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n M 2 s Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Mit de« Beilage« »Neve Illustriertes »Mode «»d Hei«" Md .Der Kobold*. Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. MttMWS- Dirse Zeitung veröffentlicht die des Gemeinderates M WtzeM «ntlichM Bekanntmachungen M Ottendorf-Okrilla. sprach mck LiekE, »L« Nscha^rm», d« S-U»«« »d. RLÄPlhImig d. Kq»,ivriU«. V<« ,OtI«iid»rfn «rsch-üü Dt««- x tag, D»»kr,I»r «nd Soimabrsd. »Kd «Ä B«sU» » i«d«i M»na<» d-iom-t z-K-öen. I« AaK« HStcr«r v«»«ü (Kiirg »>. s-«A. " «-«lvvrlchn TtSnm,« »« DeMkd« d« L Lokal-Anzeiger für Ottendorf-OKMa und Gemeinde-Giro «Konto N« E Nummer ^8 Lreitag, den ^2. Lebruar ^926 25. Jahrgang. Amtlicher Lei!. Anträge aus Aufwertung von keichtanleiven, Sächsischen besten- u. Staatt- anleiben, sowiepreusr. honsukanlelben usw. können durch dir unterzeichnete Sparkassenorrwaltung reibung«. lo« nur noch bis 20. Februar bss. Ihr. erledigt werden. Es wird brsondrrs darauf aufmerksam gemacht, daß für die in Verwahrung gegebenen Papiere noch ausdrücklich Anträge zu stellen sind, im Unterlassungsfalls geht das Recht auf Aufwertung verloren. — Anträge aus Vorzugörenle sind bis -um gleichen Tage zu bewirken. — Für landwirtschaftliche Credit- und Pfandbriefe, Gemeinde- und Sladlanleihm be sieht zur Zeit die Notwendigkeit drr Anmeldung noch nicht. Sparkaffenverwattung Vltenaols-Okritta. OertlicheA und Sächsisches. Dttendorf-Gkrilla, den y. Februar zyes. — Bekanntlich hatte der Reichstag bei Beratung des Finanzgleichsgesetze« beschlossen, die Mieten im ganzen Reich spätestens ab 1. April 1926 auf die volle Friedeusmiete zu bringen. Wie jetzt gemeldet wird, bestrht »ach dem Wechsel im Reichsfinanzministerium an der maßgebenden Stelle die seste Absicht, im Reichstag das Inkrafttreten der Friedens- Miete erst für den 1. Juui 1926 vorzuschlagen. Es ist an zunehmen, daß dieser Beschluß angesichts der schlechten Wirt schaftslage weitester Volkrkretse vom Reichstag angenommen wird. Dar würde auch nach sich ziehen, daß die sächsische Gesetzesvorlage über die Erhöhung der Mietzinssteuer, die im Finanzministerium zur Zeit bearbeitet wird diesen Um ständen Rechnung trägt. Bon sozialdemokratischer Seite im Reichstag wird übrigens beabsichtigt, die Frirdensmiete erst ab 1. Oktober 1926 einzuführen, während die Kommunisten eine völlig ablehnende Haltung einnehmen. Dresden. Eine schwere Mordtat hat sich in der Nacht vom Montag zum Dienstag vor dem Grundstücke der Lehmannschen Buchdruckeret in der Rähnitzgaffe zuge tragen. Um 11 Uhr nachts begab sich der 35 jährige Rats- arbeiter Paul Hübner, hier, Rähnitzgaffe 25, zur Nachtarbeit. Beim Uebrrschreiten der Nähnitzgasse begegnete er einen Un bekannten, der aus bisher unaufgeklärter Ursache ohne weiteres einen Schuß aus ihn abgab. Hübner stürzte zu Boden und schrie um Hilse, worauf der Unbekannte nochmals aus ihn zueille und einen zweiten Schuß au» unmittelbarer Nähe auf ihn abgab, der den Tod herbriführte. Der Un bekannte ergriff hierauf die Flucht durch Obergrabeu und Hauptstraße nach dem Albertplatze zu und ist entkommen. Bon einer Person, die die Verfolgung ausgenommen hat, und von einem jungen Manne, wird er wie folgt beschrieben Etwa 20 Jahre alt, 1,65 groß, untersetzt, englisch ge schnittenen Schnurrbart, bekleidet mit grauem