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Auerchlil -Zeitung. Obrrpfannenftiel, Lauter Lakalblatt für Aue. Auerhammer, ZelleKlöfterlein, Rieder. « und die umliegenden Ortschaften. Erschein« »Utw»«», F-otta«» u. Sonntag». UbonnementSprei» inel. der 3 werthvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Mk. 20 Pf. durch die Post 1 2». 2K Pf. Mit 3 iTu strikten Aeiölältern: Deutsches AamMenötatt, Oute Keister, Zeitspieget. Verantwortlicher Redakteur: 8mil Hegemeister in Au « (Erzgebirge). Redaktion u. Expedition: Alt», Marktstraße. Inserate die einspaltiac Eorpuezeite IN Pf», Petitsatz wird nach Petit,eilen, Nonpareille satz nach dieser berechnet. Bei Wiederholungen hoher Rabatt. All« Postanstalten und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. . .. ' ' - ' — ' No. 15. Sonntag, den 4. Februar 1894. 7. Jahrgang. Königliches ktealg^mnasium nebst?ro- Minnssium in Hlmsbvrg. ^nmsIÄungon tue lüv 08tvrsUtnLdm6 vercksu dis -um Lu jväsm 8«dUIt»Ke lS—1 rsfir stltKstzöWuowmöL. ^)is Skt«ä«-Iiodvv LvuxuigM: ocker vedartn- dsr. LonNrmuttons- P- t», lUlptseksin, Leuxotss üdsr L'üdruuA üuä Vordiläunx siuck bsi äsr >nmnlllnnx vorrulsxgu oäsr sxLtsstoos dis Luclv Llllrr viu2ll88Läsll. Viv ^ufNskmvprüfung üiläsi Montag, 6vn 2^ ^pnil, von 8 lldr -m» Hnnadoeg, 2t. )-mu»r 1894. Rector 2Leut2L6r. Grundsteuer Aue. Dir am 1. Februar fällig werdende Grundsteuer ist bei Vermeidung vorzuneh' mender Zwangsvollstreckung innerhalb 14 Tagen an unsere Sladtsteuereinnahme abzusühren- Aue, am 29. Januar 1894. Der: WaLH der Stadt. vr. Kretzschmar. Bestellungen auf di« DE" AuertHat-Zeitung 'MU (Nv. V6S der Zeitungspreislist«) für Februar und März 1SS4 «erden in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus» trägern des Blattes, sowie den Landbriesträgern jederzeit gern angenommen. Krpedition der „Auerthat-Zettung," LlwaU II«g<r»»vl«tvr. Politische Nachrichten. Dentfchlnn». Berlin, den 1. Februar. Ein Besuch de» deutschen Kaisers in Friedrichsruhe zur Erwiderung der Bifite »tir Fürsten Bismarck in Vertin «ird, wie von gut unterrichteter Seit« verlautet» bei Ge legenheit der nächste» Reise des Kaisers nach Kiel erfol gen. Wann sie angetreten wird, steht allerdings noch nicht fest und unter Umständen mag wohl Ende Mär-, herankommen. Daß JÄtst Bismarck wirtlich mit großer Freude an seinen Berliner Ausflug zurückdrnkt, wird von «llen Seiten bestätigt, er ist auch nun fest entschlossen, bei den künftigen Reisen nach Ktssingen und sonst wohin im der- Reich-Hauptstadt Station zu machen, wenn «S sich sonstwie mit dem Reiseplan verträgt. Der ganze Verlauf dieser Berliner Tage und vor Allem die Folge hat nun übrigens gezeigt, daß die Aussöhnung tatsächlich nur eine persönliche, von niemandem beeinflußte gewesen ist, und baß sich politische Rückwirkungen daran weder für jetzt noch für später knüpfen werden. Bon dem Empfang, der ihm in Berlin zu Teil gewor den, ist BtSmarck ganz entzückt. Ueberall hält man es in FriedrichSruh für feststehend, daß der Kaiser dem Fürsten in allernächster Zeit einen Besuch abstatten wird. Ueber den Tag, an dem dieser Besuch erfolgen dürfte, ist jedoch Sicheres nicht bekannt, und deshalb sind auch die Ge rüchte, daß der Besuch am 1b. Februar stattfinden soll, mit Vorsicht auszunehmen. Zn den Zeitungen, welche dem greisen Staatsmann« nahe stehen, ist von Bismarcks