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2S. Jahrgang sei — wie er mich dem Präsidenten Ammer gesagt habe — sozu sagen die Verhängung de» Standrechte» oder de» Belagerung», zustande«. Man v'nne in gewissen Fällen gezwungen sein, den Belagerungszustand zu verhSngen, aber man länne unter dem Belagerungszustand nicht normal leben. Je früher er aufhöre, und s« weniger man auf ihn zurückgretf«, umso besser sei es. Ob Young wirklich so gesprochen hat oder ob nicht vielmehr der französisch« Berichterstatter etwa» „schöngefärbt" hat im französischen Sinn«? dem Ton der französischen Presse gehe hervor, daß diese Hoffnung nicht berechtigt sei. Frankreich bleibe bet der engherzigen -al- tung, di« «» während der ganzen Krisis eingenommen hab«. Di« Ford«rung der deutschen Regierung, kommerzielle ver Kindlichkeiten müßten den Reparationen vorgehen, habe in der Londoner Tity einen günstigen Eindruck hervorgerufen. Ma» hoff«, dich die deutsche Regierung bei dieser Haltung bleiben und nicht die Interessen der privaten Gläubiger Deutschland» gegen «in« Reparationoverrinbarung mit Frankreich preisgebe» würde, sei umso bedauerlicher, al» auf Grund diese» Berichte« angenom men werden könne, daß es sich von Seiten de» Kanzler» um eine parteipolitische Auseinandersetzung gehandelt habe. Selbstver ständlich -ab« der Kanzler nicht umhin gekonnt, in dieser inter nen Versammlung seiner Partei und im Hinblick aus die letzten Reichstagskämpfe gewisse parteipolitische Fragen zu streifen. In Wirtlichkeit hätten diese Dinge aber „ganz an der Peripherie seiner Rede" gelegen. Mit dieser Feststellung, meint di« «Ger- mania", dürfte sich auch eine am Donnerstagabend verbreitet« Gr- klärung der Deutschen volkspartet erübrigen. Verhandlungen Hoesch mit Laval und Flandln Parts, S. Nvy. Botschafter von Hoesch stattete heute nachmittag In Verfolg der am Dienstag eingo- leiteten Aussprache Ministerpräsident Laval einen Be such ab. gm Anschluß daran verhandelte er auf Ver anlassung Lavals eingehend mit Finanzminister Flan- bin. Bevorstehende Tagung des Völler- dnndsrats in Baris? Genf, s. November. G» scheint letzt festzuftehe«, daß die nächst« Sitzung de, völkerbundsrats, die der erneuten vehandlung de» chtnesisch-tapauischen Konflikt«, ^widmet sein wird, nicht in Genf, sondern in Part, stattfinden wird, wie verlautet, hat der französisch« Außenminister vrtand, der zurzeit di« Geschäft« des Rat,Präsidenten führt, um di« Verlegung der Sitzung nach Pa ri, gebet«». Der Generalsekretär de, Völkerbund«, hat sich daraufhin mit den übrigen Mitgliedern de, Rate, entsprechend in Verbindung gesetzt. Di« Frag« ^^E «Ndgül tg «nt. schieden. An maßgebende, Stelle im Völk.rbund^ekretartat glaubt man jedoch, daß d«m Wunsch« Vrtand, entsprochen ««den wird. Der Rat trttt bekanntlich am 1ö. November zusammen. Die Ge rücht« über «tn« frühere Einberufung werden bi, jetzt noch nicht bestätigt. G, scheinen aber dir-bezügliche Erwägungen von den zuständigen Stellen angestellt zu werden, und man spricht davon, daß derNat unter Umständen schon Mitte der st.mm.ntr.ten wird. Die zuständig«, Stellen d« VSlk.rbund,. sekretartat, find etfrtg mtt dor Rat^iUuna beschäftigt. Ständig spielt der Draht Wische» Gttfl da, dn bmorstthmdm Tagung des A»tt»«'« Steigendes «reirnioenn in England 0,' dlov. MU der Entwicklung des do« Im September erfolge