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Diese Nummer umfaßt 8 Setten. Das Wichtigste vom Tage Mutmaßliche Witterung am 28. September: Süd- wcstwiud, Abnahme der Bewöllung, nacht» kalt, kein erheb, licher Niederschlag. Die Spannung zwischen Griechen und Serben ist im Zu nehmen begriffen und hat bereit» zu zahlreichen Zwischenfällen Veranlassung gegeben. In Fiuggt hatte der italienisch« Minister de» Nutze ren Marquis di San Giuliano und der ru mänische Minister des Innern JoneScu ein« lange Unterredung. Der Aampf gegen äie Utopie. Aus Jena -wird uns von einem besonderen Berichter« statter geschrieben: Bei der Massenstreikebatte im Anschluß an den Geschäftsbericht brachte der Jenaer Parteitag die bei. den Richtungen der Sozialdemokratie schon hart gegeneinan der. Den Höhepunkt des Zusammenstoßes aber, wie den Höhepunkt des Parteitages überhaupt, brachte dann di« Steuerdebatte. Hier handelt es sich um die Stellung nahme der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion zu den Steuern, mit denen die letzte Rüstungsvorlage gedeckt wor den ist. Manchmal scheint es bei diesen Auseinandersetzun gen, als ob man es gar nicht mehr mit der Tagung ein und derselben Pattei zu tun hätte. Wenn Rosa Luxemburg gegen die Verteidiger des Fraltionsstandpunktes angeht, dann macht das mehr den Gindruck eines erbitterten Ringens -wi schen feindlichen Parteien. Cs find in der Tot ganz unver einbare .Gegensätze, die hier aufeinanderstohen, u«Ä> man kann Die Schwierigkeiten Rönig Jeräinanäs. 'M? Der Frieden von Konstantinopel ist jetzt eine voll- endete Tatsache. Es hat den bulgarischen Delegierten nichts geholfen, daß sie im Laufe der Unterhandlungen immer wieder die Bedeutung eine» relativ günstigen Friedens für die Beruhigung der öffentlichen Meinung tu Bulgarien und die zukünftigen Beziehungen zwischen Bulgarien und der Türkei betonten. Die Türken haben so ziemlich alles durchgesetzt was sie von Anfang for derten, so daß dis neue Grenz« noch etwas günstiger für sie ausgefallen ist, als der türkische Generalstab «nimmt? ES sind in den letzten Monaten wenig zuver lässige Nachrichten aus Sofia in die Außenwelt ge drungen. Denn dem, was aus amtlichen bulgarischen Quellen verlautet, darf man naturgemäß zurzeit weniger als je trauen. Nach vertrauenswürdigen Meldungen aus Belgrad ist die Lage der bulgarischen Regierung und der regierenden Dynastie sehr kritisch geworden. Erst allmählich ist sich das bulgarische Volk dessen klar bewußt geworden, was es alles in den schweren Kämpfen um Mazedonien verloren statt gewonnen hat. Zugleich empfindet man dumpf die Ohnmacht, in die die Opfer der Kriege das LaUd gebracht haben, di« vorläufige Hoff nungslosigkeit de» unvermeidlichen Revanchebedürfnisses. Alle», was da» bulgarische Volk in den letzten Jahr zehnten in mühsamer Arbeit an kulturellen und Wirt schaftlichen Werten zusammengetragen und arffgebaut hat, steht jetzt auf dem Spiele, da dem bulgarischen Staat der völlige finanzielle Zusammenbruch droht. "Die Geldmittel der Regierung sind durch einen fast neun Monate dauernden Kriegszustand, der pro Tag einen Aufwand von mindestens einer Million Tran ken erfordert«, völlig erschöpft. Mehr al» 800 Millionen Franken hat die Mobilisierung und Unterhaltung der Armee während dieser Zeit gekostet, wobei die normalen Ausgaben für He«ve»zweck« gar nicht eingerechnet find. Diese Verlust« sind für Bulgarien um so schwerer zu er tragen, al» e» schon vor den Kriegen stark verschuldet war? entfielen doch schon im Jahre 1811 20,88 Prozent aller Ausgaben auf