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Ämtr- md Anzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, . Zchönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw Fernsprecher Nr. 210. und Verleger: Emil Hannebeho, verantwort. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibrnstock - SV. Jahrgang. -— .. L8L. Somiabclid, de» 9. Anglist LAIL. Bezugspreis vicrteljährl.M. 1.50 einschließl des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Stifenblasan" in der Expedition, bei unserenvoten sowie bei allen Reichspostanstalten. tlel.-Adr.: Amtsblatt. Drucker Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Zum Friedensschluß. Ter am Mittwoch abgeschlossene mündliche Frie de zwischen denBalkaniern ist nunmehr ebenso wie das Demobilisierungsabkommen unterzeichnet und desglei chen hat Rumänien bereits den Befehl zum A brüsten gegeben: Bukarest, 7. August. Heute vormittag ist der Friede von Bukarest unterzeichnet morde»; auch die Unterzeichnung des Demvbilisieru»gsab- kommens hat stattgefunden. Lie Einigung zwi schen den Balkanstaaten und Bulgarien ist vollzo gen Bulgarien hat sich in alles gefügt, nur hat es gebeten, die Großmächte möchten bei Prüfung des Vertrages seine Lage berücksichtigen. Bukarest, 7. August. Mit dem heutigen Ta ge ist die Demobilisierung der rumänischen Armee un geordnet worden. Die Entlassung der in der Land- wirischast beschäftigten Soldaten soll mit Rücksicht auf die Erntearbeiten raschestens erfolgen- Tie tronkheits- verdächtigen Truppenteile werden an der Donau ei ner Quarantäne unterworfen Trr gesamte Presse feiert den Friedensschluß und hebt die bedeutungsvolle Rolle hervor, die Rumänien bei der Beendigung der Ballankrise gespielt hat. Die Blätter drücken die Hoffnung aus, daß der Friede von Bukarest nicht das Schicksal des Vertrages von San Stefano haben werde. Bukarest, 7. August. Der englische Botschaf ter hat die Note feiner Regierung zurückgezogen, wel che fordert, daß der Bukarester Friedensverrag von den Mächten revidiert werden solle. Dies wird als eine Niederlage Oesterreichs angesehen, welches, so sagt man, die Revision für seine speziellen Zwecke ausbeu- ten wollte. Deutschland hat bereits auf die Revision verzichtet. Nun habe sich auch England in diesem Sinns entschieden. Kaum aber ist der Friede geschlossen, da versucht man schon wieder durch Börsenmanöver Erregung her- vorzurnfen: Berlin, 7. August. Die heute an oer Pari ser Börse verbreiteten Gerüchte von einer Kriegser klärung Bulgariens an die Türkei werden dein Hirsch- sehen Telkgraphen-Bureau von der Berliner bulgari schen Gesandtschaft als freie und tendenziöse Erfindung bezeichnet. Die Gesandtschaft habe keinerlei derartige Nachricht erhalten. Der Schritt der Mächte bei der Pforte, der die Herausgabe Adrianopels an Bulgarien bezwecken soll, ist nunmehr auch erfolgt: Konstantinopel, 7. August. Die Bot schafter der sechs Mächte besuchten heute mittag den Großwesir einzeln Und überreichten eine Ver balnote bezüglich der Frage von Adrianopel, in der oie Türkei aufgefordert wird, den Vertrag von London zu respektieren- Reich, Staat, Gemeinde. Eine finanzpolitische Betrachtung von Richard Witting. Vom Wehrbeitrag möchte ich hier nicht sprechen, obwohl auch darüber manches zu sagen wäre. Aber ist denn an und für sich durch das Herausholen einer vollen Milliarde aus den Taschen verhältnismäßig weniger Besitzenden die Forderung der Lex Bassermann-Erzberger nach Besitzsteuern nicht reichlich und überreichlich erfüllt; muß diesem Schrei nach direkten Steuern auch noch mit