und jetzt selbst das geld reiche Frankreich, das bis vor einem Jahre keine nennenswerte Erwerbslosigkeit hatte, ersaßt. Die trau rigen Verhältnisse in Deutschland sind zu bekannt, als daß sie hier noch besonders erwähnt zu werden brauchen, und in England hat jetzt gerade die Arbeitsnot zu der Kabinettskrise geführt. Seit mehr als zehn Jahren versucht England mit allen nur möglichen Mitteln, der Arbeitslosigkeit Herr zu werden, und hier ebenso wie bei uns in Deutschland darf man darauf gespannt sein, was die in Arbeit befindlichen Winternotprogramme für Hilfsmaßnahmen bringen werden. England hat nach der letzten Zählung fast drei Millionen Erwerbslose zu ver sorgen. Bedenkt man, daß dieses Land nur etwa zwei Drittel der Bevölkerung Deutschlands hat, so wird man an dem Vergleich mit den etwa vier Millionen Erwerbs losen in Deutschland die Schwierigkeit der Lage Englands erkennen können. Zwei Wege stehen für Reformen offen: die Be seitigung der Arbeitslosigkeit selbst durch Schaffung ausreichender Arbeitsgelegenheiten und die Linderung der aus der Knappheit der Erwerbsmöglichkeilen ent stehenden Nöte durch Arbeitslosenversicherung oder Arbeitslosenfürsorge. Der erstere Weg ist bei der herr schenden Wirtschaftskrise nur in beschänktem Matze gang bar und mutz durch eine Versorgung der Arbeitslosen ergänzt oder ersetzt werden. Den Versuch, durch außer ordentliche öffentliche Arbeiten der zu erwartenden er höhten Arbeitslosigkeit zu begegnen, macht vor allem Italien, dessen Arbeitslosenzahl gegenwärtig 60000V beträgt, das lft etwa doppelt so viel wie im Vorjahre. In die neue Liste dieser Notstandsarbeiten sind über «Ml Millionen Lire eingesetzt, von denen nicht weniger als 6V6 Millionen aus die halbstaatlichen Straßenbau- gesellschaften entfallen. Produktive Erwerbs- lojenunterstützungen im eigentlichen Sinne sind die vom Ministerium für öffentliche Arbeiten zur Verfügung gestellten 46 Millionen für Regulierungs- arbeiten des Po. Zusammen mit den andern geptanten Arbeiten sollen diese Maßnahmen rund 100 000 Menschen Beschäftigung geben, so daß also auch hier nur ein kleiner Teil der italienischen Erwerbslosen Arbeit erhalten wird und noch Hunderttausende auf Unterstützung angewiesen sein werden. Hauptsächlich in den Dienst der sozialen Fürsorge beabsichtigt Polen seine Bevölkerung einzu spannen, da es einen Winter erwartet, in dem kein Staai und keine Regierung in der Lage sein werden, aus eigener Kraft und ohne Inanspruchnahme aller Volksschichten dem wachsenden Elend zu steuern. Daneben will man versuchen, den Arbeitsprozeß gewissermaßen zu strecken, also die Zahl der beschäftigten Arbeiter zu erhöhen. Das soll erreicht werden durch einen planmäßigen Übergang von der Sechstagearbeitswoche zu dem System der Drei- und Viertagearbeitswoche. Beabsichtigt ist ferner eine Ari Notprogramm für die Erwerbslosen, um sie den Winter über vor Hunger zu schützen, was durch Bereitstellung von Naturalien aus Mitteln der staatlichen Erwerbslosenfonds zu erreichen wäre. Schließlich ist eine Ablösung der ledigen Arbeiter durch solche ins Auge gefaßt, die Familien zu versorgen haben. Auch in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, die auf ihre „Prosperität" bisher immer so stolz waren, geht das graue Gespenst der Arbeits not um, und der Erfolg seiner Bekämpfung durch die amerikanische Regierung wird wesentlich dazu beitragen, ob Präsident