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d?r. Dresden, den Erinnerungen aus dem neuesten Oratorium des Herrn Cantor Weinlig zu Dresden. ( Scdlu s;. ) Äus einem gleichen Gesichtspunkte muß man endlich die dritte Arie nehmen, die eine heftige Apostrophe an die Priester Juda'6 und an das Volk zu Jerusalem enthält: Ihr ruft die Donner Gottes, Unglückliche, mit Uebermulh't Sie braust, euch zu verderben. Daher, VeS Zornes Glut. Einem Srurme gleich, umrauschen die Instrumente, durch eine Baß-Posaune verstärkt, die Singstimme, die sich hier sehr schicklich im Baß hören läßt, und den Ver brechern in kurzen, gleichsam abgebrochenen Tönen mit oft weiten Intervallen, den furchtbaren Ernst eines künf tigen Gerichts ankündigt. In ganz gleicher Bewegung, voll schauervoller Heftigkeit, ist der zweite Theil vorge- tragen: Und Weh'euch dann! Entsetzen Und Untergang wird euch umziehn. Der Tag der Rache nahet! Ihr werdet nicht entfliehn! Das Reißende und Stürmische des in dieser Arie herrschenden AffekrS ließ auf sie vielleicht noch weniger, als auf jede andere, die gewöhnliche Methode bei ihrer musikalischen Behandlung anwenden; auS eben diesem Grunde durfte sie sich auch nicht durch eine deutliche Melodie aussprechcn, welche zu viel ruhige Ausführlich keit herbcrgeführt hätte, sondern sie mußte, wie auch ge schehen ist, in kurzen Abschnitten und bei sparsamen Wiederholungen einzelner Zeilen, brausend und gleich sam drohend, dem Ende zueilem i. Juni *3*2. 4^ Die Chöre deS zweiten Hauptabschnitts verdienen nicht weniger Lob, als die Arien. Das erste, womit sich der erste Theil schließt: „Erlöser, Menschenfreund! re." ist in herrlichen Akkorden, voll rührenden Danks und wehmüthiger Ueberlegung, vorgetragen. Ausge, zeichnet schön sind die Worte ausgcdrückt: „Du bist der wahren Frommen Erhabner Trost und Hort! Das zweite Chor, mit welchem der andere Haupt- theil beginnt, kündigt im klagenden 6 mott den Ausdruck der tiefsten Wehmuth an und ein gedämpfter Gesang spricht die Worte aus: Singt in leisen Klagetönen Unsers Mittlers Tod! Seelen, Gott' uns zu versöhnen, Beugt' ibn Angst und Noth. Bei den Worten: O erhebt ihn! Himmelsfreuden Sind nun unser Theil! Aeigt der Gesang in der Hellern Tonart es äur und in stärkern Lauten bis zur freudigen Gewißheit des Besitzes eines hohen Glücks, und verschmelzt sich endlich bei den Worten: Des Gerechten tiefes Leiden Schafft der Menschheit Heil! mit den ernsten Empfindungen, zu welchen das Gemüth durch die Erinnerung an den leidenden Erlöser zurückge- führt wird. Wir übergehen itzt das dritte Chor: „Da bebt die Erde rc.", weil am Ende dieses Abschnitts und zu An fänge deS dritten ohnehin davon die Rede seyn muß, Md kommen auf die zwei noch übrigen lyrischen Stücke