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E M M W WWW W W W M W W W Wz Wk W M MW 'M M U U MdI MI U MM U I M» M MS MF UMM » V Viv V U I V « wM« V w Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Was »Wilrdruffer TaoedlattE erscheint an allen Werktagen nachnnttags 5 Uhr. »e-uv*prei»: Bei Abholung in der GefchSftrftelle und den «uogobestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 RM., bei Poftbestellung ? zuzüglich Abtrag- « * n — .. . gebühr. Einzelnummern ^rpfg.AllePoftanstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend Postboten und unsereAus. trllgerund Geschäftsstellen — —————— nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. In»Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung b« Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesaudter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 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Telegr.-Ädr.: »Amtsblatt» Wilsdruff- Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 17 Oktober 1827 Ser Kampf um das Reichsschulgeseß Von einem Parlamentarier. Das Reichskabinctt befaßte sich mit den Beschlüssen deS RcichsrMs zur Besold nngsordnung. Es wurde beschlossen, in einigen Punkten, in welchen der ReichSrat von der Regierungsvorlage abweichende Be schlüsse gefaßt hatte, dem Reichstag eine Doppelvorlage zu unterbreiten. Insbesondere wird die Reichsregierung entgegen dem Beschlusse des Reichsrats, an der Ausfassung festhalten, daß am Finanzausgleich im gegen wärtigen Zeitpunkt nichts geändert werden kann. Angesichts der Tatsache, daß der Reichsrat den Schulgesetzentwurs abgelehnt hat, beschloß das Reichs- labinctt die Vorlage des Schulgesetzes an den Reichstag gemäß Artikel 69 der Rcichsversassung in der unvcrän derten Form des Negierungsemwurfs. Besoldungsgesetz wie Schulgesetz gehen dem Reichs tag unverzüglich zu. Daß die parlamentarische Auseinandersetzung über den Reichsschulgesetzentwurf nicht leicht sein würde, haben auch die Regierungsparteien gewußt. Im merhin war es doch eine Überraschung, daß der Reichsrat in seinem Bestreben, den Entwurf abzuändern, eigentlich das Gegenteil erreicht hat. Die verschiedenen Beweggründe, die die Mehrheit des Reichsrates dazu veranlaßten, sogar gegen die preußischen Vorschläge zu stimmen, haben dazu geführt, daß nun dem Reichstag nicht eine Doppelvorlage, sondern der alte Entwurf der Neichs- regierung vorgelegt wird. Es verlohnt, einen Augenblick bei der gegenwär tigen parlamentarischen Situation zu ver weilen, weil es im parlamentarischen Leben Deutschlands unter der neuen Verfassung eine derartige Situa tion noch nicht gegeben hat. Gewiß sind Fälle vorgekommen, daß der Reichsrat irgendwelche vom Reichs- tag beschlossenen Gesetze mehr oder weniger erheblich ab- geandert hat. Auch umgekehrt ist es wiederholt geschehen, daß der Rerchsrat Gesetzentwürfe genehmigt hat, die vor her ihm in ganz anderer Form vorgelegen haben und von ihm gebilligt wurden, vom Reichstag aber dann ein schneidend abgeändert worden sind. Wenn wirklich nun der Reichstag den Keudellschen Entwurf selbst oder nur mit unwesentlichen Abänderungen annimmt, so ist wohl sicher damit zu rechnen, daß der Reichsrat seine Zustim mung nicht gibt. Eine Zweidrittelmehrheit, die diesen Einspruch unwirksam machen würde, ist im Reichstag nicht Au erzielen, so daß nur das letzte Mittel, nämlich die Volksabstimmung, übrigbleiben würde. . Selbstverständlich würde eine Politik der Reichs- Legierung, die rücksichtslos den Keudellschen Entwurf durchsetzen und damit eine solche Volksabstimmung herbei führen würde, damit rechnen müssen, diese Auseinander setzung auch als Anlaß zu nehmen, den Reichstag