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s. Jahrgang. Dienstag, ö. Mal 1S13. Nr. 102. s«»ier «Icht < »«« »I» N-fa« »«ich »«n>fp»ch< «Ich» MHyLM-D mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. nÄ°»»st>u«°A!A «prechstun»» »er Neoaktton mit stumahm» »n «»««tag» «achmlttag» 4—S Uhr. — r»l»sramm-N»r»ss», Lagrblatt ffueerr-ettrg». srrnsprich», ss. »UjL* )ür onr^langt »iag»faaSt» Maauskrtpt» kann Drwäh» «icht g»l*ist»t wer»»«. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Am Sonntag abend ist in Berlin derfrühereReichS- tagSabgeordnete Karl Schrader im 78 Le bensjahre gestorben.*) * Da» Linienschiff Großer Kurfürst ist gestern auf der Vulkaniverft in Hamburg vom Stapel gelaufen. Bei der Hebung de» Wracks de» Torpedoboo tes S. 178 kippte der Hebetrahn Un.erelbe u/i- tvobei sieben Mann der Besatzung ertranken.*» * König Nikita hat die Demission des ^aü»> nett» Martinowitsch angenommen. » Die Erklärung de» Königs Nikita, daß Mon tenegro sich zur Räumung Stutart» ent schlossen habe, wird am.ltch bestätig.*> * Japan wird versuchen, die kalifornische Streit, frage dem Haager Schiedsgericht zu unter, breiten. »> «»her«« an ander«» Still«. IM»- Mutmaßliche Witterung am 7. Mai: NordostuftNd, zeitweise aishiiternd, «acht» kühl bi» Frost, Nachlassen de» Niederschlags. -MO Aeine Ronsliktsluft. In ihrer Wochenrundschiau ist die Nordd: Allg. Ztg. auch auf die Streichung ider drei iKaoallerie- regimenter durch die BudgettoMmission zurückgekommen und hat der Erwartung Ausdruck gegeben, daß beim weite ren Verlauf der Beratung die Streichung nicht aufrecht er halten werde. Im übrigen hat -Vas halbamtliche Blatt seine Genugtuung ausgesprochen über die bisherigen Arbeiten der Kommission. In -einigen rechtsstehenden Blättern wird die Regierung getadelt, daß sie ihre Forderung nicht kräftiger unterstrichen habe, wohingegen in linksstehenden Organen die Regierung belobt wird, dich sie nicht gleich einen Kon flikt wegen der Ablehnung der drei Kavallerieregimenter an die Wand gemalt hat. Allerdings verschließt sich die große Mehrheit der Volksvertreter den schwerwiegenden Erü'iden nicht, die zu der geforderten Mstungsverstärkung geführt ha ben, aber über Einzelheiten dieser Forderungen kann man wohl verschiedener Meinung sein, ohne sich dadurch dem Vor wurf mangelndem Patriotismu» auszusetzsn. Die Verstär kung des Grenzschutzes ist gewiß notwendig, aber nach der Ansicht eine» Telles der bürgerlichen Mitglieder der Kommis, ston liehe sie sich Sie zu einem gewissen Grade auch erreichen durch Verlegung einiger Gardekavallerieregi- menter an die Grenze, sodaß die Neubildung von 6 Kavallerieregimentern nicht notwendig sein würde, daß vielmehr di« Vermehrung um 8 oder S genügen könnte. (Die Nationalliberalen Hatton bttanttltch in ihrem Ver mittlungsantrag S worgeschlagen). An Norddeutschland gibt es nicht weniger al» 26 ^Kavallerieregimenter, in denen -bürgerliche Offizier« nicht anzutreffen »sind. Bet die- ser Bevorzugung de» Adel», die trotz der jahrelangen Be- anstanvungen im Reichstag« noch zugenommen hat, kann die Abneigung in bürgerlichen Kreisen gegen eine Vermehr rrung der Kavallerierqimenter eigentlich nicht verwundern. Die Militärverwaltung würde gowih für ihre Zwecke die beste Stimmung machen, wenn sie die Hand böte zur Durch setzung ' der sog. feudalen Regimenter mit bürgerlichen Regt- mentern. Bei