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UNg. Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Di« ,O««atorter Zeitung' ««scheint Diens- lj tag, Donnerttag und Sonnabend. N B«zug*»Vr«i»: BietteljShrlich LM Mark, ff Auftellnng durch die Boten >,— Mark. Im Falle h-hcrer Gewalt sKrieg od. sonst. »1 ilgendwelcher Störungen der Betriebes der " H«*»ng, der vieseramen od. d. Besorderuna», ««ichinngni) hat der B«««h«r keinen Ä- aas Lieferung oder Rachlteierung Lei od.<msBü<k,ahl»»g d.B«zu»»pe»dse« U) AilzeigeblaN jernsprech-Anschluß: Amt Dermsdorf b. Dr. Nr. Zs. Postscheck-Äonto: Leipzig Nr. 29(48. Schriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Xttzle, G»»G-DkiM>» , - ——' — " :—— "7— Nummer 3 Freitag, den 9 Januar 1920 19. Jahrgang. K» n Lohn ges-chk- 1 in der latte«. 8 arvkere e« ge- -schästS' eten. lel s lüse bau taufe«, leiser. 10«». Amtlicher Teil. Petroleum für Zaudwirtschast uud Keimarbeiter. Petroleumkailen für Monat Januar können Freitag, den 9. dss. Mts. vormittags 8-12 Uhr im Gemeindeamt abgeholt werden. Das Leuchtöl kann sofort im Geschäft von E. Küttner entnommen weiden. Htteudorf-Wsritzderf, am 7. Januar 1920 Der GemeindevorÜsnd. Neuestes vom Tage. — Die gefährdete Brotoersorgung. In der Be sprechung der Lertceter Groß-Berlins mit dem Reichskanzler, dem ErnährungSminifter und anderen Reichs- und StaatS- vertretern, die am Montag stattfand, sind von der Re gierung beruhigende Erklärungen über die Volksernährung der nächsten Zeit abgegeben worden. Die Reichöregrerung rechnete sich aus, daß wenigstens bis Mitte Februar mü einer ausreichenden Belieferung der Gemeinden mit Brot getreide gerechnet werden könne. Aber leider steht diese Kalkulation auf schwachen Füßen. Zunächst ist darauf Hin zuwersen, daß auf erheblichere Zufuhren von Kartoffeln in den nächsten Wochen überhaupt nicht zu rechnen ist. An Stelle der ausfallenden oder doch sehr verminderien Kartostel- rationen muffen also Ersatznährmittel gegeben werden, die das verfügbare Brotgetreide noch weüer schmälern helfen. Denn tatsächlich verfügt die Reichsgelreideftelle über einen Vorrat, der nicht viel weiter als 14 Tage ausreicht. Sre glaubt sich nun allerdings darauf berufen zu köniren, daß die Gemeinden noch biS zum 1b. Januar vorbeliefert seien, und sie weift weiter darauf hin, da« täglich etwa 2000 bis 3000 Tonnen eingehen — eine Menge, die aber nur den vierten Teil des Tagesbeoarf« ausmacht. Nimmt man alle diese Momente zusammen, so kommt man nur bi« zur ersten Februarwoche. Die notwendige Folgerung in dieser schwierigen Lage ist die möglichst restlose Erfassung des noch vorhandenen Getreides. Hier bedeutet jeder verlorene Tag emen unwiederbringlichen Verlust, weil sich das Getreide durch Verfütterung, durch den Schleichhandel und nicht zuletzt durch Verschiebung über die undichten Grenzen immer weiter vermindert. — Katastrophaler Kohlenmangel in Berlin. Wegen Nichtbelieserung mit Kohle ist die Weserwerfr gezwungen, bl» zur Wiederbelleferung Mit Brenn - Material ihren Betrteb umgehend zu schließen. Da nur 600 Arbeiter mit Reparaturen beschäftigt werden können, fallen etwa 6000 Arbeiter der Erwerdslosenunterstützung anheim. Es besteht Gefahr, daß weitere große Werte den Betrieb ein- fchränten oder gar schließen müssen, wodurch weitere Arbeiter erwerbslos würden. — Die Direktion der Siemensweike sowie der Siemen«- Schuckert A.