Volltext Seite (XML)
für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Z m t 8 k s a l l für das Königl. Gerichtoamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. -freilaü, den lö. Januar l864. Verantwortlicher Nedacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt lv Ngr, und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Köntgl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaction>, als auch tn der Druckerei d. Bl. tn Mcißcu bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honortrt. Dit R^ctiou Umschau. Es ist immer gut, wenn man weiß, was man von Jemand zu erwarten hat. Die beiden Groß mächte haben ihre Gedanken nun ziemlich klar aus gesprochen. Sie kennen kein Deutschland und wer den nur für preußische und österreichische Interessen handeln. Noch vor wenig Wochen erklärte Herr v. Bismarck, daß die ganze schleswig-holsteinische Frage durch den Bundestag geregelt werden müsse. Damals hoffte er noch, im Verein mit Oesterreich die Mehrheit der Mittlern und kleinern Staaten zu haben und den Bundestag nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Darüber ist er jetzt enttäuscht und so wüthend, daß er dem Bunde zwar das Recht zu spricht, über die Frage zu beralhen, die Entschei dung aber sich Vorbehalt. Festhalten am Londoner Protokolle — das ist jetzt die Politik Preußens; wollen die andern Staaten dennoch die Herzog- thümer aus den Klauen der Dänen retten, so wüßten die Großmächte mit Gewalt dagegen ein schreiten. Darum will Herr v. Bismarck Schles wig besetzen und die Sachsen und Hannoveraner nach Hause schicken. Für einen solchen Zweck er hält er jedoch von den Abgeordneten keinen Pfen nig; die Anleihe von 12 Millionen wird rundweg abgelehnt werden. Er will dann das Geld neh men, wo er es findet. Die Handlungsweise der Großmächte wird fast allgemein verurtheilt; am stärksten thut das wohl die Leipziger Zeitung. Sie sagt es geradezu, daß die Mittelstaaten in der schleSwig-holsteinschen Frage für ihre eigne Existenz kämpfen. Wenn es genügte, daß die 5 europäischen Großmächte nur ein Pro tokoll machen dürften, um ein Land von der Karte zu streichen oder ein Fürstenhaus zu entthronen, so könnte es diesen Mächten auch einmal einfallen, Sachsen oder Baiern an Oestreich, Belgien an Frank reich zu verschenken und Niemand hätte dann darein zu reden? ES gehörten zur Giltigkeit des Londoner Protokolls noch drei Zustimmungen: 1) des Bun destags, 2) der sämmilichen Augustenburger Prin zen und 3) der holsteinischen Stände. Keine von ihnen ist erfolgt, also ist auch für die deutschen Staa ten das Protokoll nichts als ein Stück Papier. — Aus den Kaiser Napoleon wurde wieder ein Attentat beabsichtigt. Vier Italiener zogen die Aufmerksamkeit der Polizei dadurch auf sich, daß sie sich überall in die Nähe des Kaisers drängten. Sie wurden verhaftet und man fand bei ihnen Schießpulver, 4 Dolche, 4 Revolver, 4 Rohrstöcke mit Schußwaffen, SOrfinische Bomben und einen Brief, angeblich von Mazzini. 2 haben bereits umfassende Geständnisse abgelegt. Sie betrachten den Kaiser als einziges Hinderniß, daß Rom noch nicht die Hauptstadt Italiens ist; sie zeigen nicht die geringste Reue und sagen, daß Andere an ihre Stelle treten würden. — Oesterreich scheint zum Frühjahr Schlimmes zu erwarten. Die Revolulionspartei in Italien ist thätiger denn je. König Victor Emanuel rüstet furchtbar und läßt bereits die Festungen verprovian- tiren. Der höchstcommandirende in Venetien, Feld marschall Benedeck, wurde schleunigst nach Wien gerufen, um für den Ausbruch von Feindseligkeiten das Geeignete mit ihm zu verabreden. Auch Ungarn regt sich wieder; Kossuth hat einen Ausruferlassen, worin er baldige Erlösung vom österreichischen Joche verheißt. — Der Bries eines sächs. Offiziers bei den Exe- cutionstruppen, welchen das Dr. Journ. brachte, giebt ein treffendes Bild der Lebensweise in Holstein.