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88. Jahrgang Nr. 36 Donnerstag, den 12. Februar 1636 Abschied von Mhelm Gustloff Trauerkundgebungen in der Schweriner Festhalle Gustloff kehrt heim. Sachs politische Leiter der Landesgruppe S^oeiz trugen den Sarg des ermordeten Landesleiters Wilhelm Gustloff zur Lafette. Weltbild (M). Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des ZU K "0 des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits vest m l Dirie Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bet Abholung wöchentlich 45 Rps., bet Lieferung frei Haus 60 Rpt. Postbezug monatlich 2.30 RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen Hai der Bezieher keinen Anspruch aut Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. — Anzeigenpreise und Nachlaßsätze bei Wieder holungen nach Preisliste Nr. 8 (in unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs und Zwangsoergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig Anzeigen sind an den Erschetnungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. -- Verlag: Mohr 8- Hoffmann. Druck: Kar! Hoffmann und E. L. Förster'» Erbe» Verantwortlich für Oertliches u. Sächsisches, Unterhaltungsteil. Sport u. Anzeigenteil Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz, D. A. I-- 2250. Geschäftsstellen: Albertstr. 2 u. Adolf.Hitler.Str.4. Fernruf 518 u. 550, Die Amtsleiter und andere leitende Parteigenossen und! Freunde der Auslandsorganisation der NSDAP trafen sich am Dienstagabend unter Führung von Gauleiter Bohlej gemeinsam mit den Kameraden von der Landesgruppe, Schweiz zu einem stillen Gedenken an der Bahre Gustloffsx Ministerprästdent Göring ehrt Wilhelm Gustloff Im Auftrage des preußischen Ministerpräsidenten General Hermann Göring legte Dienstagnachmittag Landesgruppen« leiter Franz Neuhausen einen Lorbeerkranz an der Bahre Wilhelm Gustloffs nieder. Die Kranzschleife trägt di« Inschrift „Der preußische Ministerpräsident". Eine amtliche schweizerische Mitteilung Der Schweizerische Bundesrat befähle sich am Diens tagnachmittag erneut mit der Ermordung Wilhelm Gust- loffs in Davos; es wurde darüber folgende amtliche Mittel lang ausgegeben: „Der Bundesrat hat sich in seiner heutigen Sitzung mit de» Angriffen besaht, die im Zusammenhang mit der Sr- mordung Wilhelm Gustloffs durch die Zeitung „Volksrecht" am 7. Februar ds. 2s. gegen den deutschen Gesandten Frhr. von Weizsäcker gerichtet worden sind. In ebenso unzulässiger wie unzutreffender Weife wird darin die diplomatische Ver tretung des Deutschen Reiches beschuldigt, sich in die inne ren Verhältnisse der Schweiz einzumischen. Der Bundesrat mißbilligt die bei dieser Gelegenheit verwandten Ausdrücke, die eine schwere Ausschreitung im Sinne seines Beschlusses vom 26. Mär; 1934 darskellen und geeignet find, die korrek ten Beziehungen der Schweiz zu Deutschland zu gefährde». In sachlicher Hinsicht stellt er fest, daß der deutsche Gesandte keineswegs die schweizerische Presse der intellel^ tuellen Urheberschaft an der Ermordung Wilhelm GustloM bezichtigte, sondern lediglich geltend gemacht hat, daß d« durch gewisse Blätter gegen den Berstorbenen gerichteten hemmungslosen persönlichen Angriffe mit dazu beitragen konnten, die psychologischen Voraussetzungen für eine Tat zu schaffen, wie sie durch David Frankfurter begangen wor den ist. Der Vorsteher des Eidgenössischen Politischen De partements nahm von dieser