Hoover imstande sein wird, sein großes geplantes Sanierungsprogramm der Weltwirtschaft im eigenen Lande zu fundieren. Die Newyorker Groß bankiers haben jetzt unter Führung Morgans beschlossen, sich an der von Hoover eingeleiteten großen Hilfsaktion für die Arbeitslosen zu beteiligen. In allen Teilen der Erde leidet man unter derselben Krankheit, aber alle Heilmittel, die vorgeschlagen und erprobt werden, müssen doch mehr oder weniger ein Herumdoktern an den Symptomen bleiben, ohne daß man an das übel selbst herankommt. Zur Linderung oder Beseitigung der zurzeit über der Welt lastenden Wirt- schaftsdeprcssion wird nur eine gemeinsame Aktion aller leidenden Völker führen. Auf dem Sozialökonomischen Weltkongreß, der zurzeit in Amsterdam tagt, wurde von einem namhaften Mitglied der amerikanischen Abordnuna die Aufstellung eines Weltwohlfahrtsplanes vorgeschlagen, der allgemeines Aufsehen erregte. Zunächst müsse ein fünfjähriges Moratoriums ür alle Kriegs- und Tributschulden ausgesprochen werden. Sollte dieses Moratorium die wirtschaftliche Ge sundung der Welt zur Folge haben, dann sollten nach seinem Ablauf alle Kriegs- und Tributschulden gänzlich gestrichen werden. Voraussetzung für die Inkraftsetzung eines solchen Weltwohlfahrtsplanes sei, daß alle Hinder- msse, die der Weltkrieg und die Friedensverträge für eine harmonische Zusammenarbeit der Völker errichtet hätten, unverzüglich beseitigt würden. Jeder Versuch, noch weiter- mn die Welt in besiegte und Sicgernationen einzuteilen, Musse als em Verbrechen an der Menschheit Vie „Iricdtangrilsspsckte" Wettrennen um Osteuropa. Bet den Verhandtungen über den Abschluß eines so- genannten „Nichtangriffspaktes" zwischen Ruß land und Polen einerseits und Rußland unk Frankreich andererseits, deren Bekanntwerden ir letzter Zeit viel Staub ausgewirbelt hat, handelt es sicl zweifellos nicht so sehr um eine diplomatische Sicherung Rußlands und Polens vor Kriegsgefahr, sondern es kommt hier wahrscheinlich das Streben nach einer gewisser Vorherrschaft in Osteuropa zum Ausdruck. Polen, dessen Politik trotz aller Bemühungen nach Westen hin deutlich noch immer östlichen Charakter trägt, fühlt sich berufen, bei den osteuropäischen Grenzvölkern einc Art Führerami zu übernehmen, worin es bekanntlich durch Frankreich stark unterstützt wird. Es möchte der Punk, sein, um den sich die Randstaaten kristallisieren sollen zv einer Art osteuropäischem Staatenbund. Wenn es jetzt, so folgert die polnische Regierung, gelänge, mit Rußland einen Nichtangriffspakt zu schließen, so würde das ein außerordentlicher Erfolg für die polnische Diplomatie sein Polen könne damit beweisen, daß es die geeignete Macht sei, um die Befriedung Osteuropas zu verwirk lichen. Der Wortlaut des Paktvorschlages, dessen Ver handlung nach russischer Mitteilung vorläufig auf geschoben sein soll, soll daher so gehalten sein, daß er zum Ausgangspunkt weitgehender politischer Schritte gemacht werden kann dadurch, daß die baltischen Staaten und Rumänien in nächster Zeit an dem Abkommen teilnehmen können. Rußland hat aus ähnlichen osteuro päischen Bestrebungen heraus schon seit längerer Zeil Verhandlungen über einen Nichtangriffspakt mit Frank reich gepflogen und Polen hoffte anscheinend, ihm in dem Rennen zuvorzukommen. Daß der Weg beider Staaten zur Erreichung ihres Zieles letzten Endes über Paris führt, braucht nicht Wunder zu nehmen, denn die