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MsdmfferTageblait Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ »«» »Wilsdruffer Tageblatt» «scheint «n allen Werktagen nachtnittags SUH«. Be,«,,peei»Bei «dhnlnng in »« DeschSstsstellc und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten r,ZV RM., bei Pofidestellun, LAM. zuzüglich Abtrag, . , » - ,, . »«dühr. aiinzelnummeru u«z>fg. All-Pos anstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. UMaeaeLd Postboten und uns«-«»-. KAgerund Geschäftsstellen nehmen zu jeder Zeit B«, Fettungen entgegen. Im Falle höherer Gemalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch ans Lieferung ber Zeitung oder Kürzung des Bezugspreise». — Nücksendung eingesandter Schriftstücke erfalgt nur, »enn Poeto beiliegt. für Bürgertum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anztigrnprei«: di« « gcspaltrnr RarunzrUr 2» Apfg., di« 1 »«spalt«« D«il« »« amtlichen Bekanntmachungen 4» Aitchm Pfennig, d« 3 gespaltene Neklamez«il« im textlichen Teile 1 Reichsmark. Rachroeifungsgebllchr 20 Aeichspfeanise. Dam geschoiebeneLrsch-iuun,», . taae nnd VlahoorlÄeUMs wt-d-n «ach Mrslichd.it Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 onnahme bis vorm.1V Uhr. — — — Für die AichttglmU d« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garnutie. Jeder Siadattanspruch erlischt, wen» derBetrerg b«ch Klage eingezoge« «erden muß oderderAustraggeberin Konkurs gerüt. Anzeige»nehmen alle VermittlungLstrüenrnzgeg«. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 247 — 90. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 22. Oktober 1931 Moratorium oder nicht? Wir haben vielfach immer noch an den Problemen zu „knabbern", die uns die seit nunmehr acht Jahren hinter uns liegende Inflationszeit zurückgelassen hat. Und dar unter befinden sich Probleme von ganz gewaltigen finan ziellem wie allgemeinwirtschaftlichem Umfang, darunter das größte zweifellos die F r a g e d e r A u f w e r t u n g s- hypotheken und -obligationen. Die erste Regelung aus dem Jahre 1925 hatte eine Sperrung für Zinshöhe und Kündigungsmöglichkeit vorgesehen, der nun mit dem Fälligkeitstermin des 1. Januar 1932 wenigstens grundsätzlich ein Ende bereitet sein sollte. Im großen und ganzen jedenfalls sollten die Hypothekengläubiger an diesem Tage wieder die volle Versügungsberechtigung über ihr Eigentum zurückerhalten —, allerdings eben nur soweit, als Inflation und Aufwertungsgesetzgebung davon etwas übriggelassen hatte. Angesichts der ganzen Entwicklung in der Wirtschaft, im Geld- und Kreditwesen bedeutet es keine Überraschung, daß nun von den Organisationen vor allem des städtischen Grundbesitzes, also der Masse der Hypothekenschuldner, vom Reichsjustizministerium Schritte gesetzgeberischer Art fordern, die eine Hinausschiebung des Fällig keitstermins über den 1. Januar 1932 herbeiführen sollen. Aber dieses Ersuchen bezieht sich nun nicht etwa bloß auf die Aufwertungshypotheken selbst. Seit 1925 haben sich die Verhältnisse im deutschen Hypothekenwesen vielfach verschoben, wurden in großem Umfang alte, teil weise auch Aufwertungs- durch neue Hypotheken ersetzt, auch zahlreiche neue Hypotheken investiert —, aber zum allergrößten Teil waren diese neugeschafsenen oder um geänderten Schuldverhältnisse abgestellt ebenfalls aus den 1. Januar l932, weil ja an diesem Termin laut Auf- wertungsgesey von 1925 eine gründliche Neu ordnung desRealkreditwesens erfolgen sollte und die Gläubiger sich daher für diesen Zeitpunkt freie Hand schaffen wollten. Vor Jahresfrist erfolgte dann auch diese Neuordnung, die für die Auswertungshypotheken grundsätzlich die Kündigungsmöglichkeil ebenso brachte wie übrigens auch für die alten aufgewerteten Jndustrie- obligationen. Daß es sich dabei um Summen handelt, die in die Milliarden gehen, ist aus den früheren Debatten