Volltext Seite (XML)
Oberpfannenftiel«, Lauter AuerW -Mmg. Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle-«löfttrlein, Weder- « und die umliegenden Ortschaften. Erschein: ««««»««> s-ettag» u Gon««««», «boriemeutbbrei» inkl. der 3 werthvouen^«Uaaen »ierteljährlich mit BringeUohn 1 Dlk. LV Pf. durch die Post 1 Ai Pf. Mit 3 issustrirte» Aeiölättern: Deutsches A^miNen0tatt, Aule Heister, Jettspieget. e<«raniwortlich«r Redakteur: «mtl Hegemeister in Aue (Erzgebirge). Redaktion u. Expedition: Are«, Marktstraß«. Inserate dl« einspaltige Cerpuezeile.1* Pf.,2 Petitsatz wird nach Petitzeilen, Nonpareille satz nach dieser berechnet. Bei Wiederholungen hoher Rabatt. All« Postanstalten und Landbriesttstger nehmen Bestellungen am No. 31. Mittwoch, den 14. März 18S4. 7. Jahrgang. Bestellungen auf die HW- AuerLHcrL-AeiLung "WH (Nd. 666 der Zeitungopreiolist«) für Monat Mürz 18S4 werden in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern der Blattes, sowie den Landbriefträgern jederzeit gern an, enommen. Krpedition der „Auertyal-Zeitung," Ein französischer Staatsmann, Barthelewy Saint Hiiaire, veröffentlicht in der «Time»" bemerkenswerte, höchst vernünftige Ansichten über Rußland. »Obgleich ich an sich Optimist bin, so hat das zwanzigste Jahrhundert für mich doch einen trüben Ausblick. Die europäischen Finanzen sind in einem- unheilvvllen Zu stande. Die Rüstungen, die Europa sich zulegt, müssen zn einer Katastrophe führen. Frankreich hat eine Schul» denlast von 40 Milliarden und das Budget weist einen Fehlbetrag auf. Alle anderen Staaten werben durch ihre Finanzlosten fast erdrückt. England allein hat seit acht zig Jahrrn seine Schuld beständig vermindert. England führt in Indien ein wunderbare» Werk durch die Erzie hung von 300 Millionen janalijcher Geist«. se« Grunde bin ich nicht sür Rußland eingenommen. Rußland allein kann die ZivttisationSarbeit England» und Indien« aushalten und da- wäre ein Unglück f>r die Wett. Man tadelt mich oft weil ich kein Parteigänger Rußland» bin. Indessen ich bin mein ganze» Leben rin Republikaner gewesen und kann nicht vergesst» daß Frank reich die Menschenrechte, die bürgerliche Gleichheit und Ge wissensfreiheit verkündet hat. Dafür watet« e» freilich Jahre durch Blut und Schmutz; aber schließlich verschwan den die Grenel, der Segen blieb und jetzt rühmt e» sich, die Menschheit au« mittelalterlichem Dunkel uno den Ket ten de« Despotismus befreit zu Haden. Ich kann daher nicht einsehen wie da» der Revolution entsprossene Frank reich der Bundesgenosse einer autokratischen Macht wie Rußland sein kann. Rußland umschließ« zahlreiche Völ kerschaften, aber e« stellt nicht eine Ratton dar. Da- Za rentum ist ein Einzelwille der alle andern Einzelwillen überschattet. Zaren mögen sterben; aber da« Zarentum wird aus Jahrhunderte hinaus nicht sterben. Die Augen de« Zaren sind beständig auf Konstantinopel gerichtet. Rußland erstreckt sich von Finnland bi» zum BehringS- meer, von Archangel bi» Beludschistan. ES begehrt aber Afhanistan und wenn «S sich erst gleichzeitig in Konstan tinopel, Moskau und Petersburg befindet, wird es über 1500 Mill. Seelen verfügen. E« wird Kleinasien, Syrien und Palästina haben. E» ist fast im Besitze von Per sien und wird dann eine Drohung für die ganze gebildete Welt sein, die gegen seine Odecmacht ankämpfru muß. Vor den anderen Nationen hät Rußland einen unend lichen Vorteil voraus: es hat eine zusammenhängende Be völkerung von 100 Millionen die nicht angegriffen wer den kann, weil sie nicht zu erreichen ist. Wenn e» sich mit Frankreich verbünoet, so geschieht da«, weil e« davoi träumt, mit seiner Hilfe Konstantinopel zu erobern. Ge hen Frankreich und Rußland au« einem zukünftigen Kriege siegreich hervor, so gewinnt Frankreich allerdings die Rhein grenzen, aber Europa ist besiegt und Rußland wird von Konstantinopel und Petersburg au» die Weltherrschaft au«» üben. Es hat aber einen Zaren fegeben, der dem besieg ten Frankreich