dauernden Leistungen nachgekommen werden? Und ist eS auch nur denkbar, daß wir diese« in der Finanzgeschicht« aller Staaten und Länder bisher unerhört gewesene Experiment in FriedenSzeiten noch einmal wieder holen ? Eine Regierung, di« wirklich regiert, die nicht bloß allenfalls verwaltet und die Bedürfnisse jede- einzelnen Tages und jeder einzelnen Stunde erfüllt, durfte nicht, allen War nungen zum Trotz, die offenkundige Not unserer Rüstung jahrelang wachsen lassen, bis nur noch mit einem Gewaltakt zu helfen war. Aber lasten wir, wie gesagt, den Wehrbeitrag beiseite; sehen wir un« einen Augenblick die V ermögenSzuwach«steuer an, auf die ihre Väter so stolz find. Man kann da« Ein kommen besteuern — möglichst differentiell, nach Arbeit oder Rente, und so scharf, al« e« die Erfordernisse von Staat und Gemeinde verlangen; man kann da« Vermögen besteuern, da« fundierte wie da« unfundierte, da« bewegliche schärfer al« das immobile; aber man kann nicht Einkommen und Ver mögen noch einmal bei dem sogenannten Zuwach« fasten wollen, der kaum jemals gereckt zu erfassen sein wird; es sei denn, daß jemand alle drei Jahre »inen Haufen Bank noten auf dm andern legt oder ausschließlich mit erststelligen Hypotheken arbeitet. Di« Erfinder und Verfechter der Zu wachssteuer scheinen fremdes oder eigenes Vermögen im größeren Umfang kaum verwaltet, eine Bilanz nicht gezogen und Inventur nie aufgemacht zu haben, und was sie so nett und stolz von „Konjunktur'- und „Spekulationsgewinn" sagen, riecht, höflich ausgedrückt, nach grünen Tischen. Vermögen, mäßiges und große-, wird schon nach dem Grundsatz der Ver teilung des Risikos von jedem geschäftskundigen Menschen möglichst vielseitig angelegt in Fonds, Renten, in Bank- und Industrie-Aktien aller Art, in Kuxen und Gesellschaftsanteilen, was an einer Seite gewonnen wird, geht recht oft an einer anderen verloren. Der weitaus größte Teil des deutschen Vermögens aber arbeitet, arbeitet in Handel, Landwirtschaft und Industrie, in Schiffahrt, Spedition und Kolonien, und eS gibt kaum etwas Schwierigeres als den bündigen Nach weis eines wirklichen, nicht nur bilanzmäßigen Vermögens zuwachses an einem bestimmten Stichtage. Der Händler in Textil und Leder, der Bankier mit seinen Effekten und Be teiligungen, der Fabrikant mit seinen Rohstoffen und Halb fabrikaten, der Landwirt mit seinen Vorräten — wie kann er am 31. Dezember einen Zuwach» deklarieren mit auch nur annähernder Sicherheit, daß dieser deklarierte Zuwachs nicht schon am 1. April wieder verloren geht? DaS bilanzmäßige Wachstum des Vermögens wird durch eine — meinetwegen stark progressiv steigende Einkommensteuer und durch eine Vermögenssteuer kräftig und ausreichend erfaßt; der ganze Begriff des steuerlichen Vermögenszuwachses aber ist ein per verser, ein papierner, ist anscheinend von Männern erdacht, die dem wirklichen Wirtschaftsleben so fernstehen wie der Derwisch der Börsenspekulation. Auf die Deklarationen und die sich daran knüpfenden Prozesse kann man einigermaßen gespannt sein, namentlich nach den Proben, die man bei der Wertzuwachssteuer schaudernd erlebt hat. Gibt es denn keine Torheit, die in diesem armen Lande einmal nicht gemacht wird? Inder, ich glaube, man braucht sich über diese steuer liche Mißgeburt nicht allzusehr aufzuregen; aller Voraussicht nach wird sie ebenso rasch verschwinden wie die übrigen Pro dukte einer weltfremden Gesetzgeber« rasch verschwunden sind. Ich erinnere nur an die Fahrkartensteuer, die ReichSwert- zuwachSsteuer und noch so manche» andere. Aber schließlich wird da» Deutsche