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f, h tt für Wilsdruff, TlMttdL, Rossen, Lietentch» uud die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahmc bis Montag resp. Donnerstag Mittag. ^7 3. Freitag, den 9. Januar 1874. Bekanntmachung. In Gemäßheit des Gesetzes vom 18. August 1868, „die allgemeine Einführung der Hundesteuer betreffend", hat be hufs Erhebung dieser Steuer am 10. Januar jeden Jahres eine genaue Consignatiou aller steuerpflichtigen Hunde zu erfol gen. Alle hiesigen Bewohner, welche im Besitze von Hunden sind, werden hierdurch aufgefordert, dieselben bei Vermeidung der auf die Hinterziehung der Hundesteuer gesetzten, auf den dreifachen Betrag dieser Steuer sich belaufenden Strafe am Ist. Januar dieses Jahres in der Stadtkämmerei zur Versteuerung anzumelden. Wilsdruff, am 5. Januar 1874. Der Stadtrat h. Bürgermeister Adv. Ernst Sommer. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Bestimmungen in § 59 der Militair-Ersatz-Instruction vom 26. März 1868 werden alle diejenigen Militair- pflichtigen, welche 1 ., am hiesigen Orte im Jahre 1854 geboren sind, 2 ., am hiesigen Orte ihr gesetzliches Domicil haben, 3 ., als Dienstboten, Haus- oder Wirthschaftsbeamte, Handlungsdiener oder Lehrlinge, Handwerksgesellen, Lehrburschcn, am hiesigen Orte sich anshaltcn, insoweit sie weder schon in daZ stehende Heer cingctretcn, noch bereits durch Empfang eines besonderen Scheines von dieser Anmeldung entbunden sind, aufgefordert, innerhalb der Zeit vom 15. dieses Monates bis zum 1. Februar dieses Jahres behufs Eintragung ihrer Namen in die Stamm rolle in der hiesigen NathSexpedition persönlich sich zu melden und zwar unter Vorzeigung ihres Geburtsscheines. Gleichzeitig werden diejenigen, welche wegen zeitlicher Untauglichkeit oder sonst aus einem gesetzlichen (Gründe zurückgestellt sind, sowie etwa sonst noä) hier aufhältliche Militärpflichtige Personen aufgefördert, innerhalb der vorbemerklen Zeit und zwar unter Vorzeigung des bei der früheren Gestellung empfangenen Gestell- oder Loosungsscheines, sich ebenfalls persönlich in der Rathscxpedition anznineldcn. Sind Personen, welche nach den Eingangs gedachten Bestimmungen hier gcstellpflichtig sind, zur Zeit vom hiesige» Orte abwesend, so haben deren Eltern, Vormünder, Brodhcrren die Verpflichtung, dieselben anzumclden. Die Unterlassung der Anmeldung zur Stammrolle zieht nach 8 116 der citirtcn Militärersatzinstrnclion Geldstrafe bis zu 10 Thalern oder verhältnißmäßige Gefängnißstrafe nach sich. Wilsdruff, am 8. Januar 1874. Der Stadt rath. Bürgermeister Adv. Zürnst Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 9. Januar 1874. Wir erinnern an dieser Stelle nochmals an die morgen (Sonnabend) stattfindende Wahl zum Reichstage. Möge auch bei uns ein jeder Wähler von seinem Wahlrechte Gebrauch machen. Unser früherer Vertreter, Herr Finanzprocurator Hofrath Ackermann in Dresden, ist im ganzen 6. Wahlkreis wiederholt in Vorschlag gebracht worden, und wenn wir Alle unsere Wählerpflicht erfüllen, so steht es auch im Voraus fest, daß unserm Kreis diese bewährte Kraft erhalten bleibt. Die Abgabe der Stimmzettel findet von Vormittags 10 bis Nach mittags 6 Uhr statt. Stimmzettel für obgedachten Candidaten werden am Wahltage selbst noch im Nathskeller bereit gehalten. Ein Schriftchen „An die sächsischen Arbeiter. Ein Mahn wort zu den bevorstehenden Neichstagswahlcn", sagt unter Auderm: „Deutsche Arbeiter, wollt Ihr Euch "wirklich für eine hoffnungslose Sache, auf das Commando von Führern mit unklaren Zielen, auf opfern? Vertretet Euere Interessen und sucht werthvolle Bundesge nossen unter den Euch wohlgesinnten einflußreichen Gebildeten! Wäh let keinen, der nicht ein Herz für die Sache der Arbeiter hat! Aber ebensowenig einen solchen, der Euch Alles verspricht uud Nichts er reichen kann! Sorget für Euch und Euere Familien in der Gegen wart und laßt den soeialdcmokratischen Staat der Zukunft da, Wo er hingehört, im Gebiete der Träume; denn mit diesen Träumen werdet Ihr in einem vernünftigen vorwärtSstrebendcn Lande immer in hoffnungsloser Minorität bleiben und nur die erreichbare Ver besserung Euerer Lage erschweren!" Und am Schlüsse: „Euere Füh rer rufen Euch zu: „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!" Wir aber weisen Euch auf bessere Bundesgenossen, durch die Ihr gleich jetzt etwas erreichen könnt, und rufen: „Deutsche aller Stände, ver einigt Euch, lernt Euch kennen, kommt Euch entgegen! Reibt Euch nicht in nutzlosem Kampfe auf, sondern strebt gemeinsam, das Wohl aller Stünde im gemeinsamen Vaterlands zu begründen! Folgt Euern Freunden, nicht Euern Schmeichlern, sagt Euch los von den verführerischen Worten der Socialdcmokraken. Wählt Arbeiterfrcunde, aber keine internationalen Wühler, sondern ernste deutsche Männer, die auf dem Bodeu des Gesetzes stehen! Es dürfte nicht überflüssig sein, daran zu erinnern, daß bei Packctpostsendungcn kein Begleitbrief zu deu Packcten mehr angenommen wird, sondern lediglich gelbe Postpacketadressen zu verwenden sind, wovon 5 Stück Gr. kosten. Leisnig, 2. Januar. Gestern Nachmittag gegen 5 Uhr sind der 17 Jahre alte Sluhlbaucr Emil Anton Prosnitz und sein 12 Jahre alter Bruder Karl Adolph von hier beim Schlittschuhlaufen auf der nur schwach mit Eis bedeckte,, Mulde iu der Nähe von Graguitz ertrunken. Die Leichen der beiden Verunglückten wurden erst heute durch Stichen mittelst Kahn und Stangen ausgefuuden.