der zahlenmäßig nachgewiesenen auherordent- lichen Wohlstands-Vermehrung in Deutschland kommt es frei lich auf einige -Kavallerieregimenter mehr nicht an. von Konflikteluft ist auch nichts zu bemerken wegen der Deckungsfragen, die übrigen» die Budgetkommis« ston erst nach Pfingsten beschäftigen werden. Die verbünde- ten Rei terungen werden sich die eitte und andere Korrektur gefallen lassen, sofern nur Eingriffe in ihre F-vnan-hoheit vermieden werden. Allerdings wird der Reichstag sich die Bürgschaft verschaffen, daß die Besitzsteuer wirklich auch nur von den besitzenden Klassen aufgebracht werden wird. Unter den bürgerlichen Parteien wird es über die Besitz- steuerfrage noch manche Auseinandersetzungen geben, aber im Bundesrat besteht keine Neigung, e» darüber -u einem Konflikt kommen zu lassen. Ja, wenn nicht alle Anzeichen trügen, werden di« verbündeten Regierungen sich mit einer direkten dauernden Vermögensabgabe an da» Reich, vielleicht gegen Entschädigungen 'auf andern Gebieten, ab, finden. Selbst manche Sondevwünsche der Parteien dürften Berücksichtigung finden. Durch die fortschrittliche Dolkspar- tei und da» Zentrum sind solche Wünsche in der Budget kommission bereit» angemeldet worden. Die Milftärver- wattung selbst Hat dazu noch keine /Stellung genommen, ober hervorragende Militärschriftsteller, die über die Stimmung i>m K-riegsminist'eriunr gut unterrichtet zu sein pflegen, haben sich Wer manche Wünsche günstig geäußert, beispielsweise über den ursprünglich von dem AVg. Dr. Heim und den vom Zentrum aufgenommenen Vorschlag, den Familien, di« meh rere Söhne gleichzeitig oder nacheinander beim Militär ha ben, Entschädigungen zu gewähren, für die während der Dienstzeit ihnen entgangene Arbeitskraft. Die Befürch tung, daß die Wetterberatung der Wehr- und Detkungsoor- lagen durch gelegentliche Abstriche und andere Veränder ungen zu Konflikten mit den verbündeten Regierungen führen könnte, mutz vorläufig ab» ganz «ausgeschlossen be« trachtet werden. . * Das Attentat auf äen Großherzog Zrieärich II. von Baäen wird in einer amtlichen Meldung au» Mannheim wie folgt geschildert: , Am Sonntag nachmittag S Uhr sprang bei der Aus fahrt au» dem Bahnhof zum Rennplatz auf da» Trittbrett de» Wagen» de» Eroßherzogspaares ein gewisser Jung, ein arbeitsloser Tapezierer au» Ottottdotf, in Mannheim wohnhaft, wurde aber durch den Großherzog -urückgestoßen und sofort verhaftet. Im Besitz des Jung befand sich «In gewöhnliche» Taschenmesser. Jung ist An- archist und wollte angeblich ein Attentat auf den Groß herzog ausüben. Di« Untersuchung durch die Staats anwaltschaft ist eingeleitet. Die Freud« über di« glückliche Errettung dr» Großher zog, ist im deutschen Volke allgemein. Der Großherzog äußerte sich zu seinrr Umgebung über da» Attentat noch über das Attentat noch wie folgt: Ich glaub«, daß man «» nur mit dem Streich eine» Betrunkenen zu tun hat. Ich habe den Angreifer gleich mit dem Degenknauf zurück- gestoßen. Ich wünsche gar nicht, daß von der Sache so viel Aussehen gemacht wird, es lohnt sich Wittlich nicht. — In Mannheim wird sr-yr viel besprochen, daß «rst vor «ini- , g«n Tagen die Polizei in Karlsruhe bei der letzten An wesenheit de» Kaiser» ein« Warnung von der Berliner / Polizei vor einem beabsichtig. MM». E» / ten Anschlag auf da« Leien - des Kaiser» und de» Groh. / Herzogs erhalten habe. Die