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Der Allgemeine ^nezeige^ erscheint wöckeuüich zwiMal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis: viertei- -ührlich ab Schalter 1,15 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 35 Pfennige, durch die Post 1,15 Mark ausschl. Bestellgeld. Be stellungen nehmen auch unsere Zeimngsboten gern entgegen. für die Grtsöeöörd- uns den Gemeinderat zu Bretnig. LskÄl-Hnreiges 18c Sie ÄttsKallW Srelnig, ZrMSdrMtt. is-mzmlSe, VranireiüdÄ! u«S UmgegenS. Inserate, die 4 gespal tene Korpuszeile 15 Pf. für Inserenten im Rödertale, für alle übrigen 20 Pf., im amt- lichen Teile 25 Pf., und im Reklameteil 40 Pf., nehmen außer unserer Geschäftsstelle auch sämtlicheAnnoncen-Expe- ditionen jederzeit entgegen. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. Inserate bitten wir für Mittwoch-Nummer bis Dienstag bormittags 11 Nhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden. SchriftleiLrmg, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Nr. 94. Sonnabend, den 23. November 1918. 28. Jahrgang Wilsons Europareise. Haag, 20. November. Aus London wird gemeldet: lieber die Pläne Wilsons, die er für eine Europareife vorhat, ist man noch immer im unklaren. Man nimmt an, daß er Paris, London, vielleicht auch Brüssel und Rom besu chen wird. Seine Europareise stellt einen zwei fachen Präzedenzfall dar: erstens ist es der erste Präsident, der sich zu einer Friedenskonferenz begibt, lind zweitens das erste amerikanische Staatsoberhaupt, das amerikanischen Boden ver läßt. Es wird gesagt, daß es den Bemühungen Lloyd Georges, Clemenceaus und anderer Ver- bandsstaatsniänner > zu verdanken ist, Saß Wil son beschloß, zur Friedenskonferenz zu erscheinen. Befehlsmätzige Entlassungen. Berlin, 20. November. (Amtlich.) Alle in der Heimat an ihrem Wohnort oder ihrem Arbeitsort niit Urlaubsschein anwesenden Offi ziere des Beurlaubtenstandes, Unteroffiziere und Mannschaften aller Jahrgänge mit Ausnahme der Jahrgänge 1896, 1897, 1898 und 1899 sind bis zum 30. November d. I. aus dem Heeresdienst befehlsmäßig zu entlassen. Sie er wirken sich bei der nächsten militärischen Dienst stelle einen Entlassungsschein. Die gesetzlichen Versorgungs- und Entlassungs ansprüche dieser behelfsmäßrg an ihrem Urlau'bs- ort Entlassenen werden später durch die Bezirks kommandos und Meldeämter geregelt. Urlauber, die sich vor dem 30. November bei der Ersatzformation melden, werden dort init ihrem Jahrgang ordnungsmäßig entlassen. Urlauber dec Jahrgänge 1896, 1897. 1898 und 1899 begeben sich zur nächsten Ersatzfor mation, wenn sie ihren Truppenteil nicht errei chen können. Der Kriegsminister Scheüch, der Unterstaats- sekcetär Göhre. Beisetzung der Berliner Revolutionsopfer Berlin, 20. November. Die Beisetzung der Berliner Revolutionsopfer gestaltete sich zu einer sehr eindrucksvollen Feier, die ohne jeden Miß- klang großzügig und würdig verlief. Von den 63 Personen, die nn Laufe der Revolution ge tötet waren, wurden 14 als eigentliche Revo lutionsopfer ausgewählt, von denen heute acht auf dem Friedhof der Märzgefallenen im Fried richshain beigesetzt wurden. Die übrigen waren bereits vorher beerdigt worden. Um 11 Uhr fand auf dem Tempelhofer Feld die Gedenkfeier statt. Etwa 60 000 bis 70 000 Personen waren zusammengeströmt. Riesengroße Kränze, deren Anzahl mit 2000 kaum zu hoch gegriffen sein dürfte, wurden herbeigetragen. Ihr Wert be trägt minvestens 1/4 Million Mark. Die Kranz spenden oec preußischen Regierung aus Eichen laub und Tannengrün trugen auf den roten Schleifen die Inschrift: „Den Freiheitskämpfern der Preußischen Regierung". Die Reichsleitung hatte einen Lorbeerkranz