aufzulösen und eine Neuwahl herbeizuführen. Die Einwände, die von der Deutschen Volkspartei gegen den Keudellschen Entwurf vorgebracht werden, können es aber nicht unmöglich machen, daß durch ein Entgegenkommen der anderen Koalitionspartei ein etwas abgeänderter Entwurf seitens der Mehrheit des Reichstages beschlossen wird, dieser Beschluß aber die Zustimmung des Reichsrats nicht findet. Zweifellos wird aber der Deutschen Volkspartei diese Brücke gebaut werden, weil sich weder das Zentrum noch die Deutschnationalen dagegen sträuben, in der Frage der Simultanschule den Anschauungen der Deutschen Volkspartei entgegenzukommen. Man weiß, daß hier über Verhandlungen bereits zu einer gewissen Einigung geführt haben. Die Reichsregierung will demgemäß auch den Schulgesetzentwurf unverändert dem Reichstage vorlegen, doch ist damit zu rechnen, daß im Lause der Beratungen zwischen den Regierungs parteien eine Einigung erzielt wird, der die Mehrheit des Reichstages zustimmen wird. Freilich wird die Beratung hierüber nicht ganz leicht sein, wird Zeit erfordern, aber Man hofft doch, während der Wintertagung zum Ende Zu kommen. Man kann es vielleicht bedauern, daß gerade eine der artige Sache, wie es der Neichsschulgesetzentwurf ist, die Regelung der Kindererziehung, zum Gegen stand verzwickter Parteiverhandlungen gemacht werden muß. Hinzu kommt, daß die Reichs regierung hierüber auch in eingehende Verhandlungen mit den Ländern wird treten müssen, zumal die Interessen und Anschauungen gerade bei diesen sehr weit auseinander gehen. Der Hauptträger des Widerstandes gegen den Keudellschen Entwurf ist die preußische Regierung, also eine Koalitionsregierung. Und dort ist das Zentrum be teiligt, das im Reich den Entwurf der Regierung unter stützt. Innerlich ist es Gegner einer weiteren Bevor zugung der Simultanschule, also gerade des springenden Punktes. Es kann in Preußen seinen Einfluß auf die gleichfalls in der Negierung sitzende Sozialdemo kratie benutzen, um die Mehrheit des Reichsrates zu einer anderen Stellungnahme zu veranlassen. Man hat in der Zentrumspartei Wert darauf gelegt, nicht verheimlichen zu losten, daß die Zentrumsmitglieder des preußischen Kabinetts überstimmt worden sind. Hier liegt vielleicht °er Ansatz zu einem Mittelweg, wie er übrigens in Baden "Uch schon gefunden ist, den zu beschreiten aber die Mehr- vrct des Reichsrats vorläufig noch abgelehnt hat. Ill Mord M dm MMm WM» in Prag. Ein Mord aus politischen Gründen. Der kürzlich für Prag ernannte albanische Gesandte Cena Beg Kryeziu, gleichzeitig albanischer Gesandter in Belgrad, ururde im Cafs Passage am Wenzelsplatz in Prag das Opfer eines Attentats. Ein junger Mann stürzte sich in dem Augenblick, als der Gesandte in der Garderobe seinen Mantel holen wollte, auf den Gesandten und gab ans Unmittelbarer Nähe einen Revolverschutz auf ihn ab. Der Gesandte brach sogleich zusammen. Tas Publikum, das sich auf den Täter gestürzt hatte, über gab ihn der Polizei. Der Gesandte wurde von der Rettungsstation sofort in ein Krankenhaus übergeführt, ist aber auf dem Transport dorthin gestorben. Der Attentäter ein 23jähriger Student. Zu dem Anschlag auf den albanischen Gesandten werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Der Täter be suchte bereits seit drei Tagen das Caso Passage. Am Tage des Attentats hatte er unmittelbar am Eingang des Casos in der Nähe der Garderobe Platz genommen. Der Gesandte saß im ersten Stock des Kaffeehauses. Unmittelbar vor Ver übung der Tat trank der Täter drei Kognaks. Nach dem Attentat übergab er den Revolver dem Oberkellner und den Reisepaß dem ihn verhaftenden Schutzmann. Der Täter spricht französisch, italienisch und