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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ »ar »Wilrdnlffcr Tag-dlüil» erscheint tLgttch 5 Uhr fir txa f»Is«»Leu Ta». V«jUgrprcl»: Bel Rbhol»»« I» »« «eichöftrstelle und den Äuegadestcllen 2WK. i« Mo»at, bei Jasteldue, »«ch »t« »»reu 2.» MH., hei PostdesteL»», i Mk. z»,ü,ttch A»«-g» . ,»d«hr. Lixjelnnrnmern »V,. «llePosianstalien Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgege«d Paftd.te»er-«»». 0«»,er und Lelchäsrrftelien — 2-S nehuren ,» >r»«e Heil »e- steKnnzen entgegen. Im Falle höherer vewolr, Krieg »der lonsttger Betriedrstirnngen »-»-ht Hein Anspruch auf Lirlernug ch» Zeitung oder Kürzung de» D«j»,»Preise». — riülüfeuduug eingefandter Schriftftiieh« erf»igt nnr, »en» P»rt» deiliegt. für Bürgertum/ Beamte, Angestellte u. Arbeiter. rl-t-igeupr-i»: die «gespaltene R-umzeil-20 «»ldpfeuuig, die 4 gespalten-Zeile der amtlichen B-danntm-chungeu 4»»chch Plennig, die Zgespalteue Aehlamezetl« im teptlichen Teile 1A> Doldpsennig. Siachweisungrgedühr 20 »oldpsenutg. S-schrieden« Lrscheinungr. _ tage und Pl-tz»»rschrift-» Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 b«rLchstcha,i. «°,ri^» annahmcdiruarm.tOUHr ,0 FL, hi« «ichtigheit »« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir Heine »arantie. Jeder Siadatlanspruch erlischt, men» der Betrag dnMh Klage ringe,»gen »erden mug oderdrr «nflraggederin «anhur, gerül. Anzeigen nehme» alle Bermittlun,»stelle» entgeh». Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachnuge» der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgericht» und Stadttal» zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Stoffe«. Nr 237. —84 Jahrgang Teiegr Adr „Amtsblatt« WilsdruffsDresden Postscheck: Dresden 2840 Sonnabend 10 Oktober 1925 Unter vier Augen. Eine kleine, nette Erzählung: Als Bismarck 1871 mit Jules Favre zwecks Friedensverhandlungen zu- sammengekommen war, lehnte der Franzose — als Nicht raucher — eine Zigarre ab, die ihm Bismarck anbot. Der eiserne Kanzler, übrigens ein charmanter Plauderer, philo sophierte daraufhin über das Rauchen und erklärte es für zweckmäßig, bei derartigen Verhandlungen, die leicht zu Erregungen führen könnten, den Rauch einer guten Zigarre sozusagen als Blitzableiter vor sich zu haben. Als sich Bismarck über ein beleidigendes Wort Favres doch erregte, schob ihm der Adjutant des französischen Unter Händlers mit einer bezeichnenden Geste die aus der Hand gelegte Zigarre hin. Bismarck sah ihn erst groß an, vcr stand sann, lachte uns — die Verhandlung ging ruhig weiter. — — . Die allerneueste Neuigkeit aus Locarno ist nämlich die, daß sich heimlich, still und leise der deutsche Iteichskanzler Dr. Luther und der französische Außenminister Briand getroffen haben. Außerhalb Locarnos in einem kleinen Nest; nachmittags. Aber nicht bei einer Zigarre, sondern beim „Aperitif". Hoffen wir, daß Dr. Luther diese französische Sitte des nachmittäglichen Absinth trinkens ebenso ablehnte wie Jules Favre einst die Bis märckische Zigarre. Aber nicht einmal das weiß man ganz genau; man weiß nämlich in Locarno nur, daß beide und w o beide zusammen waren, daß sie ferner dazu keines Dolmetschers bedürfen, weil — genau wie vor 51 Jahren — zwar der Franzose lediglich seine Mutter sprache beherrscht, dafür der Deutsche aber ein fließendes Französisch spricht. Zum größten Schmerz der 400 Jour «alisten in Locarno hat man aber keine Ahnung worüber die beiden gesprochen haben. Aber die reine Tatsache ist doch schon bezeichnend senug, nämlich dafür, daß die privaten Verhandlungen zwischen hervorragenden Mitgliedern der verschiedenen Delegationen einen breiteren Raum gewinnen; hat doch auch der deutsche Ministerialdirektor v. Schubert eine eingehende Besprechung mit dem belgischen