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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark 2» Pf. prssmimtirLnZn. Änrcher für Inserate werden bi» spätesten» Mittag« de« vorhergehenden Tage« de« Erscheinen« erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit in Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz «nd Umgegend. Qrgarr für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. III Sonnabend, den 2S. September 1883. 8. Jahrg. Einladung zum Abonnement Mit der nächsten Nummer beginnt ein neues Abonnement auf den „Anzeiger für Zwönitz und Umgegend" und bitten wir die geehrten Abonnenten, die Bestellungen möglichst sofort erneuern zu wollen, damit in der Zusendung keine Unterbrechung eintritt. Der „Anzeiger für Zwönitz und Umgegend" erscheint wie bisher wöchentlich drei mal und werden Bestellungen zum Preise von 1 Mk. 20 Pf. pro Quartal in der unterzeichneten Verlags-Expedition, sowie durch alle kaiserlichen Postanstalten, deren Brief träger und unsere Zeitungsträger, entgegengenommen. In heutiger Nummer beginnt ein höchst spannender Roman von Eduard Wagner unter dem Titel: 3 „Der falsche Erbe", worauf wir hierdurch ganz besonders aufmerksam machen. Die Verlags-Expedition des „Anzeigers für Zwönitz und Umgegend." Sächsische Nachrichten. — Bermsgrün bei Schwarzenberg. Der vergangene Sonn tag wurde für eine arme Tagelöhnersfamilie in unserem Dorfe ein Tag tiefsten Leides. Einen sehr schmalen nur Arbeitszwecken dienen den Steg über das Schwarzmasser nahe an der Schleiferei des Herrn Breitfeld in Erla benutzten einige Mädchen zum Uebersetzen. Eines, mit Namen Schneider, welches diesen unsicheren Weg schon einmal zurückgelegt hatte, beredete hierzu ein anderes, das sich dieses Wagestückes nicht getraute und kam endlich bis zur Hälfte zurück, um jenes zu holen, gerieth aber in's Schwanken und stürzte mit diesem in die hochangeschwollenen Fluthen. Das zweite Mädchen wurde weit unten glücklich dem Wasser entnommen und nach zwei Stunden zum Bewusstsein zurückgebracht; die S. dagegen fand man erst nach langem Suchen unweit des verhängnißvollen Steges an der Stelle gefesselt, wo ein Bret einen Abfluß in einen Seitengraben leitet. Die gerettete Lauckner konnte am nächsten Tage ihren An gehörigen zurückgebracht werden und konnte am Dienstag ihre un glückliche Genossin zum Grabe geleiten. — Von der sächsich-böhmischen Grenze. In der Nähe von Komotau in Böhmen wurden dieser Tage per Bahn nicht weniger als 15,000 Gänse nach Sachsen ausgeführt. — Dresden, 22. Septbr. In vergangener Nacht ist in das Hauptcomptoir der Actienbrauerei zum Waldschlößchen bei Dresden eingebrochen und sind aus dem aufgewuchteten eisernen Geldschranke 10,400 Mark in baarem Gelde, bestehend in 4000 Mark in Doppel kronen, 1000 Mark in Kronen und 5400 Mark in Papiergeld ge stohlen worden. — In Görlitz ist einer der Urheber des im Comp toir der Waldschlößchenbrauerei verübten Diebstahls in der Nacht zum 24. September verhaftet wordeu. Es ist ein früher dort an gestellt gewesener Bureaudiener Namens Leniberg. In seinem Besitz fanden sich von den gestohlenen 10,400 Mark nur noch 9511 Mark in Gold und Papier vor. Sein Genosse, ein Schreiber Namens Schäfer, wurde am 24. d. M. in Dresden festgenommen. — Meißen, 25. Septbr. Der deutsche Reichskanzler Fürst Bismarck hat in unserm auf dem rechten Elbufer gelegenen Vororte Cölln heute eine gar große Freude angerichtet. Dem dortigen all gemein beliebten und wegen seines uneigennützigen Wirkens im ge meinnützigen Sinne auch in vielen sächsischen Städten bekannten Rentiers Oeser, welcher den Posten eines Feuerwehr-Directors be kleidet, ist nämlich heute früh ein vom Fürst-Reichskanzler eigen händig unterschriebener Brief zugegangen, welchem die Cabinets- Photographie (Kniestück) des berühmten deutschen Staatsmannes in Civilkleidung beilag. Die zu Brief und Bild, welche beide als theueres Andenken in der Familie Oeser aufbewahrt werden sollen, gehörige Geschichte ist folgende: Feuerwehr-Director Oeser und einige andere Feuerwehrleute