-G- hat sich gezwungen gesehen, infolge der eingelretemn Kohlenkalamität ihren sämtlichen Arbeitern am Dienstag früh bekanntzugeben, daß der Betrieb bi» aus weiteres eingestellt werden muß. Die Werksleitung hat schon vor acht Tagen die zuständigen Kohlenstellen darauf aufmerksam gemacht, daß ihre Heizvorräle zu Ende gehen, für keinen Fall über den 5. Januar hinaus zur Aufrecht erhaltung de« Betrieber langen werden. Bel den anderen Groß-Firmen steht e» nicht viel besser aus. Ludwig Loewe Lr Eo. A.-G. haben bekanntlich am 30. Dezember ge schlossen, und bi» heule ist es nicht möglich gewesen, für diesen Betrieb genügend Kohlen heranzuschaffen, und auch hier feiern jetzt immer noch 3000 Arbeiter. Die meisten von ihnen find in der Zwischenzeit bei der Erwerbslosen fürsorge eingetragen worden und beziehen Arbeitslosen unterstützung. Für die Arbeiter sind diese Kohlenferien um so empfindlicher, al« sie Erwerbslofen-Umerstützung erst nach einer sech-tägigen Karenzzeit erhallen. — Im Eisenbahndtrektlonsbezirk Elberfeld find am Dienstag morgen die Arbeiter auf einer ganzen Reche von Bahnhöfen, so Elberfeld, Düsseldorf, Hagen in den Streit getreten. Der Bahnverkehr ruht fast völlig. Im Güter verkehr kann nur die Lebensmittelbefürderung aufrechterhalten werden — Der Stand der Berliner Tarisverhandlungen zwischen den Eifenbahnern und der Regierung ift noch immer derselbe. Inzwischen haben die Arbeitnehmer neue beträcht liche Forderungen erhoben, wodurch di« Verhandlungen eine neue Erschwerung erfahren haben. Luch die Eisenbahner bewegung im Reiche hat inzwischen, wie man erfährt, zu- aenommen. In Frankfurt a. M- verharren die Arbeiter der Werkstätten noch in der passiven Resistenz. In Köln wirb dagegen nirgends gestreikt noch passive Resistenz geübt, doch ist zu bemerken, daß die Erregung unter der Arbeiter schaft zunimmt — Im Gegensatz zu den fortlaufenden Havas- meldungen, die genaue Einzelheiten über die angeblichen Abmachungen zwischen Herrn von Lersner und dem Obersten Rat enthalten, ist man in Berlin an amtlicher Stelle nach wie vor außerordentlich schweigsam. Es wird lediglich mitgeteilt, daß die Pariser Verhandlungen einen ruhigen Fortgang nehmen, sodaß die endgültige Unter zeichnung des Ratifikations-Protokoll« in wenigen Tagen möglich sei. Auf einen bestimmten Tag will man sich dabei noch nicht festlegen. Vor allem werden sämtliche Einzelheiten zurückgehalten, die zur Nachprüfung der fran zösischen Behauptungen notwendig sind — In der neutralen Zone, besonders in Frankfurt selbst, treiben, wie milgeteilt wird, die Franzosen seit einigen Tagen eine umfassende Propaganda für die Fremdenlegion. Zahllose Werber (buchstäblich) machen sich an junge Leute, die vorwiegend stellenlos find, heran und suchen sie unter dem Vorwande, daß sie gegen den Bolsche wismus kämpfen sollten, zu werben. Die Burschen werden betrunken gemacht und dann in sinnlosem Zustand nach Mainz geschafft, von wo sie in Sammeltransporten weiter- befördert werden. In den vorigen Wochen wurden hier vier junge Leute auf diese Weise geködert. Als sie am anderen Morgen erwachten, befanden sie sich in einer Mainzer Kaserne mit zahlreichen Leidensgefährten zusammen. Einem der jungen Frankfurter gelang es, wieder nach Frankfurt zu