mit der Inschrift: „Den Opfern der Revolution der Rat der Volksbc- auftragten" gesandt. Der Kranz der Komman dantur Berlin trug nur schwarz-rot-goldene Schleifen. Nachdem als erste Redner namens des Vollzugsausschusses Richard Müller und dann Brutus Molkenbuhr gesprochen hatte, be trat für die Reichsleitung das Kabinettsmitglied Haase das Podium : ?0 Jahre sind vergangen, 70 Jahre der Enttäuschung, der Unterdrückung und der Knechtschaft. Nun sind die Massen endlich freigeworden und haben die Ketten der Sklaverei abgestreift. Feierlich verspreü e ich an dieser Stelle, daß wir nie die Toten und ihre Angehörigen vergessen werden. Wir geloben diesen Toten, alle unsere Kraft für die siegreiche Fortführung des siegreich begonnenen Werkes einzusetzen. Neben der politischen Freiheit muß die soziale Freiheit erstritten werden. Nach ihm s ergriff im Auftrag der preußischen Regierung der Minister des Innern Hirsch das Wort und sagte: Das Volk hat seine Ketten abgeschüttelt. Preußen, ehedem das festeste Bollwerk der Reak tion, wird fortan die sicherste Stütze der Frei heit sein. Als Vertreter der Männer, die als Beauftragte des Volkes die Ideale zu verwirk lichen und die Freiheit so fest zu verankern haben, daß sie keine Macht der Welt mehr nehmen kann, nahm er Abschied von den Opfern. Die letzten Grüße der Berliner Arbeiterschaft und der Stadr Berlin überbrachte der Stadtverord nete Rechtsanwalt Dr. Kurt Rosenfeld. Gegen 12. Uhr mittags setzte sich der Zug in Bewe gung. An der Spitze marschierte die Kapelle des Kaiser-Alexander-Gacde-Grenadierregiments. Dahinter folgte eine Ehrenkompagnie desselben Truppenteils. Hieran schlossen sich zahlreiche Kranzabordnungen, etwa 5000 Personen. Hin ter den Leichenwagen schritten die Angehörigen der Gefallenen, denen in Trauerwagen sämtlrche Mitglieder der Reichsleitung, der preußischen Regierung, des Vollzugsausschusses der Arbeiter und Soldatenräte folgten. Dann kann in un absehbarem Zug bas arbeitende Volk nach Fab riken geordnet. Ordner zu beiden Seiten sorg ten dafür, daß die Straße frei blieb. Gegen 1 Uhr erreichte der. Zug die Linden. Vom Schloß und Kronprinzenpalast, von der Universität und zahllosen anderen öffentlichen und privaten Ge bäuden wehte die rote Flagge auf Halbmast. Um 3 Uhr erreichte die Spitze des Leichenzuges den Friedhof der Märzgefallenen und wurde dort von Oberbürgermeister Wermuth und Bür germeister Reicke und einer Reihe von Stadt räten und Stadtverordneten empfangen. Auf dem Friedhof sprachen die Mitglieder der un abhängigen sozialdemokratischen Partei Luise Zietz und Heinrich Barth. Mit einem Vorbeimarsch der Kranzdeputationen an den offenen Gräbern endete die Bestattung. VrrMLer Wü ZMW«. Bretnig. Auf Abschnitt N der Landes fettkarte dürfen 50 Gramm Butter abgegeben werden. : Bretnig. Die Bevölkerung des Bezirkes wird im Hinblick auf die knappe Kartoffelernte -und auf die Zeitoechältnisse dringend erneut ! darauf hingewiesen, sich mit Weißkraut so reich lich als möglich einzudecken. Auf diese Weise kann jede Haushaltung sich zugleich Sauerkraut billig beschaffen. Auch Möhren, Kürbisse und rote Rüben sind als Vorrat für den Winter und für den Frühling sehr zweckmäßig. Weiß kraut wird nach Eintritt des Frostes kaum mehr zu erhalten sein. Auch Möhren, deren Zufuhr jetzt einsetzt, werden in späteren Monaten kaum noch viel angeboten werden. Bretnig. Am Mittwoch wurde im Gast hof zur Klinke von hiesigen Landwirten ein i Bauernrat gegründet und zu seinem Vorsitzenden fHerr Gutsbesitzer Adolf Kunath gewählt. ! — Mehr Brot! Für den nächsten Mo- - nat ist bekanntlich eine Erhöhung der Brotration angesagt worden. Die Erhöhung soll 450 Gramm in