Erklärung Kenntnis, ließ je doch gleichzeitig keinen Zweifel darüber bestehen, daß die schweizerischen Behörden jede Konstruierung eines kausalen Zusammenhanges zwischen der Haltung der Schweizer Presse und der Mordtat eines ausländischen Fanatikers als unstich haltig ablehnen müßten. Es sei bei dieser Gelegenheit fest gestellt, daß die beabsichtigte strengere Handhabung der Presseverordnung von 1934 durch den Bundesrat entgegen den Behauptungen der Zeitung „Volksrecht" schon vor dem Attentat gegen Wilhelm Gustloff ins Auge gefaßt wordeM war." Run gilt es, Abschied zu nehmen von dem toten Kamp ter Wilhelm Gustloff, der nach ehrenvoller Fahrt durch die deutschen Gaue in seine Heimat zurückgekehrt ist. lleberal! >n den Städten, wo der Sonderzug halt gemacht hatte, war dem toten Landesgruppenleiter ein ehrender Empfang zuteil ««worden. Zehl wird ihm die Bewegung in der Festhalle Zu Schwerin, wo seine sterbliche hülle aufgcbahrt ist, eine Würdige Trauerkundgebung bereiten, an der das ganze deut sche Volk teilnebmen wird. Alle deutschen Sender übertra- Ü«N die Trauerseier am heutigen Mittwoch in der Zeil von l2 bl- 1Z.10 Uhr. In ganz Deutschland haben ans Anwet- mng de» Reichspropagandaleiters der RSDAP. alle Ge- väaoe der Partei und der ihr angeschlossenen Verbände au, «nlah der Beisetzung des von einem Juden ermordeten «landesgruppenleiters Gustloff Trauerbeflaggung angelegt. Am Montagabend war der Sonderzug mit der Leich« des in Davos ermordeten Landesgruppenleiters inSchwe ll n, der Heimatstadt des Toten, eingetroffen. In einer kur- M Feier auf dem Bahnhofsvorplatz schilderte Gauleiter Hil debrandt Wilhelm Gustloff als politischen Soldaten Adolf Hitlers und als aufrechten deutschen Charakter. Gustloff habe nie geschwankt, sondern stets dieselbe feste innere Ueber- Zeugung gezeigt. „Er war Rationalsozialist und Kämpfer, wie wir ihn brauchen." eindringlichen Worten stellte der Gauleiter den Kampf "es gefallenen Helden der Bewegung und vor allem der Tugend als mahnendes Beispiel hin. Darauf trugen sechs politische Leiter der Landesgruppe Schweiz den Sarg ihres politischen Hoheitsträgers zur Lafette. Auf dem Wege zur desthalle bildeten auf beiden Seiten die Männer der natio- polsozialistischen Gliederungen Spalier. Die Leibstandarte Adolf Hitler schritt unmittelbar der Lafette voran. Hinter dem Sarge folgten die Gauleiter Hildebrandt, Bohle und Aube mit den nächsten Angehörigen Gustloffs, den Schweizer Parteigenossen sowie Vertretern der Partei, der Wehrmacht Und des Staates. Alle Straßen, die von dem nächtlichen Trauerzug berührt wurden, waren dem Ernst des Tages ^sprechend ausgeschmückt. Fast kein Haus, das nicht eine P>f Halbmast gesetzte Hakenkreuzfahne und schwarzumflortes Tannengrün trug. In der weihevoll ausgeschmückten Fest- Mle wurde der Sarg aus die Freitreppe hinaufgetragen. Gauleiter Hildebrandt legte am Sarge einen Kranz nieder. Dann nahm die Totenwache der SA. Aufstellung. Tausende nahmen Abschied von Gustloff Von den frühen Morgenstunden an zogen Tausende zur Schweriner Festhalle im Norden der Stadt, um von Gust as Abschied zu nehmen. Aus ganz Mecklenburg, vor allem °uch aus den ländlichen Bezirken, trafen Abordnungen der Nationalsozialistischen Gliederungen ein. Die Festhalle, in Beileidslisten ausliegen, zeigt schon den feierlichen ^rauerschmuck, den sie bei der Beisetzungsfeier tragen wird. Der Sarg steht auf der großen Bühne. Die Freitreppe, die öu ihr hi'naufführt, ist ganz mit Kränzen übersät. In der "sten Reihe liegen die Kränze des Führers und seines Stell vertreters. Von dem Schwarz, in das die Bühne gekleidet N, hebt sich an der Stirnwand ein riesiges Hakenkreuz Immergrün und weißer Flieder umrahmen den Büh- benaufbau. Die Totenwache halten vier SA.