Goldstandard beschäftigt sich tn tn. *2* Londoner Zusthrtft d«s verNnar Dörsen-Kuriers. E» wird darin festgestallt, daß der ^samtindex um rund S,7 Progent gegenüber der Vor. kahrSKiffer zurückbleib«, so daß also die derzeitigen Pre'se tn devalorifierten Pfund Sterling ntedriglsr ^blieben sind al» di« vorjährige« «oldpretfe. Ar«« später, so heißt e» tn der Zuschrift weiter, wird Ausgleich ergeben mässen, der «inst, weilen noch durch di« allgemein« Unsicherheit retar diert werden konnte. England bleibt in jedem Salla genbtigt, beträchtlich« Mengen von Lebensmitteln und Ausland« zu beziehen, und muß selbst, verständlich für diese Anschaffungen - in Sterling ausgedrückt - entsprechend höhere Preis« anlegen, die sich schließlich auch auf das allgemein« Preisniveau auswtrken müssen, «eit dem 21. September haben sich bereit» die Baumwollpretse unk 17,2 Prozent er höht. Getreide ist um rund S Prozent gestiegen, der gleischpret» um 4,3 und di« Indexziffer der sonstige« Lebensmittel um 11,3 Prozent. Di« schon jetzt zu beobachtend« Tatsache, daß di« Pfundentwertung in England nur ganz vorübergehende Erleichterungen zu schaffen geeignet ist, sollte auch denjenigen Kreisen außerhalb England» zu denken geben, di« Inflatorisch« Maßnahmen irgendwelcher Art al» Ausweg au» den gegenwärtigen Schwierigkeiten de» Wirtschaft»!«»«»» betrachten. i Reue Putschgerüchte tn Österreich Be r l i n,-. N-vemher. Infolge von Alcrrmgerüchten über Vorbereitungen der Hetmwehr zu einem neuen Putsch hat di« österreichisch« Regierung, wie die „Wiener Arbeiterzeitung" mel det, die Garnisonen in Alarmzustand versetzt. Gin wesentlicher Teil der Truppen muß stet» in den Kasernen zur Verfügung stehen. Der Konflikt an der Univerfitüt Halle Hall«, 6. Nov. Der Konflikt an der Universität wegen der Berufung Pros. Dchns ist heul« formell beigelegt worden. Allerdings bestehen di« inneren Gegensätze zwi schen Studenten und Dozenten nach wie vor sott. In einer Entschließung, die von der Studentenschaft dem Retz» tor heut« nachmittag unterbreitet wurde, wird zunächst der Rümritt de» amtierenden Rektor» Professor Aubin gefor dert. Weiter heißt e» in der Entschließung, daß di« Stu dentenschaft von weiteren Demonstrationen absehen werd«, da ihr das Wohl der Universität höher stehe Äs die Lehr tätigkeit „eines in seinem Charakter und in seinen An schauungen sehr fragwürdigen Dozenten". Der Kampf aber werde keineswegs ausgegeben, sondern auf noch breite rer Basis mit allen zur Verfügung stehenden geistigen Mit teln weitergefühtt werden. Die Entschließung ist unter- zeichnet vom Hochschulring deulscher Art und der Deutschen Studentenschaft an ver Universität Halle. Wie di« Studen ten weiter erklären, ist ihnen gegen Pros. Dehn wettere» belastendes Material zugegangen. Di« Vorlesungen Prof. Dehn« werden zukünftig unter SicherungSmaßnahmen der UniversttätSbohörden vorläufig Wetter stattfinden, von einer Heranziehung der Polizä will man ob sehen. Keine Berliner BrotpreiSerhöhung beabsichtigt Berlin, 6. Nov. Entgegen anderslautenden Dar stellungen tn der Press« erfährt WTB-HandelSdienst von maßgebender Sette au» Bäckerkretsen, daß in den letzten Tagen irgendwelche offiziellen Beratungen über eine eventuelle Erhöhung d«s Brotpreise» tn Berlin nicht stattgefunden hab««, noch für di« nächst«» Lag« anberaumt sind. Nach weiterer guformatio« W«rds sich