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zur Belehrung und Unterhaltung» Nr. Dresden, den 26. März iZro. 34» Der gute Sohn. ^n einer kleinen Landstadt in England lebte ein angesehener Kaufmann, Nehmens Hur; siing. Er war gut und redlich und ordent lich in seinen Geschäften, hätte er nur nicht den großen Fehler gehabt, sich zu leicht von Zorn und Launen beherrschen zu lassen. Oft war er rauh und hart gegen seine Kinder wie gegen alleHausgmoss n; aber er bereuet? bald wieder, was er im Zorne gethan hatte. HurstingS Kinder waren sehr zu bedauern gewesen, wenn sie nicht eine so zärtliche sanfte Mutter gehabt halten. Immer be mühte sie sich, das barte Gemüts) des Va ters zu mildern, immer bat sie ihn, seine Kinder liebreich zu behandeln. Aber leider gelang es ihr nicht so ost, als sie es wünsch te! — HurstingS ältester Sohn, Karl, war ein Knabe von gutem Herzen, der sich leicht durch freundliche Vorstellungen leiten ließ, und darum auch gegen seine Mutter stets folgsam und ehrerbietig war, weil sie ihn liebevoll behandelte. Karl war selber so lebhaft und ungestüm, deß er gewöhnlich trotzig und hartnäckig blieb, wenn sein Vater ihn strenge behandelte. Da er älter und verständiger wurde, hatte er freilich einschen sollen, wie weise und gut die Ermahnungen der Mutter waren; aber er wurde immcr unfolgsamer gegen seinen Va ter. Als er fünfzehn Jahre alt war, hatte der Vater eines Tages einen heftigen Zank mit ihm. Der Vater gerieth in den heftig sten Zorn, er zagte seinen Sohn aus de.m Hause und verbot ihm, sich jemals wieder sehen zu lassen. Karl nahm sogleich feinen Entschluß und ging zu Fuße nach London, ungefähr acht Meilen von seiner Heimath. Als er in der großen Stadt aukam, fand er bald Ursache, seine Unbesonnenheit zu be reuen. Er hatte kein Geld bei sich, er hatte keinen Bekannten, keinen Freund, von wel chem er Hülfe erwarten konnte Es blieb ihm nichts übrig, als das Mitleid der Vor übergehenden anzusprechen, wenn er nicht vor Hunger umkommen und ohne Obdach auf der Straße bleiben wollte. Endlich, als er viel Noth und Beschwerden ausgestanden hatte, fand er eines Tages einen Schiffs- Hauptmann , der nach Ostindien reisen wollte. Karl entschloß sich sogleich, die weite Reise mitzumachen. Der Hauptmann schlug eS Ll