di« Verzinsung und Aowrtisation der Staatsschulden. Die Bulgaren müßten mehr Selbstbeherrschung be- sitzen als die kultiviertesten westeuropäischen Nationen, Wenn sich in ihnen bei der Erinnerung an die glänzen den Wafsenersolge de» bulgarischen Heere» im ersten Kriege nicht ein Unwille gegen die Machthaber regt«, deren Diplomatie offenbar das Unheil des zweiten Krieges größtenteils verschuldet hat. Ihr« ganze Ge schichte beweist aber, daß die Bulgaren erst lernen müs sen, sich politisch zu beherrschen, und darum ist nichts Weniger wahrscheinlich, als daß sie ihr inneres Gleichgewicht wieder finden werden, ohne ihrer Wut in Aufständen Lust gemacht zu haben. Nach Belgrader Meldungen ist die Einberufung der großen Sobranje in Sofia verschoben Worden, weil König Ferdinand, der kränker und nervöser als je sein soll, bhnasttefeindliche .Kundgebungen befürchte. Die geheime Polizei in Sofia Entfaltet eine unheimlich umfangreiche Wirksamkeit, Ver haftungen von verdächtigen Offizieren find an der Tages» zu seiner letzten Session vor den Neuwahlen zusammen.*) * Das neue Zeppelinluftschiff L 2, das in Jo hannisthal landete, wurde auf Grund der Probe- fahrt von der Kaiserlichen Marine abge- nomme n.*) Zunächst einmal bemüht man sich, das Amt ganz auszuschalten und dadurch alle Aergerniffs Au beseiti gen, die durch falsches Verstehen und falsche Verbindungen hevvorgerusen werden. An die Stelle des vermittelnden Beamten soll der Automat treten, der ja, wie die auto matischen Sicherungen der Eisenbahnen, die automatische Weichenstellung Ufw. usw. beweisen, unter allen Umständen zuverlässiger arbeitet als der so zahlreichen Irrtümern unter worfene Mensch. In einzelnen Städten, wie z. B. in be stimmten Bezirken Münchens, sind bereits automatische Fern sprecher eingeführt. Bei ihnen fällt das Amt vollkommen wog. An den Apparaten befindet sich eine mit den Ziffern 0 bis 8 versehene drehbare Scheibe. Unter jeder Ziffer ist ein Einschnitt, in den man den Finger hineinstecken kann. Will man nutz mit Nummer 216 verbunden werden, so ftqkt man den Finger erst in den Einschnitt unter der IZcchl 2 und dreht die Scheibe so lange, bis st« sich nicht mehr weiter drehen läßt. Dann führt man sie in die Änfangsstellung zurück. Hieraus steckt man den Finger in den Ausschnitt bei 1, verfährt ebenso, und schließlich steckt man ihn in den von 0, worauf man den Vorgang nochmals wiederholt. Hebt man nun den Hörer ab, so ist die Verbindung hevgestellt. Aber auch das Knacken im Fernsprecher, das, wie der Telegraphen inspektor Bähr durch seine Untersuchungen gefunden Hat, durch die im Apparat befindliche Membrane hervorgebracht wird, hat man durch ein« von ihm herrührende Konstruktion dieser Membrane beträchtlich zu mildern verstanden, sodah es überhaupt nicht mehr auffältt., Ebenso hat man jetzt Lelo- phone gebaut, die ein besonderes Hingvhen an den Apparat sowohl beim Sprechen wie beim Hören nicht mehr nötig machen. Cs sind di« die sogenannten Lautsprecher, bei denen man -. B., während man im Zimmer auf- und abgeht, diktieren kann. Ein an der Wand angebrachter Apparat leitet den Schall nach einer entfernten Stelle, wo ein gleichfalls an der Wand befindlicher Gmpfangsappamt die Worte wtedevgibt, sodaß sie nachgeschrieben werden tön- nen, ahne daß die Stenographin von ihrem Platze aussteht. Durch derartig« ständige Verbesserungen werden wir wohl in Bälde .