von hier und Cölln hatten den Feuer wehrtag in Salzburg besucht und stiegen auf der Rückreise begleitet von zwei Chemnitzer Kameraden in Wildbad Gastein aus, um Bis marck zu sehen. Sie faßten vor des Kanzlers Wohnung Posto und als gegen 1 Uhr Mittags dessen Wagen vorsuhr und der Fürst in Begleitung seiner Gemahlin heraustrat, stellten sich die Meißener Feuerwehrmänner in Achtung und salutirten dem Fürsten. Dieser dankte freundlich und ließ sich mit dem Feuerwehr-Director in ein längeres Gespräch ein. Mit Interesse nahm der Reichskanzler Kennt- niß davon, daß Oeser und seine Leute Sachsen seien und bemerkte, daß ihm deren Heimath Cölln an der Elbe bislang noch unbekannt gewesen sei, lobte auch die kleidsame Uniform. Die in Gastein er lebte Auszeichnung gab nun Herrn Oeser Veranlassung, durch den hiesigen Photographen Koczyk eine photographische Aufnahme von Cölln und zwar vom hiesigen Marlinsberge auS anfertigen zu lassen und sandte dieselbe nach Gastein an den Fürsten mit der ehrfurchts vollen Bitte, dieselbe freundlichst annehmen zu wollen. Diesem Er suchen hat der Reichskanzler entsprochen und dafür sein Portrait ge sandt. Der in überaus cordialem Tone gehaltene Begleitbrief dankt für die durch die Cöllner Sendung erfolgte Bereicherung des Albums, wie der geographischen Kenntnisse des Absenders, dem Cölln bisher unbekannt geblieben, obgleich er auch mit Elbwasser getauft worden sei. Das leutselige Schreiben des Fürsten Bismarck bildete heute das Tagesgespräch hier und der glückliche Empfänger wurde nicht wenig beneidet. — Bischofswerda. Der für Mittwoch voriger Woche in der Turnhalle projectirte erste öffentliche Vortragsabend zur Vorbereitung auf das Lutherjubiläum in der hiesigen Turnhalle wurde kurz nach Beginn dadurch gestört, daß die übergroße Anfüllung der Halle ein Brechen der Unterzugsbalken und eine bedeutende Senkung der Dielen herbeiführte. Als ein großes Glück ist es zu betrachten, daß dieselbe nicht zu einer verhängnißvollen Catastrophe Veranlassung gab. Die einen Meter hohl liegenden Dielen hatten sich, wie sich herausgestellt hat, an vielen Stellen gleichzeitig, und zwar nach der Mitte bis zu einer halben Elle und noch mehr gesenkt; der große eiserne Etagenofen neigte sich bereits dermaßen, daß derselbe auf die Menschen zu stürzen drohte, als noch rechtzeitig Bürgermeister Sinz in einer Ansprache beruhigend auf die gegen tausend Menschen zählende Versammlung einwirkte und dieselben veranlaßte, ruhig die Turnhalle zu verlassen. Wie sich ergiebt, ist das ganze starke Ge bälk unterhalb der Dielen von der sogenannten Trockenfäule total zerstört. Die Turnhalle hat nur einen Eingang, sowie gußeiserne Fensterrahmen, es wäre also der Weg nach außen vollständig ab gesperrt gewesen. — Auf der Chaussee nach Leipzig fuhr am Montag Nach mittags ein Geschirr eines Leipziger Fuhrwerksbesitzers ruhig der Stadt zu und in der Schoßkelle saß wie immer der als „der alte Johann" bekannte treue Knecht des Geschirrbesitzers. Am Chaussee hause in Connewitz bemerkte man, daß der alte Mann eingeschlafen war, obschon Zügel und Peitsche in seiner Hand lagen. Man hielt die Pferde an und wollte den Schläfer wecken — vergebens; er schlief den ewigen Schlaf. — Oberlausitz. Ein peinlicher Vorfall hat sich am vorletzten Sonntag in dem Lausitzer Kirchdorfe S. zugetragen. Es sollte die Trauung eines Paares stattfinden; die Braut sah sich veranlaßt, den Brautkranz nicht wie die Jungfrauen ganz geschlossen, sondern hinten halb offen auf dem Kopfe zu tragen. Daß die Braut aber über haupt einen Kranz trug, mochte das Mißfallen des Geistlichen erregt haben, kurz — er gebot der Braut, den Kranz abzunehmen. Weinend wollte sie sich dem fügen, ihr Vater trat aber dazwischen und er klärte, nach diesem Auftritte eine kirchliche Trauung nicht mehr zu wünschen. — Aus Thüringen, 23. Septbr. Von dem Landgerichte Rudolstadt wurde am 18. Septbr. ein 12 jähriger Knabe aus dem Thüringer Walddorf Oberweißbach zu acht Tagen Gefängniß ver- urtheilt — der Staatsanwalt hatte drei Monate beantragt — weil