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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. vierteljährlicher Pränmnerationspreis IN Ngr. — Jnsertionsgebühren für den Raum einer gespaltenen Corpuszeile 8 Pf. — Annahme von Inseraten bis Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. 16. Kreitag, dm 17. April 1868. Verordnung, Maaßregeln wegen der Rinderpest betreffend. Nachdem laut eingegangener amtlicher Mittheilung in Mähren die Rinderpest wieder erloschen ist, so wird nnnmehr das gegen Mähren in Verfolg der Verordnung des unterzeichneten Ministeriums vom 11. September 1867 bisher bestandene Ein- und Durchfuhrverbot andmch.aufgehoben und die Bestimmung sub 2 der Verordnung vom 27. Juni 1867 auf das aus Mähren stammende oder daselbst seit wenigstens vier Wochen gestandene Rindvieh der einheimischen Rayen wieder ausgedehnt. Dagegen ist das Einbringen von Rindvieh der Steppenrayen (ungarischem, podolischem, galizischem Vieh) noch ferner verboten, indem hierunter, sowie im klebrigen die Verordnungen vom 27. Juni und 27. Juli 1867 und soviel Niederösterreich betrifft, die Verordnung vom 22. August 1867 in Geltung verbleiben. Zu- wid^rsandlungen werden nach K. 3 der Allerhöchsten Verordnung voin 16. Januar 1860 geahndet. Dresden, den 1. April 1868. Ministerium des I n n e r n. v. Nostitz-Wallwitz. Forwcrg. Tagesgeschichte. Wilsdruff, den 15. April 1868. (Eingesandt.) Auf das in No. 15 d. Bl. enthaltene Referat über die hier abgehaltenen öffentlichen Schulprüfungen wäre so Manches zu entgegnen, es sei indeß hier nur Folgendes erwähnt: Was zunächst den Besuch der Prüfungen von Seiten Erwachsener betrifft, so wäre allerdings eine regere Theilnahme sehr zu wünschen; jedoch ist dabei auch zu beachten, daß sich die Zahl der ca. 70 Be sucher bei der Bürgerschule auf 3 Tage und 7 Classen verthcilt, Während sich die der ca. 20 Besucher bei der Privatschule auf einen halben Tag concentrirt, und daß die meisten Eltern der Schulkinder in der Bürgerschule auf ihrer Hände Arbeit angewiesen sind und nicht immer von derselben so ohne Weiteres Weggehen können, wäh rend dies bei den Eltern der Kinder in der Privatschule weniger oder fast gar nicht der Fall, überdieß auch hier der Besuch ge wissermaßen Modesache ist. Uebrigens ist solcher Besuch an sich noch kein Beweis der Anerkennung. Schließlich sei noch bemerkt, daß die Waffen in diesem geistigen Kampfe sehr ungleich sind und deshelb eine Parallele zu ziehen sehr gewagt ist, da die in der Privatschule vorgeführten Unterrichtsgegen stände: französische und lateinische Sprache, Dcclamiren, Zeichnen und weibliche Arbeiten, auf die das Hauptgewicht gelegt ist, in der Bürgerschule zur Zeit entweder gar nicht oder nur in Privatstunden gelehrt werden, und daß es eilt großer Unterschied ist, ob in einer gegen 60 Kinder sind und zwar die meisten nicht besonders befähigt und dabei noch durch häusliche Arbeiten in Änsprnch gc- nvmmcn, oder ob nur einige 20 sind und diese vor Andern befähigt und nur ihren Schularbeiten obliegend. — Am 14. dieses Monats wurde im Dorfe Niederwartha ein münnlicherj, bereits in bedeutende Fäulniß übcrgeaangener unbe kannter Leichnam aus der Elbe gezogen und gerichtlich aufgehoben. — Am Eharfreitage hat sich der Wirthschaftsbesitzer Gustav Ernst Preußkcr aus dem Landbergc mit einem Barbiermesser in die Kehle geschnitten und ist infolge dessen Tags darauf gestorben. Preußkern wird das Zeugnis; eines fleißigen und redlichen Mannes gegeben und hat er nur in einem Anfalle von Gemüthskrankheit, an welcher er seit