Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt« und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn UHr Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Donn- imL Feiertage. D« Bezugspreis betrügt bet Abholung wdchentltch 4K Rps., bei Lieferung frei Haus S0 Rpi. Postbezug monatlich 2.S0 RM. Iw Falle Höherer Gewalt oder sonstiger »«rtebSstörungeu hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieservng der Zeitung oder Rückzahlung beS Bezugspreise». - Anzeigenpreise und Nachlaßsatze bei Wieder» Holungen nach Preisliste Nr. « sin unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Betzannimachungen der Amtshauptmannschast zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Arms- nnb Zwangsvergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligt- Nachlaß hinfällig. Anzeigen stnd an den ErscheinungStagen bis oormittagS 10 Uhr aufzugeben. Verlag- Mohr 8- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und Gebrüder Moh. Verantwortlich für den Heimatteil, Spor, und Anzeigen Walter Ho^nann,PuEnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz. D. A. V.: 22KV. Geschäftsstellen. Albertstiaße 2 und Adolf-Hitler-Sttaße 4. Fernruf 518 und - gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. L44 88. Jahrgang Dienstag, den 23. Juni 1936 Meerengenkonferenz in Montreux Italienische Vorbehalte Die Meerengenkonferenz ist im Hotel Montreux-Pa lace in öffentlicher Sitzung von dem schweizerischen Bun desrat Motta eröffnet worden. Bundesrat Motta sprach die Hoffnung aus, daß die Einigung, zu der die Konferenz führen werde, das Vertrauen unter den Nationen stärken und manche Befürchtungen zerstreuen werde. Im Völker- leben gelte notwendigerweise die Regel, daß Verträge ge halten werden müßten, aber die gegenwärtige Konferenz beweise auch, daß Verträge nicht unwandelbar seien. An schließend sprach der türkische Außenminister NüschtüAras. Indem wir Ihnen, so führte Rüschtü Aras n. a. ans, den von uns ausgearbeitetc ' bkommensent- wurs zur Aufstellung einer Rechtsordnu..^ im Sinne der eigenen Souveränität der Türkei übergeben, haben wir eine internationale Zusammenarbeit zur Regelung des Meerengenregimes schaffen wollen, nachdem wir festge- stellt haben, daß dasjenige von I923 seine Daseinsberechti gung verloren Hai und infolge von Umständen, die seine ganze Grundlage verändert haben, unanwendbar gewor den ist. Wir schlagen Ihnen eine Regelung vor, die der vollen Freiheit der Handelsschisfahrt Rechnung trägt und die Freiheit der Kriegsschiffe unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der allgemeinen und der besonderen Sicher heit der Türkei gewährleistet. Die italienische Regierung bezeichnet in einer Note den jetzigen Zeitpunkt als ungünstig und meldet ihre Vorbehalte gegen etwaige Beschlüsse an, die in ihrer Ab wesenheit gefaßt werden sollten. Die Vertreter der Balkanstaaten erklärten ihre grund sätzliche Zustimmung zur Neuregelung des Lausanner Vertrages und hoben hervor, daß sich die Türkei von Er wägungen der Sicherheit und Strategie leiten lasse, da bei aber Rücksicht aus die Handelsinteressen der Ufer staaten nehme. Der bulgarische Vertreter erklärte, daß sich Bulgarien durch die ihm auferlegten Entwaffnungsbestim mungen in einer noch ungünstigeren Lage als die Türkei befinde und von einem Zugänge zum freien Meere ab geschnitten sei. Er begrüße daher mit Sympathie die tür kischen Forderungen. Der englische Delegierte, Lord Stanhope, äußerte, die Ereignisse in der letzten Zeit hätten gezeigt, daß die kol lektive Sicherheit „langsam arbeite-. Die britische Regie rung wünsche der Konferenz vollen Erfolg. Im Namen Frankreichs schloß sich Paul-Boncour der Anerkennung für die Art des türkischen Vorgehens an. Der japanische Delegierte erklärte, daß sein Land den türkischen Entwurf grundsätzlich annehme. Litwinow wies auf das unmittelbare Interesse der Sowjetunion an der Meerengen-Frage hin. Die „pazi- ftfltsche Illusion", Daß der Weltkrieg der letzte Krieg ge wesen sei, sei im Jahre 1923 noch sehr stark