moderne Diplomatie Hai ja meist irgendwelche „klingende" Hinter gründe, und Paris mit seiner gefüllten Schatzkammer ist ja jetzt der gegebene Ort für einen Schacher zwischen Politik und Wirtschaft, zwischen Macht und Gold Daß ein enger Zusammenhang zwischen den polnisch-russischen und russisch-französischen Verhandlungen besteht, beweist die Tatsache, daß nach Aufschiebung der ersteren auch dic letzteren vorläufig unterbrochen worden sind- Ein „politisches Manöver" und eine „perfide Antwort". Die Ablehnung der polnischen Paktvorschläge. Die Ablehnung der polnischen Vorschläge für den Abschluß eines russisch-polnischen Nichiangrifss Paktes Hal in Moskau großes Aussehen erregt Es wird erklärt, die Sowjetregierung habe die polnischen Vorschläge abgelehnl, weil sie mit den Richtlinien der Außenpolitik der Sowjetunion nicht in Einklang zu bringen seien Außerdem sehe man in der An der Über reichung eher ein politisches Manöver der pol nischen Diplomatie als den ernsten Wunsch Polens nach Abschluß eines- Vertrages mit Rußland. Der russische Botschafter in Paris wird die fran zösische Regierung über die Stellungnahme seiner Re- gierung zur Frage des Nichtangriffspaktes unternchlen Auch in Warschau hat der amtliche Moskauer Bericht, daß die polnischen Paktvorschläge vorläufig als ungeeignet charakterisiert werden. Die durch den Weltkrieg an gerichteten Verwüstungen in Höhe von etwa 400 Mil liarden Dollar dürften nicht nur von einem ein zigen Lande getragen werden, sondern müßten über die ganze Welt gleichmäßig verteilt werden. Ein schöner Ausblick auf Sonnentage eines Wirt schafts f r ü h l i n g s! Einstweilen steht uns noch ein bitterer Winter bevor mit den Forderungen des trüben Alltags, der von allen Volksgenossen schwere Opfer uni Entbehrungen fordern wird. Besprechung Brüning-Hugen-erg. Zwischen Reichskanzler Dr. Brüning und dem Führer der Deutschnationalcn Volkspartei Dr. Hugenberg hat einc Besprechung stattgefundcn, die etwa dreieinhalb Stunden dauerte. An dieser Besprechung nahmen außerdem Prälat Kaas und Geheimrat Quaatz teil. Zunächst legte der Kanzler die Grundlinien seiner Politik dar; dann erläuterten die beiden Vertreter der Deulfchnasionalen ihre Auffassung zum Standpunkte des Kanzlers im einzelnen. Mehr als dieser rein formal« Tatbestand wird von amtlicher Seite nicht milgeteilt. Es bestätigt sich also die Erwartung, daß die Unterredung nicht zu konkreten Ergebnissen im Sinne einer Umbildung des Reichskabinetts oder auch nur der koalitionsmäßi- abgelehnt würden, große Bestürzung bervorgerufen. Man bezeichnet in politischen Kreisen den Bescheid Moskaus als eine „perfide Antwort", die erneut den Beweis dafür liefere, wie wenig Moskau an der Erhaltung des Friedens in Osteuropa gelegen sei. * Eine neue Form des Kellogg-Paktes? Aus Paris wird berichtet, daß die französisch sowjetrussischen Verhandlungen vorüber gehend unterbrochen worden seien. Man hält es für wahrscheinlich, daß die Besprechungen im Oktober wieder ausgenommen würden. Der in Ausarbeitung be griffene Nichtangriffspakt werde angeblich eine neue Form des allgemeinen Briand-Kellogg-Paktes dar stellen. Er sei möglich, daß sich die Verhandlungen auch auf den Abschluß eines französisch-sowjetrussischen Aus gleichs- bzw schiedsgerichlsvertrages ausdehnen würden. In Pariser politischen Kreisen mißt man der persönlichen Fühlungnahme mit dem polnischen Außenminister Zaleski