Reich und werden seine Finanzen noch nicht in die Brüche gehen, weil in den letzten Jahren eine steuerliche Torheit auf die andere gepflanzt wird. Das Schlimmste, das wahrhaft Perniziöse, siegt auf einem anderen Gebiet, siegt in der Preisgabe direkter Steuern an ein Parlament, das, wie der Deutsche Reichstag, schon jetzt unter der Herrschaft der Masse steht. Wenn die Besitz losen, mögen eS arbeitende Proletarier sein oder die soge nannte Intelligenz, in einem Parlament deS allgemeinen gleichen Wahlrechts über das Portemonnaie der Besitzenden souverän zu verfügen haben, und wenn eine schwache Re gierung dem milde zuschaut — dann sind wir schon mitten drin im sozialistischen ZukunftSstaat. Deshalb hätte der Reichskanzler gegen die Anfänge dieser unheilvollen Finanz politik sich mit der ganzen Macht und Wucht seine» Amte» wenden müssen ; er mußte schon gegen den Befltzsteuerantrag Basiermann-Erzberger da» schwerste Geschütz auffahren, er mußte schon hierbei oder noch früher die Dinge zum Biegen oder Brechen bringen. Denn hier handelt e» sich wirklich um Existenzfragen für alle» staatliche und kommunale Einzelleben. Bei hinreichender Aufklärung der öffentlichen Meinung durch eine aktive StaatSkunst, die un« freilich seit einigen Jahren fehlt, hätte man angesichts der ungeheuren Macht, die einer tatkräftigen Exekutive noch heute zu Gebote steht, manches erreichen können. Vor allem aber hätte der Kanzler die Bundesstaaten und den Bundesrat geschloffen hinter sich gehabt, während er heute, darüber kann man sich doch nicht täufchen, nur eine höchst widerwillige Gefolgschaft hat und in den nächsten Jahren eine noch nie dagewesene ReichS- verdrosienheit auslösen wird. Ich beklag« e«, daß e« immer noch nicht gelungen ist, die Erbschaftssteuer entsprechend auSzubauen, aber ich hätte schwere Bedenken, diese Erbschaftssteuern heute der Bestimmung des Deutschen Reichstages zu überlassen. Sachlich und politisch gebühren auch die Erbschaftssteuern den einzelnen Staaten — eS sei denn, daß man mit Adolf Wagner und seinen Anhängern die Steuerpolitik al« ein Mittel betrachtet, die bestehende Vermögensverteilung allmählig zu ändern. Nehmt, wa» ihr für die Bedürfnisse de« Staates und der Gemeinden, für alle Kulturaufgaben im weitesten Sinpe braucht, von den Besitzenden; ihr habt sie bisher nicht ge schont, werdet und sollt sie weiter nicht schonen. Aber macht die Erfüllung dieser Kulturaufgaben nicht dadurch unmöglich, daß ihr den Demo», den demokratischen und klerikalen, »um unbeschränkten Herrn über unser Hab und Gut einsetzt. Und dahin geht der Weg, täuschen wir un« doch nicht selbst; hier gähnt ja der Abgrund, von dem ich immer wieder spreche! „E« gibt ja aber doch keinen anderen AuSweg" — da» ist bei un« da» A und O aller Staat-weiShett. Hat man eS denn schon versucht, ernstlich und entschlossen versucht? Hat man, nach Befragung der ersten Sachverständigen der Nation ein festumrisiene» Finanzprogramm aufgestellt und e« jahrelang mit allen zulässigen Mitteln vorbereitet und ver teidigt? Etwa so wie Herr v. Tirpitz die Flottenpolitik vor- bereitet und durchqeführt hat? Nicht» davon ist geschehen; seit Miquel» genialem Reformgesetz ist in der Steuerpolitik alles kümmerliche Flickarbeit. Sind in einem Volk, das vier Milliarden in einem Jahr vertrinkt und eine Milliarde ver raucht, nicht noch starke Summen aus Bier, Branntwein, Wein und Tabak herauszuholen? Haben nicht hervorragende Sachkenner unsere Genußmittelbesteuerung für immer noch embryonal erklärt? Sind die großen Organisationen in Branntwein, Bier, Wein