Nachricht von dem Attentatevrrsuch verbreitet« sich in Mannheim mit außerordentlicher Schnelligkeit. Der Groß- Herzog war überall, wo er sich in der Stadt zeigte, der Gegenstand herzlichster Ovationen. Namentlich aus dem Rennplatz drängten sich, nachdem di« Nachticht von dem Attentat auch dorthin gelangt war, viele Hunderte von Rennbahnbesuchern um die Hofloge, um sich davon zu Über zeugen, daß der Erotzherzog unverletzt geblieben war. Al» der Eroßherzov sich dem Publikum zeigte, wurde er mit Sympathiekundgebungen empfangen. Vor dem Theater hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt, die den Eroßherzog und die Großherzogin mit großem Jubel empfing. Der Attentäter L «kennt sich fortgesetzt al» Anar chist und will angeblich im Auftrag« den Anschlag auf den Großherzog ausgeübt haben. Der Attentäter ist tl Jahre alt. keine Verhältnisse find die denkbar dürftigsten. Er Der Grenzbock. Jagdhmnoveske «an Fritz Skowronnek. Nachdruck »«rdolrn.) Herr Wilhelm Steinwender <— Gla» engro», Spezialität Beleuchtungskörper — trat bet seinem Freunde Friedrich Findeisen — Oefen und Kochapparate — ins -Kontor: 'n Tqg, Friedrich. —> 'n Tag, Wilhelm. Wie geht'» Geschäft? — Schwach, Friedrich! Kein Geld in der Welt. Weiß der Deuwel, wo sich da» verkrochen hat. Hoffentlich wird'» zum Kerbst ein bißchen besser. Ar, wa» ich ästigen wollte: ich komm' heute nicht -um Kegeln. Ich fahr' schon heut« rau». — Aber Wilhelme morgen ist ja erst der Fuffzehnte. Wa» willst du da draußen? — 'nen Vock Wetzen. Jet mir geht die Jagd schon morgen auf. —> Nicht möglich. — Jawohl! In Anbetracht de» schönen Frühjahr», und weil di» Böck, schon gefegt haben, hat der Bezirksausschuß dem Beginn der Jagd für morgen vovg«schlagen, und der Präsident hat «» aenechmtgt. Ich Weh' morgen schon metnen ersten Vock. — Da» ist einfach «in« Schweinerei, erregte sich Steinwender, ich mutz bi» -um 1. Juni warten, bloß weil meim Revier im anderen Regierungsbezirk liegt. Die beiden allen Herrn «arm schon mehr al» ein Vierteljahrhundert brfreundet. Sie hatten sich ziemlich gleichzeitig in demselben Jnduftrtehof etabliert, «arm bald Lttannt geworden, hatten stch gegen- fettig au»geholf«n und warm so zu einer dauernden Freund, schäft gelangt, di« auch staiwhftlt, al» zuerst Steinwender und «inig« J«chre später Findeisen -«tratet«. In abseh. barer Zett ftlltm sie auch noch verwandt /werden. Denn Herr Han« Strtnwender junior «ar schon so gut «t, »er. lobt mit Fräulein Mette Findeism. Di« «ättt waren schon vor Jahren Jäger geworden. Zu«O hatten sie g«m«tnsam «tn klein« Revier -«pachtet, Hilter j«d«r fein «täene», di» aneinandir grm-tm — sie hat- tm «a dazu. Seitdem ab«r««, trotz d«a äußerlich guten Einvernehmen», eine gewisse Rivalität zwischen den alten Freunden eingetreten, denn Find eisen ärgerte sich über je den Doch dm Steinwender auf seinem F«ld ,ttn Sommer obschoß. Und jetzt sollt« sein Freund vierzehn Tage lang jeden Vock schießen dürfen, der auf sein Feldrevter austrat? Na ja, ich kann e« dir nicht verdenken, wenn du einm Bock auf Li« Deck« legst, sagte er «ntgegenkominmd, aber auch nicht mehr. Nicht wahr, Wilhelm? — Weshalb denn nicht, Friedrich? Ich werde doch nicht die jllugen zumachen, wenn ich einen guten Bock vorm Roh« habe? — Nd, ich denke, du könntest auf mich etwa» Rücksicht nehmen. Ich habe die Rehe den ganzen Winter über gehegt und