seinen Willen vorschrieb und d.e Bourbonen wieder einsetzte; und seine siegreichen Nachfolger «erden Frankreich ebensogut wie der übrigen Welt ihren Willen gen Frankreich alle« möglich ist. Ich verstehe ganz gut, daß Frankreich dir Rheingrenze, «eil sie die natürlichste un> stärkste ist, «irdergewinnen möchte, aber nicht um den Preis, daß eine unwiderstehliche Macht geschaffen «erde, die aus Frankreich wir auf die übrigen Mächte zerdrückend wirken wird. Auch kann ich nicht das Schauspiel verges sen, dem ich «ährend der Invasion beiwohnte. Ich kann die russischen Soldaten nicht vergessen, die durch Paris zogen jo mit Beute beladen, daß sie zwei Pjerde für SO Frank» und einen Esel sür ein Glas Schnaps hergaben. Was man auch gegen mich sagen mag, ich werde bis an mein Ende behaupten, daß Frankreich weniger gefährliche BunbeSgenossenschasten hätte eingehen sollen, die im Falle de« Sieges nicht da» Gleichgewicht Europa» zu Gunsten einer einzigen, nach allgemeiner Herrschaft strebenden Macht zerstören würden." Politische Nachrichten. Dentschlnftd. Berlin, den 12. März. Vom Kaiser Wilhelm-Denkmal auf dem Khsfhäuser wird berichtet: Gegenwärtig wird tapfer au dem riesigen Thurme gebaut, in dessen Nische da« in Kupfer getriebene Reiterstand bild de« Kaisers, gleichsam au« dem Thurme heraus in« Freie reitend, Aufstellung finden wird. Das Modell des Reiter standbildes wird von Professor Hundrieser-Berlin im Laufe dieses Jahre« vollendet. Ebenso geht der erste Modell-Lut- Wurf zur Barbarossa-Figur, welche au« den Felsen de» Khff- Häuser in gewaltigen Dimensionen herauSgemeißelt, wird im Atelier de« Bildhauer« Nie. Geiger seiner. Vollendung ent gegen. Der Denkmalsausschuß gedenkt, in der Voraussetzung, daß die nötigen Gelder so eingehen, wie nötig ist, die Ar beiten rasch zu fördern, sodaß am 10. Mai 1836, 26 Jahre nach dem Frankfurter Frieden, da« Kyffhäuserdenkmal fertigge stellt und eingeweiht werden kann. An der 800 bi« 300,000 betragenden Bausumme fehlen allerdings noch ca. 260,000 ^tl, welcher von den Krtegervereinen Deutschlands aufzubrlugen sein werden. Als Honorar sür Professor Begas für da« Rationaldeukmal Kaiser Wilhelm« I» ist in der dem Reichstag zugegaugeneu Borlage 1 Million Mark auSgeworsen. Man findet diesen Posten zu hoch und will ihn ebensowenig bewilligen, «je die Säulenhalle, welche das Denkmal umgeben soll. Der alte Kaiser Wilhelm selbst soll gewünscht haben, daß ihm einst höchstens ein einfaches Reiterstandbild auf d«W Pariser Platze gesetzt werde. Die Wahlprüsung-koinmissioa de« Reichstage- beschloß, bei» Plenum die Ungültigkeit der Wahl de« Abg. v. Potenz (Plauen i. V.) zu beantragen. Die Ungültigkeitserklärung erfolgte wegen des Verbotes der Verbreitung von Flugblättern und Stimmzettel durch die Auush».uplma> uschost. Während die Vereinigten Staaten von Nordamerika und ebenso die Schweiz Zeitungen unentgeltlich befördern, plant Genrralpostmeister Stephan, mit dem ZeitungStaris« aoszu- schlcgen. (Nachdruck verboien.) AeuMeton. L Gaunerstreich aus dem römischen AUerthum. »Hast Du da« Neueste schon vernommen," sprach der Lonsor Flacco« in seiner Barbielstube zu Herkulanum, in dem er die «»»gedehnte Glatze seine« Kunden, des dicken und reichen Olivenhändler« Rupiliu», mit wohlriechenden Essenz«« einrteb. »Phlegvn, der griechische Sklave de« Aedilen Marcu« Flavtu» ist entflohen, nachdem er die Schatz kammer seine« Herr» arg geplündert hat. Und denk' Dir, hier mit noch nicht zufrieden, hinterläßt der freche Bursche eine» Zettel» tn dem er verspricht, bald wiederzukehrrn »nd die noch zurückgelassenen Werthslück« abzuholen., „Der Aedil schnaubt Wuth, und schon sind Boten nach allen Richtungen au«grse»det, de» Flüchtling einzusangrn — doch nicht» deutet aus seine Spur. —" Zw« Mond« sind seit der Flucht de» griechischen Skla ven verflvssen, al« folgende Anzeige, dir an den Säulen der Thermen und Tempel von Herkulanum prangte, dte Aufmerksamkeit der Bewohn»» der Stadt