gewesen. In zwischen Härten sich die nationalen Gegensätze verschärft. Auf Vorschlag Titulescus wurde sodann der austra- liMe Delegierte Bruce zum Vorsitzenden, der Grieche Po litis zum Vizepräsidenten und der Delegierte der Ab rüstungsabteilung des Völkerbundssekretariats, Aghnides, zum Generalsekretär der Konferenz gewählt. Die Konferenz beschloß, vom türkischen Abkommens entwurf Kenntnis zu nehmen und über ihn die allgemeine Aussprache zu eröffnen. Gemäß einem Antrag des eng lischen Bertrctcrs wird diese Aussprache nicht öffentlich sein. Vorbehalte Italiens Das halbamtliche „Giornale d'Jtalia"" erklärt zur Kon ferenz in Montreux: „Die Forderung der Türkei hat eine sehr viel größere Reichweite, als auf den ersten Blick schei nen kann; sie gründe sich unter anderem auf die Annahme einer vorhandenen Kriegsdrohung im Mittelmeer. Was Italien betrifft, so habe der Duce mit großer Klarheit unwi derruflich betont, daß er dem abessinischen Unternehmen einen kolonialen Charakter geben und es vermeiden wolle, daß sich dieser Streitfall zu einer Reibung innerhalb Euro pas auswachse; daher entbehrt in Wirklichkeit einer der An lässe der türkischen Forderungen seiner Begründung. Nach den Lehren der Geschichte müßten sich Rußland, Bulgarien und Rumänien der türkischen Forderung entgegenstellen, da diese Staaten außer den Dardanellen keine andere Zugangs straße zum offenen Meere haben. Alle Mächte mit Interessen im Schwarzen Meer — un ter ihnen nimmt Italien vom Gesichtspunkt des Außenhan dels heute den ersten Platz ein — sollten eifersüchtig auf die vollständige Freihaltung dieser Durchgangsstraße bestehen, deren Oesfnung während des Krieges so große Opfer kostete." Abschließend wiederholt der Aufsatz, daß Italien aus wohlbekannten Gründen in Montreux nicht anwesend sei. Die von Italien ausgesprochenen Vorbehalte feien jedoch eine deutliche Mahnung dafür, daß jegliche Entschließung ohne die italienische Zustimmung neue Abmachungen für Italien unwirksam mache. Suvich geht nach Washington Präsident Roosevelt erteilte das Agreement für den neuernannten italienischen Botschafter Fulvio Suvich, den früheren Staatssekretär im italienischen Außenministerium. Es wurde jedoch betont, daß dieses Agreement nicht etwa die Anerkennung der Besitznahme Abessiniens durch Italien bedeute. Sollte in dem Beglaubigungsschreiben, das Suvich überreichen werde, Suvich als Vertreter des Königs von Italien und Kaisers von Abessinien bezeichnet werden, so werde die amerikanische Regierung diese Formulierung hin nehmen, aber mit keinem Wort auf den Zusatz eingehen. Neue Neichsanleihe 700 Millionen Mark 4'/, v. H. Reichsschatzanweisungen Im Zuge der Durchführung der von der Reichs regierung übernommenen Aufgaben, begibt das Deutsche Reich 700 Millionen Mark 4^prozentige auslosbare Reichsschatzanweisungen zum Kurse von 98'/« v. H. Die Laufzeit der Schatzanweisungen beträgt 12 Jahre, be» ginnend mit dem 1. Juli ds I. Von 1943 ab wird jedes Jahr ein Sechstel des Anleihebetrages der Schatzanwei- fungen zum Nennwert. ausgelost werden, so daß die durchschnittliche Laufzeit neun Jahre beträgt. 200 Millionen Mark dieser Schatzanweisungen sind bereits fest gezeichnet worden. Die verbleibenden 500 Mil- lionen Mark werden durch das unter Führung der Reichs- bank stehende Anleihckonsortium zum Kurse von 98'/« v. H. zur öffentlichen Zeichnung aufgelegt. Die Zahlungen durch die Zeichner auf zugeteilte Reichsschatzanweisungen werden in der Zett vom 23. Julr bis 5. Oktober d. I. erfolgen, und zwar am 23. Jul, und 20. August je 30 v. H. und am 10. September und 5. Okto ber je 20 v. H. Frühere Zahlungen sind zulässig. Der Lauf der Stückzinsen beginnt mit dem 1. Juli d. I. Die Reichsschatzanweisungen sind mündelsicher und bei der Reichsbank lombardfähig. Die Zeichnungssrist läuft vom 29. Juni bis 14. Juli d. I. Schacht zur neuen Reichsanleihe Beteiligung ist Pflicht! In einer Pressebesprechung aus Anlaß der Auflegung der neuen Reichsanleihe im Betrage von 700 Mill. RM 42Lprozentiger