Außenminister Landervelde gehabt. Angeblicher Inhalt: die Formu lierung der Garantie. Nicht etwa der französischen für die geplanten Ostverträge, sondern für den W estp a kt. „Fünf Jahre lang haben die Alliierten gegen Deutschland eine Angriffspolitik getrieben, charakterisiert durch die Ruhr- hesetzung, durch militärische Konventionen zwischen Frank reich und Belgien, der Tschechoslowakei und Polen,* muß sogar der Pariser „Matin* zugeben. Daher ist doch der deutsche Wunsch ein nicht ganz unberechtigter, nun eine wirklich gegenseitige Friedensgarantie im Westen zu haben; sonst hat ja der ganze Pakt für uns keinen Zweck, geschweige denn jede Konzession unsererseits. Im Hinter grund lauert dabei aber natürlich der französische Anspruch auf ein einseitiges S a n k t i o n e n r e ch t, an dem Paris jetzt ebensowenig rütteln lassen will wie im Londoner Ab kommen des vergangenen Jahres. Ein derarLig->s „Recht*, wo Kläger, Richter und Zwangsvollstrecker dieselbe Person, Nämlich Frankreich, sind, ist an und für sich eine Karikatur, würde aber noch verzerrter unter der „neuen Ära* eines Garantiepaktes. Wenn dieser überhaupt erst in Kraft tritt in dem Augenblick, da Deutschland in den Völkerbund ein zieht, so könnte doch dieses Genfer Institut, wenigstens theoretische, den Schiedsrichter bei einer deutsch-französischen Differenz spielen! Eine „wundervolle* Lösung! Aber Briand mag sich darauf nicht einlassen. Ebenso unnachgiebig soll Briand in der Dienstags- fitzung hinsichtlich der „O st garantie* gewesen sein. Hier für wird zurzeit auch „formuliert*, auch deutscherseits. Auch hierbei soll sich Dr. Stresemann — sehr geschickt — darauf berufen haben, daß ja immer noch der Völker bund da sei, der gegen etwaige Friedensstörer im Osten vorgehen könne. Darauf soll aber Briand sich in Äußerun gen bewegt haben, die nicht gerade von einer allzu großen Hochschätzung der politischen Aktionsfähigkeiten feines Genfer Lieblings Zeugnis gaben. Außerdem verlange man das in Frankreich. Nun, und in Deutschland lehnt man das ab! England hält sich natürlich ganz zurück, da es gar kein Interesse daran hat, den europäischen Brandherd an der Weichsel zu ersticken. Man wird in Locarno also wohl noch eins ganze Menge Zigarren rauchen bzw. Apöritifs trinken müssen, ehe man zu einer Einigung kommt, viel langsamer also, als es 1871 zwischen dem Sieger Deutschland und dem besiegten Frankreich geschah. Und dank Deutschlands Mäßigung geschehen konnte. Schluß de» interparlamentarischen Anion. Deutsche Einwandcrungsfeier. In der Schlußsitzung der Interparlamentarischen Union in Washington, in der Pros. Schücking zum Mitglied des Vorstandes gewählt wurde, wies der amerikanische Abgeordnete Burton ausCoolidges Vbrüstungsplan hin und erklärte, Amerika könne eine weitere Initiative in dieser Richtung nicht ergreifen, solange gleichartige Projekte noch von anderer Seite — ßcmeint war der Völkerbund — erwogen würden. Amerika ki aber der Ansicht, daß die Washingtoner Atmosphäre l Um das Durchmarschrecht. Llresemann bei Chamberlain. Locarno, 8. Oktober. Das Ereignis des heutigen Tages war eine Unter kedung zwischen dem englischen Außenminister Chamber !ain und dem deutschen Außenminister Dr. Strese mann ohne Zeugen. Stresemann begab sich geger l1 Uhr mittags vom Quartier der Deutschen, dem Espla nadehotel, nach dem Parkhotel zu einer Aussprache m! dem englischen Außenminister Chamberlain. Die Au. spräche sand in den Zimmern Chamberlains statt und dauerte mehr als zwei Stunden. Uber den Inhalt de: Besprechungen des deutschen und des englischen Außen Ministers wurde nichts Bestimmtes bekannt, doch ver lautet von englischer Seite, daß beide Teile von der Unter redung sehr befriedigt gewesen seien. Es soll ziemlich« Übereinstimmung erzielt worden fein über die östlicher