weichen Hut und grauem Regenmantel mit Gürtel oder Windjacke. Die Schüsse find au» einer Mehrladepistole, Kal. 7,65, abge geben. — Dienstag früh in der 2. Stunde hat sich an der Brühlschen Terrasse ein unbekannter, etwa 30 jähriger Mann erschossen. Er ist etwa 1,70 Meter groß, hat dunkelblondes Haar, kleinen blonden kurzgeschnittenen Schnurbart, länglicher Gesicht und als besonderes Kennzeichen eingedrücktes rechte« Auge. — Der Mord in der Rähnitzgaffe aufgeklärt! Die Kriminalpolizei halte von vornherein einen gewissen Ver dacht gegen den zurzeit erwerbslosen 25 jährigen Elektro monteur Paul Erich Brich, Schulgutstraße 12 wohnhaft, da dieser mit der Familie des Ermordeten verkehrte, mit dem ermordeten Hübner selbst aber auf gespanntem Fuße lebte. Brich wurde deshalb schon am Morgen nach der Tat sistiert und von der Kriminalpolizei eingehend vernommen, wobei indessen bei dem hartnäckigen Leugnen eine Ueber- sührung noch nicht möglich war. Schließlich gelang es der Kriminalpolizei, in Erfahrung zu bringen, daß Brich vor längerer Zeit in den Besitz einer Schußwaffe gekommen war. Er wurde darauf erneuert vorgesührt, stellte auch jetzt noch die Tat in Abrede, legte aber dann später ein umfassende« Geständnis ab, wonach er dem Hübner aufgelauert und mit voller Ueberlegung niedergeschoffeu hat. Al» Beweggrund seiner Tat gibt er an, daß er in Hübner einen „Schädling der menschlichen Gesellschaft und seiner Familie" gesehen habe. Brich hat sich stark mit politischen Dingen befaßt, wie auch aus zahlreicher in seiner Wohnung Vorgefundener kommunistischer Literatur hervorgeht. Darunter befindet sich u. a. auch die bekannte Broschüre von Felix Halle: „Wie verteidigt sich der Proletarier in politischen Straf sachen vor Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht?", nach deren Anweisung er zunächst sein Verhalten bei seiner poli zeilichen Vernehmung offenbar eingestellt hatte. Wie Unheil- voll Brich durch politische Verhetzung beeinflußt war, ergibt sich auch daraus, daß er, wie er angegeben hat, am ver gangenen Freitag nach Berlin gefahren iß, um dort „irgend einen RegirrungSvertreter" zu beseitigen. Die Schußwaffe, dis Brich zur Tat verwendet hat, konnte noch nicht herbei- geschafft werden. Er will sie hinter dem Zirkus in einen Schrebergarten geworfen haben; seines Hutes, der „L. L." gezeichnet war, hat er sich angeblich bei der Flucht in den Anlage der Hauptstraße entledigt. Großröhrsdorf. Nachdem erst im vorigen Jahre ein Gemeindsbeümter wegen Unterschleif« in der Stadtkaffe vom Amte entfernt werden mußte, wurde dieser Tage ein Verwaltungrassistent aus gleichem Grunde seine« Amte« ent hoben. Löbau. In der Kaserne des Aurbildungsbataillon» des 10 Infanterieregiments erschoß sich am Sonntagvor- Mittag auf seinem Z'.mmer der 25 jährige, ledige Unter offizier Heinrich Witzel mit einem Karabiner. Witzel stammt au« dec Provinz Sachsen. Der Grund des Selbstmordes ist noch ungeklärt. Dobra. Nachdem in letzter Zeit auch die Gemeinden Quersa, Linz, Altleis und Lenz neue Handdruckspritzen in Gebrauch genommen haben, wurde dieser Tage der Ge meinde Dobra die von der Firma Fladrr-Jöhstadt gelieferte kleine Motorspritze („Siegerin") mit 500 Liter Wasser in der Minute, nach erfolgter Abnahmeprüfung durch Herrn Branddirektor Nitsche-Großenhain übergeben. Döbeln. Der gefährliche Einbrecher