-,a estE kommen, die den Telephon unä Hygiene. Nachd.uck o«riol«». Früher lebte man weit unbesorgter als heute in von Tag und in die Welt hinein. Wir sind ein empfindsames Seschlecht geworden: unsere Empfindsamkeit läßt sich.schon xnaus erkennen, daß wir bet allen unseren Handlungen, bei eder Neuerung, die auf irgendeinem Gebiete menschlicher Nitigkeit geschaffen wird, sogleich die Frage auswerffon, ob denn dadurch unserer Gesundheit kein Schaden erwachsen könne. Natürlich ist uns aus einer solchen Frage schließlich kein Vorwurf zu machen, spielt doch die Hygiene, von der man früher nur sehr unklare Begriffe hatte, in unserem Le iten eine gar bedeutsame Rolle, und die heilsamen Folgen ihrer Anwendung machen sich in unserem ganzen Dasein auf das vorteilhafteste geltend. Damm darf es auch.nicht wun dernehmen, wenn man dem Telephon auch vom hygienischen Standpunkte aus eine ganz besonder« Aufmerksamkeit zu teil werden läßt, eine Aufmerksamkeit, die um so berechtigter ist, wenn man bedenkt, eine wie weite Verbreitung «es in nerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit erlangt hat, und wie lewaltig sein Gebrauch immer noch ansteigt. Zwei Fragen sind es vor allem, die in bezug auf den Fernsprecher beson deres Interesse errogey. /Zunächst einmal die, ob durch ihn nicht unsere Nerven beträchtlich in Mitleidenschaft ge- zogen, ja, vielleicht sogar ruiniert werden. Dann aber ist schon oft die gewiß äußerst berechtigte Frage mtfgetaucht, ob durch das Telephon nicht Krankheiten der verschieden st e n .Art übertragen werden können. Btt der Wichtig keit dieser Probleme hat man sich nach jeder Richtung hin bemüht, die hier herrschenden Verhältnisse in möglichst wei tem Umfange klarzustellen und da Abhilfe Ku schaffen, wo sie nötig und möglich war. , Was nun die erste Frage, di» Nervosität, anLettifft, so ist es tatsächlich nicht zu leugnen, daß di* EtüMrung des Fernsprechers die Ruhe und Behaglichkeit der früheren Le- bensgewohnheiten ganz beträchtlich gestört hat. Es ist eine Art ständiger Bereitschaft entstanden, kann doch jeder, der Femrsp*--H»r lÄsitz!, tatsächlich in sich«» Dte serbische Negierung erließ «in Verbot für jedermann gegen den Uebertritt au» Alba nien in serbische» Gebiet. * Die bulgarischen Delegierten haben sich ver pflichtet, der Bevölkerung von West thra- zien Amnestie zu gewähren. Essad Pascha hat sich zum General-Gouver, neur Albaniens ausrusen lassen. »> ^el,- -n »ud»er Sie»«. jeglicher Beschäftigung oder au» der Ruhe aufgestött und ge- rufen werden. Dann aber ist das Telephonieren selbst dar aus nicht immer ein Vergnügen. Falsche Verbindungen, schlechte Verständigung, Knacken und sonstig« Geräusche im Hörer, Dazwischensprochen dritter Profnen und ähnliche Dinge find in hohem Matze geeignet, uns aufzurogen und bei vielfacher Wiederholung den Gleichgewichtszustand unse rer Nerven zu stören. Die moderne Psychologie hat bereits eine Art von Nervenkrankheit festgestellt, die durch den Ge brauch des Fernsprechers und durch die erwähnten und son stigen Mitzstände btt seiner Benutzung entstehen sollen. Datz die Nerven der in den Fernsprechämtern beschäftigten Damen durch die gleichen Mißstände, sowie durch die Gleichartigkeit ihrer Arbeit und die gespannte Aufmerksamket, Mit der diese verrichtet werden mutz, in besonders hohem Maße angegrif fen werden, ist ja bekannt. Es fragt sich nun, wie dem allen vorgsbeugt werden kann, und wie wir insbesondere den Einfluß, den der Gebrauch des Fernsprechers auf unsere Ner ven mit sich bringt, hintanzuhalten vermögen. In der Haupt sache ist «die Technik, di« hier durch ständige Verbesserungen Abhilfe zu schaffen isucht. Ehe wir aber auf diese Verbesse rungen näher etngehen, sei darauf