entkommen und hier sofort Mitteilung bei der Polizei zu machen. Der junge Mann hat bei der Polizei berichtet, daß in diesen Tagen wieder ein Transport von 37 jungen Deutschen, die durch List betört wurden, aus Mainz abginge. Wie weiter berichtet wird, wird die französische Provaganda in ausgedehntem Maße auch unter den aus dem Battrkum zuiückgelehrten jungen Leuten ge- trieben. Die Werbearbeit geht hier bereits ungeniert auf der Straße vor sich. Die Fäden der französischen Werbe- organisatton lausen angeblich im Quartier der in Frankfurt stationierten Vervinoungsofftziere zusammen. Wenigstens erklärten verschiedene junge Leute, die den französischen Häschern später entkommen find, daß fie sich im Hause T-mnuSanlage 9, dem Sitz des sranzösischen Verbinoungs- komm ssariais, melden mußten. Der Hauptwerber soll der Dolmetscher des französischen Abschnillskommanvanten, des Kapitäns Pomarede, Max Degener sein. Neben diesem kommt noch sein Bruder Rudolf Degener m Betracht, welcher auch als Dolmetscher im Dienst des französischen Abschnittskommandanten steht. Die Franzosen haben an geblich sogar erklärt, daß Frankreich nach dem Friedens- Vertrag das Recht habe, im besetzten Gebiet und in der neutralen Zone für die Fremdenlegion zu werben, und doß es dieses Recht auch ausüben werde. Oertliche» und Gächfisches. Dttendorf-Vkrilla, dm 8. Januar ,920. — Von den sür die Amtshauptmannschast Dresden- Neustadt einschl. der Stadl Radeberg auf die Zeit vom 21. Dezember 1919 bis 17. Januar 1920 ausgegebenen Näh-mitlelkarten werden beliefert: Abschnitt 32 der gelben Karte H. mit 250 gr Kindergersteamehl und 125 gr Zwieback, Abschnitt 32 der roten Karie L mit 250 gr Grieß und 125 gr Perlsago, Abschnitt 32 der grünen Karte L mit 125 gr Rei», Abschnitt 32 der blauen Karie v mit 125 gr Teigwaren. Die Anmeldung für diese Belieferung hat seitens der Verbraucher spätestens bis zum 9. Januar 1920 in einem Kleinhandelsgeschäft zu erfolgen. — Eine Mietsteuer für das ganze Reich? Unter den neuen Sleuervorlagen, mit denen das deulfche Volk im neuen Jahre beglückt wird, soll sich, wie man Hörl, auch eine Rerchsmietsteuer befinden Viele Gemeinden Haden sie seit Jahren eingeführt. Nun null das Reichsfinanz- mimfteuum auch diese Steuer an sich ziehen. Welche Be stimmungen sie im einzelnen bringen wird, ist unbekannt. Jedenfalls steht eine entsprechende Vorlage aber unmittelbar bevor, Von ihrem Inhalt will die sächsische Regierung, wie verlautet, auch z. B, ihr eigene« Vorgehen in der Frage der Verhinderung unbegründeter Mietsteigerungen ab- hängig machen. — Auch Sachsen gegen den Depotzwang für Wert- Papiere Der baprische Handelsminister hat sich bekanntlich im LandlagSausschuß scharf gegen den Depotzwang für Wertpapiere ausgesprochen und angekündigt, daß er eine baldige Aufhebung der betreffenden Verordnung bei der Reichsregierung beantragen werde, da das Gesetz über den Generalpardon mit seiner Androhung der Konfiskation nicht deklarierter Wertpapiere viel wirkungsvoller sei, al» der Depotzwang mit seinen Umständlichkeiten und Kosten, die namentlich kleine Wertpapierbefitzer schwer treffen. Wie Dresdner Blätter hören, wird Bayern bei diesem Vorgehen unter den Bundesstaaten nicht allein bleiben. Ihm dürste sich in aller Kürze Sachsen anschließen. — Das in so vieler Hinsicht denkwürdige