Behagen über die Berli ner Reise noch nichts zu bemerken ; der Ton, in welchem rie Versöhnung behandelt wird» ist kalt und frostig wie ein Zanuartag. Kaiser Wilhelm spricht in seinem GeburtstqgS-Danke mit schätzenswerter Offenheit auS: Zahlreicher noch als sonst sind die schriftlichen und tele graphischen Glückwünsche» welche mir von nah und fern zugegangen waren. Eine innige Befriedigung gewährt eS Mir, aus demselben wahrzunehmen» wie die mir von allen" patriotisch fühlenden Herzen ari meinem Feste entgegenge- brachte freudige Teilnahme durch den mir gewordenen Be such des um Kaiser und Reich so hoch verdienten Staats mannes noch «ine besondere Steigerung erfahren hat. Ein Platz für das Bismarck-Denkmal ist noch nicht ge funden. Man schwankt zwischen der Aufstellung vor dem Reichstagsgebäude oder südlich von demselben. Der in vielen Kreisen geäußerte Wunsch, den ersten Reichs kanzler hoch zu Roß dargestellt zu sehen, wird wohl kaum die Genehmigung des Kaisers finden, da in Berlin nur Regenten in dieser Art verewigt zu werden pflegen. Man wird daher ein Standbild zu Fuß wählen müssen, wel ches allerdings in großen Verhältnissen gehalten und aus einen mächtigen, reich ausgestattcten Sockel gestellt werden kann, denn Geld ist genug da Bismarcks „Hamburger Nachr." treten für Miguels Reichsfinanzresorm ein, weil sie unvermeidlich sei. I I > der „M. A. Z." wird Klage üoer die Znrücki«- s tzung des Prof. Schweninger beim Besuch des Fürsten f Bismarck in Berlin geführt. Schweninger habe in einer Droschke hinterherfahren müssen, da kein Hoswagen zur Stelle war. Auch habe er keine Einladung zur Tafel erhalten, trotzdem er vom Kaiser sehr ausgezeichnet wor den sei. Von mehreren preußischen Einkommensteuerkommissio- nen wird bekannt gemacht, daß sich Steuerpflichtige ersicht lich zu niedrig eingeschätzt haben, und daß nunmehr daS Strasverfahren gegen sie wegen wissentlich falscher An gaben eingeleitet werden soll. Der Einzug des Herzogs und der Herzogin von Ko« burg-Gotha in Gotha hat am Mittwoch in feierlicher Weise und starker Beteiligung der Bevölkerung stattgesun den. (Nachdruck verboten) Feuilleton. Humoreske von E. MalflÄtt. (Fortsetzung.) Dabei: faßt» er Gretchen an der Hand und verließ mit ihr: die» Garttn, den verblüfften Doktor allein zurücklas- send« Dtrseri stand noch eine Welle auf derselben Stelle und bückte stlwrr vor sich hi». Erst allmählich erlangte er seine Fassung, wieder und trat auf die Straß«. Zn Ge dankt» versunken: schritt er aus der Landstraße, welche von «theim nach dem nächsten Städtchen führte, dahin. Er bemerkte dabet nicht, daß die Sonne bereits hinter den fer nen Bergen untrrgegangen war. Erst al» da» Geräusch VVN den rollenden Wagenrädern an sein Ohr schlug, blickte « auf. E» war reine seine, mit zwei prachlvollen Füchsen bespannt« Equipage» welche dahergesahren kam. In den «eichen Polstern lehnte nachlässig-ein junger Mann mit schwaißem Bollbarte, der, al» er Wilhelm erblickte, in die Höh« fuhr und freudig überrascht ausrief: „Bist Du es wirklich, vielgeliebter Genosse meiner Studien, oder täuschen mich meine Augen? — Doch nnn, tchli ilkre »ich-nicht; so selbstvergessen kann nur «in deut scher Gelehrt«, «inhergehen. Komm, theuerster Magister und d«r> Philosophie Doktor, komm an da« Herz Deine» Freunde» I» . Schon bei den ersten Worten dieser in