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KchuM fiik WilÄriiss Erschciut wöchmtlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Bezugspreis vierteljährlich l Ml. 30 Pfg., durch die Post zogen 1 Ml. 54 Psg. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. UN- Amgegenö. Amtsblatt Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 15 Psg. Pro viergespalteue Korpuszellt. Außerhalb des Amtsgenchtsbezirks Wilsdruff 20 Pfg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 "/« Aufschlag. für die Kgl. Amtshauptmannschaft Meitzen, für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Kgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanueberg, Birkenhain, Blankenstein, BraunSdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grunv bet Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Keffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf PohrSdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsvorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bet Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen. Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Druck Mw Verlag voll Zschllllke 8- Friedrich, Wilsdruff. Für die Redaktion und den amtlichen Teil verantwortlich: Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. No. «1. Dienstag, de« 28. Mai 1SS7. 6«. Jahrg. Für das Bade« i« der Elbe sind folgende Anordnungen zu beachten. 1. Das Baden in der Elbe darf nur an besonders abgesteckten Orten statlfinden. Die Badenden haben ausnahmslos Badehosen zu tragen 2. Niemand darf ohne Begleitung einer Gondel über den Elbstrom oder größere Strecken als vom oberen Ende der am rechten Elbufer bei Meißen und bei Promnitz aufgestellten Schwimm» und Badeanstalt bis an die am unteren Ende der letzteren an gebrachten Leitern schwimmen. Dem Zurufe des Schwimmlehrers oder Aufstchtsführenden ist Seiten der Badenden sofort Folge zu leisten. 3. Das Abschwimmen der Badenden von den Schwimmanstalten nach der Schifffahrtsstraße ist nur bis zu einer Entfernung von höchstens 20 m von den Schwimmanstalten ab gestattet. 4. DaS Betreten des Ufergeländes, soweit es nicht den Badeplatz ««mittelbar begrenzt, nach Ablegen der Kleider ist nicht gestattet. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder entsprechender Haft geahndet. Die Ortspolizeibehörden der an der Elbe gelegenen Ortschaften des hiesigen Elbstromamtsbezirkes haben nicht nur die Befolgung obiger Anordnungen durch die von ihnen mit der Aufsichtsfühcung zu beauftragenden Personen überwachen zu lassen, sondern auch an den ihrer Aufsicht unterstehenden Elbbadeplätzen diese Anordnungen mittelst Tafelanschlages (Plakat) noch besonders bekannt zu machen. Etwaige Anträge von Gemeinden oder Privaten auf Absteckung von Bade plätzen sind bei der Königlichen Straßen- undWaffer-Bauinspektion Meißen l zu stellen. Meißen, am 17. Mai 1907. «« Die Königliche Amtshauptmannschaft als Elbstromamt. Auf Blatt 68 des hiesigen Handelsregisters die Firma Eger L Koch in Wilsdruff betreffend, ist heute eingetragen worden: Der bisherige Inhaber Gustav Bruno Eger in Wilsdruff ist ausgeschieden. Der Kaufmann Herman« Hei«rich Josef Schmitz in Dresde« ist in die Firma eingetreten und führt daS Handels, geschäft unter der bisherigen Firma allein fort. Wilsdruff, den 23. Mai 1907. -1-1 — Kö«igliches Amtsgericht. Kchmsttigtrung, Hchlchckm Devitt. Gasthoffzu Spechtshause«, Montag, de« 3. Juni 1907, Vorm. 9 Uhr: 8 h. u. 1121 w. Stämme, 17 h. u. 3831 w. Klötzer, 4100 w. Derb- u. 13900 w. Reisstangen, 7 rm w. Nutzschsite, 137,5 rm w. Nutzknüppel 5,5 rm h. u. 82,5 rm w. Brennscheite, 5,5 rm h. u. 132 rm w. Brennknüppel, 2 rm h. u. 2 rm w Zacken, 268,5 rm w. Neste; Kahlschlags, u. Durchforstungshölzer in Abt. 5, 9, 15, 19, 20, 23, 24, 25 u. 34. s»? Kgl. Forstrevierverwaltung Spechtshaufen