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Erscheint wöchentlich drei Mal und ,war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementSprei» beträgt mertchährlich I Mark SV Pf. pr»n»w«r»näo. ÄWger Inserate «erden bi» spätesten» Mittag» d«» vorhergehenden Tage» de» Erscheinen» erbet«« und die Corpus spalten zeile mit w Pf-, unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. LIL. Sonnabend, den 23. September 1882. 7. Jahrq. Bekanntmachung. In der letzten Zeit wiederholt oorgekommene Zuwiderhandlungen gegen das hier bestehende Regulativ über das An- und Ab meldewesen veranlassen den Unterzeichneten, die nachstehenden Bestimmungen in Erinnerung zu bringen. I. Nach hier verziehende Familien und einzelne Personen sind verpflichtet, sich sofort an Rathsstelle persönlich anzu melden. Dieselben haben sich dabei über ihre Staatsmlgehörigkeit, sowie über ihr Verhalten von ihrer Uebersiedelung nach Zwönitz in der gesetzlich geordneten Weise auszuweisen. Lehrlinge, Zieh- und Pflegekinder unterliegen ebenfalls der Anzeigepflicht. Die Vermiether oder Quartierwirthe sind auch in den Fällen, wo ihnen nicht die alleinige Anzeigepflicht obliegt, für die pünktliche Wohnungs-An- «nd Abmeldung ihrer Abmiether bez. Logisleute, sowie derjenigen Personen, die zu deren Haus stande gehören, mit verantwortlich. 2. Besuchsfremde sind, wenn sie sich länger als acht Tage hier aufhalten, ebenfalls anzumelden. 3. Dienstboten haben ihren Dienst oder die jeweilige Wohnung innerhalb drei Tagen von ihrem Anzuge beziehentlich von ihrer Aufenthalts- oder Dienstveränderung an gerechnet zu melden und das Dienstbuch mit zur Stelle zu bringen. Die Dienstherrschaften find für die rechtzeitige An- und Abmeldung ihrer Dienstboten mit verantwortlich. Die Nichtbeachtung dieser Bestimmungen zieht Geldstrafe bis zu 30 Mark oder im Unvermögensfalle verhältnißmäßiae .Haft strafe nach sich. Zwönitz, am 12. September 1882. Der Bürger m ei st er. — Adam. Bekanntmachung, die Wahl eines Abgeordneten zur Bezirksversammlung betreffend. In Folge Fortzugs des bisherigen Abgeordneten der Stavt Zwönitz zur Bezirksversammlung aus dem Verwaltungsbezirke der Königlichen Amtshauptmannschaft Chemnitz macht sich ergangener Verordnung gemäß die Vornahme einer Neuwahl eines Abgeordneten nothwendig. In Gemäßheit § 16 des Gesetzes die Bildung von Bezirksverbänden und deren Vertretung betreffend vom 21. April 1873 in Verbindung mit § 16 der dazu erlassenen Ausführungs-Verordnung vom 20. August 1874 wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Wahl desselben Donnerstag, den 28. September ». v. Vormittags I» Uhr im Rathssitzungszimmer durch den Stadtgemeinde« rath erfolgen wird. Zwönitz, am 16. September 1882. Der Bürgermeister. Adam. Der rechte Weg. Die Parteikämpfe sind wieder in fast allen Ecken lind Enden des deutschen Reiches entbrannt und viel Anlaß scheint dazu vor handen zu sein, denn in Preußen, dem ersten Bundesstaate Deutsch lands, stehen die Landtagswahlen, deren Ausfall nahezu maßgebend für die ganze politische Signatur sein kann, vor der Thür, der Kirchenkampf und der Streit über die Mischehen hat viele Ent täuschungen und Erbitterungen verursacht »nd in den Fragen der Steuerreformen und der socialpolitischen Gesetzvorschläge sind auch in der öffentlichen Meinung vielfach nur extreme oder falsche Wünsche gezeitigt worden. Nimmt man nun gar die Wahlaufrufe für die preußischen Landtagswahlen zur Hand, so wird von der äußersten Rechten der Liberalismus geradezu als der böse Feind des deutschen Volkes hingestellt und als Urheber aller trennenden und erbitternden Gegensätze im Lande, ja schließlich sogar als der Hemmschuh jeder guten Bestrebung erklärt. Und der liberale Radicalismus, die Fort schrittspartei, zahlt natürlich in gleicher Münze zurück. Da droht Reaction, nichts als schwarze, düstere Reaction auf allen Gebieten des Staatslebens und alle bürgerlichen Freiheiten sind in Gefahr. Merkwürdiger Weise muß auch die Geldfrage in dem politischen Kampfe eine mächtige Rolle spielen, denn nach der Fortschrittspartei saugen die indirekten Steuern und die Verstaatlichungen der Eisen bahnen die Steuerzahler, zumal die untersten Klaffen, furchtbar aus, aber was bei den Radicalen Unheil ist, ist gerade bei den Reac- tionären das Heil, denn diese reden von dem schweren Drucke der directen Steuern und den Segnungen der Schutzzölle und Verbrauchs steuern. Man sieht, eS find nichts als Anklagen, Anklagen oft der schwersten Art, die man sich von rechts und links entgegenschleudert. Da nun aber doch wohl unmöglich im Ernste Jemand die Behauptung ausstelle» kann, daß Bosheit oder blinde Thorheit die Triebfedern einer Partei sein können, so stehen wir nicht an, es auszusprechen, daß in unseren politischen Kämpfen eine ganze Menge Uebertret« ungen, zumal von Seiten der auf den Flügeln stehenden Parteien, unterlaufen, und unserer inneren Politik einen theils widerlichen, theils lächerlichen Charakter geben. Diese Uebertreibungen würden aber wiederum nicht möglich sein, wenn es in Bezug auf die Ne- sormbestrebungen in unserem Staatsleben nicht eine solche Menge Mißverständnisse gebe. Die große Masse des Volkes ist ganz ent schieden mit jedem nationalen Ziele, mit jedem nationalen Fortschritte einverstanden, aber sobald es an die Auswahl der Mittel zur Er reichung dieser Fortschritte gehen soll, dann beginnen auch die Miß verständnisse und aus diesen entwickeln sich nur zu leicht die Feind schaften, denn nichts ist natürlicher, als daß Jedermaun für die be drohten Interessen zu kämpfen bereit ist, auch wenn er sich nur ein bildet, daß seine Interessen auf dem Spiele stehen. Allen Vater landsfreunden ist daher anzuempfehlen, alle Fragen des staatlichen Fortschrittes ruhiger, sachlicher und weniger leidenschaftlich zu be- urtheilen und dort den rechten Weg zu suchen, wo man auch dem jenigen, der aus ehrlicher Ueberzeugung einer anderen Meinung ist, eine Concession machen muß. Sieht aber eine Partei ihre Haupt aufgabe darin, den Gegner zu verkleinern oder verhaßt zu machen, dann werden die Gegensätze in unserem politischen Leben größer und größer und das Volk th-eilt sich in zwei extreme Parteien, von denen keine dem Vaterlands Heil bereiten kann. TagesöerichL. — Zwönitz. Wir wollen nicht versäumen an dieser Stelle auf das morgen Sonntag in hiesiger Kirche stattfindende Concert noch mals aufmerksam zu machen. Der Reinertrag ist für arme Constr- marlden bestimmt. Texte unentgeltlich l (siehe Inserat).