Reichsschatzanweisungen wies Reichsbank- Präsident Dr. Schacht auf die Notwendigkeit der fortlau fenden Konsolidierung der kurzfristigen Verschuldung des Reiches aus den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen hin. Fast ein jeder Volksgenosse, so führte Dr. Schacht u. a. aus, habe aus den Maßnahmen der deutschen Reichsregierung, die seit der Machtübernahme den fortschreitenden Aufbau der deutschen Wirtschaft gefördert haben, Nutzen gezogen. Es sei daher nicht mehr als recht und billig, wenn das Reich von Zeit zu Zeit mit einer Anleihe an den Kapitalmarkt herantritt, um sich die Mittel zur weiteren Durchführung der verschiedenen noch schwebenden oder in Angriff zu nehmenden Vorhaben auf diesem Wege zu be schaffen. Pflicht eines jeden Volksgenossen sei es daher, sich nach Kräften an der Zeichnung dieser Anleihe zu be teiligen, die sich zudem als ein sehr günstiges Anlagepapier answeise. Reichsbankrat Hülse ging sodann auf die näheren Einzelheiten der Anleihe ein. Unter Zugrundelegung "es Zeichnungskurses von 982» v. H. und einer 4^prozentigrn Verzinsung errechne sich eine Rendite von 4,67 v. H. Trauer um Bülow Nachruf des Rcichsaußenministers. Die deutsche Diplomatie erleidet gegenwärtig schwere Schicksalsschläge. Innerhalb eines halben Jahres sind drei diplomatische Persönlichkeiten, in Paris Botschafter Köster, in Loudon Botschafter von Hoesch und jetzt der Staats sekretär von Bülow, dem Deutschen Reich durch den Tod verlorengegangen. Der Reichsminister des Auswärtigen, Freiherr von Neuroth, und die Angehörigen des Aus wärtigen Amtes widmen dem Staatssekretär Dr. Bern hard Wilhelm von Bülow folgenden Nachruf: „In seiner langen, ehrenvollen Laufbahn hat der Verewigte die ihm von seinen Vorfahren überkommenen Traditionen des preußischen Beamten und Offiziers auch seinerseits in vorbild licher Weise verkörpert. Der auswärtige Dienst des Reiches verliert in ihm einen Beamten, der mit innerer Leidenschaft an seinem Beruf hängend und von höchster Vaterlandsliebe getragen sein ungewöhnliches Können immer mit vollster Hin gebung für die Mitarbeit an den Aufgaben der deutschen Außenpolitik eingesetzt und auf allen von ihm bekleideten Posten Hervorragendes geleistet hat. Nach seiner letzten schweren Krankheit haben ihn die Sorgen um seinen Dienst bis zum letzten Atemzuge bewegt. Menschlich haben alle, die ihm näher traten, in feinem stillen, zurückhaltenden Wesen die charakter volle Persönlichkeit, den Mann von untadeliger, vornehmster Gesinnung verehren und lieben gelernt. Der Staatssekretär Dr. Bernhard Wilhelm von Bülow wird in der Geschichte des Auswärtigen Amtes als einer seiner besten Vertreter sori- leben." Am Montag versammelte der Reichsminister des Aus wärtigen die Beamten, Angestellten und Arbeiter des Aus wärtigen Amtes zu einer kurzen Trauerfeier für den ver storbenen Staatssekretär von Bülow. Der Reichsaußen minister hat der Mutter und den Geschwistern des Ver storbenen sofort nach dem Ableben mündlich und schriftlich seine Teilnahme ausgedrückt. Deutsche Lufifahrisammlung Richthofen-Flugzeug im Museum. Berlin, 21. Juni. In den Ausstellungshallen am Lehrter Bahnhof eröffnete der Staatskommissar der Haupt stadt, Dr. Lippert, die „Deutsche Luftfahrt-Sammlung", die einen umfassenden Ueberblick über die Entwicklung der Luftfahrt gibt. Auf dem Freiplatz stehen drei der ersten neuzeitlichen Verkehrsflugzeuge, ein Dornier „Komet", ein Dornier „Merkur" und ein Junkers „G 24". In einer Halle beherrscht das Riesenboot „Do X" das ganze Blickfeld. Die Geschichte der deutschen Fliegerei zeigen die Originalflugzeuge von Lilienthal, Jatho, Wright und Grade. In einem anderen Raum steht das Original-Jagdflugzeug Manfred von Richthofens und zahlreiche andere Kriegsflugzeuge. Das Luftschiff flog Rekord Das Luftschiff „Hindenburg" hat die bisherige schnellste Ucberquerung des Ozeans in Ostwestrichtung um 32 Minuten verbessert. 59 Stunden und 50 Minuten nach seiner Abfahrt von Frankfurt a. M. erschien es über Lake- Hurst und landete bald darauf.