Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den MM ötzirk -es Amtsgerichts Eibenstoek sertionspreiS: die kleinsp. S-U-'»« und dessen Zlmgebung. Abonnement viertelt. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. zs. 2aSr«-n«. Dienstag, den 20. August 188S. Bekanntmachung. Am 15. August d. I. ist der 3. diesjährige städtische Antagentermin, zu dessen Bezahlung eine 3wöchige Frist zugelassen ist, fällig. Zu dessen Ent richtung wird mit dem Bemerken hiermit aufgefordert, daß nach Ablauf dieser Frist ohne vorhergegangene persönliche Erinnerung das Zwangs verfahren eingeleitct werden wird. Eibenstock, am 12. August 1889. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Bg. rnxssorSnniiK für die öffenlk. Sitzung des Stadlverordnelen-EoNegiums Dienstag, am 2V. August 1889, Abends ' ,8 Uhr. 1) Vorlegung der Rechnungen: u. über die Erhebung des Schulgeldes im Schuljahr 1887/88, d. „ „ „ der Gemeindeabgaben im Jahre 1887, c. „ „ Stadtkasse auf das Jahr 1888. 2) Mittheilung des Ergebnisse« der Revision der städtischen Kassen am 24. Mai 1889. 3) Beschlußfassung in der Sache, die Anstellung eines VerbandS-KassenrevisorS betr. 4) Desgleichen betreffs des Nachtrages zur Localbauordnung über die Bahn hofsstraße. . 5) Desgleichen wegen der Verwendung des Reingewinns bei der Sparkasse im Jahre 1888. 6) Vorlegung des mit dem Handelsmann Hermann Klemm hier wegen des An kaufs des Areals vor den Häusern in der Peint getroffenen Abkommens und Beschlußfassung hierauf. 7) Mittheilung der Verordnung der Königlichen Brandversicherungs-Kammer auf da« Gesuch um Erstattung der der Firma Krauß und Hähnel bei Cat. Nr. 248 zu gewähren gewesenen Kellerentschädigung. 8) Vorlegung einer Zusammenstellung über die durch die hier veranstaltete Wettinfeier entstandenen Kosten. 9) Hierauf geheime Sitzung. Eibenstock, den 19. August 1889. Der Stadtverordnetcn-Vorsteher. Carl Dörstel. Der Kaiser in den Reichslanden. Der Kaiser Wilhelm und seine Gemahlin werden dieser Tage in den Reichslanden weilen; auch Metz, die alte deutsche Veste, wird den Besuch des Kaisers empfangen, ebenso wie Straßburg, „die wunderschöne Stadt". Der junge deutsche Kaiser, von dem Bismarck im vergangenen Jahre sagte, daß er sein eigener Kanzler werden würde, legt in alle Beziehungen seines hohen Berufes ein stark belebendes persönliches Element. „Selbst ist der Mann"; er selbst besucht die aus wärtigen Souveräne und empfängt deren Gegenbe suche, wobei immer neue Fäden der Einigung, Ver einigung und des Friedens gesponnen werden. Mit den deutschen Fürsten steht der junge Kaiser in per sönlichem Verkehr. Fast keine Woche vergeht, ohne daß das Berliner Schloß deutsche Fürstlichkeiten als Gäste beherbergt. Der Kaiser selbst ist der oberste Inspektor seiner Armee und Marine; er erscheint unvermuthet bald hier, bald dort, prüfend, aneifernv, fördernd. Er wollte sich persönlich überzeugen, wie die Verhältnisse beim Bcrgarbeiterstrcik lagen und empfing deshalb die Arbeiter- wie die Arbeitgeber- Deputation, ließ sich auch fortdauernd über die Er gebnisse der geführten Untersuchung Bericht erstatten. In diesem Sinne und aus diesem Gefühl heraus will der Monarch jetzt das persönliche Band knüpfen, daS ihn als Kaiser mit den Reichslanden verfassungs mäßig bereits verbindet. DaS Land, welches sein Großvater und sein Vater als oberste Führer der deutschen Truppen im Jahre 1870 dem Reiche von den Franzosen zurückgewannen, weist die Stätten der kriegerischen