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es Erna sieht den Arzt scheu von der Sette an. Heinz lächelt, Heinz war in sich zusammengesunken und stützte da« und Dr. Senner redet weiter, während er sein« Untersuch. Haupt schwer in die Hand. Allmächtiger Gott, da» war ihr ung vorn.mmt: Schön schön, wird sich scho- machen. Räch- ch-'-r. »hr glücklicher Keftr-l Mit einem Sstz war sie bei -sienMlnter gehen wir miteinander auf den Maskenball^ke^ ber Kettling, was? Da wollen wir aber die kleine Frau dort zum besten haben. — Ach, du lieber Gott, Herr Doktor, freveln Ei« doch nicht so. Ich will ja froh sein, wenn ich dies« elenden Knochen erst wieder bis zu meiner Redaktion schlep pen kann. — Na, na, das werden wir schon bald soweit ha ben. Also schön folgenI Ruhe, viel Ruhe! Und den Pega- suo hübsch im Stall gelassen, nicht wahr? Frau Erna ge- leitet den Arzt hinaus. Ein tiefer Ernst liegt jetzt auf den Zügen des Mannes. Nun, Herr Doktor, es geht doch nicht schlechter? kommt es gepreßt von ihren Lippen. Ein un säglich trauriger Blick trifft das junge Weib: Arme, kleine Frau! — Herr Doktor, um Gotteswillen, was soll denn das heißen? — Das soll heißen, daß Sie sich mit großer Stand haftigkeit wappnen müssen, um — Um, um ... um die Mühen der Pflege zu ertrggen, das wollen Sie doch sagen. Ach, lieber Doktor, das will ich gern tun. — Der Arzt raus- pert sich verlegen: Kleine Frau, es gibt — doch — auch — .Fälle wo — unsere Kunst — versagt — und — Doktor, schreit sie entsetzt auf und faßt nach seinem Arm. Nur Ruhe, Frau Hertling. Ich kann mich ja irren. Auf jeden Fall jetzt Fassung, damit der Kranke nicht erregt wird. Morgen komme ich wieder. Der Arzt ging, und Frau Erna schleppte sich mühsam zum Wohnzimmer. Schluchzend verbarg sie das Gesicht in den Händen. Plötzlich schreckte sie «in Klingeln aus dem Kran kenzimmer empor. Hastig trocknete sie ihre Dränen und eilte zu ihrem Gatten zurück. Nun, Liebling, du bleibst ja so lange? Hat der alte Schwerenöter wieder mit dir schön getan? Da warf sie sich an ihres Mannes Brust, und ein Krampf schüttelte ihren Körper. Erna! Kind! Also so steht es! Heinz Hertling blickte düster vor sich hin, während der wilde Schmerz seine» Weibes sich in Tränen löst«. Du darfst nicht weinen, hauchte der Mann, das ertrag ich nicht. Du, mein Sonnenschein all die Jahre. In frohen und in trü- ben Dagen. Kind, Kind, erhalte mir dies Bild, damit es mir nicht zu schwer wird, wenn — meine — Stunde — kommt. Erna preßte das Tuch an di« Lippen und würgte di« Tränen hinunter. Daß ich mich so vergessen konnte! stürmte es in ihr. Scheuen Bttckes streifte sie den Kranken. Du äarfft nicht weinen. Skizze von E. Hagen-Müller. Machd.uck »«rboten. Nun ist es geschehen. Kalt und starr liegt er da vor ihr, kalt und starr — ihr Heinz. In dumpfer Verzweiflung stiert das junge Weib auf die geliebten Züge. Aus, alles aus! Nie mehr werden diese Augen sich öffnen, diese lieben, treuen Au gen! Nie mehr werden die Lippen sich auftun.... Ach! E n Stöhnen entringt sich der gequälten Brust der jungen Frau Schwankenden Schrittes schleicht Frau Hertling an das Lager des Toten: Du — du — laß mich nicht allein zu rück. Nimm mich mit! Was b n ich denn ohne dich? Schluchzend bricht sie zusammen und vergräbt ihren Kopf in den Kissen des Totenbettes. Du darfst nicht weinen! hatte er gesagt. Sie richtet sich wieder aur: Ach. wenn du wüßtest, was du von mir forderst. Gönne mir doch die Tränen, ich bin ja nur ein armes, schwaches Weib. Du darfst nicht weinen. Ihre Gedanken schweifen zurück. Ein herrlicher Som mertag war cs. Heinz Hertling satz in seinem Krankenstuhl und zeigte trotz