der Woche betragen, so daß pro Kopf und Woche 2400 Gramm Brot geliefert werden. — Wintergetreide. Im Hinblick auf die Verspätung der Herbstbestellung infolge Ar beitermangel und Grippeerkrankungen hat das Kriegsernährungsamt die für die Lieferung von Wintergetreive zu Saatzwecken ursprünglich vor gesehene Frist, die am 15. November ablief, bis zum 15. Dezember 1918 verlängert. — An die Kameraden aus dem Felde erläßt der Arbeiter- und Soldatenrat folgende Bekanntmachung: „Wir haben in der Heimat die Militärdiktatur gestürzt. Ihr sollt bei eurer Rückkehr in die Heimat volle Freiheit und Gleichberechtigung finden. Alle aber leiden wir noch unter dem traurigen Erbe, das uns die gestürzte monarchische Regierung geschaffen hat. Verhältnisse zu schaffen, die unserem sozialisti schen Programm entsprechen, ist unsere vornehmste Aufgabe. Jetzt heißt es arbeiten, mithelfen an dem großen Werke. Bald werden bessere Tage kommen, bald wird das Elend überwunden sein, wenn wir einig sind. Befolgt alle Anweisungen, die m der Heimat nur im Einverständnis mit dem Ver. rev. Arbeiter- und Soldatenrate und somit im Interesse des gesamten Volkes erlassen werden. Die Soldatenräte bei den Heimatlrup- pen sind gewählt durch das Vertrauen eurer Kameraden. Sie sind eure Führer. Befolgt ihre Anweisungen und übt freiwillige Mannes zucht! Unterscheidet zwischen dem früheren blin-f den Gehorsam und der heutigen Disziplin." — Schont die Eisenbahnen! Auf der Eisenbahn geht jetzt die Beförderung der vom Kriegsschauplatz Heimkehrenden sowie der Lebensmittel und Kohlen allem anderen vor. Um sie zu ermöglichen, muß auf den Haupt- linien eine größere Zahl von Lügen, des allge meinen Verkehrs vorübergehend aufgelassen wer den. Soldaten, Arbeiter, Bürger! Denkt da ran, daß ihr jetzt durch nicht unbedingt not wendige Eisenbahnfahrten die Gesamtheit schädigt! Unterlaßt daher eure Reisen oder verschiebt sic wenigstens um einige Wochen! — Sammelt Eicheln! Die ungünstige, vorwiegend feuchte Witterung, die während des Oktober in den meisten Gegenden des Reiches herrschte, hat das Einsammeln der diesjährigen Ernte von Eicheln und Kastanien stark beein trächtigt. Einen weiteren ungünstigen Einfluß auf die Sammeltätigkeit hat an vielen Orten die wegen der Grippe erfolgte zeitweilige Schlie ßung der Schulen ausgeübt. In manchen Ge bieten hat man sich auch ausschließlich mit der Bucheckernsammlung befaßt und die Einbringung der Eicheln und Kastanien hintanzestelll. In folge dieser Umstände sind in den Wäldern und Alleen überall im Reiche noch große Mengen Eicheln und Kastanien ungenutzt liegen geblieben, deren restlose Einbringung von hoher volkswirt schaftlicher Bedeutung ist. Die Eichelernte fällt in diesem Jahre besonders reichlich aus, sodaß die Einsammlung verhältnismäßig wenig Mühe macht. Der natürliche Abfall der Früchte von den Bäumen erstreckt sich noch auf den ganzen November, die Sammlung muß also überall bis in den Winter fortgesetzt werden. — Kundgebung der sächsischen Lehrerschaft. In einer Erklärung stellt sich der Sächsische Lehrervecein auf den Boden der neuen Verhältnisse und gibt seiner Bereitwillig keit zur freudigen Mitarbeit an der Neuordnung Ausdruck. — Die für den 4. Dezember deab- i sichtigte Volkszählung findet wegen der durch die verändertr Lage entstandenen technischen Schwierigkeiten nicht statt. — Die erste Klasse der 174. Säch sischen Landeslotterie wird am 4. und 5. Dezember gezogen werden. Kamen.. Die Verkehrsgelegenheiten auf der LinreKamenz — Arnsdorf haben eine willkommene Verbesserung erfahren. Seit letzten Montag ist in den Fahrplan ein Zug eingefügt worden, der Arnsdorf mittags 1,38 verläßt, in Kleinröhrsdorf 