u. Kgl. Forstrentamt Tharandt. Die Nachfeier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs findet Mittwoch den 29. Mai vormittags 9 Uhr in der Turnhalle statt. Die Festrede hält Herr Lehrer Gerhardt. Zu zahlreicher Beteiligung an dieser öffentliche« Schulfeier ladet hierdurch ganz ergebenst ein Wilsdruff, am 27. Mai 1907. die Schuldirektio«. Ausschußversammlung des Gemeindekrankenverffcherungsverbandes Wilsdruff. Mittwoch, de« 5. J««i 1997, nachm 4 Uhr, soll im Stuckzimmer des Hotels r«m Weitze» Adler hier eine Ausschutz. Versammlung stattfinden, wozu die Herren Mitglieder hiermit ergebenst eingeladen werden. Allseitiges und pünktliches Erscheinen ist dringend erwünscht. 1. Geschäftliche Mitteilungen. 2. Vortrag der Jahresrechnung 1906. 3. Krankenhausangelegenhetten. Wilsdruff, am 24. Mai 1907. Dev Vorstan ¬ des gemeins. Gemeindekrankerrverficherttngsverbandes. »iss Bürgermeister Kahlenberger, Vors. Bekanntmachung. Der von Cossebaude «ach Oberwartha führende Kommunikationsweg — die sogenan«te Hässtge — wird wegen deS gemeinsamen Ausbaues in den Fluren Cossebaude und Oberwartha vom 27. Mai dieses Jahres ab bis auf Weiteres für allen Fährverkehr gesperrt. Der Fährverkehr wird während dieser Zeit über Rennersdorf oder Niederwartha Verwiesen. nm Cossebaude und Oberwartha, am 24. Mai 1907. Die Gemeindevorstände. Versteigerung. Nächsten Mittwoch, de« 29. Mai Vorm. 10 Uhr sollen H Stück neue Fenster, 2 Wasserfässer öffentlich versteigert werden. Bieterversammlung: Schützenhaus. » g» Der Ratsvollstreckungsbeamte. politische Run-schau. Wilsdruff, 24. Mai 1907. Ein deutsch-französischer Grenzzwischensall. Im Dorfe Arraye, an der lothringischen Grenze, sollen zwei französische Zollbeamte vom Lehrer und einem Brauer des deutschen Dorfes Ajoncourt angegriffen worden sein. Die beiden Angreifer sollen dann über die Grenze entflohen sein. Eine Untersuchung wurde eingeleitet. Bon glänzend gestiegenen Arbeiterlöhnen wissen sogar sozialdemokratische Gewerkschaftsblätter zu berichten. Der „Kourier", das Organ des sozialdemo kratischen Verbandes der Handels-, Verkehrs- und Trans portarbeiter, wirft einen Rückblick auf die Arbcitecbe- wegung und konstatiert u. a. für Berlin folgende Lohn- steigerungen in den letzten 10 Jahren: Der Wochenlohn der Rollkutscher betrug 1896 zwischen 15 bis 18 Mk, heute 25 bis 28 Mk., unter Umständen sogar 30 Mk. Müllkutscher erhielten damals 16 bis 19 Mk., heute bekommen sie 39,50 Mk. die Woche I Die Mehlkutscher find in ihrem Wochenlohn seit 10 Jahren von 18 Mk. auf 36 Mark gestiegen, die Arbeitskutscher von 15 Mk. aus 30 bis 33 Mark. Diese Erfolge werden sogar von der sozialdemokratischen Presse als .glänzend" bezeichnet. Und trotzdem die „fortwährende Verelend der Massen"?? Luccheni im Gefängnis. Die Doktoren Regis aus Bordeaux und Ladame aus Genf besuchten Luccheni, den Mörder der Kaiserin Elisabeth, in seinem Kerker und berichteten darüber in den „AnnaleS d'AMHropol. Criminelle". Ihr Haupt zweck war, möglichst einwandfrei zu konstatieren, zu welcher Klasse von Verbrechern der junge Italiener gerechnet werden müsse. AIS im Jahre 1905 in den „AnnaleS Politiques et Litteiraires" ein Artikel veröffentlicht wurde, in dem man ihn als Hyäne schilderte, die sich in ihrem Käfig unaufhörlich und unruhig hin und her bewegte, daß er nicht weiter wie bis zu den Wänden seiner Zelle sehen könne und fortwährend mit dem Kopf dagegen an renne, daß er nach und nach zu vertieren scheine, da er ¬ suchte Luchenizden Direktor seines Gefängnisses, dagegen zu protestieren. Ec wünsche durchaus nicht, daß man die Stadt Genf beschuldige, sie habe ihm eine so verabsch u- ungswerte und elende Existenz bereitet. Die Welt solle es erfahren, daß er in einer mit Oelfacbe gestrichenen Zelle wohne, die nicht schlechter sei, als die Stuben