seines schweren Herzleidens ein heitere» Ge sicht. Oeffne die Fenster, Liebling, sagte er zu seiner Frau, laß die Sonne herein, die lachende Sonne. Und dann 'will ich die Nähe fröhlicher Menschen spüren. Hörst du, wie Vas da draußen jubelt und singt? Ja, sie ziehen wieder in Echa- ren hinaus, um Sonntag zu feiern, tönte Frau Ernas lieb- liche Stimme vom Fenster her, und du, mein armes Herzing, mußt noch immer hier drinnen hocken. — Ich bin nicht arm, Liebling. Solange ich dich und deinen Frohsinn habe, bin ich nicht arm. Erna Hertling eilt zu ihrem Mann und legt zärtlich Ihren Arm um seine Schulter. Er zieht sie zu sich herab und küßt sie voll tiefer Innigkeit. Es klingelt. Erna fährt empor: Das wird Doktor Lenner sein. Ich gehe äff- nen Schatz. Nach kurzer Zett betritt die junge Frau mit dem Arzte das Z mmer: Ich frag« nicht, wie es Ihnen geht, lie ber Herr Hertling. Ich weiß schon, wa, Sie mir antwo^ ton. Immer frohen Mutes, das lob' ich mir. Wozu auch Grillen fangen! ihm: Herzensfchätzi, ich will ja nicht weinen. "Ich will dein tapferer Kamerad sein. Da traf sie ein leuchtender Blick: Mein tapferer Kamerad. Ja, Kind, das ist das rechte Wort. Du warst es ja immer. Da wirst du mich doch auch jetzt nicht verlassen. Und wenn ich nicht mehr Lin, dann gedenke der vielen schönen Stunden, die uns Leschieden waren. Denke der herrlichen Zeiten, die wir in gemeinsamer Arbeit ver- brachten. Wie wenigen ist ein solch' Hoches Glück Leschieden. — Und wenn du den ersten großen Schmerz verwunden hast, dann nimm dich meiner Arbeiten am Wieviel lasse ich dort in dem Schreibtisch unvollendet zurück. Suche alles her vor und mache es fertg. Wie oft hast du das getan, wenn dein Heinz ungeduldig die Feder hinwarf und etwas Neues anfing. Vollende meine Arbeiten, Kind, ch bitte dich. Das wäre der schönste Denkstein, den du mir errichten könntest. — In tiefer Wehmut schaut« Erna den Geliebten an. Vor d«ei Wochen hat Erna Hertling ihren lieben Toten in die kühle Erde gebettet. Bleich und elend sitzt sie nun am Schreibtisch des teuren Heimgegangenen. Eine Fülle von Arbeit wartet ihrer, aber sie kann nicht schaffen. Ob sie wohl je die Manuskripte von ihm vollenden wird? Nein, nein, schreit es in ihr, es geht nicht. Ach, es fehlt ihr ja überall. Ein leises Klopfen an der Tür. Das Mädchen tritt herein und übergibt Frau Erna einen Brief. Ihr« Augen fliegen Wer die Zeilen hin. Hochverehrt« gnädige Frau! Vielleicht ist es Ihnen in Ärem großen Schmerz ein kleine« Lichtblick, wenn wir Ihnen heute die Mitteilung machen, daß wir den Roman, den Ihr verstorbener Gatte uns vor zwei Monaten zur Prüfung einsandte, zum E'st- abdruck zu erwerben gedenken. Mit den gestellten Bedin- gr-ngen sind wir einverstanden. Auch für« die Zusendung weiterer Arbeiten aus s«in«m Nachlaß wären wir Ihnen dankbar. Ihrer Rückäußerung entgegensetzend, In größter Hochachtung Schriftleitung hssr XP.-Zeitung. Das Blatt entsinkt Frau Erna» Händen. Heiß steigt in ihr auf, und langsam perlt Träne um Träne über ihre Wangen. Jetzt darf ich weinen, Geliebter, n cht wahr? hauchte sie, und ein glückliches Lächeln verklärt ih«e ver härmten Züge. Nr. 2SS Diese Nummer umfaßt 1V Seiten. «l sieb- nn nndk»k Gerüchtweise verlautet, daß Huerta Frankreich um eine Vermittlung in dem Streit mit den V e r e i n i g t e n S t a a t e n bitten wolle. Inzwi schen hat Huerta in Mexiko den Zwangskur» er- klärt. Die schwedische Akademie der Wissenschaft wird den diesjäh igen Nobelpreis für Literatur dem öster reichischen Dichter Nosegger zuerkennen. Zur T b r o n l> e st c i g u n g König Ludwigs t-asen 'n München herzlich gehaltene T c l e g r a m m e des