Ruhmesthaten seines Vaters, weist die Schlachtfelder von Weißenburg, Wörth, Spichern und bei Metz auf, die erst in den jüngsten Tagen wieder die Grabhügel der daselbst gefallenen Helden im frischen Kränzeschmuck prangen sahen. Kaiser Wilhelm I. hat die Reichslande wiederholt und auch Metz besucht. Die Bevölkerung jubelte dem greisen Monarchen zu — stimmte aber bei den folgenden Reichstagswahlen im Sinne der Protestler; erst in neuester Zeit ist insofern eine gewisse Milder ung eingetreten, als Straßburg einen Nationallibe ralen, Metz (an Stelle des ThierarzteS Antoine) einen Mann in den Reichstag sandte, der wenigstens auf dem Boden der Gesetze zu stehen erklärte. Dem Kaiser Friedrich war eS während seiner kurzen Regierungszeit, die ja zugleich eine Leidenszeit war, nicht vergönnt, präsentativ aufzutreten. Indessen ließ er in seiner gleich nach der Thronbesteigung er lassenen Proklamation an die Reichslande keinen Zweifel, daß dem Reiche auf alle Fälle erhalten bleiben müsse, was mit Strömen deutschen Blutes erkauft worden war. Und als in Frankfurt a. O. (in vergangener Woche war eS jährig) das Denkmal für den Prinzen Friedrich Karl enthüllt wurde, nahm Kaiser Wilhelm II. nochmals Gelegenheit, daS Legen dengebilde zu zerstören, als ob sein Vater einer Rück abtretung der Reichslande an Frankreich geneigt ge wesen wäre. Eher würden unsere achtzehn Armeekorps auf der Wahlstatt bleiben! so erklärte damals der junge Kaiser. Bei der Anwesenheit Kaiser Wilhelms II. in Straßburg erhält der dortige Kaiserpalast seine Weihe. Vor sieben Jahren wurde zu ihm der Grundstein gelegt und erst vor wenigen Monaten war die innere Ausstattung vollendet. Der Kaiser wird also in Straßburg im eigenen Heim wohnen. Die französische Regierung wird während der Anwesenheit des Kaisers in Metz eine ihr höchst peinliche Höflichkeitspflicht zu erfüllen haben: sie muß den Monarchen offiziell be grüßen lassen. So will es der Brauch, dem sich die Franzosen diesmal um so weniger entziehen können, als ihnen erst vor Kurzem (bei der Abholung der Gebeine LatourS und Carnots) auch die Deutschen in so würdiger Weise ihre Achtung gezeigt haben. Es ist hier nicht der Ort, um sich in Erörter ungen über die möglichen Folgen des kaiserlichen Besuches der Reichslande zu ergehen; diese Folgen würden auch nicht sogleich zu Tage treten. An den Gemüthcrn der Elsaß-Lothringer kann aber das ihnen und ihrem Lande vom Kaiser gezeigte Interesse un möglich spurlos vorübergehen. Hagesgeschichle. — Deutschland. Das Kaiserpaar ist am 17. d. in Bayreuth eingetroffen, wo dasselbe eine Zu sammenkunft mit dem Prinz-Regenten Luitpold hatte, und an zwei Tagen den Festspielen im Richard- Wagnertheater beiwohnte. Am 20. d. treffen Ihre Majestäten in Straßburg ein. — Die „N. A. Ztg." meldet aus Frankfurt a. d. Oder, 16. August: In Anwesenheit des Kaisers und des Prinzen Friedrich Leopold fand heute vor einem Jahre die feierliche Enthüllung deS Denkmals weiland Prinzen Friedrich Karls statt. Aus diesem Anlaß hat heute eine große Anzahl patriotischer Män ner der Stadt, größtentheils Mitglieder von Innun gen, Krieger- und Gesangvereinen re., durch eine De putation am Denkmal des Prinzen einen prachtvollen Lorbeerkranz niederlegen lassen. Sr. Maj. dem Kaiser wurde folgendes Telegramm gesandt: „Heute, am Jahrestage der Enthüllung des Denkmals weiland Prinzen Friedrich Karls, jenes Ereignisses, daS Eure Majestät durch jene bedeutsame Rede zu einem ge