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Königliche Amtsgericht und den Gia-trat zu Wilsdruff für die Königliche Amtshauptmannschast Meißen, für daß Ko^rentamt zu Tharandt sowie für das Königliche Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 2S614. Jeonsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. 77. Jahrg. Sonnabend den 10. August 1918 Nr. 185 Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite Inseriioiwvi-eis Pfg. für dk S-gespattenc Korpuszette »der der-n Raum, Lokalprej» pfg., Rettomen pfg., alles Mi! ov« Teuerunqszufckftag. Zettraub und tabellarischer Satz mit so-/» Aufschlag. Lei Wiederholung und Jahresumsätzen entsprechender Nachlaß. Lclannimachungen im amtlichen Teil (nur von Behörden! die Evaitzeile so pfg. bez. pfg. / Nachwcisungs- und Nffertengebühr 2» bez ZV Pfg. Telephonische Inferaten-Aufgabe schließt jedes ReNamaiionSrechi aus. 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Clemenceau aber wird sich dieses Sieges nicht freuen; denn der seltsame Urteilsspruch zeigt aller Welt, was längst kein Geheimnis mehr war, daß die Unbestechlichkeit der Richter in Frankreich keine Heimstätte hat. Und Clemenceans zynisches Wort: In der Politik gibt es keine Gerechtigkeit, hat einen billigen Trunnph gefeiert, der dem »Tiger' noch manche unruhige Stundi- bereiten wird. Die Person des Mannes, der jetzt von Rechts wegen verurteilt worden ist, obwohl das Gericht ihn keines Ver brechens schuldig fand, kann uns herzlich gleichgültig sein, schon deswegen, weil er jahrelang an führender Stelle die französische Revanchepolitik mitgemacht und an Deuticklen- hetze soviel geleistet hat, daß er eigentlich übe- den Verdacht des Einverständnisses mit dem Feinde erhaben lein sollte. Aber sein Prozeß ist für uns von besonderem Interesse, weil er grelle Schlaglichter auf das innervolitische Leben Frank reichs wirft und zeigt, welche Männer und Schichten dis Organisatoren des Krieges bis aufs Messer sind und mit welchen Mitteln diese kleine Clique gegen ein ganzes Volk regiert. Als Clemenceau die Ministerpräsidentschaft über nahm, sah er sich einem schlimmen Erbe gegenüber: die wirtschaftliche Kraft des Landes durch den deutschen U-Boot-Krieg zermürbt, die Siegeszuversicht der Front durch die schweren Mißerfolge zweier opferreicher abge schlagener Offensiven erschüttert und allüberall der heiße Wunsch nach Frieden. Clemenceau getraute sich die Kraft zu, das Bild von Grund auf zu verändern. Dazu gehörte vor allem, daß dem Volke die Sündenböcke gezeigt wurden, die an dem Niedergang, an den Mißerfolgen, an dem allgemeinen Vertrauensmangel die Schuld tragen. Und wie er als Senator den Kampf gegen die „Friedenssehnsüchtigen* ausgenommen und als ihre Führer und Verführer Malvy und Caillaux gekennzeichnet hatte, so wollte er als Ministerpräsi dent die Schuld dieser »Feinde Frankreichs' vor aller Öffent lichkeit feststellen. So kam der Prozeß gegen Malvy, so die Anklage gegen Caillaux zustande. Freilich, die schlimmsten Beschuldigungen, daß Malvy die Pläne der Verteidigung Aes Chemin des Dames dem Feinde verraten und an der Krönt durch seine Friedenswerbearbeit Meutereien ange lstiftet habe, fielen vor der Schranke des Gerichts in nichts zusammen. Konnte aber der Senat, der sich eigens für den Malvyprozeß als Staatsgerichtshof konstituiert hatte, den Mann freisprechen, den Clemenceau angeklagt hattet So kam dann die Begründung des Oberstaats anwalts zustande, daß die „politischen Interessen' oft höher stehen, als die Forderungen des gemeinen Rechts. Nach dem Gesetz vom 16. Juli 1875 kann der Staatsgerichtshof aber Verbrechen schaffen, die im Strafgesetzbuch gar nicht ent halten sind, wenn nämlich Tatsachen vorliegen, die eine solche Auslegung rechtfertigen. Hier aber galt es, den Wunsch Clemenceaus, des mächtigsten Mannes in Frank reich, zu erfüllen. Und so ward denn Malvy schuldig gesprochen des Amtsmißbrauchs, weil er die Friedenswerbearbeit der Pazi- fistMUnd Anarchisten geduldet hatte, um den Burgfrieden zu wahren und so die Widerstandskraft von Heer ünd Heimat geschwächt habe. Ein Akt echt französischer Justiz, der zwar Clemenceau zu einem Sieg über Malvy verholten und die Bahn frei gemacht hat zum Hauptschlage gegen Caillaux, der aber zugleich die gesamte Arbeiterschaft Frankreichs