deutsch. Augenzeugen des Attentats erklären, daß der Angreifer auf Cena Beg zweimal, und zwar von rückwärts geschossen hat. Nach der Tat benahm sich der Täter vollkommen ruhig; er wurde sofort dem nächsten Polizeikommissarkat zugeführt, wo er einem Verhör unterzogen wurde. Bei dem Verhör er klärte er, Algiviadh Bebi zu heißen und im Jahre 1904 in Elbassan in Albanien geboren zu fein. Er sei Student. Auf die Frage, warum er das Attentat verübt habe, ant wortete er, die Motive seienpolitischer Natur. Er habe Cena Beg erschossen, weil dieser seine Heimat Albanien «»Jugoslawien verkaufen wollte. Nach dem Verhör im Polizeikommissariat wurde Bebi in die Polizeidirektion übergeführt, wo das Verhör fortgesetzt wurde. Die Tat hat in Prag große Erregung hervor- gerusen. Große Menschenmassen versammeln sich in der Nähe des Cafes, in dem der Mord begangen wurde. Die Persönlichkeit des Getöteten. Der ermordete Gesandte Cena Beg hat ein Alter von 32 Jahren erreicht. Er wurde in Djakowo als Sproß eines der angesehensten Adelsgeschlechter Albaniens geboren. Sein Vater wär erster Adjutant am Hofe des türkischen Sultans. Cena Beg ist der Schwager des albanischen Staatspräsidenten Ächmed-Bei Zogu; er hat dessen Schwester zur Frau. Bis zum März dieses Jahres herrschte zwischen Achmed-Bei und Cena Beg engstes Ein vernehmen. Äls Achmeds Politik während des Jahres 1926 stark in italienisches Fahrwasser geriet, wurde Cena Bea als albanischer Gesandter aus Tirana nach Belgrad abgeschoben. Hier geriet er allmählich in immer stärkeren Gegensatz zu dem albanischen Staats präsidenten, da er dessen italophile Politik nicht mitmachen wollte. Achmed ließ ihm mehrfach Schreiben zukommen, in denen er seinem Schwager die Entrüstung über dessen südslawenfrenndliche Haltung zum Ausdruck brachte. An läßlich der italienisch-südslawischen Spannung im Früh jahr dieses Jahres kam es zwischen Achmed und Cena zum offenen Bruch. Einer wiederholten Aufforderung, nach Albanien zurückzukehren, kam er nicht nach, da er dort wegen seiner politischen Einstellung zugunsten Süd- slawiens für sein Leben fürchtete. Nun hat ihn auch in oer Fremde die tödliche Kugel getroffen. Die Vernehmung des Gesandtenmörders. Der Mörder des Gesandten Cena Beg, der Student Algiviandh Bebi, wurde in das Landesstrafgericht über geführt. Seine Vernehmung ergab, daß er seit sechs Jahren in dem römischen Collegio di Monte Mario studierte. Er war ein fleißiger Leser aller möglichen Schriftsteller, aus denen er eine pessimistische Lebensanschauung geschöpft haben will. Er stammt aus einer armen Familie, und da ihm das karge Stipendium der albanischen Regierung nicht genügte, sei er ans Nom in seine Vaterstadt Elbassan zurückgekehrt. Dort hätten ihn Gedanken über das Schick sal und die Not seines Vaterlandes beschäftigt. Da er die Hauptschuldigen dafür in Cena Beg und der gegen wärtigen Regierung erblickte, habe er den Vorsatz gefaßt, Cena Beg zu beseitigen. Er fuhr ihm nach Belgrad und, als er ihn dort nicht antraf, nach Prag nach, wo er sich im Hotel „Balkan" einmietetc und gar keinen Verkehr hatte. Er versuchte, zu Cena Beg zu gelangen. Er ver schaffte sich nun eine Photographie des Gesandten aus einem illustrierten Blatte und folgte ihm in das Cafs Passage, wo er ihn mit einem gewöhnlichen Trommel revolver uiederschoß, den er sich bereits vor drei Jahren verschafft hatte, als er sich nach dem Tode seines Vaters mit Selbstmordgedanken getragen hatte. Die Leiche Cena Begs wird in das gerichtsmedizinische Institut gebracht, wo sie obduziert werden wird. Wegen des Begräbnisses wartet man die Dispositionen seines ans der Reise von Belgrad nach Prag befindlichen Bruders