Schiedsverträge. Die Frage des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund und des damit in Zusammenhang stehenden Durchmarsch rechts wurden eingehend be handelt, ebenfalls die Angelegenheit der Kölner Nüu m u n g. In der englischen Presse kommt durchweg die An sicht zum Ausdruck, daß infolge der privaten Zusammen kunft zwischen Briand und Dr. Luther die Aussichter der Konferenz sich wesentlich gebessert hätten. Es gilt jetzt ir London als sicher, daß die Verhandlungen über den West pakt allein zwei, vielleicht sogar drei Wochen dauern wer den. Es ist vorgeschlagen worden, zwischen der Unter zeichnung des Westpakts und der Eröffnung vor Verhandlungen über die Ost Verl rage eine Pause zr legen, damit die Atmosphäre von Intrigen und Vorein genommenheit, die noch immer diese Probleme umgibt, sich klären könne. * vir vierte Vollsitzung. Dreistündige Dauer. Locarno, 9. Oktober. Die Konferenz ist gestern nach mittag kurz nach ^3 Uhr zu der angekündigten Vollsitzung zu sammengetreten. In den reichlich dreistündigen Verhandlungen stand die Frage des Völkerbundes im Vordergründe. Außerdem wurden aber auch die übrigen Probleme berührt, die die Kon ferenz in den letzten Tagen beschäftigten. Heute Freitag findet keine Vollsitzung statt, dafür werden die Juristen wieder zusam mentreten. Zwischen den Führern der Delegationen wird die persönliche Fühlungnahme fortgesetzt. Entsprechende Verabred ungen sind zwischen den Ministern bereits getroffen worden. Am Sonnabend finden zwei Vollsitzungen statt. Vom Sonderbericht erstatter der Telegraphenunion über seinen Eindruck befragt, er klärte der Kanzler, daß die Verhandlungen immer tiefer m die Probleme hineinführen. Es sei selbstverständlich, daß damit die Schwierigkeiten immer größer würden. Das Ergebnis des heu tigen Tages könne man als einen Fortschritt aus der Ebene be zeichnen. * Ende der Konferenz am kommenden Donnerstag? Locarno, 9. Oktober. Man rechnet nunmehr auch in Kreisen der deutschen Delegation damit, daß die Konferenz bis kommenden Donnerstag so oder fo zu einem Ergebnis kommen wird, daß sich also die Tagung nicht allzu lange mehr hmziehen . sich tn hohem Maße für die Abhaltung eurer derartigen Tagung eignen würde. Burton sprach zweifellos im Ein vernehmen mit Coolidge. In der Sitzung wurde eine l Nesoluiion angenommen, die eine Untersuchung der wirt schaftlichen Schranken zwischen den Ländern Europas ver langt und daß Unterausschüsse die Methoden der Nüstungsbeschränknngen prüfen sollen. In Philadelphia fand eine Deutsche Feier zur Er innerung an die von 242 Jahren erfolgte erste deutsche Einwanderung in Amerika statt. Professor Walter Schücking hielt die Festrede, worin er für die von den Deutschamerikanern geleistete Hilfe dankte, welche unendlich viel zur Erhaltung der deutschen Jugend beitrug. Es fei die Mission des deutschen Volkes, überall voranzugehen wo 's sich nm die Durchsetzung des Nechtsgedaulcns handelt, denn, wenn das Recht siegt, wird auch der Tag her Wiedergutmachung sür das deutsche Volk nicht auf sich warten lassen. Die Krediinoi der Landwirtschaft. Erleichterungen in den Nückzahlungsterminen. Unter dem Vorsitz des Neichsernährungsministcrs > »?raf Kanitz und im Beisein des Reichsfinanzministers v. Schlieben fand gestern zwischen den führenden Per sönlichkeiten der zentralen Kreditinstitute eine Erörterung der Kreditlage der Landwirtschaft statt. Die Landwirt dürste. Damit erfährt die Aeußerung Berthelots eine gewisse Bestätigung. Ob dieses Ergebnis freilich positiv sein wird, steht noch sehr dahin. * Wird Polen zugslaffen? Locarno, 8. Oktober. In der gestrigen Vollsitzung der Konferenz wurde auch die Frage der Zulassung der polnischen Delegation zur Konferenz erörtert, wobei beiderseits die Ansicht ge äußert wurde, daß für die