gegen Clemenceau erbittern muß. Der Ministerpräsident, der diesen Sieg mit einer Stimmen zahl von 101 gegen 81 errang, sitzt nicht mehr allzu fest auf seinem Stuhl, und es fragt sich, ob er dem Ansturm der Massen der Arbeiter, die er mit diesem Urteil gegen Malvy auf den Plan rief, gewachsen sein wird. Das enMch-franzMche - BimkmS. Lloyd George über die Lage. Haag, 8. August. Im Unterhause gab Premierminister Lloyd George - eine Übersicht über die Kriegslage und führte dabei u. a. l aus: Vor vier Jahren hat das britische Reich beschlossen, ! sich mit seiner ganzen Kraft in den größten Weltkrieg zu ! stürzen, der jemals in der Geschichte vorgekommen ist. Es tat dies nicht, weil britisches Territorium besetzt oder be- ' orobl. wnüern wen oas miernanonale mecyl angegriffen wurde. Wir hatten eine» Vertrag mit Frankreich, daß, wenn Frankreich angegriffen würde, wir cs zn unterstützen haben. Es bestand keine Übereinkunft bezüglich der Streitmacht, die wir liefern sollten, und bei allen Besprechungen ist niemals daran gedacht worden, daß wir jemals eine größere Truppenzahl als sechs Divisionen verwenden werde» Im weiteren Verlause seiner Ausführungen wandte sich Lloyd George zu dem Verdienste der Flotte: »Menn die Alliierten zur See besiegt worden wären, so wäre der Krieg zu Ende gewesen. Vor einer Niederlage zur See unsererseits kann Deutschland niemals triumphieren.' Lloyd George sagte ferner, daß er die große Hilse der Flotte der Amerikaner, Franzosen, Italiener und Japaner nicht verringern möchte, aber es sei Tatsache, daß die britische Flotte unvergleichlich größere Leistungen voll bracht habe. Die zu Beginn seiner Rede abgegebene Erklärung über den Vertrag mit Frankreich, laut welchem England in einem Defensivkrieg zur Hilfeleistung an Frankreich verpflichtet war, hat Lloyd George später durch die folgenden, in einer Unterredung geäußerten Worte ab- geschwächt: »Vertrag ist ein zu starkes Wort, um das jenige zu bezeichnen, was mit Hinsicht auf eine etwaige von England zu leistende militärische Unterstützung zwischen Frankreich und Großbritannien bestanden hat. Es wär- bester, daS Verhältnis als eine Ehrenpflicht und nicht als Vertrag zu bezeichnen.* Rückiriii des Generals Litzmann. Ein Held des Weltkrieges. Auf sein durch Gesundheitsrücksichten begründetes Gesuch ist General der Infanterie Litzmann von seiner Stellung als Führer eines Reservekorps enthoben und zugleich » l» suite des Garde - Füsilier-Regiments gestellt worden. General Litzmann, der im 69. Lebensjahre steht, war vor Lem Kriege zuletzt Direktor der Kriegsakademie, eine Menerai Litzman« Stellung, in der er sich große Ver dienste um das militärische Er- ziehungswesen er warb. Im Jahre 1905 wurde er in Genehmigung sei nes Abschiedsge suches zur Dis position gestellt. Der Weltkrieg brachte dem auch als Militärfchrift- steller geschätzten General die Ge legenheit,seine her vorragenden Füh rereigenschaften zu bewähren. „Eine der schönsten Waf fentaten des Krie ges" ist mit seinem Namen verknüpft, der Durchbruch der » im Verbände der Gruppe Scheffer-Boyadel fechtenden Garde-Division bei Brzeziny in Polen Ende November 1914. General Litzmann erhielt darauf den Orden Uour le m«riw und wurde vom Generalleutnant z. D. zum General der Infanterie befördert und zum Führer eines Reservekorps ernannt. Besonderen Anteil hatte er an der Eroberung von Kowno, bei der nach dem Urteil Kaiser Wilhelms seine Anordnungen Sen schnellen Erfolg sicherten, und bis in die letzte Zeit erwarb er teils im Osten, teils auch im Westen neue Lorbeeren. Nun zwingt die erschütterte Ge sundheit den verdienten General, sich in den Ruhestand zurückzuziehen. . Zu neuem Schlage bereit. Der militärische Mitarbeiter des „Basler Anzeigers* hebt die neuerlichen strategischen Züge Hindenburgs und Ludendorffs hervor und schreibt, daß sie ihrem früheren Vorsätze, immer den Arm zu einem Schlage bereitzühalisn, treu bleiben wollten, und daher eher sich zum Rückzug bis zur Vesle entschlossen, als sich auf eine drohende Fesselung ihrer Kräfte, wie sie an der Marne durch den Fochschen Gegenstoß zu erwarten war, einzulassen. Der französische Generalissimus werde über das deutsche Zurückweichen viel w uiger erfreut sein als die französischen Zerrungen. Denn die'Durchbrechung der deutschen