längerer Zeit litt, Hand an sich gelegt. — Am Sonnabend kam ganz unerwartet ein sehr bedeutender Schneefall, man kann ann bmen, daß der Schnee durebscbnittlicb E e loch lag; Herr Sännld-meister Herzog ans Grumbach war der Erste, welcher unsere Stadt psr Schlitten besuchte. Der des Nachts c n zetrctene Frost bat hoffentlich aus den Feldern und in den Gärten nur wenigen Schaden verursacht. Aus Meißen erfährt man, daß der an der dortigen LandcSschule angestellte Rewam.mann, Haupünann a. D. v. Elterlein, mit Hinter lassung eines größeren Kassendefieits, seit eiligen Tagen flüchtig ge- Jn Bucha bei Dahlen schlug vorige Mittwoch Abend der Blitz in den Kirchthurm und zündete, infolge dessen derselbe bis auf die Umfassungsmauern niedcrbrannte, auch die in demselben befindlichen Glocken nnd Uhrwerk sind geschmolzen, während im Innern der Kirche Altar und Canzel zerstört wurden. Der Mörder Hamann ans Paulshain bei Dippoldiswalde, wel cher wegen Ermordung seiner Geliebten zum Tode verurtheilt war, ist zu levenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt worden. Der Geschäftsaufschwung in den erzgebirgischc n Fabrik städten ist so kolossal, daß nicht Arbeiter genug aufzutreiben sind. Auch in Leipzig bemerkt man in allen Geschäftsbranchen eine lang entbehrte Thätigkeit, die hoffentlich kein dänischer oder französischer Sturmvogel stören wird. Aus der Lausitz. Auch in unseren Jndustriedörfcrn belebt sich neuerlich Arbeit und Verkehr; der Webstnhl ist wieder in Thätigkeit und den Orleansfabriken zn Zittau und Reichenau strömen die Ar beiter aus dem benachbarten Böhmen wieder reichlich zu. Am 1. Ostcrfeiertage ereignete sich auf der Bahnstrecke zwischen Glauchau und St. Aeghdien ein höchst bedauerlicher Unglücksfall, indem ca. 19 zum Theil beladene Lowrys durch einen, unerklärlichen Zufall sich in Bewegung gesetzt und auf der dort ziemlichen Fall ha benden Strecke, einem daherkommenden mit zwei Maschinen fahrenden Güterzuge entgegengeeilt sind. Obgleich nun durch die Bremser der Güterzug ziemlich zum Stehen gebracht wurde, so ist doch der Zu sammenstoß, wie nicht anders zu erwarten, ein so heftiger gewesen, daß Maschine und Tender in- und aufeinander gefahren und dabei leider dem Führer der ersten Maschine, Namens Lehmann, die Beine vom Körper so getrennt worden sind, daß er, jedenfalls durch Ver blutung, kurze Zeit darauf seinen Geist aufgegebcn. Der Führer der zweiten Maschine, und wahrscheinlich auch das übrige Personal, hat sich durch Herunterspringen gerettet. Maschine und mehrere Gü terwagen, sowie das eine Bahnglcis sind fast ganz zertrümmert worden. Zittau, 9. April. Bei dem gestern Abend unsere Gegend durch ziehenden Gewitter schlug in dem benachbarten Bankralz in Böbnnn der Blitz in die Kirche, zündete daselbst und machte das freundliche Gotteshaus der armen Gemeinde zur Ruine. Dresden. Die großen Verdienste der Kronprinzessin Carola sowohl um die Pflege der Verwundeten und Kranken im und nach dem letzten Kriege, als auch um die Stiftung des unter ihrer obersten Leitung siebenden (internationalen) Albertvereins für weibliche Kran kenpflege im Kriege und im Frieden sind auch in Berlin mit reger Theilnahme verfolgt worden und der fürstlichen Frau ist bei ihrer jüngsten Anwesenheit daselbst der Luisenorden verliehen worden. Aus einer der letzten Sitzungen der Zweiten Kammer ist noch der Beschluß über polizeiliche Beaufsichtigung der Bäckerwaarcn, in- sonders "des Brodes zu erwähnen; dasselbe soll nach Qualität und Qu antität einer Aufsicht insofern unterliegen, als nicht blos das Ge-