große Bedeutuna bei und weist daraus Hin, daß die französische Abordnung mit Briand an der Spitze in Gens Gelegenheit haben werde, eine Aussprache mit Litwinow und Zaleski herbeizusühren. Die Agentur Havas meldet aus Bukarest, daß die rumänische Regierung über den Verlauf der fran zösisch-sowjetrussischen und polnisch-sowjetrussischen Pakt verhandlungen vollkommen unlerrichtel sei. In Bukarester politischen Kreisen unterstreiche man, daß die rumänischen Interessen durch das Bundesverhältnis mit Frankreich und Polen sichergestellt seien. „Do. X" in Newyork. Hundcrttausende erwarten das deutsche Flugschiff. „Do. X" ist am Donnerstag nachmittag, 5 Uhr 31 Mi nuten Berliner Zeit, in Newyork eingctroffen. Der Hafen von Newvork ist von Hunderttausenden von Menschen belagert, im Bassin Lausende von Fahr zeugen, in der Luft erwarten Geschwader von Flugzeugen die Ankunft des deutschen Flugschiffes „Do. X". Herr liches Welter begünstigte die Fahrt. Um 17.l8 Uhl M. E. Z. wird das Flugschiff sichtbar, umgeben von den begleitenden Marine- und Verkebrsfliegern Unter dem Ansturm der Presse- und Kameraleute in einem Höllen lärm der begrüßenden Sirenen des Hafens geht die Lan dung glatt vor sich. Die deutsche Kolonie mit dem ge samten Personal des Konsulats ist zum Empfang er schienen. Die letzte Etappe nach Newyork. Das deutsche Flugboot „Do. X" ist in Norfolk (Vir ginia zum direkten Fluge nach Newyork auf gestiegen. Ganz Newvork rüstete sich zum festlichen Emp fang des „Do. X" Das deutsche Flugschiff mit 6v Passa gieren aus Norfolk kommend, wurde im Hafen von.Hundert- tausenden erwartet. Kapitän Hammei Hai das Flugschiff den Newyorkern in einem großen Schleifenflug vor geführt und ist dann an der Freiheitsstaiue nieder gegangen. Der offizielle Empfang durch die städtischen Behörden ist für Freitag vorgesehen Vor dem Rückslug nach Deutschland, der in Etappen über Neufundland, die Azoren, Lissabon und South ampton erfolgen soll, ist der Besuch mehrerer amerika nischer Städte geplant. gen Grundlagen der Regierung Brüning führen würde. Dagegen meint man in Kreisen, die der Regierung nahestehen, daß es dem Kanzler vielleicht gelungen sei, den Führer der Deutsche nationalen von der Richtigkeit und der Notwendigkeit der jetzi gen Regierungspotitik zum mindesten prinzipiell zu überzeugen. Man wird aus der weiteren politischen und taktischen Hal tung der Deutschationalen zu entnehmen haben, ob die Unter redung dieses Ergebnis gehabt hat. Und wenn sich auch an den beiderseitigen grundsätzlichen Keberzeugungen nichts Wesentliches geändert hat, so ist doch! die Unterredung in einem Tone gegen seitigen Verständnisses gesuhlt worden, der bisher in den Be ziehungen zwischen den Deutschnationalen und der Reichsregie rung vermißt wurde. Es wäre aber für die politische Praxis der nächsten Zukunft und die Möglichkeit einer Annäherung zwischen dem deutschnationalen Teile der Rechtsopposition und der Re gierung kein schlechtes Vorzeichen, wenn auf beiden Seiten we nigstens der gute Wille zum gegenseitigen Verständnis aus der heutigen Unterredung entspränge. Sanierung der Darmstädter Volksbank. Der Darmstädler Stadtral Hai die vom ersten Ausschuß des Hessischen Landiages verlangte Rückbürg schaft unter den dort gestellten Bedingungen übernommen. Infolge der nunmehr ausgesprochenen Bürgschast des Staates und der Stadt wird die Darmstädter Votls- bank erhalten bleiben.