über die ganze Aufwertungsgesetzgebung bekannt. Und verständlich ist auch, daß angesichts der augenblicklichen Verhältnisse auf dem Realkreditmarkt, außerdem der immer noch be stehenden Hauszinssteuer- und Mietenzwangswirtschaft usw. die vom Fälligkeitstermin bedrohten Schuldner vom Staat gerade jetzt ein neues Moratorium ver langen, und zwar nicht nur für die Aufwertungs-, sondern auch für die neuen, die „Gold"hypotheken und für die Obligationen der Industrie. Aber mit nicht minderem Recht weisen die Hypothekengläubiger darauf hin, daß jene Besorgnisse übertrieben seien, weil der vorhandene Real kredit in der Hauptsache doch wieder auf dem gleichen Gebiet Anlage suche. Natürlich liegen die Dinge hier ungeheuer ver schieden, sind z. B. Wertminderungen bei Grundstücken ein getreten, die die bisherige Belastung als viel zu hoch, mit hin die betreffenden Hypotheken als schon gar nicht mehr sicher erscheinen lassen. Des weiteren pochen die Gläubiger auf das ihnen 1925 für den 1. Januar 1932 zugesprochene Recht, wieder über ihren an sich schon aus ein Viertel ge schmälerten, seitdem auch noch gering verzinsten Besitz das V e r f ü g u n g s r c ch t z u r ü ck z u e r h a l 1 e n; es würde zu einer weiteren Erschütterung des Rechtsbewußtseins führen, wenn diesem Verlangen nicht stattgegeben würde, also ein neues Moratorium ausgesprochen wird. Die Heraufsetzung der zulässigen Höhe für das Zins- niveaü sei kein genügender Ausgleich. Und schließlich müsse daran gedacht werden, daß der Hypothekengläubiger nun nach anderer Richtung hin Schuldner ist, Verpflich tungen hat, auf deren Ausgleich zum 1. Januar 1932 er rechnen zu können glaubte. Auch hier würde es zu größten Schwierigkeiten und Verlegenheiten kommen, wenn ein Moratorium zugunsten der Hypothekeuschuldner dazwischen käme. Die Dinge liegen gewiß ungeheuer kompliziert, und sind fthr schwer in ihren Folgen nach der Schuldner- und nach der Gläubigerseite hin zu übersehen; muß man doch z. B. sehr eindringlich an das Schicksal der zweit- und dritt st eiligen Hypotheken denken, die ja zum wohl allergrößten Teil nicht von den großen Real kreditinstituten, sondern aus dem Mittelstand herstammen. Man rechnet insgesamt mit einer Summe von sechs bis sieben Milliarden, die als Aufwertungshypotheken an gelegt sind und am 1. Januar fällig werden würden. Andererseits ist der Moratoriumsgedanke heute zeitgemäß, aber - gefährlich und wenn er vom größten Teil des Realkreditmarktes wieder einmal Besitz ergreifen dürfte, » würde das auch nach dem sonstigen Zahlungs verkehr herüber nicht ohne verhängnisvolle Rückwirkun gen bleiben können. k-"" hier dies alles nur andcuten. Das eine io allzu genau: Die Reichsregierung Dedeutmm „ÄA eine Entscheidung von schwerster ttg gestellt in der Frage: Moratorium oder nicht? Zer MWstsbM ernannt. Erste Sitzung am 29 MM unter Hindenburg. In dem bekannten Briefwechsel zwischen Reichsprä sident und Reichskanzler vom 13. Oktober war die Schaf fung eines Wirtschaftsbeirats vorgesehen worden, der in eingehender Beratung zu einer Lösung lebenswichtigster Fragen hinsichtlich der Gestaltung der deutschen Wirt schafts- und Sozialpolitik gelangen soll. Entsprechend den in dem Briefwechsel sestgelegten Ausgaben dieses Wirt- schaftsbeiraies und der Art seiner Zusammensetzung Hai der Reichspräsident nunmehr auf Vorschlag der Reichs regierung eine Reihe führender Persönlichkeiten des Wirt schaftslebens zu Mitgliedern des Wirtschaftsbeirats ernannt. Aus der Zusammensetzung des Wirtschastsbeirats ist zu ersehen, daß möglichst alle Kreise der deutschen Volks wirtschaft und alle Landesteile berücksichtigt wurden. In dustrie, Landwirtschaft, Handel, Handwerk und Klein gewerbe, Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind durch Per sönlichkeiten vertreten, die Gewähr dafür bieten, daß neben den großen