schichtlich denkwürdigen erhoben haben, bringen freudig bewegt zahlreiche Patrioten aus allen Kreisen der Bürgerschaft Frankfurts Eurer Majestät in unwan delbarer Treue ihre ehrfurchtsvolle Huldigung dar und legen am Denkmal des ruhmgekrönten Heerfüh rers den Lorbeer nieder, gedenkend in Verehrung und Dankbarkeit deS Heimgegangenen Feldherrn, sowie der Hunderttausende, welche er einst zu herrlichen Siegen geführt hat. — AuS Görlitz kommt eine auch für Sachsen und die Viehvcrsorgung wichtige Nachricht: Die Ein fuhr lebender Schweine aus Ungarn über Oder berg ist freigegeben. Au der Grenze findet eine ge naue Untersuchung statt. — Oesterreich. Zu dem am 18. d. statt findenden 60. Geburtstage Kaiser Franz Jo sephs schreiben die „N. N." unterm 17. d.: Kaiser- Franz Joseph feiert morgen den sechszigsten Geburts tag. In lauschiger Waldeseinsamkeit, fern von dem geräuschvollen Hofleben, hat der Herrscher Oesterreich- Ungarns diesen Tag zu begehen gewünscht, und so ist er in sein Bergschloß zu Ischl geflüchtet. Hier in der Stille einer herrlichen Natur soll das Fest, da« sonst so freudige Erregung und liebenswürdige Un ruhe in die Umgebung des verehrten Monarchen brachte, schlicht und formlos vorübergehen. Das letzte Lebensjahr hat dem Kaiser so viel Schmerzen be reitet, daß er cs gern wird scheiden sehen. Nock immer legt sich der Flor, in den man des verstorbenen Kaisers einzigen Sohn und tausend Hoffnungen zu gleich gebettet hat, um die Stimmung des vielge prüften Herrschers; noch hat die Kaiserliche Mutter den jähen schweren Stoß, der in ihr Herz geführt worden, nicht überwunden und düstere Gestalten um schweben ihr einst so schönes Haupt und erhalten schwere Besorgniß in der Kaiserlichen Familie. Kaiser- Franz Joseph hat in männlichem Heroismus die schwere Bürde seines verantwortungsreichcn Berufe« nicht einen Augenblick abgelegt; er hat das Erbtheil der irdischen Größe, den eigenen Schmerz dem Wohle der Anderen zu opfern, wie ein Held auf sich ge nommen. Aber es ist verständlich, daß er an einem solchen Tage, wie dem 18. August, der sonst ein Festtag war und jetzt ein Tag wehmüthigen Gedenkens an die Vergangenheit geworden ist, nicht den geräusch vollen Ausdruck der Freude vernehmen mag. Des halb klingt der Glückwunsch, den die Völker Oester reich-Ungarns morgen in daS- einsame Bergschloß senden, leise und gedämpft, aber die Liebe und Treue brauchen keine großen dynamischen Mittel, um sich kund zu thun. Auch im deutschen Reiche gedenkt man mit aufrichtiger Verehrung und innigster Theil- nahme des TageS — die Zeugnisse für die Gefühle, welche Deutschland dem Freund und Verbündeten entgegenbringt, sind soeben erst augenfällig gewesen, und so braucht es keiner neuen Versicherungen. Möge Kaiser Franz Joseph zum Segen seiner Völker, die in ihm ihren vornehmsten Einigungspunkt finden, und zum Heil deS Friedens noch lange seines er habenen Amtes walten! Locale «nd sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 19. August. Vorige Woche wurde in Blauenthal durch die hiesige Gendarmerie der Schuh macher Franz Joseph Horn aus Birkenhammer in Böhmen verhaftet, der im Verdacht stand, den Fabrikar beiter Wilhelm Rieger in Klosterwalde bei Ostritz am 1b. v. Mts. ermordet zu haben. Der Erstgenannte war nämlich im Besitz deS Passes und eines Pfandscheines des Ermordeten und erfolgte daher die lleberführung de« Verhafteten an da« Amtsgericht Bautzen. Der selbe hat inzwischen ein umfassendes Geständniß ab-