et«. Erhöhung d«» Brotpreises «ich» vemmid« lassen, fall» dem Ansteigen der Roggen, bezw. MM« preis« nicht durch geeignet« Maßnahmen Einhalt W. boten werd«. Vorerst sei «tn« BrotpreiSerhöhung,js- doch nicht geplant. Die Ermäßigung der Gütertarife Berlin, 6. Nov. Zu der von der Reichsbahn am 1. d. Mts. durchgesührten Ermäßigung der Güt«- tarife für die oberen Tartstlassen, di, mit der Klausel versehen ist, daß die Ermäßigung wieder außer Kraft treten soll, wenn der gewerbliche Kraftwagenverkehr seinen gegenwärtigen Tarif aushebt, erfahren wir vom Reichsverkehrsministerium, daß selbstverständlich «tue Aenderung der Reichsbahnfrachttarife nur iM Einver nehmen mit dem NeichSverkehrsminist-erimrO, erfolg« kann. Lsrifsinik st» der ««um «etsMudusirst Köln,«. «°v. In«imm indufttis «V sM heute «arg« die «ch«. Ammer mehr Ausschüsse... Die gestrige KabinettSfitzung Berlin, 6. Nov. Unter Vorsitz des Reichs kanzler» Dr. Brüning und unter Beteiligung des Reichst- bankprästdenten Dr. Luther befaßte sich gestern,daS Retchskabinett mit der Vorbereitung der wetteren Be ratungen de» Wtrtschaft»beirate», runhdem die Arbeiten de» zunächst allein eingesetzten Ausschüsse» für die Still- halteproblem« inzwischen bereit» zu End« geführt wer den konnten. E» wurde beschlossen, zwei weitere Au»- schchfse zu bild«. Dem Ausschuß 1 für Produktion»^ kost« und Preis« wird Reichskanzler Dr. Brüning oder ReichSarbeitSmintster Dr. Stegerwald, dem Ausschuß 2 für Kredit und Zin» der Stellvertreter de» Reichskanz ler», Retch»stnanzminister Dietrich oder RetchSwirti- Wirtschaft-Minister Prof. Warmbold Vorsitzen, sämt liche Mitglieder de» Wirtschaftsbeirates sind gleichmäßig auf die Au»schüsse verteilt worden. Di« Ausschüsse wer den Dienstag, den 10. November, in der Reichskanzlei »um Beginn ihrer veratungen zusammentreten. «» ist tn Aussicht genommen, zur Beratung wichtiger Sin- zelsragen Sachverständige zuzugiehen. Die erst« Sit zungen werden der Feststellung des genauen Arbeits programmes dien«, de« Leitsätze der Reichsregierung zugrunde liege« werde«. Entstelle Kanzlerrede? Di« scharf« Ausfäll« de, Retchttanzler, gegen Deutsch- nationale und Deutsche Volk,Partei auf der Sttzu,« d-, N«A- aimschusse, den Zentrum» haben einmal in den betroffenen Rechts parteien starke Verstimmung und ,um anderen auch im Reg»« rungslag« selbst, und vor allem beim Zentrum, deshalb ein« höchst pewliche Verlegenheit hervorg«ruftn,weil st, »r'pMlich nur für den Hauigebrauch uNd «richt für di« Oeffentlichkeit «- «mm,-Lv,ch.»,>-> »ml--'»-»-»---« breiteten Vericht folgte in den AbendMiwen ein von Dr. vrüning persönlich korrigierter Text sein«, Red«, 'n wm d-, sch^f Attacke gegen recht» «°n» «»stn'lich «emtl^rt w^. P- sehr man im Zentrum ein« 'nm,politische P^^^'tMchttm -egenwärtigen Zeitpunktzu-,»meiden bar offiztö, inspiriert. «Klärung de, Neuvolk unü tlie Zckultlensrage Eine Wichtige Erklärung der Reuyorker Bankier» Kurze und laugsristige Kredite Ao «York, 6. Nov. Zwischen den Vertretern der Neuyorker Banken, die an dem Stillhalteabkommen für die in Deutschland gewährten Kredite teilnahmen, haben Be- sprechunge» ftattgefunden, in denen sich Uebereinstimmung darüber ergab, daß di« Kurzkredtte für Deutschland auch weiter gewährt werden müßten. Eine Umwandlung dieser Kurzkredtte mit fünf- oder zehnjähriger Laufzeit sei jedoch untunlich. Es herrschte weiter