gefüttert. — Und ich füttere sie den ganzen Sommer Über, und ^a» kostet mich mehr al« dich dein Füttern, denn ich mutz dm ivauem Wild, schaden zahlen und nicht zu knapp. Dafür will sch dmn wenigsten» ein paar gut» vösk» Wetzen. Find eisen stand ärgerlich auf: Wnm du so drnckt..» „ dann werde ich mich im nächsten Herbst ander» «tnrtchtom Dann laß ich alle» ab- Wetzen, Bäck« und Nicken. — Soll mir schon recht sein, dann brauch» ich nicht sooi«l Wildschaden zu zahlen. Aber dann mutzt du dein« Hühner und Fasanen wo ander» Wetzen, und nicht bei mir. — Natürlich! Ja, ja. Undank ist der Wett Lohn. Du -isst wohl vergessen, daß ich dir zu dem Revier verholsm hab«? G» «ar doch «in stillschweigende» Uebereinkommm, daß wir Leid« Revier» gemeinschaftlich be schießen wollt«». — So? 'Davon hüb« ich noch nicht» -«- nmttt. Bisher hast du mich noch nicht einen Birkhahn bei dir schtchm lassen. Ftndeism «ar in der Tat «wa» «ntzherzitz in dieser«e- -tehung. Daß «r Lei seinem Freund den ganzen Herbst über Hühner und Fasanen schoß, -ettachftt« «r al» selbstverständ lich, aber zu, BirkhahnLalz hatte er ibn noch nicht «inge- laden. IM «ntlud sich b«i Gtttiwmver der A«rg»r da- rüder, t»m di, «ttm Freund, schieden im Gvoll voneinander. Gleich nach Mittag führ Ftndeism tzn sein JogdrMer. Gr war fest entschloss«», die Wald-tm-e mit Hilf» seine» Jagd- ausscher» zu beunruhigen, damit Steinwender nicht zu Schuß kam. Dor allem war es ihm usn «inen kapitalem Bock zu tun, der ein statte» und dazu abnorme» Gehörn.mit drei Stangen aufgesetzt hatte. Obwohl Papa Findsisen sehr »er. drietzlich zu sein Wen, al» er Mittags nach Hause kam und sich zur Fahrt rüstete, hatte sein Töchterlein Meta doch di« Bitte gewagt, mitfahren zu dürfen. Brummend hatte der alte Herr sein« Einwilligung gegchen. Ihm-war plötzlich der Gedanke gekommen, daß «in junge» Mädchen in Hellen Klei dern, da» gern und lebhaft plaudert, zum Verscheuchen de« Wilde» ganz gut« Dienste leisten könnte. Gleich nach der Ankunft wurde der Gang zur Grenze angetreten. Mit In- grtMm sah Mndetsen, daß fein alter Freund und jetziger Geg ner schon auf dem Anstand sich. Auf der Wisse im Wald« standen schon mehrer« Reh« und ästen. Aber merkvürdig! Weder da« hell» Kleid, noch da» laute Geplauder de» jungen Mädchen« schien st» -u Leunttihigml , Meta wußte, worum «»sich handelt», und hatte sich nur widerstrebend dem Willen de»Later, gefügt. Sie halt« da» richtig» Gefühl, daß «in Zwist der Bäter^türmd in ihr« «kg», n, Zükunft eingreifen könnt«. Ihr Geplauder versiegt», schweigend schritt st» nebm dem vat«r her. Al» st« -um drit tenmal läng» der Grenz« siver di« Wies* -in- und Herve gangen warm und umkhrtm, fabm st», daß zwei R«h«, di« Rick» voran, der Vock füntzia Schrift dahinter, eilig nach dem Feld zu trollten. Ohne sich -u besinnen, riß FiNdeifm dm Drilling von der Schulter »und schoß Heid» Schrotläüf« in di, Dust ab. Augenblicklich sprangen di« R«h« ab und ver schwanden mit hoher Flucht im Mtkdß. In dmn Strauch rührte sich nicht». Aber Meta rief laut au»: Vater, da» ist doch nicht recht ->on dir! Wwhalb soll Vnkel WM,Kn nicht ' einm Vock WMn? Steck' d«in» Nase nicht in Disig«, di« dich nicht» ange-m, «midett« der alt« Hu h»fti» — Da» geht mch sehr nah« an, «mn du dich int» Äit«! wil-ttm vesssindest. — «L du meinst «egmHaN»? DnMegDß dir kein« grauen Ha«, wachsen. Da »ich nicht al» alt«