Poller, der im Januar aus dem Chemnitzer Gefängnis entsprungen war und im Buchholzer Wald einen Diebrsunterstaud ei»gerichtet hatte, ist am Montag früh auf dem hiesigen Bahnhof ver haftet worden. Am Sonntagabend war er in den Gasthöfen zu Westewitz-Hochweitzschen zum Bockbierfest eingekehrt und nach Schluß der Gasthäuser durch ein Fenster eingestiegen. Eine reiche Brüte an Zigarren, Zigaretten, Schokolade und Liköre» fiel ihm in die Hände. Nach Entdeckung der Dieb- stähle wurde die Gendarmerie und Polizei aufgeboten, der e» gelang, den Verbrecher in Döbeln zu stellen. Limbach. Eia hier wohnhafter, von der Polizei ge suchter Ausländer, sprang, um der Verhaftung zu entgehen, in den Ltmbacher Teich und schwamm, voll bekleidet, der etwa 150 m entfernt liegenden Insel zu. Auf der Insel stürzte er zu Boden. Al« die Beamten auf der Insel an- kamen, war der Ausländer tot. Er hatte «inen Herzschlag erlitten. Grimma. Innerhalb von acht Tagen waren aus der hiesigen Gegend vier Schadenfeuer zu melden. Am An fang der vergangenen Woche brannte in B-rnbruch da« Liebetrautsche Gut bis auf da« Wohnhaus nieder. Da« nächste Feuer brach am Donnerstag in Keiselwitz au«, wo bei Scheune und Seitengebäude des Anwesen» des Guts besitzers Colditz zerstört Iwurden. Am Sonnabend brannte eine offene Feldscheune de« Gutsbesitzer« Bernhard Spar brod in Ballendorf nieder. In der Nacht zum Sonntag brach gegen 3 Uhr in Beierrdorf in der Scheune des Guts besitzers Tzi-p!y Feuer au«, dem tue massive Scheune voll ständig zum Opfer fiel. Verbrannt sind neben Stroh und Heu noch Wagen und eine Dreschmaschine. In allen Fällen kommt Brandstiftung in Frage. Markneukirchen. Zwei einfache Geschäftsleute von hier, die über die Bedeutung und Handhabung des Verkehrs nicht im klaren waren, ließen sich von einem Schweinehändler verleiten, ihre Namen auf Wechsel zu setzen und waren dann nicht wenig erschrocken, al» sie bei der spä'.ercn Vorlegung der Wechsel merkten, daß sie um 2500 und 7000 Mark geschädigt waren. Einen der Geschädigten traf der Verlust so schwer, daß er sogar jein Haus verkaufen mußt«. Im weitere« Zusammenhang mit diesen Fällen gehen vorläufig noch unkontrollierbare Gerüchte um, daß auch eine dritte Person sich zu Gutsagrn habe verleiten lassen und dadurch 32000 Mark eingebüßt hätte. Hemde der Menschheit. Wenn wir die Kultur- und Sittengeschichte aller Völker der Erde verfolgen, so finden wir überall mehr oder minder komplizierte Reizmittel, die entweder eiregungsfördernd oder betäubend zu wirken bestimmt sind. Der Weltkrieg und seine nervenzerrüttenden Folgen hat leider auch bei uns den Gebrauch von solcher Narkotika verschiedenster Art vor allem in den Großstädten heimisch gemacht. Ganz abge sehen davon, daß der Alkohol heute in deutschen Landen eine weit größer-^ Nolle spielt als vor dem Kriege, ist auch die Art seines Auftretens erheblich gefährlicher geworden. Wenn man früher vor allem im deutschen Wellen am herr lichen Rhein das köstliche Produkt deutscher Reben sich mun den ließ und mit Recht sang: ..Der Wein erfreut des Men schenherz!", wenn man an der Wasserkante das dunkle Rebenblut von Bordeaux bevorzugte, im weißblauen Bayern dem guten Biere .zusprach und im Nordosten des Reiches den beliebten „Ostpreußischen Maitrank", unter dessen harmloserer Bezeichnung sich ein steifer Grog verbirgt, den Vorzug