gemeinsamen Interessen der gesamten Volks wirtschaft auch die Interessen der einzelnen Berufsstände und Wirtschaftsgebiete gleichwertig und mit gleichem Nach druck vertreten werden. Der Reichspräsident Hai gleichzeitig mit der Er nennung die Mitglieder zu der ersten gemeinsamen Sitzung des Wirtschaftsbeirats und der Reichsregierung, an der auch Reichsbankprüsident Dr. Luther und Generaldirektor der Reichsbahn, Dr. Dorpmüller, teilnehmen werden, auf Donnerstag, den 29. Oktober, vormittags 11 Uhr, in sein Haus eingeladen. Diese Eröffnungssitzung wird unter dem Vorsitz des Reichspräsidenten stattfinden. Die Mitglieder des Wirtschaftsbeirates: Geheimer Kommerzienrat Dr. Ernst von Borsig Fabrikbesitzer in Berlin-Tegel; Dr. Brandes. Präsident des Deutschen Landwirtschastsraies. Königsberg; Reichskanzlei außer Dienst Dr. Cuno. Vorsitzender des Vorstandes der Hapag, Hamburg; Gewerkschaftssekretär Wilhelm Eggert Berlin; Gewerkschaftsführer Peter Graßmann, Berlin; Maurer- und Zimmermeister Robert Groß- Königsberg «Pr.); Kaufmann Dr. Bernhard Grund, Präsident der Handels kammer Breslau: Kaufmann Dr. Albert Hackelsberger, Oflingen in Baden: Papierfabrikant Georg Haindl Augs burg; Wagenbaumeister Wilhelm Hecker, Präsident der Handwerkskammer Düsseldors; Gutsbesitzer Dr. Holtmeier, Lienen iKr. Tecklenburg i. Wests.; Geschäftsführer des Deut schen Gewerkschaftsbundes, Dr. Joseph Jahn, Berlin: Kauf mann Louis Körner, Berlin; Rittergutsbesitzer von Oppen, Präsident der Landwirtschaftskammer Brandenburg Dannenwalde; Bernhard Otte. Vorsitzender des Gesamwer bandes der Christlichen Gewerkschaften Deutschlands, Berlin: Direktor Dr Roben Pferdmenges, Köln; Bäckermeister Ernst Pflugmacher, Magdeburg; Direktor der Commerz- und Privatbank Friedrich Reinhart, Charlottenburg; Ma; Rössiger. Vorstandsmitglied des Gewerkschaftsbundes der Angestellten, Berlin-Zehlendorf; Dr. Schmitt, General direktor der Allianz und Stuttgarter Verein A.-G., Berlin; Geh. Kommerzienrat Dr. Hermann Schmitz, Vorstandsmit glied der I. G. Farbenindustrie A.-G., Berlin; Dr. Paul Silverber g, Industrieller, Köln; Otto Suhr. Vorstands mitglied des Allgemeinen freien Angestelltenbundes, Berlin; Generaldirektor Dr. Albert Vögler, Dortmund; Fabrik direktor Willi Wittke, Dresden. Die deutsch-französischen WirWafls- verhandlungen. Die deutschen Sachverständigen benannt. Der Reichskanzler hat jetzt die Vertreter von In dustrie, Handel und Landwirtschaft sowie der Arbeit nehmer benannt, die eingeladen werden in der Eigenschaft von Sachverständigen an den Arbeiten derGemischten deutsch - französischen Wirtschaftskom mission teilzunehmen. Diese Liste ist nicht ausschließlich und endgültig. Es ist vielmehr vorgesehen, gegebenenfalls auch andere Sach verständige zu den Beratungen der Kommission ziehen. Der BerLmer Besuch Grandis. Bemerkenswerte Ausführungen des „Giornale d'Jtalia". Unter der Überschrift „Z u f a m m e n a r b e i t" hebt „Giornale d'Jtalia", das Sprachrohr des Außenministe riums, die politische Bedeutung der Grandi-Reise nach Berlin hervor. Im Vordergrund der Berliner Unterredungen werden natürlich die Fragen der Abrüstung, der Reparationen und der Schulden stehen. Italien habe stets den Standpunkt vertreten, daß die Regierungen vor allem diejenigen Fragen angreifen sollten, auf die sie selbst einen unmittelbaren Einfluß hätten, wie die Fragen der Rüstungen, der Schulden und der Repara tionen. Die Berliner Unterredungen würden also den großen Problemen von allgemeinem Interesse gewidmet sein. Italien habe Wert daraus gelegt, Deutschland in die Ver sammlung der Großmächte einzuschalten, und lege Wert daraus, daß Deutschland weiterhin daran teilnehme. Mussolini habe wiederholt festgestellt, daß Italien in Deutschland ein wesentliches Element der politischen und wirtschaftlichen Befriedung Europas sehe. Italien wünsche