Zulassung ein besonderer Be schluß der fünf zur Konferenz eingcladenen Mächte not wendig sei. Deutschland und Rußland. Paris, 8. Oktober. Nach dem „Petit Parisien* wird in diplomatischen Kreisen versichert, der deutsche Außenminister Stresemann habe in der vergangenen Woche mit Tschitscherin in Berlin geprüft, welcherart die russisch-deutschen Beziehungen sein würden, wenn Deutschland den Sicherheitspakt unterzeichne und in den Völkerbund ein- treie. Eine Art deutsch-russischen Gegenvertrages sei dabei von sowjetistischer Seite vorgeschlagen worden, durch den Rußland und Deutschland sich gegenseitig verpflichten, sich in Zukunft weder militärisch noch wirtschaftlich oder durch eine sinanzielle Blockade anzugreifen. Dieser Gegenpakt solle später abgeschlossen und dein Ergebnis der Konferenz von Locarno angepaßt werden. Das sei einer der Gründe, weshalb die deutsche Delegation nicht endgültig in Locarno selbst abschließen wolle, da der deutsch-russische Sicherheits pakt nach den Aussagen von Tschitscherin dazu bestimmt ist, eventuell zu gleicher Zeit wie der westliche Sichcrheitspakt in Kraft zu treten. Die erste Rheinlandzone. Paris, 8. Oktober. Unter dem Vorsitz des Kriegsministers Painlevö fand eine militärische Konferenz statt, an der unter anderem Marschall Foch, der Oberbefehlshaber der Besatzungs- armec, General Guillaumat, der Chef des General stabes, Debeney, der Präsident der interalliierten Kom mission im Rheinland, Tirard, und der Direktor für politische Angelegenheiten im Auswärtigen Amt, Laroche, beteiligt waren, über den Beratungsgegcnstand der Kon ferenz wird in einer offiziösen Mitteilung folgendes a»- fagt: „Die Konferenz hatte zur Ausgabe, die Fragen zu prüfen, die sich auf die neue Nolle beziehen, die der rheini schen Armee zufallen könnte nach der im FriedcnKvcrtr-me vorgesehenen Räumung der ersten Zone. Weiterhin ist bei den Beratungen von einer möglichen Umgruppierung drr Trnppcn dre Rede gewesen." Die Drangsalierung Südtirols Eigener F-rnfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Wien, 9. Oktober. Wie aus einer Mitteilung, die den ''E^rucker Nachrichten" zugehl, zu entnehmen ist, wurden in Sudtlrvl mit dem 1. Oktober neuerdings etwa achtzig deutsche Lehrer plötzlich ihres Dienstes enthoben. Darunter sollen sich auch viele Lehrer mit längerer Dienstzeit befinden, die trotzdem ohne Bezüge und Pension auf die Straße gesetzt wurden. schäft klagt darüber, daß sie nicht in der Lage sei, die laufenden Wcchselverbindlichkciten, die sich in den nächsten Wochen zusammendrängcn, zu erfüllen. Es wurden Pläne erörtert, um die kurzfristigen Versonalkredite in lang fristig eRealkrediteum zuwandeln. Die zen tralen Kreditinstitute erklärten ihre grundsätzliche Bereit willigkeit, nach Maßgabe ihrer verfügbaren Mittel Er leichterungen der Rückzahlungsbedingungen zu ge währen. Im Hauptausschuß des Preußischen Landtags sagte ein Vertreter des Landwirtschaftsministeriums zu, daß die Seehandlung der Landwirtschaft dadurch entgegen- kommen wolle, daß das erste Drittel bis zum 15. No vember, das zweite Drittel bis zum 10. Dezember und das letzte Drittel bis zum 1. Januar beglichen werden solle. Der preußische Staat, der 80 Millionen gegeben hat, werde im Notfall bis zum 1. Januar warten. Weiter gelangte ein Antrag zur Annahme, der steuerliche Erleichte rungen sür die durch Witterungsschäden betroffenen Gebiete und Einzelwirtschaften dorsieht und Notstands- kredite fordert. Einstimmige Annahme fand ferner der Antrag, der von der Preußischen Seehandlung Maß nahmen zur Behebung der Kreditnot der Landwirtschaft fordert. Ein Antrag, dem reellen Handel und den Ver brancherorganisationen ausreichende Geldmittel zuzu- füb' cn zum Ankauf von Kartosfeln aus deutschem P. duktionsgebieteu, fand ebenfalls Annahme.