ab. Der tschechoslowakische Außenminister Dr. Benesch hat der albanischen Negierung aus Anlaß der Ermordung des Gesandten Cena Begs das Beileid ausgesprochen. erlitt schwere innere Verletzungen. und Ohne Rücksicht daraus wird aber der Reichstag nicht allzuviel Zeit brauchen, um einen gangbaren Mittelweg vorzuschlagen, hat sich doch der Bildungsausschuß des Reichstages seit nicht weniger als sechs Jahren mit den verschiedenen Reichsfchulgesetzentwürsen befaßt, so daß sich längere Auseinandersetzungen erübrigen. Wenn aber die Dinge wirklich hart auf hart stoßen sollten, so bleibt eben nichts anderes übrig, als das Volk selbst in dieser Frage entscheiden zu lassem um Hilfe flehte, und bis zum letzten Augenblick bei vollem Be wußtsein wer, nicht aus seiner Lage befreien. Ein anderer Feuer- wehrm^nn, der einen an einem Mauervorsprung des Daches hängenden Knaben retten wollte, stürzte drei Stockwerk tief ad Dsr GüHamerikasiug geglückt. Fliegertreffen auf den Azoren. Die beiden französischen Flieger Coste und Le Brix, dis von St. Louis (Senegal) aus mit dem Apparat „Nun- gefscr-Colli" gestartet sind, trafen nach 20 Stunden in Port Natal (Brasilien) ein. Auf demselben Wege, den die Franzosen genommen haben, nämlich Afrika—Südamerika, sind bereits die Portugiesen de Beires und Coutinho, der Spanier Mello Franco und der Italiener de Pinedo über den Ozean gelangt. Sie hatten allerdings Wasserflugzeuge, mit denen sie unterwegs Zwischenlandungen vornahmen, während die Franzosen in direktem Fluge mit.einer Landmaschine die Strecke von etwa 3500 Kilometern zurückgelegt haben. Die Überquerung des Ozeans auf der südlichen Route ist bedeutend leichter als auf der nördlichen, weil die Wind- und Wetterverhältnisse in der heißen Zone günstiger sind. Die Piloten der „American Girl" haben sich mit dem holländischen Dampfer „Varendrecht" nach Horta auf den Azoren begeben und trafen dort mit den Insassen des Karte zum Etappen-Ozcnnflug. Junkers-Flugzeuges „D. 1230" zusammen. Der Jub! der,Bevölkerung in Horta, das jetzt im Mittelpunkt der Schloß Wog «jererBrmt Mehrere Todesopfer. Augsburg, 17. Oktober. In dem aus dem 16. Jahr hundert stammenden Schloß Affing, das dreißig Kilometer von Augsburg entfernt liegt und dem Freiherrn v. Gravenreuth ge hört, brach am Sonntag, wahrscheinlich infolge eines schadhaften Kamins, ein Eroßfeuer aus, gerade als der Schloßherr mit seinen Iagdgästen bei Tisch sah. Innerhalb kurzer Zeit stand der ganze Dachstuhl in Flammen. Während der Ausräumungsarbeiten im Mansardenstock, an denen sich etwa vierzig Personen beteiligten, stürzte plötzlich der Schloßturm, der zugleich als Hauptkamin diente, ein. Um sechs Uhr abends wurde auch das erste Stockwerk von den Flammen ergriffen. Um 10 Uhr abends, als man die Rettungsarbeiten für mehrere noch im Schloß befindlichen Per sonen fast vollendet hotte, stürzte die Decke des ersten Stockwerkes ein, so daß man die Rettungsarbeiten aufgeben und die Unglück lichen ihrem Schicksal überlasten mußte. Insgesamt fanden fünf Personen bei dem Brande den Tod, während zehn Personen schwer verletzt wurden. Eine Reihe Personen erlitt Nervenzu sammenbrüche. — Gegen Mitternacht wütete das Feuer mit un verminderter Kraft sott und hatte bereits das ganze Schloß in Flcmmen gehüllt. Es besteht die Gefahr, daß das Feuer noch auf die Wirtschaftsgebäude übergreist. Aus Augsburg und Um gebung sind die Feuerwehren zur Lösch-rbeit herbeigeeilt. Er schütternd sind die Einzelheiten der Katastrophe. So mußte ein Feuerwehrmann, der bis zur Brust Wischen den Trümmern des eingestürzten Turmes eingeklemmt war, bei lebendigem Leibe ver brennen. Vier Kameraden tonnten den Bedauernswerten, der