-Männer. Un- ^weglich stehen sie im Schein der Feuer, die auf schwarz °°rkleideien Pylonen brennen. Die breiten Fenster sind mit Fahnentüchern verhängt, so daß feierliche Dämmerung die ^ite Halle durchfließt. Ununterbrochen zieht die Schwe rer Bevölkerung am Sarg vorbei. Eine Stadt nimmt Ab- "Ned von ihrem großen Sohn. Halbmast am Beisetzungstage Der Reichsminister des Innern gibt folgendes bekannt: . Aus Anlaß der Beisetzung des Landesgruppenleilers Ausstoss flaggen morgen, Mittwoch, den 12. Februar 1936, °'e staatlichen und kommunalen Verwaltungen, Anstalten N Betriebe, die sonstigen Körperschaften, Anstalten »ad Lüftungen des öffentlichen Rechts und die öffentlichen Sch»- vu im ganzen Reichsgebiet halbmast. Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Empfang bei Gauteiier Hildebrandt Im Sitzungssaal der Reichsstatthalterei empfing der Gauleiter des Gaues Mecklenburg-Lübeck, Dietrich Hilde brandt die aus der Schweiz in Schwerin eingetroffenen Mitkämpfer Wilhelm Gustloffs. „Unsere Gegner", so betonte der Gauleiter, «wissen sehr wohl, um wen es sich bei dem Parteigenossen Gustloff ge handelt hat, war er doch als Landesgruppenleiter einer der aktivsten in seinem Wirkungsbereich, der stets die Idee des Führers in flammender Begeisterung für sein Werk in die Seele seiner Anhänger getragen halte. Bei diesem Mann gab es für die Feinde unserer Bewegung kein anderes Mit tel der Unschädlichmachung, als das der gewaltsamen Be seitigung. Wilhelm Gustloff war einer der Vesten, er war den Gegnern im Wege, er mußte fallen." Trauer um Gustloff Der Reichspropagandaleiter Dr. Goebbels, der vom Führer mit der Durchführung des Begräbnisses und der damit verbundenen Ehrungen für den Pg. Gustloff beauf tragt ist, teilt folgendes mit: Am Mittwoch, 12. Februar 1936, wird der Partei genosse Gustloff in Schwerin (Mecklenburg) begraben. An diesem Tag ist für die gesamte Partei Trauer ängesetzt. Die Dienstgebäude der Partei lind der ihr angeschlossenen Ver bände setzen ihre Fahnen auf halbmast. Die Führer der Partei tragen an diesem Tag Trauerflor. Den Führern der Partei ist es an diesem Tage untersagt, an gesellschaft lichen Feiern und Vergnügungen teilzunehmen. Darüber hinaus sollen keinerlei Einschränkungen durchgeführt wer den. Auch soll das Abhalten von gesellschaftlichen Veran staltungen nicht beeinträchtigt werden. Theateraufführun gen, Filmvorstellungen, Konzerte usw. finden in vollem Umfang statt. Am Vorabend des Tages der feierlichen Beisetzung Gustloffs ziehen in Schwerin die Volksgenossen zur Stätte, wo die sterblichen Ueberreste Gustloffs aufgebahrt sind. In den Nachmittagsstunden stehen die Männer und die Frauen aus dem Volk in langen Reihen vor dem Ein gang zur Halle an. Wie ein dunkler Strom zieht Reihe um Reihe mit erhobener Rechten an dem Sarg vorüber. In der Stadt sind die Vorbereitungen für die feierliche Beisetzung und den Trauerzug beendet. Alle Häuser sind mit schwärzumflorten Hakenkreuzfahnen geschmückt. Ganz Schwerin vereinigt sich in dem Bemühen, Wilhelm Gustloff einen würdigen letzten Abschied in seiner Heimatstadt zu bereiten. . .