und Tabak schon unüberwindlich ? Lasten sich die Gebrauchssteuern, wie Schäffle sie vor einem Menschenalter vorgeschlagen und Spätere sie verbessert haben, nicht ganz wesentlich ausbauen und ertragreich gestalten — trotz dem Widerspruch der Feuerversicherungsgesellschaften? Sind die Stempelsteuern nicht außerordentlich verbesterbar, und könnte man nicht an andere ProduktionS-HandelS-Ver- stcherungs-Monopole denken? — Freilich, auch für das Reich ist wohl allmählich die Grenze gekommen, über die wir mit den Ausgaben nicht herausdürfen; rücksichtslose Sparsamkeit gilt eS überall. Vor allem aber Hände weg im Reiche von den direkten Steuern, sie mögen heißen wie sie wollen! Denn hier tut jeder Groschen den Einzelstaaten und Gemeinden wahrlich bitter not! Tagesgeschichte. Deutschland. — Besprechungen des Reichskanzlers. Der Reichskanzler von Bethmann-Hollweg, oer am Donnerstag aus Hohenfinow in Berlin eingetroffen ist, hat am Nachmittag eine Reihe von Anträgen e»t- gegengen immm und Besprechungen abgehalte" Am Freitag vormittag wird sich der Reichskanzler zum Bor trage beim Kaiser nach Sivm-münde begeben. — Die „Norddeutsche" über den Krupp- Prozeß. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: In den Betrachtungen der bürgerlichen Blätter zu dem kriegsgerichtlichen Urteil im Verfah ren gegen Tilian Und Genossen kommt die Genugtu ung über die öffentliche Klarstellung des Geschehe nen, soweit sie in diesem Versahren möglich war, zu ihrem Recht. An der wirklichen Bedeutung ver un entschuldbaren Vorkommnisse ist vor Gericht nichts ab- gcschwächt, nichts beschönigt worden. Gerade dadurch aber wird den Ucbertreibungen der Boden entzogen, mit denen der Abgeordnete Liebknecht die öffentliche Behandlung der Angelegenheit eingeleitet hat. Dev bisherige Verlauf der amtlichen Maßregeln zur Auf klärung agitatorisch vergrößerter Mißstände ist für die Sozialdemokratie eine Enttäuschung Ein „Panama" der deutschen Heeresverwaltung gibt es nicht. Das haben nach eingreifender Beweisaufnahme die Ver tretung der Anklage und die Prozeßleitung festge stellt und in den unvoreingenommenen Besprechungen des Urteils wird dieses Ergebnis gegenüber allen Auf- bauschung'sversuchen in das richtige Licht gesetzt. An diesem Ergebnis kann auch durch das noch bevorstehen de zwene Gerichtsverfahren, dessen Feststellungen im übrigen rbzuwarten bleiben, nichts geändert werden. — Der Prozeß gegen die Kruppschen Beamten. Nach einer MittrUüng der „Braun schweigischen Landeszeitung" wird der zweite Krupp- Prozeß in der ersten Septemberwoche vor der Straf kammer in Moabit stattfinden. Die Zeugenvorladun gen sind bereits ergangen- Es sind 23 Zeugen uNo fünf Sachverständige geladen. Die Anklage richtet sich gegen sämtliche Mitglieder des Direktoriums der Fir ma Krupp und gegen den früheren Berlin.! Vertre ter Branat Für die Verhandlung sind vier Tage vor gesehen. — Die Lösung der Braunschweigischen Th r . nfvlge-Fr age. Ein Berliner Mirtogsblatt glaubt folgendes über die Ergebnifse der Beratungen des Bundesrats in Sachen der braunphwelgischen Thronfolge berichten zu können: „Wie verlautet, wird der Bundesrat von dem Prinzen Ernst August von Cumberland den ausdrücklichen Verzicht auf die Kro ne des ehemaligen Königreichs Hannover verlange". Der Prinz ist bereit, diesen Verzicht zu unterzeichnen. Dir Erledigung der Angelegenheit, der durch di- er neute Agitation der Welfenpartei eine Komplikation drohte, wird so beschleunigt werden, daß der Wechsel in der Regierung Braunschweigs, wie geplant, Ende Oktober erfolgen kann."