Jahr 1919 ist jedenfalls für den Briefmarkensammler da» denkwürdigste, dos er bisher erlebt hat. Niemals sind vorher auch nur annähernd so viele und so verschiedenartige Marken autge- geben worden und die Zeitgeschichte spiegelt sich sehr deut lich in den Postwertzeichen der Völker. Mehr als 2500 verschiedene Marken sind während der letzten zwölf Monate ausgegeben worden, und so manche dieser Marken sind von einem Typ, wie er bisher den Briefmarkensammlern un- bekannt war. Radeberg. Dieser Tage wurde sämtlichen Ange stellten und Arbeitern des Feuerwerkslaboratoriums gekündigt. D <s Werk ist von einem Konsortium erworben worden, zu dem u. a. die Firmen Jaeger öc Rothe, Leipzig, sowie Siemens und Schuckertwerke, Berlin, gehören. Nach dem abgeschlossenen Vertrag werden 800 Angestellte und Arbeiter von den neuen Besitzern übernommen. Da» Werk hofft nach Verlauf eine- Jahres ca. 2000 Arbeiter beschäftigen zu können Zittau. Die im Durchgangslager Groß-Poritsch und in der hiesigen König-Ludwig-Kaferne untergebrachten Oft- truppen gefährden durch ihr Benehmen sowie vor allen durch Verkauf von in ihrem Besitz befindlichen Schußwaffen die allgemeine Sicherheit und versuchen, den Staat durch Ver kauf von Pferden und Ausrüstungsgegenständen in feinem Eigentum zu schädigen. Zur Wiederherstellung ordnungs mäßiger Zustände im Durchgangslager sind am 5. Januar früh 5 Uhr vom Wehrstreifkommando 4 Reichswehrtruppen nach Zittau herangezogen worden. Im Grotz-Poritscher Durchgangslager befinden sich zurzeit noch etwa 2000 Mann. Zu ihnen gesellten sich dann eine große Anzahl Frauen und werblicher Angestellten. Nun wurde das Durchgangs lager von etwa vier Kompanien der Reichswehrtruppen be setzt, die das Kommando übernahmen und die Baltikum» truppen ohne irgend welchen Zwischenfall entwaffneten. Neustadt i. Sa. Der Raubmord an dem 60 Jahre alten Fräulein Laura Reuter in Langburkersdorf, das dort in dem alten Steuereinehmerhause allein einen Handel mit Schnittwaren und Bettfederu betrieb, geht einer Aufklärung entgegen. Die Vermurung, daß die Täter jenseits der Grenze in Schmugglern zu suchen find, bestätigt sich. Ver haftet wurden bisher der 32 Jahre alte M. Rasche und der 19 jährige W. Protze aus Lodendau. In Frage kommt noch der 21 Jahre alle Bäcker G- Baumgartl aus Loben- bau. Oschatz. Ein Schleichhändler wurde auf dem hiesigen Bahnhof verhaft et. Es wurden ihm 20 Stück Kutter, 150 Stück Eier und 4 Hühner abgenommen. Glauchau. Ein Ankäufer von Silber- und Gold münzen, der sein Gewerbe öffentlich angezeigt hatte, wurde in einem hiesigen Fremdenhof festgenommen. Er hatte be reits sür 4000 Mark Münzen angekauft. — Ern von einer auswärtigen Militärbehörde wegen Unterschlagung steckbrieflich verfolgter Kandidat de« Prediger- amtes, der hier unter dem Namen von Platen auftrat, wurde von der hiesigen Polizei festgenommen. Beierfeld. Bei der Verfolgung eines angeschoffenen Hafens stürzte der 17 jährige alte Handelsschülers Deüore« von hier, Sohn des Gastwirtes D. daselbst, in das Schwarz- wasser und ertrank Zwickau. Wegen Uebersüllung der Landesstrafanstalt wurden 200 Gefangene nach der wiedereröffneten Lande», anstatt Hoheneck übergesührt. — In einem hiesigen Gasthofe wurden nacht» zwei fette Schweine, zwei Gänse und vier Enten gestohlen und am Tatorte abgeschlachtet.