gab, so haben heute die hochoradigen und kon zentrierten Älkoholgetränke, auf gut deutsch: der Schnaps, ob der nun Kognak. Likör oder wnst wie heißen mag. auf der ganzen Front gesiegt. Die Eier nach Nervenauspeit schung läßt den „modernen" Menschen zu immer stärkeren Reizmitteln greifen und so sind denn auch bei uns die Laster des Morphinismus, des Kokainismus (unter dem ..volks tümlichen" Namen „Koks" leider ganz besonders verbreitet!) und sogar des Aethereinatmens und des Opiumrauchens gar nicht mehr unbekannt. Diese Laster fordern jährlich un zählige Opfer auch in unserm Vaterlands. Harmloser er scheint uns das in letzter Zeit auch bei uns auf das schönere Geschlecht übertragene „Laster" des Rauchens. Gewiß gibt es auch auf diesem Gebiete Exzesse, dis zu dauernder Schädigung der Gesundheit führen können und der passio nierte Nichtraucher pflegt nur zu gern dem Raucher klipp und klar auszurechnen, welch in der Tat stattlichen Summen Geldes von ihm einfach in blauen Dunst verwandelt werden, die er anderweitig nutzbringender hatte anwenden können. Die hilfsbereite Statistik hat errechnet, daß es zur Zeit annähernd 480 Millionen Raucher auf dem Crdball gibt. Immerhin eine ganz schöne Zahl getreuer Anbeter des Gottes Nikotin. Der wegen seines weitaus schon verderb lichen Einflusses ungleich gefährlichere König Alkohol zählt „nur" eine Armee von 420 Millionen Gefolgleuten. Seins wiederum um einige Grade gefährlicheren Kollegen Opium und Haschisch haben immer noch 110 Millionen Freunde hinter sich. Opium, das Produkt eines Verfahrens, bei dem aus unreifen geritzten Mohnkapseln ein später zum Gerin nen und Trocknen gebrachter Mil^'aft gewonnen wird, wird vorzugsweise im fernen Orient, in Indien. China, aber auch in Kleinasien mit Tabak vermischt geraucht. Das aus der Medizin her bekannte Morphium, das in den euro päischen „Kultur"-Ländsrn leider auch eingespritzt als Nauschmittel benutzt wird, ist ein besonderes sog. alkalisches Präparat des Opium. In diese Gruppe gehört auch Kodein, wahrend das Kokain ein alkalisches Präparat aus den sog. Kokablättern, einem südlichen Strauchgewächs, darstellt. Das auf der nördlichen Halbkugel weniger bekannte Haschisch ist ein ähnliches aus Hanf hergestclltes Substrat, das eben falls beim Rauchen in die Atmungsorgane eingesuhrt wird Und wie alle anderen vorhergenannten Rauschmittel Nervenstörungen schlimmster Art Hervorrust. Wie harm los erscheint gegen diese Giftrausche aller Art die ..L-idsn- schast" des Schnupfens, dem 75 Millionen Menschen huldi gen oder gar die des Tabak Kauens oder Priemens, die auch noch etwa 56 Millionen Freunde hat Bedenklicher, doch für uns nicht von Bedeutung ist das im Orient ver breitete Laster des Betelkauens, dem sich 30 Millionen Menschen Hingaben. Gegen dis aesahrbringends Verbrei tung aller derartiger Laster Hilst nur weitgehende Auf klärung. Die Verfolgung mit gesetzlichen Mitteln bat, wie Mün aus dem manchmal groteske Normen annebmeuden Abstinenzkampf in den Vereinigten Staaten lernen kann, selten den gewünschten Erfolg Auch dis polizeiliche Ver folgung der „Koks"-^ch'rlmr «"d K^Ker" der Kokain schnupfer in den Großstädten bot den Gebrauch des furcht baren Mittels nur einschranken, nichr ausrotten können. Die Einlieserungsstatistik in den Irrenhäusern redet da eine entsetzliche Sprache. Hierzu eine Beilage.