mancher französischer Beamten; daß er sich sogar am Sonnenauf- und Untergang erfreuen könne. Auch erwähnte er mit einem gewissen Behagen, daß man ihm ein gutes Bett, einen Spiegel, einen Kleiderständer, elektrische Licht usw. gegeben habe; daß er gut genährt werde, sogar Milch- kaffee, Schokolade und dergleichen bekomme. Luxusartikel, Strümpfe und Unterhosen, die er früher gar nicht gekannt habe, besitze er jetzt gleichfalls. Die Herren Ladame und Regis haben, wie wir in der „Münchner Allgemeinen Zeitung" lesen, der wir diesen Bericht entnehmen, aus dem Besuch bei Luccheni die ganz kategorisch lautende Schlußfolgerung gezogen: Er gehört zu der jetzt sehr genau bekannten Kategorie der Künigsmörder, wie sie überall und zu allen Zeiten vorkamen, — er ist ein alt- russischer Mystiker. Wir möchten hier nur den Wunsch äußern, künftig von dieser Sorte Mystiker möglichst ver schont zu bleiben. Gefangenen meuteret. Im Zentralgefängais Warschau fand eine blutige Revolte statt. Mehrere Gefangene versuchten, als sie nach dem Gottesdienste in ihre Zellen zurückkehrten, die sie eskortierenden Wächter zu töten. Die Wächter gaben Schüsse ab, worauf Militär herbeieilte und auf die Re- ooltanten mehrere Salven abgab. Drei Gefangene wurden getötet, drei schwer verletzt, die übrigen überwältigt und gefesselt. Auch mehrere Gefangenwärter haben Wunden davongetragen. A« dem Blutbade i» Lodz. Aus Lodz, 21. Mai, wird der „Schles. Ztg." ge- schrieben: Allmählich kommt etwas mehr Licht in die dunkle Affäre deS Blutbades vom 17. d. M. Obgleich sich noch .kein klares Bild von Ursache und Wirkung entwerfen läßt, Iso erweist eS sich doch immer mehr, daß die Erbitterung, die in den Kreisen des Militärs, hauptsächlich der Kosaken - gegcn die von „Zivilisten" in Szene gesetzte Revolution herrscht, der bereits so viele ihrer Kameraden zum Opfer gefallen sind, die Haupttriebfeder zu dem unseligen Morden war. Nach der Beraubung des Posttransportes — bei dem übrigens, entgegen allen anders lautenden Meldungen, den Räubern, als welche sich die revolutionäre Fraktion der polnischen Sozialistenpartei (P. P. S.) erweist, absolut gar kein Bargeld in die Hände gefallen ist — liefen einige der Räuber 2 Kosaken nach, deren Pferde in die Lonko- wastraße eingebogen waren und nur mit Mühe von den Reitern gezügelt werden konnten. Der eine dieser Kosaken wurde schwer verwundet und stürzte samt seinem Pferde, der andere kam ebenfalls mit seinem Tiere zu Falle und zwar in der Nähe der Autnerschen Fabrik. Hier be findet sich im Zinne eines leeren Platzes eine Lücke, in die einer oder mehrere der Räuber verschwanden. Dem letzteren Kosaken, der unverletzt geblieben war, schien es nun, daß die Räuber in das Fabrikgebäude gelaufen wäcen. Er sprang auf und lief in die Fabrik. Der Torwächter wurde sofort mit einem Säbelhiebe am Arme schwer verwundet; er lief fort und versteckte sich, schwer blutend, im Kesselraum. Inzwischen war das eine ver wundete Pferd in die Kosakenkaserne gelaufen. Die Schüsse und das verwundete Tier veranlaßte» nun die Kosaken, ihre Flinten zu ergreifen und an den Tatort zu laufen, der nicht weit entfernt ist. Die Patronen lose in den Hosentaschen, in mangelhafter Uniform erschienen sie, ein Haufe wild gewordener Menschen. Was nun geschah, läßt sich gar nicht zusammenhängend schildern. In die drei zusammenliegenden Fabrikgebäude, in denen sich die Arbeitsräume der Firmen M. Kätner, Wojbyslawski, Landsberg, Gebr. Klüger und Kilecki befinden, drangen fast gleichzeitig von allen Seiten Kosaken ein. In dem Kontor der Firma Landsberg wurde daS ganze, aus 5 Beamten bestehende Personal getötet. Kein Ueberlebender gibt Kunde von dem Hergang. In dem Kontor Kutner waren etwa 15 Männer und 10 Frauen, die sich hierher ge- flüchtet hatten. Als die Kosaken erschienen, hoben sie die