ein gesundes, starkes, aktives Deutsch land, das in eine Lage versetzt sei, die ihm die volle und dauernde Ausübung seiner politischen Verantwortung ge währleiste. Die internationale Stellung Deutschlands wachse dank seiner inneren Stärke, und daraus ergebe sich die Bedeutung der bevorstehenden Unterredung, die dem Aus bau der deutsch-italienischen Freundschaft und der Rege lung der gegenseitigen Interessen dienen und gleichzeitig zur Klärung und allgemeinen Verständigung Europas beitragen würden. Die Berliner Unterredungen würden die zahlreichen Punkte der Zusammenarbeit und der Über einstimmung vermehren, die sich zwischen Rom und Berlin bereits ergeben haben. Oie „MmsWä're". Die Fahrt des Ozeandampfers „Isle de France*, der den französischen Ministerpräsidenten Laval mit seinem Gefolge und zahlreichen Interessenten über den Ozean zu Hoover brachte, gab Gelegenheit, von Bord des Schiffes durch Funkspruch die verschiedensten Nachrichten und Ver mutungen über die französischen und amerikanischen Pläne in die Welt zu senden. Behauptungen und Demen tis wechselten sich in rascher Folge ab, und wenn jetzt Laval seinen Fuß au? das Festland setzt, so ist man eben so klug, wie man war, als er an Bord seines Schiffes ging. Es ist sogar zweifelhaft geworden, ob überhaupt feste Ab machungen irgendwelcher Art zwischen den beiden Staats männern getroffen werden sollen, und es gibt Stellen, die behaupten, daß es sich überhaupt nur um die Schaffung der jetzt so beliebten „Atmosphäre" für Verhandlun gen zwischen Frankreich und Amerika handelt. Deutsch land wird trotz dieser Beschwichtigungsversuche den Ver lauf der Unterredungen mit Aufmerksamkeit verfolgen müssen, damit nicht Frankreich die Trümpfe, die es bei dem Spiel mit Amerika in der Hand hat, dazu benutzt, sich auf Kosten Deutschlands Vorteile zu verschaffen. Nur, wenn es Hoover gelingen wird, Laval zu zeigen, daß Amerika nicht gewillt ist, irgendwelche Streichungen der Kriegsschulden vorzunehmen, solange das Hegemonie streben und die Rüstungen Frankreichs den euro päischen Frieden bedrohen, wird auch etwas Ersprieß liches für Deutschland aus dem Besuch herauskommen können. Solange Frankreich nicht seinen goldenen Thron wackeln fühlt, wird es in seinen militärischen Rüstungen nicht nachgeben. Wenn also eine politische Atmosphäre geschaffen werden soll, so vor allem für die kommende Abrüstungskonferenz. Diese ist der Punkt, um den sich für Frankreich auch letzten Endes alle finan ziellen und wirtschaftlichen Verhandlungen zur zeit drehen, und das werden auch die deutschen Unter händler im Auge behalten müssen, wenn jetzt die Verhand lungen in der Gemischten deutsch-französischen Wirtschafts kommission beginnen werden. * Laval wird Mdvall mOWU. Mit militärischen Ehren und Automobilparade. Die Ankunft der „Isle de France" in Newyork ist für Donnerstag vormittag um 4 Uhr vorgesehen. Ministerpräsident Laval wird das Schiss nm 8 Uhr ver lassen. Der offizielle Empfang des französischen Ministerpräsidenten wird an Ausmaß alles bisher Dagewesene übersteigen. Neben der Newyorker Stadtverwaltung mit dem Bürgermeister Walker an der Spitze wird Laval von den Vertretern der Newyorker Finanzwelt und der amerikanischen Regierung begrüßt. Im Namen Hoovers wird Staatssekretär Stimson den Ministerpräsidenten empfangen und ihn zunächst über den Broadway nach dem Newyorker Rathaus begleiten, wo die offizielle Begrüßung durch die Stadt Newyork statt findet. Militärische Formationen werden vom Hafen bis zum Rathaus Spalier bilden, während etwa 400 Automobile den Ehrenzug abschließen. Um 11 Uhr ersolgt die Abfahrt nach Washington. Um 18 Uhr stattet Laval dem amerikanischen Staatspräsidenten einen Besuch ab, und um 20 Uhr findet im Weißen Haus ein großes Essen statt. In den frühen Nach mittagsstunden des Freitag beginnen dann die eigentlichen