K a i- scrs und der Dundesfürsten ein.") De« Bundesratsauslchußhatdie Beratung über die A u s ii h r u n g s b e st i m m u n g e n zum Wehr- b c i t r a g sq e s o tz so gefördert, daß sich demnächst das Plenum damit befassen kann. , /,o>. Parlamentsbeginn in Frankreich. Nach längerer Pause hat nunmehr die französische Kammer Ihre Sitzungen wieder ausgenommen,, um sich mit einer Reihe wicht ger Fragen zu befassen. Das Hauptinter esse wi«d man diesmal dem Budget widmen, da» mit einem Defizit von fast 80 Millionen Francs abschließt. Die Gesamtsumme der geforderten Kredite beziffert sich auf !>!!7-i Millionen, was gegenüber dem Vorjahr« ein Plus von l>81 Mill onen bedeutet. Die Vermehrung dieser Ausgaben ist u. a. hervorgerufen durch die Mehrkosten für Mar okko in Höhe von L02 Millionen, durch das Gesetz für diedrei^ j ä h r i g e Dienstzeit mit 170 Millionen und für wei tere m i l I t ä ri s ch e Z w « ck e mit 187 Millionen. Um das große Manko zv decken, ist man auch jenseits der Vogesen auf neueSteuern verfallen; so plant man neben einer Erb schaftssteuer auf Kapitalvermögen eine Zusatzsteuer für den Verkauf von Steinkohlen, Verdoppelung der Steuer, auf Das Wichtigste vom Tage. In der gestrigen Gcsamtsitzung des Landeskultur- rates wurde von Exzellenz D. Mehnert der An trag gestellt, die Tierärztliche Hochschule >n Dresdenzu b c' a s s e n. Freitag» 7. November 1913. Bö senoperationen und eine Ausdehnung der Stempelsteuer aui fremde an der Börse nicht gehandelte Wertpapiere. All das dürfte aber nickt genügen, den großen Erfordernissen, d e namentlich die neue Milttärvottage mit sich bringt, zu entsprechen; -so wird nichts anderes übrig bleiben, als außer dem noch zu einer Anleihe seine Zuflucht zu nehmen Wenigstens ha sich der letzte Min sterrat nach diese« Hinsicht prinzipiell schlüssig -gemacht. Hierüber dürfte es freilich in der Kamme, zu lebhaften Ause nande«setzungen kommen, denn «in Teil der Radikalen hat sich für die Verstärkung de- Armee nu« unter de- Bedingung ausgesprochen, daß die er- fo derlichen Mehrausgaben ähnlich wie n Deutschland au die großenVer m ö gen abgewälzt werden. Nun fehlt ab:r in Frankreich die Institution der E nkommenstcuer, so daß de- «inzig mögliche Maßstab für ein" d «ekte Besteuerung nicht angewandt werden kann. Tine Einführung der direk- en Eii kommensteuer dü-ste aber auf srcßen W destand stoßen da in der f'anzösischen Bevölkerung geaen jede direkte Besteuerung die größte Abneigung besteht, weil man fü ch et dem Staate «inen Einblick n die privaten Vermögensoer- häftnisse zu gewähren. Aus diesem Grunde auch ist ein vor einigen Jahren von Eaillaux gemachter Entwurf bereits im ersten Stadium stecken geblieben, indem der Entwu-f im Senat ein Begräbnis nicht einmal erster Klasse fand. Es wäre k« neswego ausgeschlossen, daß bei den zu erwartenden Debatten das jetzig« Kabinett mit «inem Schlage eine kräftige Niederlage erleidet und sich zum Abgänge ge- zwungen sieht. Dir Gegner der Regierung sind bereit» eifrig bet der Arbeit, der ehemalige Ministerpräsident Eaillaux hat sich nicht gescheut, Poinearö einen Besuch abzustatten, um diesen für den Standpunkt der Opposition zu gewinnen, ein etwa» kühne» Unterfangen, das aber die augenblickliche in« nerpolittsche Lage Frankreich» auf das grellste beleuchtet. Die kommende Tagung des französischen Parlament» dürfte daher aller Wahrscheinlichkeit nach mancherlei Ueberrasch- ungen bringen. Geöffnete Grenzen. (Don unserem Berliner - Mitarbeiter.) Die Eisenbahn ist der in Eisen umgesetzte Trieb des Menschen nach Verkehr mit seinesgleichen über die ganze Erde hin. Von ihrem ersten Erscheinen -an