hingewiesen, daß wir auch selbst sehr viel zu einer Besserung der geschilderten Hebel- stände beizutragen vermögen, sofern wir nur etwas Selbst- zücht üben. G« gibt Leute, die schon btt dem Gedanken, daß sie telephonieren müssen, oder beim Ertönen der Klingel, Vie sie an den Fernsprecher ruft, in Wut geraten, und deren ge reizte Stimmung während des Sprechens natürlich anhMt. Gerade diesen ist zu raten, die ganze Sache mit etwas mehr Ruhe, Gemütlichkeit und vielleicht sogar Humor zu betrach ten und sich zu denken, daß eben auch der Fernsprecher noch nicht die höchste Stufe der technischen Vollkommenheit erreicht hat, und man eifrig daran arbeitet, ihn so auqugestalten, daß er dereinst keine Plage für unsere Nerven mehr bildet. Freilich wird « Lis zur allgemeinen Einführung ein« Fern sprecher», der derart vervollkommnet ist, daß wir ihn al» einen hygienischen bezeichnen können, noch geraume Zeitdauern. Ab« auf dem Woge dazu sind wir entschieden Kertti». ordnung. Um die Eisenbahn zu benutzen, müssen die Offiziere einen besonderen Erlaubnisschein haben. Da königliche Palais hat doppelte Wachen erhalten. Alls diese Anzeichen deuten darauf hin, daß dar Hof mit dem Ausbruch einer Revolution rechnet. Gin Ber liner Mittagsblatt verzeichnet ein Belgrader Gerücht!, wonach alle Gesandten und Konsuls fremder Mächte in Sofia beschlossen hätten, das Land zu verlassen. Da ist kaum glaublich, dafür aber umso kennzeichnender für die Auffassung, die man sich in Serbien, in nächster Nachbarschaft Bulgariens, von der kritischen Läge der Negierung in Sofia gebildet hat. Wenn König Ferdi nand in seiner Verlassenheit sich in die Erfahrungen vertieft, die ihm die KriogSjahre gebracht Haben, so wird er nichts bitterer empfinden als die Enttäu schungen, die ihm seine anfangs unbegrenzte Hoff nung auf russische Rückenstärkung bereitet«. E» ist seinerzeit ausgefallen, daß Bulgarien in seinen Un terhandlungen mit Rumänien zwar verhältnismäßig leicht dazu gebracht werden konnte, auf Silistria zu ver zichten, aber mit größter Hartnäckigkeit jede» wettere Zu geständnis ablehnte, und zwar gerade von dem Augen blick an, wo Danew aus Petersburg zurückkehrt«. Da kann nur mit den Zusicherungen zusammenhängen, di« Danew am Petersburger Hofe gemacht wurden. ES Wär« gar nicht Wunderlich, wenn man in Sofia auf Grund der Bericht« Danew» geglaubt hätte, sich daraus zu ver lassen, datz Rußland Rumänien nicht nur nicht gestatten werde, mehr al» Silistria zu fordern, stmdern ihm di«» sogar verbieten, e» aber auf keinen Fall zulassen Werve, seine Ansprüche mit Waffengewalt geltend zu machen. Dann Würde König Ferdinand von der Petersburger Di plomatie schmählich verraten und im Stich gelassen Wor den sein. in seinem bekannten Gutachten gefordert hätte. Wie Wer den nun König Ferdinand und seine Leute eS fertig bringen, das bulgarische Volk so zu beeinflussen, datz es die Ergebnisse des Bukarester und des Konstanti- Der sächsische Landtag tritt am 11. November nicheler Frieden- ruhig und geduldig hin- Montag» 22. September 1913. Nr. 220. S. Jahrgang. «tsnrich«»^ Nada». Mm«»», .»»»tn »«» «mbaimnammts» kann «»»!?» nicht a«l»>st«t ».»» »I* Mufaa»« »«. S«/»mtm A Muer Tageblatt ZW« Mzeiger für -as erzgebirg« 0NtM«a»r tz«» »n. »mm »t,N»l- ss mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. oft" UN» Nu.,a»«d-Um>, f»»i, SprrchsluuS» s«r rttöakttou mit ftlmnahm« »er Sonntag» nachmittag« 4—s Uhr. — T*l»gramm.ft-r»ff» r Tageblatt swr*rzg»birg». tzvmstrrcher SS. 'LWx za, unvnlaugt «lngtsaudt, Manuskript* kann -w>ah, nicht grlMtt ««Sm.