Uebereinstimmung darüber, daß gemäß dem Geiste des Uoungplane» die Deutschland gewährte« privaten Kurzkredite den Reparationszahlungen nicht nachftehen dürste«. Dieser Erklärung der Neuyorker Bankier, kommt zweifellos groß« Bedeutung zu. Sie ist sicherlich so zu verstehen, daß auch nach dem Ablauf de« Stillhalteabkommen« im Februar di« kurz- sristigen Kredite tn Deutschland nicht abgerufen werden sollen, wenn di« Bankier, andererseits auch mit einer Umwandlung in langfristig« Kredit« nicht einverstanden sind. Da, soll wohl heißen, daß sie sich di« Verfügungsgewalt über da, von ihnen ausge- liehen« Geld für kurze Zeiträume unter allen Umständen wahren wollen. E» ist durchaus möglich, daß di» Neuyorker Bankier, diese Auflassung au, der Befürchtung heraus vertreten, daß an- dernsall, den Tributen abermals «in, Vorzugsstellung eingeräumt und damit die Lösung der großen Krtst, nochmal» verschleppt »er den könnt«. AMtru in England London, a. November. De« diplomatisch« Korrespondent der «Financial New," beschäftigt sich heute mit den Problemen Anzeiger Mr Has Erzgebirge Nr- 261 Sonntag, clen s. November 1S31 Ä, Vereinbarung nur einen sehr problematischen Wert hätte. Wenn Deutschland den politischen Schulden die Pri- oritat vor den kommerziellen einräume, dann werde e, seine Au». landÄredite zerstören und nicht imstande sein, irgendwelche neuen Ausländsanleihen aufzunehmen. Frankreich würde übrigen» aus einer solchen Vereinbarung gar keinen Vorteil ziehen, weil Deutschland doch nicht imstande sein werd«, die Reparation«, zahlungen wieder aufzunehmen. ! Denselben Standpunkt nehmen auch die „Time," «in. Man kann danach kaum glauben, daß der Pariser (!) Berichterstatter der „Morning Post" recht hat, wenn er behauptet, «, bestehe Grund zu der Annahme, daß da, englische «ußenamt mit der französischen Regierung über di« beabsichtigten Verhandlungs methoden übereinsttmme, und man könne annehmen, dich die deutschen Hoffnungen, di« Privatschulden würden den Vorrang vor den Tributen erhalten, enttäuscht werden würden. Wimg verteidigt den vommlan Pari», S. November. Der Sonderkorrespondent des „Matin", Stephan Lauzann«, hat vor seiner Rückreise aus Amerika «ine kurze Unterredung mit Owen D. Poung gehabt, den er über seine Ansicht vom Schuldenproblem befragte. Owen D. Poung hat nach Darstellung de« französischen Journalisten folgen des erklärt: Die Umstände hätten Lei der Au»arbeitung de» Young-Plane» ander« al« heute gelegen, aber die Sachverständi gen wären kurzsichtig gewesen, wenn st« nicht dm Fall vorgesehen hätten, daß sich die Umstände ändern könnten. Daher hätten sie ihren Plan möglichst elastisch gestaltet, damit er sich den Ereig nissen anpassen lass«. Er hab« die feste Ueberzeugung, daß der Mechanismus de« Poung-Planm.mech heute »och gut sei, wenn ....... man guten Willen und guten Glauben für sein Funktionieren der deutschen Auslandsverschuldung. Er erklärt, manche Kreise hab«. Nachdem Owen D. Poung dem französischen Journalisten hätten gehofft, daß Laval durch seinen völligen diplomatischen gegenüber von dem Respekt vor unterschriebenen Verträgen ge- Sieg in Washington zu einer versöhnlichen Haltung veranlaßt sprachen hatte, soll er weiter erklärt haben: Gegenwärtig nehme werd«. Aber au» amtlichen französischen Aeußerungen und au, man gerne zu Moratorien feine Zuflucht. Gin Moratorium aber