erregte: Wenn die Witterung günstig ist, so wird übermorgen, an den Kalenden de» Sextiti« (dem 1. August) tn der Arena von Herkulanum «in« große Thierhetze aufgesührt «erden. „Mareu» Flavtu» ist ,», der de« Volk« da« Schauspiel gewähren will." „Wenn dre W lterung günstig ist." Hoch seit drei Tagen fließt unaushallscmer Regen au» den Wolken her- «b. „O, Zupfte« PluviiS, b,lt ein Mit Deine« Legen! Kvftwh strahlender Phövu», hervor i" Also fleht inbrünstig , das Volk und reichlicher Opftr Rauch soll ihren Bitten Erhörung schassen. Schon senkt sich der Abend de« letzten Juli auf die ge- segneten Fluren der glücklichen Kampagna herab, da end lich thetlten sich die düsteren Wolken und Helio« bricht sich Bahn. Jubelnd begrüßt da« Volk da» freundliche Gestirn, al» seine Ausmerksamtett von einem sonderbaren Schau spiel angezogen wird. Zwei Männer in der Tracht mittelitalischer Hirten füh ren an starken Ketten einen Bären von mächtiger Gestalt. Vor dem Hause de« Marcus Flaviu«, desselben, der am morgigen Tage da« große Festspiel veranstalten will, macht der seltsame Zug Halt. Entsetzt fährt der Ostariu«, der Pförtner, beim Anblick de» gewaltigen Thiere«' zurück; «och einige ausklärende Worte der Führer, und er läßt st« vor seinen Herrn. Staunend über die ungewohnt« Pracht in ihren Räumen, durchschreiten die beiden Bärentretber den langen, marmor bedeckten Korridor, da» bilvergeschmückt« Atrium, da» mit farbenprächtigen Blumen und seltenen Bäumen bepflanzte Biridarium. Hier ruht vehaglich der Eigeuthümer all' jener Herrlichkeiten, Marcu» Flaviu», der Aedil. Mit rhrsurcht«- vollent Gruß nähern sich dir beiden Fremden dem mächti gen Herrn und berichten ihm, daß sein Gastfreund Quin- tu» Lutattu« al« Zeichen seiner Anhänglichkeit und als Zier sür die Arena ihm diesen mächtigen Bären sende, den er bet der vorjährigen Jagd tn Thessalien lebend rtnge- sangen hätte. Hocherfreut über di« Aufmerksamkeit seine» Gastfreundr« läßt Flavtu» den Urberbrtngern de» kostbaren Geschenke» LOO Sesterzen »««zahlen; dann tzitbt er einem der tnaher- stchenden Sklaven den Befehl, den Bären sogleich in da» Vtvariu«, de» Tht«rj«:n'ger, za führen. Do«« de» wider- setztenstqdi« Bärrnttetber and einer von ihnen spricht; „Wage e« nicht, o Herr, das ungebändigte Thier mit anderen Bestien zusammenzubringen, und vergiß nicht, daß e«, von der langen Reise erschöpft, der Ruhe und besonde ren Wartung bedarf. Laß es an einen stillen Ort im Hause führen; wir sind gern bereit, am seinem Käfig Wache zu halten." Der Aedil dankt für ihren Rath, fügt aber hinzu, daß er ihrer nicht bedürfe, da auch seine Sklaven «it der Be handlung wilder Thiere vertraut wären. Die Treiber entfernen sich und bald sehen wir sie in der Taberne de» sreigelassenen Opiliu», am pompejantschen Thore, feurigen Falernerwein schlürfen. , Stiller und stiller wird e« aus den Straßen. Hier und dort erblickt man noch einen verspäteten Nachtschwärmer, der von fackeltragrnden Sklaven begleitet, heimkehrt. Von Zeit zu Zeit erschüttert di« Lust da« dumpfe Gebrüll der numidijchen Löwen, die morgen der Schaulust de» Volke« zum Opfer fallen sollen. Jetzt endlich erheben stch die beiden späten Gäste und verlassen zur großen Erleichterung de- schlaftrunkenen Wir- the« di« Taberne; sie entfernen sich nach entgegengesetzte« Richtungen, bald aber sehen wir st« an der Hinterseite de» Hause« de» Aedilen zusammentressen. Aufmerksam lauschen sie in dte Nacht hinau» — jeder Laut scheint erstorben zu sein; Todt««stille draußen und drinnen. Doch nein! Ein« dunkle Masse bewegt stch dort schwer fällig aber sicher durch den langen Korridor de» Gebäude«. Jetzt fällt durch ein Fenster der volle Schein de» Monde» aus di« seltsame Gestatt — e» ist der Bär. vor einem wohl verschlossenen Zimmer, der Schatzkammer de» Aedilen, am Ende de« Korridor', hält «in phrhgischer Sklave, von athletischem wuchs«, sitzend wacht; .da» Schweigen ring» umher hat ihn tn einen Halbschlaf gewiegt, au« dem erst