Armee ist ihm infolge dessen nicht geglückt. Aus der großzügigen Anlage o-r gegenwärtigen Manöver darf man den L-cymtz zreyen, das sich diesmal die größten Feldherren der beiden Parteien gegenüberstehen und mit um so größerer Spannung wird man den weiteren Verlauf des großen Ringens im Westen verfolgen müssen. Sorge vor Überraschungen. Der Pariser „Temps" schreibt: Wir müssen damit rechnen, daß die Deutschen uns mit berechneter Absicht oon ihnen besetztes Gelände preisgeben und wir müssen bei jedem Bodengewinn an die Absichten deS Feindes an den anderen Frontgebieten denken, um ihnen gewachster zu bleiben. Die Deutschen verstehen meisterhaft, ihr» Pläne den veränderten Umständen anzubequemen. Km uns gilt es, neue Überraschungen zu verhüten. Amenkafahri eines Lt-Kreuzers. Brief eines Teilnehmers. - ... ^ d. .. Juli 1918. Liebe Eltern! Wir find nun wieder von unserer Fahrt zurück, die . . - Monate und ... Tage gedauert hat. Ich will euch etwas über unsere Fahrt berichten, soweit ich das darf. Wir kamen also ungehindert über den Atlantischen Ozean, wurden aber schon 500 Meilen östlich der Bermudainseln von einem englischen Dampfer gesichtet und drahtlos gemeldet. Wir dachten nun, daß sofort alle amerikanischen Funkenstationen die Schiffahrt vor uns warnen würden, aber nichts dergleichen geschah^ Die amerikanische Station Arlingtown gab immer noch ihre gewöhnlichen Nachrichien, aber keine Kriegswarnungen, Zuerst versenkten wir drei amerikanische Segler, die zumeist mit Negern bemannt waren. Da wir keine anderen Schiffe antrafen, und der Weg nach dem nächsten Land ziemlich weit war, nahmen wir die Schiffbrüchigen zu uns an Boid. Die Neger wurden für sich und die Europäer mit unserer Mannschaft zusammen untergebracht. Zwei Kapitäne waren Schulfreunde. Sie hatten sich zwanzig Jahre lang nicht mehr gesehen und feierten nun auf unserm U-Krcuzer ein rührendes Wiedersehen. Sie erzählten uns viel über die amerikanische Kriegsstimmung, die künstlich von den Geldmännern und Kriegsgewinnlern in Amerika geschürt würde. Das nordamerikanische Volk sei im großen ganzen gar nicht für den Krieg, würde aber durch Zeitungen und die Hetze der Regierung gegen die Mittelmächte beeinflußt. Als wir dann nach zehn Tagen wieder Schiffe sichteten und sechs davon versenkten, wurden die Amerikaner von uns in die Rettungsboote entlasten. Sie sprachen sich bei ihrem Abschied sehr anerkennend über Li« Behandlung durch uns aus. Einige Tage später versenkten wir einen amerika nischen Dampfer, der 300 Passagiere an Bord hatte und Liefe in ungefähr 20 Rettungsbooten aussetzte. Während der nächsten Tage haben wir noch mehrere Schiffe mit 86 000 Br.-Reg.-To., zumeist mit Zucker beladen, auf den Meeresgrund geschickt. Ein norwegischer Dampfer hatte eiue Kupferladung an Bord. SDavon haben wir 1400 Zentner auf unseren U-Kreuzer übergenommen .... ES wimmelte in dieser Gegend von Haifischen, auf die sehr viel geschossen wurde, jedoch ohne Erfolg. Wir haben dagegen einen mit einer großen Angel gefangen und geschlachtet. Wir haben dann die Boote ins Schlepp genommen, um nach einem anderen Schiffe hinzufahren. Dieses hielten wir an, nachdem wir unsere Rettungsboote losgeworfen hatten. Als der Dampfer versenkt war, nahmen wir auch seine Boote in Schlepptau und brachten sie alle zusammen nach einem kleinen Küstendampser hin, von dem alle Leute ausgenommen wurden. Auf der Rückreise hatten wir sehr schlechtes Wetter, doch haben wir den Humor nicht verloren. Vor allen Dingen freuten wir uns darüber, daß wir ein solch' schönes Ergebnis auf unserem Kreuzzug an der amerikanischen Küste erzielt hatten, und daß die Feinde unserer nicht habbast werden konnten. In herzlicher Liebe grüßt und küßt euch euer Sohn Ernst. Klsme ArieaspoK. Berlin, 8. Aug. Auf Einladung der Obersten Heeres leitung ist eine Bauernabordnung der Ukraine in Ham burg eingetroffen, um eine Rundfahrt durch Deutschland zu machen. Basel, 8. Aug. Die Bahnen Mittel- und Südfrankreichs sind seit Montag für den privaten Verkehr gesperrt. An deutungen in Lyoner Zeitungen ist zu entnehmen, daß man das Eintreffen neuer französischer Kolonialtruppen er mattet. Amsterdam, 8. Nyg. In einem Briese an die „Times* tritt Lord Lansdowne erneut dafür ein, daß Vor besprechungen mit Deutschland stattfikden sollen.