pathetischem Ton» gesprochenen Anrede «ar Wilhelm auf den jungen Mann zugeeilt. „Wie um alle» in der Welt kommst Du mit Roß und Wagen hier auf di« Landstraße Robert?" rief er erstaunt au». „Edler Jüngling»" erwidert« Robert, nachdem auf stlinen Wink des Kutscher die-Pferde angehalten hatte, „viel eher stände e» mir an, mich über Deine Mondscheinpromenvde zu wundern; aber ich will vorher Deine Neugierde befrie digen. So wisse denn, daß ich ein Jünger Merkur» gewor den bin und mich gegenwärtig auf einer Reise für da» Geschäft meines Vater» befinde. — Aber wa» treibt Dich an, bei nächtlicher Weile in fremdem Lande spazieren zu gehen?" Wilhelm erzählte in gedrängten Worten, wa» wir be reits wissen. Der Freund hörte aufmerksam zu ; er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, al» Wilhelm enthusiastisch die Schönheit und HerzenSgüte seiner Geliebten schilderte. Al» derselbe aber sein ihm heute im Garten »es Posthal- ter» zugestvßeniS Mißgeschick berichtet«, lachte er la>ll auf und rief: ' „Also ein solch' tragikomische» Ende sollte Deine Liebes geschichte nehmen I — Oder glaubst Du wirtlich, daß da» Mädchen die Hand de» reichen Gutsbesitzer» Deinetwegen ««»schlagen wird?" „Die Treue Gretchen» unterliegt keinem Zweifel," ent gegne» Wilhelm. „Aber ich muß Alle» daransetzen, daß sie nicht zu einem Schritte gezwungen wird »en sie nie freiwillig thu» würde. Ich «erde fie mir erringen, sei e« mit List oder Gewalt!" „Also entführen willst Du Dein Schätzchen?" rief Ro bert lachend. „An Deiner Stelle würde ich es zuerst mit der List versuchen. Al« Student warst Du ja immer einer der Ersten, wenn «» galt, «inen lustigen Streich au«zu- führen. Ich denke, daß Dich Dein Srfindungsgeifi tu die ser kritischen Sache nicht im Stiche lassen wird." Wilhelm fuhr in seiner Erzählung fort. Er schilderte in humoristischer Weise den Bürgermeister und den Post halter und schloß mit den Worten: „Soweit ich den Vater Gretchen» kenne — und ich glaube, seinen Charakter gut» studirt zu haben —, läßt er sich weniger» durch den Geldpunkt bei Ertheilung seine« JawvrteS beeinflussen. Seine Schwäche ist der Ehrgeiz» und ich werde nur deshalb von ihm nicht für „voll" be funden, weil ich nur Schulmeister bin." Robert hatte während der Rede seine» Freunde» nach denklich vor sich hin geblickt. Sein Gesicht leuchtete plötz lich fröhlich auf. „Umwenden l" rief er dem Kutscher zu; „wir fahren wieder nach Braunsberg zurück." Wilhelm sah ihn erstaunt an. „Freue Dich, Freund meiner Jugend," rief Robert wie der in seinem pathetischen Tone; „ich habe das Mittel ge- funden, den Wunsch Deines Herzens zu erfüllen, und wahrhaftig ich will ein Buschmann sein, wenn mein Plan nicht gelingt." Und nun sprach er eine halbe Stunde lang zu dem erstaunt zuhörenden Freunde, ohne auf besten Einreden zu achten. „Du hast vorhin ja selbst gesagt," schloß er» „daß Du bereit seiest, List anzuwenden. Mein Plan ist übrigen» ! ganz ungefährlich und bei einigem Geschickt gut au»sührbar. Wenn selbst im schlimmsten Falle die Geschichte entdeckt «erden sollte, so haben wir nicht» zu befürchten. Ich kenne die Prinzen persönlich r er ist ein lustiger Herr der einen tollen Streich gar nicht so übel nimmt." Wilhelm widersprach nur noch schwach, und den ein dringlichen Reden Robert» gelang e» bald, sein« Bedenken gegen besten Plan gänzlich zu besiegen.