1,51, Großröhrsdorf 1,59, Puls nitz 2,11, Bischheim 2,23 adfährt und in Ka menz 2,34 eintrifft. Der neue Zug verkehrt an allen Tagen außer Sonnabends (an wel chem Tage der bisherige Mittagzug weitcrver- kehrt) und führt nur 3. und 4. Wagenklasse. Kamenz. Ueber einen rohen Bubenstreich wird dem „K. T." berichtet: In dec Nacht vom 5. zum 6. November ist der am Kloster St. Marienstern stehende Opferstock zur Sammlung von Geldspenden für den Heimatdank mutwillig schwer beschädigt worden. Ist an sich schon jede aus Zerstörungslust erfolgende Beschädigung ein Zeichen von Roheit, so verrät sie eine ganz besonders niedrige Gesinnung, wenn sie sich gegen einen derartigen Gegenstand richtet, der unter dem besonderen Schutz der Oeffentlichkeit steht, und dessen Zweck ist, die Lage tapferer Kämpfer aus unserem Bezirke oder ihrer Hinter bliebenen zu erleichtern. — Äeutsche Frauen gegen die Hungerblockade. Der Deutsche Reichs verband für Frauenstimmrecht ersucht um Ver öffentlichung folgenden Aufrufs: Durch die strenge Durchführung der im Waffenstillstände festgesetzten Blockadebestimmungen besteht die große Gefahr, daß Millionen deutscher Frauen und Kinder dem Hungertode preisgegeben wer den. Da der Krieg unbedingt beendigt ist, würde es -allen menschlichen Gefühlen wider streben, die Aushungerungsmaßregeln noch länger aufrecht zu erhalten. Wir bitten daher unsere Schwesternverbände im Weltbünde, allen Ein fluß bei ihren Regierungen geltend zu machen gegen die Fortdauer und Verschärfung der Hungerblockade während des Waffenstillstandes. Im Namen unserer gemeinsamen Ideale und Bestrebungen: Der Deutsche Reichsverband für Frauenstimmrecht, gez. Marie Stritt. Zittau. Die rote Fahne weht vom hiesigen Rathause. Oberbürgermeister Dr. Külz teilt mit, daß er diese Fahnenhissung zugestanden hätte, um Blutvergießen zu vermeiden und die Anwendung äußerer Gewalt zu verhindern. Dresden. (Tödlicher Unfall.) In Vor stadt Strehlen lief am Sonntag abend die 60 Jahre alte Gärtnereibesitzerswitwe Richter in den Triebwagen eines Straßenbahnwagens hin ein, wurde umgefahren und etwa 200 Meter weit geschleift. Schwer verletzt wurde die Un glückliche aufgehoben und verstarb auf dem Transport nach dem Krankenhause. Grimma. Seines Amtes enthoben wurde der hiesige Amtshauptmonn v. Bosse. Es wurde ihm ausgegeben, den Bezirk binnen 24 Stun den zu verlassen. Seitdem führt im Auftrage des Arbeiter- und Soldalenrats Regierungsrat Dr. von Schwarz die Geschäfte der Amtshaupt mannschaft. Gratzenhain. (Brand.) Die große Feld scheune des Remontedepots Skassa ist niederge brannt. Durch das Feuer wurden gegen 1200 Schock unausgedroschener Roggen und Hafer vernichtet. Die Entstehungsurfache ist unbekannt. Niederau. Das 50 jährige Geschäftsju biläum feierte am Montag die hresige Firma B. Lohse L Rorhe, Dachpappen-, Teerprodukte-und Asphaltfadriken. Aus diesem Anlaß wurde von den Inhabern eine Jubiläums-Stiftung in Höhe von 30000 Mark errichtet, deren Zinsen im Interesse und zum Wohle der Beamten- und Arbeiterschaft verwendet werden sollen. Colditz. (AuSgebrochen.) Aus der hiesigen Landesirrenanstalt sind nach Knebelung zweier Pfleger und Abnahme der Schlüssel 13 Ver pflegte, angeblich schwere Verbrecher, ausgebro chen uno entkommen. Leipzig. (Aufhebung des Stadtverordne tenwahlrechts.) Der engere Ausschuß des Ar beiter- und Soldatenrates beschloß, das bisherige Dreiklassen-Sladtverordnetenkollegmm nicht mehr als bestehend zu betrachten und den Rat der Stadt Leipzig solange die Geschäfte fortführen zu lassen, dis der Arbeiter- und Soldatenrat und die sächsische Regierung in verfassungs rechtlicher Hinsicht anderweitige Beschlüsse ge faßt haben.