hat deshalb die Eisenbahn als rechter Eroberer oder Revolutionär Grenz«n gesprengt, Schranken niedergerissen, Schlagbäume durchbro chen. Sie war es, di« eine Aufrechterhaltung der alten in nerdeutschen Zollgrenzen unmöglich machte. Sie war es, und sie ist es zum Teil noch, die auch über diebundes - staatlichen Grenzen des Reiches hinaus auf Derstär- 8. Jahrgang. kung der Interessengemeinschaft hinwirkt. Wir erinnern an den Wagenaustausch, Wer dem als letzte» Ziel der Gedanke einer einheitlichen Reichseisenbahn schwebt. — Aber selbst damit wäre noch nicht -alles erreicht, was die Eisenbahn will. S e respektiert auch schon die Reichsgrenzen selbst nicht Mehr. Und noch ehe die Reichseisenbahn verwirkstcht ist, fängt sie be eits an, auch an diesen altehrwütt» gen Grenzen zu nagen, um sich für die Zukunft einen noch weiteren freien Ausweg zu sichern. Schon lange lausen Personenwagen über die Grenzen hin und her. Bei Güterwagen dagegen gab es manche Schwierigkeit, wegen der Zollschikanen. Welche A'beitsrerschnendung aber ist deUmladungvon Gü tern! Und der Mensch will Arbeit sparen, ,wo er nur kann. So gut man .den Personen das Umsteigen nach Mög lichkeit ettpacst, so gut möchte man auch -die Güter vor über- f'üss ge- Umladecei bewahren. Das bedingt Transit wagen, dir unbeanstandet auch über die nationalen Grenzen hinübcrwcchseln dürfen. F-eilich hat das noch andere Schwierig^ t als die mit den Zöllen. Vor allem hat Rußland eine schwer über windbar« Schranke geschaffen. Es hat ein anderes Gleis system gelegt als d e übrigen Staaten Europas. Seine Schienen liegen weiter auseinander, Rußland wollte mili tärisch besonders klug fein Lei dieser Maßnahme, denn, so hoffte es, fetzt könnten feindliche Mächte von ihren Eisenbahn- wagen auf russischem Gebiet ke nen -Gebrauch machen. Ein halber Irrtum! Denn so schwierig ist es schließlich nicht, di schmäleren Wagen auf breitere Achsen zu -setzen, sodaß sie schließlich auch auf breiter«»- Geleisen laufen können. Ruß land würde dagegen feine breiteren Wagen -nicht auf schmä ler« Achsen setzen können, und ist also im Falle, wenn es selbst über seine Grenze hinaus angreifen wollte, mehr behindert, al» seine Nachbarn. Nun aber liegt einmal sein- riesiges Gleissystem. Das ist so leicht nicht -mehr zu ändern. Es paßt auch gewissermaßen zu der ganzen Eigenart des weiten, ebenen russischen Landes, wo es aus «twas mehr öder weniger Fläche nicht ankommt. Wo es sich auch der Mensch gern -breit und bequem macht. Die russischen Eisenbahnwagen sind we gen ihres größeren Rauminhaltes um vieles angenehmer als die unseren. Auf ihren Bänken kann man sich bequemer hinlogen und ausstr-ecken, in ihren Gängen bequemer prome nieren. Nur «ben der Uebergang Wer die Grenze ist erschwert. Und dieser Uebelstand machte sich im Laufe der Zeit mit der weitergehenden Entwickelung des -internatio nalen Verkehrs je länger desto lästiger bemerkbar. Das war auch der Haken bei der Regelung eines internationalen Tran sitverkehrs. Langjähriger Beratungen hat es bedurft, um auch dieser Schwierigkeit endlich Herr zu werden. Jetzt aber laufen die neueren Einheitsgüterwagen unbehindert auch pf». o»i -H.Irmona- Snfortl NN aus 1 Nrn NiklamH --nich-Ä«? mit »er'«rch«Mchea UtttechaltmA-bchlla-er Mer Sonntagsblatt. MWD tr«,«r UN» Nu«gad.h«u.n, f»wi» Spr.chgunS» -er n»4aktion mit siusnahmr -rr Sonntag» nachmittag» 4—s Uhr. — L»l»gramm-stor»ss» r lagrblatt kUt**rzg»dirg». e*rnsi>r»ch»r SS. w.na »I» Nufaak« »«» Sn/»k«t« .-«.s--» »1«, NLWW.'Lik'Mr Anzeiger für öas Erzgebirge i>hrNchi.«Mk., monatlich 7» Vf». - - - «ksch.lnt tägllch in »«n Mlttaoosti'n- »«n, mit Nuonahm» von Sonn- un»